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Martin Irle

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Martin Irle (* 26. Januar 1927 in Witten (Westfalen) ist ein deutscher Sozialpsychologe.

Leben

Anfang 1945 Kriegsteilnehmer
Ab WS WS 1948/49 Studium der Soziologie, Psychologie und Pädagogik an der Universität Göttingen (wichtige Lehrer: Kurt Wilde und Johannes von Allesch)
195x Diplom-Prüfung
196x Promotion zum Dr. rer. nat.
196y Habilitation für Soziologie und Psychologie
frühes Interesse am Werk von Kurt Lewin
Prof. Dr. rer. nat.)

Aus seiner Ehe mit Ursula Irle-Böhnisch sind zwei Kinder hervorgegangen: Eva Irle und Max Irle. Eva Irle ist Professorin für Psychopathologie und Neuropsychologie am Zentrum Psychologische Medizin der Universität Göttingen ([1]).

Von 1964 bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1992 hatte Irle den Lehrstuhl für Sozialpsychologie an der Fakultät für Sozialwissenschaften der Universität Mannheim inne.

Zusammen mit den Professoren Hans Albert (Soziologie und Wissenschaftslehre), Rudolf Wildenmann (Politische Wissenschaft) und Mario Rainer Lepsius (Soziologie), die alle in der ersten Hälfte der 1960er Jahre berufen worden waren, bildete er eines der vorzüglichsten sozialwissenschaftlichen Departments in der Bundesrepublik Deutschland. 1976 charakterisierte Lepsius das Profil dieses Departments als "die Betonung der empirischen Sozialforschung bei gleichzeitiger geistes- und theoriegeschichtlicher Problemreflexion". [2]

Von 1968 bis 1983 leitete er den von ihm initiierten Sonderforschungsbereiches (SFB) 24 für "Sozial- und wirtschaftspsychologische Entscheidungsforschung" der Deutschen Forschungsgemeinschaft.

"Martin Irle initiiert den SFB 24 "Sozial- und wirtschaftswissenschaftliche Entscheidungsforschung" an der Universität Mannheim, einen der erfolgreichsten Sonderforschungsbereiche in der Geschichte der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG)." ([3])

Irle unterhielt freundschaftlich-kollegiale Verbindungen u. a. mit Hans Anger, Rudolf Cohen, Morton Deutsch, Horst Ehmke, Leon Festinger, Hubert Feger, Harold B. Gerard Carl-Friedrich Graumann, Siegfried Greif, Elaine Hatfield, Heinz Heckhausen, Theo Herrmann, Klaus Holzkamp, Joachim Israel, Arie W. Kruglanski, Edward E. Jones, Lothar Michel, Heinrich Popitz, Serge Moscovici, Stanley Schachter, Peter Schönbach, Kurt H. Stapf, Wolfgang Stroebe, Fritz Süllwold, Henry Tajfel, John W. Thibaut, Dirk Wendt, Robert A. Wicklund, Günter Wiswede, und Philip Zimbardo. Insbesondere die Freundschaft mit Leon Festinger (1919 - 1989) kann für die wissenschaftliche Orientierung Irles gar nicht hoch genug veranschlagt werden.

Irles Beziehung zu Peter R. Hofstätter dagegen darf wohl als ambivalent gelten, obschon sich viele seiner früheren MitarbeiterInnen aus Hofstätterschülern rekrutierten. Die Kommunikation mit Ernst August Dölle dagegen blieb bis zu dessen Tod im Jahre 1992 ungetrübt, auch wenn die Forschungsarbeiten Dölles, die zuvörderst um die dialektische Einheit von Dichotomie und Duplizität kreisten, in Irles Werk nur marginale Spuren hinterlassen haben.

Zusammen mit Hubert Feger, Carl-Friedrich Graumann und Klaus Holzkamp gründete Irle 1970 die Zeitschrift für Sozialpsychologie.

Nach Irles Emeritierung wurde der Lehrstuhl für kurze Zeit von Professor D.Phil. Miles Hewstone [4] übernommen. Dessen Nachfolgerin ist seit April 1996 Professorin Dr. Dagmar Stahlberg. ([5])

Werke (Auswahl)

  • B-I-T. Berufs-Interessen-Test. 1955
  • Soziale Systeme – eine kritische Analyse der Theorie von formalen und informalen Organisationen. Verlag für Psychologie, Göttingen 1963
  • (Hrsg.): Texte aus der experimentellen Sozialpsychologie. Luchterhand Verlag, Neuwied 1969
  • Macht und Entscheidungen in Organisationen – Studie gegen das Linie-Stabs-Prinzip. Akademische Verlagsgesellschaft, Frankfurt a. M. 1971
  • Lehrbuch der Sozialpsychologie. Verlag Hans Huber, Bern 1975
  • (zusammen mit Volker Möntmann (Hrsg.), Leon Festinger: Theorie der kognitiven Dissonanz. Bern 1978: Verlag Hans Huber
  • Kursus der Sozialpsychologie. Luchterhand Verlag, Neuwied 1988 ISBN 3472751061
  • Studies in Decision Making. Social Psychological and Socio-Economic Analyses. ISBN: 3110080877
  • (zusammen mit Dieter Frey (Hrsg.)): Theorien der Sozialpsychologie, Bd.1, Kognitive Theorien. Huber, Bern 2002, 2. vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage ISBN3456820380
  • (Hrsg.): Methoden und Anwendungen in der Marktpsychologie. 1983, Hogrefe Verlag ISBN 3801701891
  • (zusammen mit Dieter Frey (Hrsg.)): Theorien der Sozialpsychologie, Bd.2, Soziales Lernen, Interaktion und Gruppenprozesse. Huber, Bern 2002, 2. vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage
  • (zusammen mit Dieter Frey (Hrsg.)): Theorien der Sozialpsychologie, Bd.3, Motivation und Informationsverarbeitung. Huber, Bern 2002, 2. vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage

