Benutzer:HerbertErwin/Spielwiese
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'Um mit Ethik überhaupt sinnvoll beginnen zu können, muss – im Rahmen der Metaethik – geklärt sein, dass die Ethik eine rationale Disziplin ist, das heißt, dass ihre normativen oder valuativen Propositionen wahr oder falsch sein können. Allein auf dieser Grundlage lassen sich ethische Systeme kritisieren.
Verhältnis von Sein und Sollen
Ethische Aussagen können nicht aus irgendwelchen empirischen Tatsachen abgeleitet werden wie z.B. der allgemeinen Anerkennung sozial geltender Werte (vgl. naturalistischer Fehlschluss). Sollen impliziert Können: Es kann kein Gebot geben, etwas zu tun, was nicht möglich ist.
Kategorische und hypothetische Imperative
Die Pflicht moralisch zu sein, ist nicht auf subjektive Interessen zurückführbar. Man sollte nicht deswegen moralisch sein, weil das langfristig im wohlverstandenen Eigeninteresse ist, sondern weil es eben moralisch ist.
Ernest Mandel
Macht und Geld
Aus seiner publizistischen Aktivität der letzten Jahre ragt sein 1992 erschienenes Buch Power and money (dt. Macht und Geld) heraus, in dem er seine Theorien über die Bürokratie zusammenfasste. Mandel behandelt vier Bereiche der Bürokratie.
Mandel fragt nach der Entstehung von Bürokratien im Kapitalismus. Er ist der Ansicht, dass Kapitalismus ohne Bürokratie nicht funktionieren kann; , und zweitens, daß Bürokraten und Manager nie die Herrschaft des Kapitals gefährden können. Der zweite Themenbereich fragt nach der Entstehung von Bürokratien in den Organisationen der Arbeiterinnen– und Arbeiterbewegung. Engagierte Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter, aber auch ganz normale Gewerkschaftsmitglieder kennen das Phänomen, daß die Gewerkschaftsbosse meist andere Vorstellungen von dem entwickeln, was die Gewerkschaftsbasis gerne umgesetzt hätte. Beispiel: Bündnis für Arbeit. Während die Gewerkschaftsspitzen mit den Konzernmanagern herumkungeln, schauen die Beschäftigten in die Röhre. Ernest Mandel erklärt uns, wie derartige Strukturen entstehen, warum sie teilweise unvermeidlich sind und warum sie dennoch nicht die totale Kontrolle über Gewerkschaften oder andere Bewegungen gewinnen können.
Der Staat – der ideelle Gesamtkapitalist
Ernest Mandels Buch behandelt vier Themenbereiche. Zunächst fragt er nach der Entstehung von Bürokratien im Kapitalismus. Mandel ist der Ansicht, dass Kapitalismus ohne Bürokratie nicht funktionieren kann; , und zweitens, daß Bürokraten und Manager nie die Herrschaft des Kapitals gefährden können.
Der zweite Themenbereich fragt nach der Entstehung von Bürokratien in den Organisationen der Arbeiterinnen– und Arbeiterbewegung. Engagierte Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter, aber auch ganz normale Gewerkschaftsmitglieder kennen das Phänomen, daß die Gewerkschaftsbosse meist andere Vorstellungen von dem entwickeln, was die Gewerkschaftsbasis gerne umgesetzt hätte. Beispiel: Bündnis für Arbeit. Während die Gewerkschaftsspitzen mit den Konzernmanagern herumkungeln, schauen die Beschäftigten in die Röhre. Ernest Mandel erklärt uns, wie derartige Strukturen entstehen, warum sie teilweise unvermeidlich sind und warum sie dennoch nicht die totale Kontrolle über Gewerkschaften oder andere Bewegungen gewinnen können.
Als dritten Themenbereich behandelt Mandel die Bürokratie an der Macht. Genauer: er fragt danach, warum revolutionäre Parteien, wenn sie mitsamt ihrer Mitglieder die Macht erobert haben, dazu tendieren, bürokratische, repressive, antiemanzipatorische und konterrevolutionäre Apparate auszubilden. Hierbei geht es ihm besonders um die Frage, ob die Entwicklung der Sowjetunion nach der siegreichen Oktoberrevolution unvermeidlich war. Sollte dies nämlich der Fall sein, so ließe sich leicht der Schluß ziehen, daß jede alternative Träumerei, die Wirklichkeit werden soll, vergeblich ist.
Das führt ihn zum vierten Themenbereich. Wie kann eine nachkapitalistische Gesellschaft aussehen? Wie kann vermieden werden, daß bürokratische Strukturen die Oberhand gewinnen und den Sinn und Zweck einer Alternative zum Kapitalismus sabotieren? Ernest Mandel stellt hier ein Modell der Selbstverwaltung vor, das durchaus realistisch und umsetzbar ist. Er zeigt darin auch, daß Manager, Bürokraten, staatliche Behörden und die kapitalistische Profitlogik überflüssig und daher entbehrlich sind. Die einzigen, die darunter leiden werden, sind die Kapitaleigner. Ich denke, die anderen fünfeinhalb Milliarden Menschen können diesen Verlust leicht verschmerzen.
