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Libanonkrieg 2006/Zeittafel

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Vorlage:Neuigkeiten Die Israel-Libanon-Krise 2006 ist die jüngste Eskalation im Nahostkonflikt. Im folgenden werden die Ereignisse in zeitlicher Reihenfolge abgehandelt:

Juli

12. Juli 2006

Nach Bekanntwerden der Verschleppung von zwei israelischen Soldaten am 12. Juli 2006 und der Tötung drei weiterer, drang die Tzahal zunächst mit Bodentruppen in den Südlibanon vor, um die Milizionäre der Hisbollah zu verfolgen. Bei den dabei ausbrechenden Gefechten im Grenzgebiet wurden nach Angaben der israelischen Armee mindestens sieben Soldaten getötet. Sayyid Hassan Nasrallah, Anführer der Hisbollah, teilte mit, dass ein Kämpfer und eine unbestimmte Zahl von Zivilisten ums Leben gekommen seien.

Mit der Operation Just Reward („Gerechter Lohn“, israelische Bezeichnung [1]) begann Israel daraufhin eine großräumige Offensive gegen die vom Libanon aus operierende Hisbollah. Wie Ministerpräsident Ehud Olmert gegenüber den Vereinten Nationen betonte, verfolgt seine Regierung damit drei Ziele: die Hisbollah müsse die beiden entführten israelischen Soldaten freilassen, ihre Raketenangriffe beenden und der Libanon die UN-Resolution 1559 erfüllen (Auflösung aller paramilitärischen Milizen im Libanon)[2]. Der israelische Verteidigungsminister Amir Peretz erklärte, Israel betrachte die libanesische Regierung als verantwortlich für das Schicksal der Soldaten. Auch werden die Angriffe der Hisbollah als Angriff durch den Staat Libanon gewertet[3]. Dan Chalutz, Generalstabschef des israelischen Heeres, drohte, sollten die verschleppten Soldaten nicht frei gelassen werden, durch die Zerstörung der Infrastruktur „die Uhr in Libanon um 20 Jahre zurückdrehen“[4]. Israelische Medien berichteten, die Armee bereite die Mobilisierung tausender Reservetruppen für eine größere Offensive im Libanon vor[5].Von Seiten der Hisbollah wurde erklärt, Ziel der so genannten Operation True Promise („Wahres Versprechen“) wäre es, „alle Gefangenen aus israelischen Gefängnissen zu befreien“[6].


Date Kurzer Überblick
12. Juli Hisbollah
  • Hisbollah-Milizen verschleppen zwei israelischen Soldaten. Drei weitere werden getötet.
Israelische Armee (IDF)
  • Mit der Operation Just Reward („Gerechter Lohn“, israelische Bezeichnung [7]) begann Israel daraufhin eine großräumige Offensive gegen die vom Libanon aus operierende Hisbollah.
  • Air force conducted more than 100 airstrikes on Hezbollah bases and weapons-storage facilities, and on roads and bridges that could be used to transport the kidnapped soldiers.[8]
  • Air force dropped a 225-kg bomb on a home in Gaza in an attempt to kill Hamas bomb maker Mohammad Deif. The bombing killed at least six people, but not the intended target.[9]

13. Juli 2006

Die israelische Luftwaffe bombardierte Straßen, Brücken, den Beiruter Flughafen und vermutete Stellungen der Hisbollah im Süden des Landes, offenbar um zu verhindern, dass die entführten Soldaten weiter von der Grenze weggebracht werden. Dabei wurden mehr als 70 libanesische Zivilisten getötet. Am Abend des 13. Juli haben vermutlich Hisbollah-Milizionäre die israelische Stadt Haifa mit Raketen beschossen. Umstritten ist, ob dabei iranische Waffen eingesetzt wurden. Von Seiten der Hisbollah wurden sowohl der Beschuss Haifas, wie auch die Verwendung von Waffen aus Iran dementiert. Israelische Kriegsschiffe feuerten am Abend bereits zum zweiten Mal Raketen auf die Landebahn des Beiruter Flughafens ab.

14. Juli 2006

Karte mit den israelischen Ortschaften, die durch die Hisbollah angegriffen werden.

Bis zum 14. Juli wurde der Libanon durch Israel mit einer vollständigen Blockade abgeriegelt. Zunächst wurde der Seezugang durch die Marine und der Luftzugang durch wiederholte Bombardierung des Beiruter und anderer Flughäfen blockiert. Die israelische Luftwaffe übernahm die Kontrolle des libanesischen Luftraumes. Danach wurden die Hauptverkehrswege zu Land, etwa die Straßenverbindung über die Region Mdeiredsch nach Syrien, und Versorgungseinrichtungen durch Bombardements unterbrochen oder zerstört[10]. Am selben Tag griff die Hisbollah mit rund 100 Katjuscha-Raketen mehrere nordisraelische Orte an (die Städte Nahariya, Safed, Hatzor, Rosh Pina, Kiryat Shmona und die Siedlungen Matat, Sasa, Peki'in, Beit Jan, Biria, Biranit, Kabri, Gesher Haziv, Saar und Ben Ami). Dabei wurden 30 Personen verletzt. In der Stadt Meron starben dabei zwei Menschen [11]. Ein israelisches Kriegsschiff der Sa'ar-5 Klasse wurde vor Beirut beschossen und versenkt;[12] zunächst wurden vier Seeleute vermisst,[13] von denen einer am folgenden Tag tot geborgen wurde. Strittig ist, ob es von einer Katjuscha-Rakete oder, wie von israelischer Seite verlautbart, von einer C-802-Rakete aus iranischer Produktion oder von einer Drohne getroffen wurde.