Festschrift

  • Journal für Polypragmatische Sozial-Psychologie (JPSP), Jubiläumsausgabe 31. Januar 1992

SchülerInnen (noch unvollständig!)

  • Horst Wolfgang Boger [6]
  • Günter Bollinger
  • Katrin Borcherding [7]
  • Mario von Cranach [8]
  • Dorothee Dickenberger [9]
  • Ralph Erber [10]
  • Dieter Frey [11]
  • Gisla Gniech [12]
  • Traudl Füchsle-Voigt [13]
  • Marita R. Inglehart [14]
  • Klaus Kaufmann-Mall
  • Astrid Kronenberger [15]
  • Martin Kumpf [16]
  • Helmut Lamm [17]
  • Waldemar Lilli [18]
  • Gerold Mikula
  • Volker Möntmann [19]
  • Randolph Ochsmann [20]
  • Margit E. Oswald [21]
  • Hans-Georg Prester [22]
  • Jürgen Rehm [23]
  • Bernd Rohrmann [24] [25]
  • Claudius Sauer [26]
  • Wolfgang Scholl [27]
  • Norbert Schwarz [28]
  • Wolfgang Servay [29]
  • Fritz Strack [30]
  • Gisela Trommsdorff [31]
  • Arnold Upmeyer [32]
  • Hermann Vetter [33]

Stimmen

„Es hat keiner so viel für die Sozialpsychologie in Deutschland getan wie Martin Irle.“ (Fritz Strack anlässlich der Verleihung der Ehrendoktorwürde an [Daniel Kahneman], [Universität Würzburg], 12. Juli 2004 ([34])

„Martin Irle machte gegen Ende der siebziger Jahre auf dem Korridor von A4 eine beiläufige Bewertung, die sich als hellsichtiges Menetekel erwiesen hat: Umfragen seien Quasi-Experimente mit Selbstselektion der Probanden ohne Replikation.“ Karl Ulrich Mayer, „Empirische Sozialforschung in den neunziger Jahren“, in: ‘‘ZUMA-Nachrichten‘‘, 45, Jg. 23, November 1999, S. 32-43 ([35]

Anekdoten

Nach Martin Irle wurde der MIT (Martin-Irle-Test) benannt. Zwei Items daraus:

(11) Wer zeigte MI das beste China-Restaurant Amerikas und wo war das? 1. Leon Festinger in Chinatown New York 2. Herb Simon in Pittsburgh 3. Phil Zimbardo in Chinatown San Francisco 4. Bob Marley in Ochos Rios 5. Irving Janis in einem Kaff im Mittleren Westen

(14) Welches ist das beste universelle Reinigungsmittel? 1. Vileda 2. Gerhard Fix Wickler 3. Dan Clorix 4. Top Flop 5. Heiße scharfe Ajaxlauge

(Über Objektivität, Validität und Reliabilität des MIT sind reliable Informationen – noch – nicht verfügbar.)


Ehrungen

Die European Association of Experimental Social Psychology (EAESP) zeichnete im Jahre 2005 auf ihrer Tagung in Würzburg Martin Irle mit dem Jean-Paul Codol Award aus:

"insbesondere der von Professor Irle ins Leben gerufene Sonderforschungsbereich (SFB) 24 zum Thema "Entscheidungsverhalten" entwickelte sich zu einer Nachwuchsschmiede der deutschen Sozialpsychologie und somit zu einem der erfolgreichsten Sonderforschungsbereiche in der Geschichte der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). Als langjähriger Sprecher des SFB 24 förderte Professor Irle von Anbeginn die Vernetzung der NachwuchsforscherInnen mit den zu dieser Zeit international herausragendsten Sozialpsychologen wie Leon Festinger, Henri Tajfel oder Harold Kelley und verhalf auf diese Weise seinen MitarbeiterInnen zu außergewöhnlichen Karrieren. Viele von diesen nehmen heute wissenschaftliche Spitzenpositionen in Forschung und Lehre ein. Professor Irle hat somit zur weltweiten Sichtbarkeit der deutschen und europäischen Sozialpsychologie beigetragen - lautet daher auch das Urteil der Jury." [36] (Vgl. auch [37])