Eine der wichtigsten Rechtfertigungsversuche für staatliche Bürokratien im Kapitalismus besteht darin, ihnen Effizienz und rationales Handeln zu unterstellen. Ernest Mandel weist in seinem Buch Macht und Geld nach, daß dies nur bedingt stimmt. Er legt dar, daß der bürgerliche Staat, so wie er im 18. Jahrhundert in England und im 19. Jahrhundert in Frankreich entstanden ist, bestimmte Funktionen einer kapitalistischen Gesellschaft übernehmen mußte, zu denen das Kapital aufgrund seiner Zersplittertheit und seiner Eigeninteressen nicht in der Lage war.
Grob zusammengefaßt ist die Aufgabe des Staates als ideeller Gesamtkapitalist folgende. Er muß die Existenz des nationalen Kapitals nach innen und außen gewährleisten. Daraus begründet sich das staatliche Gewaltmonopol genauso wie die Existenz von Armeen und Polizei und Justiz. Der Staat ist der Garant der kapitalistischen Ordnung und hat als solcher sowohl seine Untertanen zu angemessener Tätigkeit anzuhalten als auch Grundlagen zu schaffen, die es allen Kapitalisten ermöglicht, gleiche Ausbeutungsbedingungen vorzufinden.
Daher rechtliche Regelungen für den Warentausch (auf gut deutsch: das bürgerliche Gesetzbuch), daher Gesetze und Normen bis hin zur Vereinheitlichung der Rechtsprechung und des Grundsatzes Gleiches Recht für alle. Daß dieses gleiche Recht auf unterschiedlichen Vermögens– und Machtverhältnissen beruht, tut nichts zur Sache, weil es zur Fiktion des gleichen Rechts dazugehört.
Der Staat als ideeller Gesamtkapitalist muß weiterhin eine materielle Infrastruktur für das nationale Kapital bereitstellen. Hierzu gehören Straßen und Eisenbahnen, Schulen und Universitäten, Gerichte und Krankenhäuser. Finanziert werden diese Aufgaben über Steuern, die streng marxistisch betrachtet einen Abzug vom produzierten Mehrwert bedeuten. Diese Umverteilung des Mehrwerts, der als Profit in den Kassen klingelt, ist – gerade in Krisenzeiten – den Kapitaleignern ein Dorn im Auge. Daher sprechen sie heute vom schlanken Staat und sorgen dafür, daß staatliche Aufgaben so privatisiert werden, daß die Kosten nicht mehr aus dem gesamtgesellschaftlichen Mehrwerttopf finanziert werden, sondern von den Löhnen und Gehältern. Daß diese Ausgaben dennoch letztlich dem Profitinteresse untergeordnet werden, versteht sich von selbst. Schlanker Staat bedeutet jedoch nicht notwendigerweise weniger Staat. Es bedeutet nur, daß die Kosten des für die Kapitalverwertung notwendigen Staates neu verteilt und möglichst den Lohnabhängigen, Arbeitslosen, Sozialhilfeempfängerinnen usw. aufgebürdet werden. Ernest Mandel weist zurecht darauf hin, daß staatliche Bürokratien zwar effektiviert werden können, daß bestimmte Funktionen auch entbehrlich sind, daß die Bürokratie im Kapitalismus jedoch nicht abgeschafft werden kann. Sie ist für das Kapital überlebensnotwendig.
Bürokratien funktionieren nach klar vorgegebenen Richtlinien. Abweichungen vom normalen, genau festgelegten Prozedere sind nicht erlaubt. Deshalb ist es auch völlig unsinnig, von einer Bürokratie Menschlichkeit oder Ausnahmen erwarten zu wollen. Der Sinn der Bürokratie ist es, zielgerichtete Maßnahmen zu treffen, die für alle Betroffenen mehr oder weniger gleich sind. Deshalb ist die Prüfung des Einzelfalls immer eine Prüfung, ob die Normen gelten oder nicht. Es geht nie um menschliche Schicksale.
Bürokratien ersetzen also die Herrschaft von Amateuren durch eine Herrschaft von Experten; sie ersetzen die durch Launen, Gefühle oder Vorurteile ausgeübte Macht mit Macht, die gemäß unpersönlichen, formalen Vorschriften ausgeübt wird [...]. [Macht und Geld, Seite 191] Das ist nicht einmal die Schuld der Bürokratinnen und Bürokraten. Denn diese werden nach klaren, vorgegebenen und einheitlichen Kriterien zu dem Zweck ausgewählt, zu funktionieren. Das ist ihr Daseinszweck. Ob das rational ist oder gar effizient, ist letztlich eine Frage danach, ob der Kapitalismus, dem die Bürokratie dient, rational und effizient ist. Diese Frage kann eindeutig verneint werden.