Der Sprecher des Weißen Hauses sagte am 14. Juli, dass die USA keinen Druck auf Israel zur Durchsetzung eines Waffenstillstands mit dem Libanon ausüben werden.[14] [15] Die libanesische Regierung signalisierte Verhandlungswillen, wies aber jede Verantwortung für die Entführung der Soldaten zurück und distanzierte sich von der Hisbollah, obwohl diese selbst an der Regierung beteiligt ist. Informationsminister Ghazi al-Aridi forderte nach einer Krisensitzung eine sofortige Waffenruhe. Der Führer der Drusen, Walid Dschumblat, beschuldigte den Iran und Syrien, mit den Angriffen der Hisbollah auf Israel den Libanon destabilisieren zu wollen.[16]. Zugleich kündigte Sayyid Hassan Nasrallah einen „offenen Krieg“ gegen Israel an.

15. Juli 2006

Am Samstag dem 15. Juli weitete die israelische Armee ihre Offensive im Libanon weiter aus. Beschossen wurden Straßen und Brücken im ganzen Land, die als Hochburg der Hisbollah geltenden südlichen Stadtteile und Vororte von Beirut (u.a. Haret Hreik), Treibstofflager wie das bei Sidon im Süden des Landes und die libanesischen Militärbasen bei Rayak im Osten und Koleyat im Norden des Landes [17]. Nach Angaben des Militärs wurden bis zu diesem Zeitpunkt etwa 150 Ziele im Libanon angegriffen, von denen rund ein Dutzend in direktem Zusammenhang mit der Hisbollah stehen. Offiziell bestätigt wurde von libanesischer Seite, dass das Hauptquartier der Hisbollah in Beirut bei einem Luftangriff zerstört wurde. Die Hisbollah setzte ihrerseits ihre Raketenangriffe auf Städte im Norden Israels fort und traf dabei unter anderem Ziele in Tiberias. Auch wurde der Grenzübergang zwischen dem Libanon und Syrien bei Masnaa angegriffen. Dabei starben drei Menschen.[18] Darauf folgende Berichte, dass Israel nun auch Syrien angegriffen hätte, wurden von beiden Staaten dementiert. [19] [20] Großbritannien entsendet für eine mögliche Evakuierung sechs Kriegsschiffe, inklusive eines Flugzeugträgers, in den Nahen Osten, Frankreich zwei Fregatten und ein ziviles Fährschiff. Zusätzlich werden Chinook Hubschrauber von England nach Zypern verlegt.


16. Juli 2006

Bei einem Angriff auf Haifa am 16. Juli 2006 wurden 9 Menschen getöten, als Raketen ein Zugdepot trafen und 8 Arbeiter töteten und 23 weitere verletzte. [21] [22] Als mögliche Ursache für die harte Reaktion der israelischen Streitkräfte gilt die Absicht der Beiruter Regierung, vom UN-Sicherheitsrat eine Resolution oder zumindest ein Statement zu erhalten, welches die jüngsten terroristischen Aktivitäten des israelischen Staates durch den Auslandsgeheimdienst Mossad auf libanesischem Territorium völkerrechtlich verurteilt. Die libanesischen Sicherheitsbehörden deckten im Juni Netzwerke des Mossad auf, welche für Autobombenanschläge und Tötungen im Libanon verantwortlich waren. Beteiligt waren diese Netzwerke unter anderem an der Tötung des Dschihad Führers Mahmoud Majzoub am 26.05.2006, an der Ermordung des Jihad Ahmad Jibril, Sohn von Ahmad Jibril, Chef der Volksfront zur Befreiung Palästinas (PFLP) am 20.05.2002, an der Liquidierung des Hisbollah-Politikers Ali Saleh am 02.08.2003 und der Ermordung Ali Hassan Diebs am 16.08.1999. Der libanesische Außenminister Fawzi Salloukh wollte die Aufmerksamkeit des UN-Sicherheitsrates auch auf die kontinuierlichen Verletzungen libanesischen Luftraums durch israelische Militärflugzeuge lenken, welche bei der Planung der Mossad-Aktivitäten gegen den Libanon eine entscheidende Rolle spielen. Die libanesische Regierung beabsichtigte beim UN-Sicherheitsrat Klage einzureichen.[23]


