Alwin Engelhardt
Alwin Engelhardt (* 17. Mai 1875 in Nordhausen; † 10. Oktober 1940 in Schmölln) war ein deutscher Scharfrichter.
Leben
Engelhardt war der Schwiegersohn des Scharfrichters Wilhelm Reindel (einem Sohn des Scharfrichters Friedrich Reindel), damals Besitzer einer Abdeckerei im thüringischen Schmölln. Er amtierte erstmals von 1900 bis zu seiner Entlassung 1906 und dann noch einmal von 1933 bis 1936 in Preußen als Scharfrichter. Während seiner Amtszeit richtete er über 100 Menschen hin.[1]
1906 wurde er wegen finanzieller Unregelmäßigkeiten entlassen.[2]
Engelhardts Wiedereinstellung als Scharfrichter erfolgte am 31. Juli 1933 durch ein Schreiben des sächsischen Justizministers Otto Thierack. Für seine Tätigkeit erhielt Engelhardt damals ein vertragliches Honorar von 350 RM pro Hinrichtung beziehungsweise bei mehreren gleichzeitig vollstreckten Hinrichtungen für jede weitere 150 RM. Während der NS-Zeit war die Zahl der Hinrichtungen sehr viel höher als davor (Liste).
Zu den von Engelhardt hingerichteten Menschen gehörte u. a. die Kindsmörderin Elisabeth Wiese, die er im Jahr 1905 richtete, sowie der angebliche Reichstagsbrandstifter Marinus van der Lubbe, den er am 10. Januar 1934 gegen 7.30 Uhr im Hof des Landgerichtsgebäudes in Leipzig enthauptete.[3]
Literatur
- Alexander Bahar und Wilfried Kugel: Der Reichstagsbrand. Wie Geschichte gemacht wird. edition q im Quintessenz Verlag, Berlin 2001. ISBN 3-86124-513-2
- Karl Wilhelm Fricke (Hrsg.): Strafvollzug und politischer Mißbrauch. Zur Geschichte der Strafvollzugsanstalten in Bautzen 1904 bis 2000. (= Sächsische Justizgeschichte, Nr. 19), Dresden 1999
- Matthias Blazek: Scharfrichter in Preußen und im Deutschen Reich 1866–1945. Ibidem-Verlag, Stuttgart 2010, ISBN 978-3-8382-0107-8
- Matthias Blazek: „Herr Staatsanwalt, das Urteil ist vollstreckt.“ Die Brüder Wilhelm und Friedrich Reindel: Scharfrichter im Dienste des Norddeutschen Bundes und Seiner Majestät 1843–1898. Ibidem-Verlag, Stuttgart 2011, ISBN 978-3-8382-0277-8
Einzelnachweise
- ↑ Ausführlich: Blazek: Die Brüder Wilhelm und Friedrich Reindel, 2011, S. 18, 129 ff.
- ↑ Klaus Hillenbrand: Berufswunsch Henker: Warum Männer im Nationalsozialismus Scharfrichter werden wollten. Campus 2013, ISBN 978-3593397238, S. 279 (Fußnote 90)
- ↑ Vgl. DER SPIEGEL 52/1959: „Stehen Sie auf, van der Lubbe!“.
Personendaten | |
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NAME | Engelhardt, Alwin |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Scharfrichter |
GEBURTSDATUM | 17. Mai 1875 |
GEBURTSORT | Nordhausen |
STERBEDATUM | 10. Oktober 1940 |
STERBEORT | Schmölln |