Die Struktur dieser Bürokratien – schreibt Ernest Mandel – spiegelt die Hierarchie der bürgerlichen Gesellschaft wider, ohne sie jedoch völlig zu kopieren. Untere, mittlere und kapitalistische Spitzenbürokraten erhalten ganz unterschiedliche Einkommen, genießen ganz unterschiedliche nichtmonetäre Vorteile und haben ganz unterschiedliche Möglichkeiten der Kapitalakkumulation und der Integrierung in die bürgerliche Klasse. Sie werden auch aus ganz unterschiedlichen Gesellschaftsschichten rekrutiert. Aber die extremen Pole der bürgerlichen Gesellschaft reproduzieren sich im kapitalistischen Staatsapparat nicht. Es entstehen keine dauerhaft verarmten proletarischen Schichten und auch keine geheimen Milliardäre – außer in einigen Drittweltländern. Diesen unterschiedlichen Ebenen der Integration in die bürgerliche Gesellschaft entsprechen unterschiedliche Mechanismen zur Absicherung ideologischer Konformität. Auch wird, wie in der Sowjetbürokratie, aus Funktionalem etwas Soziales und Ideologisches. Ein Gefängnisdirektor ist ein Beamter, der ein Gefängnis verwaltet. Aber kein Wärter kann Direktor werden, und kein Direktor kann Spitzenbeamter im Justizministerium werden, wenn er die unglückliche Eigenschaft hat, Gefangene fliehen zu lassen oder sie gar freizulassen. Kein überzeugter Pazifist könnte Armeechef werden. Die konkreten Mechanismen dieses Ausleseprozesses sind zwar nicht die gleichen wie diejenigen, die Spitzenpolitiker oder Spitzenmanager kapitalistischer Firmen herausfiltern, doch sie sind sehr ähnlich. Auf unteren Ebenen funktionaler Verantwortung wirkt dieser auf Routine gegründete Konformismus nicht so geschmeidig wie noch vor dem Ersten Weltkrieg. Die sich vertiefende Gesamtkrise der bürgerlichen Gesellschaftsverhältnisse und Werte spielt hier mit hinein. Es kann keine Arbeitsplatzgarantie für Fernsehdirektoren, Lehrer, Professoren, Kirchenführer, Fluglotsen oder selbst Verkehrspolizisten geben, die sich gegen die Ungerechtigkeiten des kapitalistischen Systems aussprechen. Es hängt von einer Reihe von Umständen ab, ob sie der Androhung von Repressionen widerstehen, ob sie ihren Job verlieren oder behalten. Aber solange das Kapital (das Geld) herrscht, können sie nicht zur Mehrheit in ihrem Beruf werden. Die Funktion schafft sich ihr Organ. Das Organ bleibt bürgerlich. Es hat die Aufgabe, die Reproduktion kapitalistischer Produktionsverhältnisse und der Gesamtbedingungen der Profitrealisierung zu erleichtern. [Macht und Geld, Seite 165–166] Ernest Mandel verkennt dabei nicht, daß Bürokratien die Tendenz haben, sich selbst neue Tätigkeiten zuzuweisen, also den Apparat aufzublähen, das sogenannte Parkinsonsche Gesetz. Aber: wenn diese aufgeblähte Bürokratie zu viel kostet und/oder ineffektiv im Sinne des Kapitals wird, wird sie gestutzt.
Da der Kapitalismus ein System der Produktion um des Profit willens ist, folgt daraus, daß effiziente kapitalistische Unternehmensbürokratien diejenigen sind, die das Ziel der Profitmaximierung respektieren und sich ihm unterordnen. [Macht und Geld, Seite 190] Insofern ist eine Bürokratie rational und effizient. Daß sie dabei die Verschwendung von Ressourcen und die Ausplünderung von Menschen und natürlicher Umwelt unterstützt, macht ihren irrationalen Charakter aus. Insofern sind übrigens auch Kriege, Hunger und Folter rationale und effiziente Methoden kapitalistischer Herrschaft. Das Geheimnis bürokratischer Effizienz und Rationalität liegt also darin, ein durch und durch irrationales und ineffizientes System am Leben zu erhalten.
Antwerpen
Geschichte
Antwerpen geht vermutlich auf eine gallo-römische Siedlung zurück, die im 5. Jh. von Franken und Friesen bewohnt wurde. Im Jahre 726 wurde sie zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Ende des 11. Jahrhunderts kam Antwerpen zu Brabant. Die Stadt erhielt 1291 die Stadtrechte. 1315 wurde sie Hansestadt. Antwerpen fiel 1430 an Burgund, 1477 an Habsburg.
