Zum Inhalt springen

Pfalz Paderborn

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 28. Juli 2019 um 19:03 Uhr durch AxelHH (Diskussion | Beiträge) (Geschichte). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.

Die Pfalz Paderborn war eine vom 8. bis zum Ende des 10. Jahrhunderts bestehende Königspfalz in Paderborn.

Geschichte

Im Zuge der Sachsenkriege errichtete Karl der Große 776 die urbs Karoli (Karlsburg) an den Quellen der Pader. Bei dieser ersten Befestigung dürfte es sich um eine Holz-Erde-Konstruktion gehandelt haben. Sie diente den Franken als militärischer Stützpunkt im Gebiet der Sachsen und zu deren Christianisierung. Innerhalb der Befestigungsanlage wurde die 9 Meter × 20 Meter große Salvatorkirche errichtet. Die Karlsburg spielte eine bedeutende Rolle bei der gewaltsamen Eingliederung der Sachsen in das Frankenreich. Bereits 776 wurden hier Sachsen getauft, vermutlich in der Pader. 777 fand auf der Karlsburg die erste fränkische Reichsversammlungen auf sächsischem Boden statt. 778 zerstörten die Sachsen die Anlage. Die Stelle wurde danach Paderborn genannt. Es ist bekannt, dass sich Karl der Große während der andauernden Sachsenkriege 783 nach Paderborn zurückzog und auf Verstärkung aus dem Frankenreich wartete.

Später ließ Karl der Große die Befestigung als Domburg mit den Ausmaßen von etwa 280 × 250 Meter wieder aufbauen. Geschützt wurde sie durch eine 1,5 Meter starke Kalksteinmauer, der eine Berme und ein Graben vorgelagert waren. Im Inneren befand sich die Pfalz mit der Königshalle von 31 Meter Länge und 10 Meter Breite als repräsentativer Bau. Neun Aufenthalte von Karl dem Großen in der Pfalz und im Paderborner Raum sind bezeugt. Sie fanden in den Jahren 776 (zweimal), 777, 780, 782, 783, 785, 799 und 804 statt.[1] Im Jahr 799 wurden in dem befestigten Areal eine Kirche als Vorgängerbau des heutigen Paderborner Doms errichtet. 836 ließ Bischof Badurad die Kirche mit der Pfalz verbinden. Auf diese Weise entstand eine geschlossene Anlage mit einem profanen königlichen und einem spirituellen kirchlichen Bereich. Als Paderborn im Laufe des 9. und im 10. Jahrhunderts keine große Bedeutung als Residenzort mehr hatte, wurden Teile der Pfalzanlage aufgegeben. Nach 983 setzte unter Bischof Rethar eine rege Bautätigkeit ein, die zu einer vollständig ausgebauten Residenz führte. Beim Stadtbrand des Jahres 1000 wurde die Anlage aus karolingischer Zeit völlig zerstört.

Forschungsgeschichte

1964 wurden vor der baulichen Umgestaltung eines Bereiches nördlich der Paderborner Doms die Reste der Pfalzanlage unter meterhohem Schutt entdeckt und unter Leitung des Archäologen Wilhelm Winkelmann ausgegraben. Sie ist die einzige archäologisch untersuchte Pfalz in Westfalen. Die Untersuchungen dauerten bis 1978 an und gehören zu den größten und fundreichsten Ausgrabungen der Nachkriegszeit.

Von 1976 bis 1978 baute das Metropolitankapitel des Erzbistums Paderborn die Reste der ottonischen Pfalzanlage, die nur wenige Meter nördlich der karolingischen Pfalz liegt, zum Museum in der Kaiserpfalz aus.[2]

Literatur

  • Sveva Gai, Birgit Mecke, Sascha Käuper: Est locus insignis … Die Pfalz Karls des Großen in Paderborn und ihre bauliche Entwicklung bis zum Jahre 1002. Die Neuauswertung der Ausgrabungen Wilhelm Winkelmanns in den Jahren 1964-1978. (= Denkmalpflege und Forschung in Westfalen 40). Verlag Philipp von Zabern, Mainz 2004, ISBN 3-8053-3418-4,[3]
  • Martin Kroker: Die Pfalz Paderborn in: Babette Ludowici (Hrsg.): Saxones, Theiss, 2019 (Begleitband zur Ausstellung Saxones), S. 279–281

Einzelnachweise

  1. Kaiserpfalz zu Paderborn: Schaltstelle karolingischer Macht bei "Internet-Portal Westfälische Geschichte
  2. LWL: Museum in der Kaiserpfalz. LWL, abgerufen am 28. März 2018 (deutsch).
  3. LWL Newsroom: Die Ausgrabung der Paderborner Kaiserpfalz in 480 Bildern und 300 Plänen. LWL, 24. Oktober 2005, abgerufen am 27. Juli 2019 (deutsch).

Koordinaten: 51° 43′ 9,44″ N, 8° 45′ 18,54″ O