17. Juli 2006

  • Israel griff die Treibstofflager im Hafen von Beirut an.[24]
  • Die israelische Armee setzt ihre Angriffe auf den Libanon fort. Verstärkt werden Ziele im Süden des Landes beschossen. Kampfflugzeuge griffen den Hafen von Beirut an, nach libanesischen Angaben starben zwei Menschen. Die radikal-islamische Hisbollah-Miliz feuerte am Morgen mehrere Raketen auf den Norden Israels ab. Israelische Medien meldeten, im Bereich Akko sei ein Haus direkt getroffen worden. Bei neuen Anschlägen in den Palästinensergebieten starben ein Israeli und zwei Palästinenser.[25]
  • UN-Generalsekretär Kofi Annan und der britische Premierminister Tony Blair riefen dazu auf, internationale Truppen in die Region zu entsenden um die Angriffe aus dem Libanon auf Israel zu beenden. [26]
  • Die Stadt Baalbek, eine Hochburg der Hisbollah-Miliz wird von Israel angegriffen. Dabei wurden drei Zivilisten getötet. Zwei Zivilisten kamen bei Raketenangriffen auf das Dorf Dschalala in der Region Sahle im Osten des Landes ums Leben, wie das Libanesische Rote Kreuz mitteilte.[27]
  • Die Hisbollah greift mit Katjuscha Raketen die 35 Meilen südlich der Grenze im Norden Israels liegende Stadt Atlit an. Es werden keine Opfer gemeldet.[28]
  • Der israelische Armeerundfunk berichtete, Israel plane die Einrichtung einer Art Sicherheitszone im Libanon an der Grenze zu Israel. Es solle verhindert werden, dass sich Hisbollah-Kämpfer näher als einen Kilometer der israelischen Grenze näherten. So seien Planierraupen in den Süden Libanons vorgedrungen mit dem Ziel, verlassene Hisbollah-Stellungen zu zerstören, berichtete der Rundfunk.[29]
  • Europäische Staaten, Russland, Marokko, die Türkei und die USA beginnen mit der Evakuierung ihrer Staatsbürger. Die deutsche Bundesregierung wird durch die Airline LTU unterstützt. [30] und [31]

Quellen

  1. United Press International: Israel for rules change in south Lebanon
  2. Salzburger Nachrichten/APA, wobei Israel immer noch nicht alle Resolutionen erfüllt, die an Israel seit Jahren gestellt sind: Israel verteidigt Vorgehen im Libanon, 14. Juli 2006
  3. arabicnews.com: 7 Israeli soldiers killed, 2 kidnapped, by Hizbullah; Israel retaliate against civilians, 12. Juli 2006
  4. Financal Times Deutschland: Israels Armee rückt in Libanon ein, 13. Juli 2006
  5. Focus: Israel spricht von Krieg, 12. Juli 2006
  6. MEMRI: Dispatch Series - No. 1205, 14. Juli 2006
  7. United Press International: Israel for rules change in south Lebanon
  8. Israeli warplanes hit Beirut suburb, CNN, Juli. Abgerufen am 16. Juli 2006 
  9. Israeli troops move into Lebanon after Hezbollah attacks soldiers, CBC, Juli. Abgerufen am 16. Juli 2006 
  10. Reuters: Israel verstärkt Angriffe - UN-Sicherheitsrat berät, 14. Juli 2006
  11. Frankfurter Allgemeine Zeitung: |Hizbullah droht Israel mit „offenem Krieg“, 14. Juli 2006
  12. |Israel Says Hezbollah Drone Damages Warship 14. Juli 2006
  13. The Jerusalem Post: UAV packed with explosives strikes warship 14. Juli 2006
  14. Die Zeit/dpa: Bush will keinen Druck auf Israel ausüben, 14. Juli 2006
  15. ABC News:Bush Rejects Lebanese Call for Cease-Fire. 14. Juli 2006
  16. WorldNetDaily:Syria, Iran directed rocket barrage against Israel : http://www.worldnetdaily.com/news/article.asp?ARTICLE_ID=50416
  17. Der Standard: 15 Tote bei israelischem Luftangriff im Südlibanon, 15. Juli 2006
  18. Kleine Zeitung Steiermark: Israel weitet Angriffe im Libanon aus, 15.Juli 2006
  19. Reuters: |Israel: Keine Ziele in Syrien angegriffen 15. Juli 2006
  20. Der Standard: Israel und Syrien: Kein israelischer Angriff auf syrische Stellung, 15. Juli 2006
  21. Ynetnews.com 8 killed in rocket attack on Haifa, 16. Juli 2006.
  22. AFP: Neun Tote in Israel: Raketen treffen Haifa, 16. Juli 2006
  23. Junge Welt: [1]
  24. Haaretz:Fires rage in Beirut as IAF attacks port, fuel tank 17. Juli 2006
  25. DPA:Südlibanon weiter unter israelischem Feuer17. Juli 2006
  26. BBC:UN calls for Lebanon peace force 17. Juli 2006
  27. Swissinfo:Israel greift Hafen von Beirut an - Opferzahl mittlerweile bei 165 17: Juli.2006
  28. The Times and The Democrat: Israeli Forces Kill 17 in Lebanon Attacks 17. Juli 2006
  29. Reuters: Rundfunk: Erneut Hisbollah-Raketen auf israelische Stadt Haifa 17. Juli 2006
  30. BBC:[2] 17. Juli 2006
  31. Der Spiegel:[3]