Im 16. Jahrhundert war die Stadt reichste Handelsstadt Europas. Durch die darauffolgenden Konflikte zwischen Habsburg und den Niederlanden folgte jedoch der Niedergang.
Seit 1863 erlebte Antwerpen einen erneuten Aufschwung als belgischer Hafen.
1920 war Antwerpen Austragungsort der Olympischen Sommerspiele.
Ethik
Die moralische Handlung
Was ist das Kriterium für die Beurteilung praktischer Grundsätze?
Was ist das Ziel menschlichen Handelns? (V0.2)
Im Mittelpunkt teleologischer Ethiken steht die Frage, was ich mit meiner Handlung letztlich bezwecke, welches Ziel ich mit ihr verfolge. Der Begriff „Ziel“ (finis, telos) ist hier als „letztes Ziel“ oder „Endziel“ zu verstehen, von dem all mein Handeln bestimmt wird. Eng damit im Zusammenhang steht der Begriff „Sinn“: eine Handlung ist dann „sinnvoll“, wenn sie auf ein von mir gesetztes Ziel hin ausgerichtet ist.
Glück als letztes Ziel
Was ist das Ziel menschlichen Handelns? (V0.1)
Im Mittelpunkt teleologischer Ethiken steht die Frage, was ich mit meiner Handlung letztlich bezwecke, welches Ziel ich mit ihr verfolge. Der Begriff „Ziel“ (finis, telos) ist hier als „letztes Ziel“ oder „Endziel“ zu verstehen, von dem letztlich all mein Handeln bestimmt wird. Eng damit im Zusammenhang steht der Begriff „Sinn“: eine Handlung ist dann „sinnvoll“, wenn sie auf ein von mir gesetztes Ziel ausgerichtet ist.
Glück als letzes Ziel
In der Tradition wird als letztes Ziel des Menschen das Glück oder die Glückseligkeit (beatitudo) genannt. Uneinigkeit besteht allerdings darüber, wie diese zu erreichen sei. Es sind dabei zunächst zwei verschiedenen Grundbedeutungen zu unterscheiden: „Zufallsglück“ (eutychia, fortuna,, chance, luck) und „Lebensglück“ (eudaimonia, beatitudo, bonheur, happiness). Unter „Zufallsglück“ ist der auf günstige Lebensumstände zurückführbare Erfolg zu verstehen. In der philosophischen Tradition steht jedoch das „Lebensglück“ im Vordergrund. Dieses kann wiederum in „Empfindungsglück“ und „Erfüllungsglück“ unterschieden werden. Als Empfindungsglück (beatitudo fomalis) bezeichnet man einen bestimmten mentalen Zustand (Wohlbefinden), als Erfüllungsglück (beatitudo obiectiva) den Besitz wichtiger glücksrelevanter Güter (Wohlergehen).
Für Aristoteles besteht Glück nicht im Besitz eines einzigen Gutes. Es ist vielmehr eine Vielfalt um ihrer selbst willen gewählter Güter (Gemeinschaft, Gesundheit, Anerkennung etc.), die zum Glück führen. Glück ist dabei als Tätigsein (energeia) zu verstehen. Dieses trägt das Ziel in sich selbst und ist im Unterschied zum Prozess (kinesis) nicht auf ein von ihr unterschiedliches Ziel bezogen. Glück wird also nach Aristoteles im Hier und Jetzt erreicht. In diesem Sinne schreibt auch Wittgenstein: „Nur wer nicht in der Zeit, sondern in der Gegenwart lebt, ist glücklich“ (Wittgenstein, Tagebücher 8.7.16)
Glück und Tugend
Das Erreichen von Glück setzt voraus, dass wir auf eine bestimmte Weise leben.
Ethischer Relativismus
Innerhalb des ethischen Relativismus lassen sich grundsätzlich ein deskriptiver und ein normativer Relativismus unterscheiden.
Der deskriptive Relativismus bezieht sich darauf, dass die Moralvorstellungen der Menschen durch äußere Faktoren wie Kultur, Wirtschaftsordnung, Klassenzugehörigkeit etc. bedingt seien. Daher könne auch keine allgemein gültige Moral formuliert werden. So ist z.B. der Ethnologe Melville J. Herskovits der Meinung:
- „Maßstäbe und Werte sind relativ auf die Kultur, aus der sie sich herleiten. Daher würde jeder Versuch, Postulate zu formulieren, die den Überzeugungen oder dem Moralkodex nur einer Kultur entstammen, die Anwendbarkeit einer Menschenrechtserklärung auf die Menschheit als ganze beeinträchtigen.“ (Herskovits, Ethnologischer Relativismus und Menschenrechte, in: Texte zur Ethik, S. 39 f.Vorlage:Ref)
Diese Behauptung lässt sich auf zwei Ebenen angreifen. Auf der empirischen Ebene kann bestritten werden, dass die faktischen moralischen Unterschiede zwischen verschiedenen Individuen und Kulturen tatsächlich auf grundlegender Ebene miteinander völlig unvereinbar seien.
- So wird als Beispiel in diesem Zusammenhang häufig der in der Vergangenheit in manchen „primitiven“ Gruppen wie den Eskimos verbreitete Brauch der Tötung alter und schwacher Menschen genannt. Diese geschah aber mit deren Einverständnis und „wird nur nachvollziehbar vor dem Hintergrund extremer Lebensverhältnisse, die durch große Unwirtlichkeit des Lebensraums und knappe Lebensmittel geknnzeichnet sind. Nur so ist verstehbar, daß die moralische Norm, seinen Eltern Gutes zu tun und ihnen Leid zu ersparen, dadurch erfüllt wird, daß man ihnen einen qualvollen Tod erspart indem man sie auf schmerzlose Weise tötet und somit die Überlebenschancen der Jungen vergrößert“ (Pieper, 33f.Vorlage:Ref).
Entscheidend ist jedoch der Einwand, dass aus deskriptiven Urteilen keine Geltungsurteile abgeleitet werden können. Daraus, dass Menschen tatsächlich unterschiedlich moralisch urteilen, kann nicht gefolgert werden, dass tatsächlich auch unterschiedliche Moralvorstellungen Gültigkeit hätten. Dies gälte es ja gerade nachzuweisen.
Der normative Relativismus steht dagegen auf dem Standpunkt, dass ein ethisches Urteil dann gültig ist, wenn es vom moralischen Standpunkt jener Gesellschaft richtig ist, welcher der Urteilende angehört. So sieht z.B. der von Alasdair MacIntyre vertretene Kommunitarismus die Tradition als letzten Maßstab ethischer Rationalität. Seiner Ansicht nach können daher ethische Konflikte zwischen zwei unterschiedlichen Traditionen nicht gelöst werden. Gegen diese Argumentation lässt sich v.a. der Einwand erheben, dass sie sich als Metatheorie über den Traditionen stehend verstehen muss und sich insofern selbst widerspricht.
Marcus George Singer
=A founder of Oxfam, she has been instrumental in bringing philosophy to bear on practical issues. Philippa Foot was formerly married to historian M.R.D. Foot. She now lives in Oxford. Her publications include: Theories of Ethics (ed, 1967) and Virtues and Vices (1978). Philippa Ruth Foot (1920-), née Bosanquet, is a British philosopher, most notable for her works in ethics. She is one of the founders of contemporary virtue ethics (see also aretaic turn). Her work may be seen as an attempt to modernize Aristotelian philosophy; to show that it was adaptable to current issues; and thus that it could compete with such popular theories as modern deontological and utilitarian ethics.
Foot was born and educated in the UK, the granddaughter of American president Grover Cleveland. She began her career in philosophy as a student and tutor at Somerville College, Oxford. For many years Foot held the position of Griffin Professor of Philosophy at the University of California, Los Angeles.
Selected works
- Virtues and Vices and Other Essays in Moral Philosophy. Berkeley: University of California Press; Oxford: Blackwell, 1978 (there are more recent editions).
- Natural Goodness. Oxford: Clarendon Press, 2001.
- Moral Dilemmas: And Other Topics in Moral Philosophy, Oxford: Clarendon Press, 2002.
Transzendentalpragmatik
Die Transzendentalpragmatik bezeichnet eine ursprünglich von Karl-Otto Apel entwickelte philosophische Richtung, die den Versuch unternimmt, die Transzendentalphilosophie Kants mit verschiedenen Einsichten moderner Philosophieansätze zu verbinden, um so eine aktuelle „Antwort auf die gegenwärtige Situation der Philosophie“ geben zu können (Kuhlmann, S. 12). Sie wird gegenwärtig neben ihrem Gründer Karl-Otto Apel v.a. von Wolfgang Kuhlmann, Dietrich Böhler und in Teilen von Vittorio Hösle vertreten. Sie weist in vielem Ähnlichkeiten mit dem Ansatz von Jürgen Habermas (Universalpragmatik) auf, unterscheidet sich aber von diesem in ihrem Letztbegründungsanspruch.
Das Schlüsselwerk der Transzendentalpragmatik stellt die Aufsatzsammlung Apels „Transformation der Philosophie“ dar. In diesem versucht der Autor eine Synthese der klassischen Tranzendentalphilosophie mit
- der modernen Sprachphilosophie
- der pragmatischen Philosophie
- der hermeneutischen Philosophie
Die Bedeutung der klassischen Transzendentalphilosophie
Unüberholt vorbildlich ist für die Transzendentalpragmatik der transzendentalphilosophische Ansatz Kants, „der Versuch, die Philosophie im reflexiven Rückgang auf die subjektiven Bedingungen der Möglichkeit von gültiger Erkenntnis bzw. von freien, verantworteten Handlungen zu begründen“ (Kuhlmann, S. 13).
Folgende Punkte müssten aber an Kants Ansatz modifiziert werden:
- die Einengung des Subjektbegriffs
- die Unterschätzung der Rolle der Sprache
- die These vom prinzipiell unerkennbaren Ding an sich
Korrekturen an der klassischen Tranzendentalphilosophie
Der Subjektbegriff
Die Transzendentalpragmatik verwirft die Ansicht Kants von einem starren transzendentalen Subjekt. Sie möchte zu „zu reicheren und konkreteren Begriffen vom Subjekt und der Vernunft“ (a.a.O., 15) kommen und greift dabei Ansätze der Hermeneutik, des Marxismus und der Existenzphilosophie auf. Es sei zum einen notwendig, dass das Subjekt „zumindest teilweise in die Geschichte, die Gesellschaft, die soziale und materielle Praxis, die Lebenswelt hineingezogen werde“ (a.a.O., 14). Zum anderen sei es wichtig zu betonen, dass „ein reines (theoretisches) Bewusstsein für sich allein genommen der Welt keinen Sinn abgewinnen kann“ (a.a.O. 30). Um zu einer „Sinnkonstitution“ zu gelangen, müsse der Mensch sich leibhaft im Hier und Jetzt engagieren. Es gebe ein „Leibapriori“, „das zuständig ist für die Probleme der Sinnkonstitution und das sich realisiert in von verschiedenen Interessen, d.h. den Erkenntnisinteressen, getragenenen leibhaftigen Eingriffen in das zu Erkennende“ (a.a.O. 31).
Die Rolle der Sprache
Die wesentlichste philosophische Entwicklung im 20. Jhd. war in den Augen der Transzendentalpragmatik der „linguistic turn“, also der Durchbruch der sprachanalytischen Philosophie zum beherrschenden Paradigma. Die Sprache wurde damit an die Stelle einer entscheidenden subjektiven Erkenntnisvoraussetzung gerückt. Für die Transzendentalpragmatik wird damit die Sprachphilosophie zu einer Art „prima philosophia“, so „dass die Frage nach den Bedingungen der Möglichkeit zuverlässiger Erkenntnis nun transformiert und präzisiert wird zur Frage nach den Bedingungen der Möglichkeit intersubjektiv gültiger Aussagen über die Welt“ (a.a.O., 16). Statt privater Bewusstseinstatsachen müssen nun „öffentlich zugängliche Strukturen von Zeichen und Sprache“ analysiert werden.
Die Transzendentalpragmatik interessiert sich dabei v.a. für die sog. „pragmatische Dimension“ der Sprache, also für die Beziehung zwischen Sprache und Sprachbenutzer. Dabei wurde sie vor allem von der Sprechakttheorie Austins und Searles beeinflusst. In jedem Sprechakt werden vier Geltungsansprüche gemacht, die gemäß Apel auf die intersubjektive Dimension der Sprache hindeuten:
- die Verständlichkeit der Äußerung
- die Wahrheit ihres propositionalen Gehalts
- die Richtigkeit ihres performativen Bestandteiles
- die Wahrhaftigkeit des sprechenden Subjekts
Die Letztbegründung
Die Transzendentalpragmatik versteht synthetische Urteile a priori nicht mehr als Bedingungen der Möglichkeit von Erfahrung, sondern „als notwendige Voraussetzungen (philosophischer) Argumentation“ (a.a.O., 309). Nur so könne dem Einwand begegnet werden, „man stütze sich auf einen bloß epochenspezifischen Begriff von (wissenschaftlicher) Erfahrung … nur dann kann aus einer klassischen ‚transzendentalen Deduktion’ ein wirklich zwingendes Argument werden“ (a.a.O., 309).
Entscheidend für die Theorie der Letztbegründung ist die von der Sprechakttheorie entdeckte performativ-propositionale Doppelstruktur der menschlichen Rede. Danach besitzen alle lokutionären Akte eine illokutionäre Kraft (force), die durch "performative Phrasen" (Austin) explizit gemacht werden können. Entsprechend dem „Prinzip der Ausdrückbarkeit“ (Searle) kann man alles, was man meinen kann, auch sagen. Neben der Semantik der Propositionen, gibt es auch eine Semantik der Sprechakte. Dieser Ansatz gewinnt Bedeutung für den Letztbegründungsstreit, der vor allem mit dem Kritischen Rationalismus ausgetragen wurde.
Ausgangspunkt der Letztbegründung ist für die Tranzendentalpragmatik die Einsicht von der „Unhintergehbarkeit der Argumentationssituation“. Jede Argumentationssituation enhält nach Kuhlmann folgende Struktur:
- „Wenn ich etwas behaupte, dann sage ich (der Sprecher) mit etwas (der Proposition) etwas (Prädikat) über etwas (Referenzobjekt), und dies so, dass ich mit etwas (performativer Satz) zu etwas (Proposition) einen Geltungsanspruch (etwa der Wahrheit) erhebe, und zwar zunächst gegenüber der realen Kommunikationsgemeinschaft (bzw. deren Vertretern, die die gegenwärtige Gesprächssituation mitkonstituieren), dann aber auch gegenüber der idealen unbegrenzten Kommunikationsgemeinschaft (auf die ich Bezug nehme als die Instanz, welche, anders als die reale Kommunikationsgemeinschaft, wirklich imstande ist, das Recht meines Geltungsanspruchs adäquat zu beurteilen). Berücksichtige ich irgendeines der aufgeführten Momente nicht, dann verunglückt meine Behauptung und leistet nicht, was sie soll“ (a.a.O., 23)
Schlussfolgerungen für die Ethik
Aus der Analyse der Argumentationssituation ergeben sich für die Tranzendentalpragmatik folgende Normen für die Ethik (a.a.O., 28f.):
- Wir dürfen nicht blind handeln, sondern müssen uns „rational argumentierend um die richtige Handlungsalternative bemühen“.
- Alle praktischen Fragen sollen „konsensuell aufgelöst werden“, d.h. es soll ein vernünftiger Konsens hergestellt werden, „dem nicht nur jeder Beteiligte, sondern auch jeder Betroffene zustimmen können muss“.
- In allem Tun und Lassen muss es darum gehen, „das Überleben der menschlichen Gattung als der realen Kommunikationsgemeinschaft sicherzuellen, und zweitens darum, in der realen die ideale Kommunikationsgemeinschaft zu verwirklichen“.
Ignacio Ramonet2
Der in „Le Monde diplomatique“ im Dezember 1997 publizierter Leitartikel rief die Antiglobalisierungsbewegung Attac ins Leben. Anlass für den Leitartikel mit der Überschrift „Désarmer les marchés“ - die Märkte entwaffnen- war die in diesem Jahr entstandene Finanzkrise in Südostasien. Ramonet führte diese in seinem Artikel auf die zuvor losgelöste Finanz-Spekulationswelle zurück. Er forderte in seinem Artikel die Gründung einer „weltweiten Organisation, die sich für die Erhebung einer Tobinsteuer zugunsten der Menschen einsetzen sollte?“ Aus der französichen Bezeichnung dieser Organisation, „Association pour une taxation des transactions financières pour l´aide aux citoyens“ entstand das Kürzel Attac.
- „Der Wirbelsturm, der die asiatischen Geldmärkte verwüstet, bedroht die ganze Welt. Die Globalisierung des Anlagekapitals schafft universelle Unsicherheit. Sie verhöhnt nationale Grenzen und schwächt die Macht der Staaten, die Demokratie, den Wohlstand und das Glück ihrer Völker zu sichern. Die Globalisierung des Finanzkapitals stellt ihre eigenen Gesetze auf. Sie hat einen übernationalen Staat errichtet, mit einem eigenen Verwaltungsapparat, eigenen Einflussgebieten und eigener Politik: der Internationale Währungsfonds (IWF), die Weltbank, die Organisation für Ökonomische Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) und die Welthandelsorganisation (WTO). Diese machtvollen Institutionen singen einstimmig das Lied von den "Marktwerten", und die großen Medien sind ihr getreues Echo. Dieser künstliche Weltstaat ist eine Großmacht ohne gesellschaftliche Grundlage. Er ist allein den Finanzmärkten und den Herren der Fonds und der Multis verantwortlich. Und die wirklichen Staaten der wirklichen Welt werden zu Gesellschaften ohne Macht degradiert. Und das wird von Jahr zu Jahr schlimmer.“
In diesem Artikel attackiert Romanet die Dominanz der Finanzmärkte und den unbeschränkten Kapitalfluß und bezeichnet diese als Gefahr für die Demokratie und die Stabilität der Staaten. Er schlägt die Einführung einer sogenannten Tobin- Steuer auf internationale Kapitalströme vor. Die Tobin- Steuer geht auf den US- amerikanischen Wirtschaftsexperten James Tobin zurück. Er schlug in den siebziger Jahren die Einführung einer Steuer von 0,1 % auf internationale Finanzoperationen vor!
Ramonet entwickelte auch den Namen der neuen NGO (Nichtregierungsorgnisation), den Begriff ATTAC. Er rief zur Gründung einer ATTAC- Gruppe auf. Der Begriff ATTAC ist eine Abkürzung für die französische Bezeichnung „Association pour une Taxation des Transactions financières pour l‘Aide aux Citoyens“. Die deutsche Bedeutung lautet sinngemäß: „Vereinigung zur Besteuerung von Finanztransaktionen zum Wohle der Allgemeinheit“. Die Organisation wurde 1998 in Frankreich gegründet. ATTAC ist für Einzelpersonen, aber auch für Organisationen offen, die sich für soziale und ökonomische Gerechtigkeit in der Welt engagieren wollen. Der erste President von ATTAC war Bernard Cassen.
Geist
Christliche Antike und Mittelalter
Patristik
In der griechischen apologetischen und patristischen Literatur wird das Wort pneuma im Allgemeinen dem religiösen Bereich zur Bestimmung des Heiligen Geistes vorbehalten. Für den menschlichen Bereich werden meist die Ausdrücke nous und psyché verwendet.
Die lateinischen Kirchenväter gebrauchen für das griechische pneuma den Begriff spiritus, der ursprünglich ebenfalls Hauch und Wind bedeutet. Bisweilen wird spiritus auch für den anthropologischen Bereich verwendet, besonders im physiologischen Zusammenhang, ferner in der dichotomischen Trennung von Geist und Fleisch. Meist jedoch kommen im menschlichen Bereich die Begriffe mens, animus und anima zur Anwendung.
Grundlegend für die Folgezeit wurde das Geistverständnis Augustins, das sich von den naturhaften Bedeutungen (Hauch, Wind, Luft, Atem usw.) im Wesentlichen absetzt und seinen Schwerpunkt im Gottesbezug hat.
Augustinus hält an der Substantialität des Geistes fest. Er wird von ihm als eine an der Vernunft teilhabende Substanz aufgefasst, die zur Leitung des Leibes bestimmt ist. Dem Geist kommen wesensmäßig Vernunft und Einsicht zu. Er wird durch die Laster geschwächt und muss um seiner Leitungsaufgabe gerecht werden zu können, durch den Glauben gereinigt werden.
Die Frage, was dem Geist so nahe sei wie dieser sich selbst, führt Augustinus zu einer über dem menschlichen Geist (supra mentem) liegenden Wirklichkeit. Augustinus spricht hier vom „Auge der Seele (oculus animae)“, über dem sich ein „unveränderliches Licht (lux incommutabilis)“ befinde. Diese Wendung (conversio) in sein Innerstes ist für Augustinus Selbstvollzug des Geistes und bedeutet die Rückkehr zu seinem eigentlichen Urspung.
Thomas neu
Thomas von Aquin fasst die menschliche Seele als eine geistige Substanz (substantia spiritualis) auf. Im Unterschied zur Tierseele hat sie einen rein geistigen Charakter und ist daher unsterblich.
Thomas vertritt eine strikte Leib-Seele-Einheit des Menschen. Die Seele ist Form des Leibes (forma corporis) und teilt ihm ihr Sein mit. Umgekehrt ist aber auch der Geist zur Erkenntnis auf den Leib und seine sinnliche Vermittlung angewiesen. Alle geistigen Erkenntnisse werden mittels des „tätigen Intellekts (intellectus agens)“ von den Sinneswahrnehmungen abstrahiert.
Der Mensch als schächster Strahl der Geistigkeit vermag das rein Geistige nicht zu schauen. Die Erkenntnis vermag nur so weit zu reichen wie der geistige Gehalt des Sinnenfälligen, von dem sie ausgeht, es ihr gestattet. Eine unmittelbare Erkenntnis Gottes ist daher für Thomas ausgeschlossen.
Die menschliche Seele ist bei Thomas die niederste der geistigen Formen. Sie ist ein Vernunftprinzip, das notwendig eines Körpers bedarf, um tätig werden zu können. Sie stellt daher gegenüber der Seele der Engel, die in keinerlei Verbindung mit dem Materiellen steht, eine tiefere Stufe der Geistigkeit dar. Die Seele hängt zwar in ihrer Existenz nicht von der Materie ab, ragt aber doch tief in das Körperliche hinein, da sie ohne den Körper etwas Unfertiges ist. Sie wird bei Thomas zum äußersten und abgeschwächtesten Strahl des Verstandeslichtes, das in Gott aufleuchtet und im Menschen seine unterste Grenze erreicht wie das Sein bei der Materie. Sie steht daher auf der Grenze der geistigen und körperlichen Geschöpfe (in confinio spiritualium et corporalium creaturarum).
Thomas
Thomas von Aquin fasst die menschliche Seele als eine geistige Substanz (substantia spiritualis) auf. Im Unterschied zur Tierseele hat sie einen rein geistigen Charakter und ist daher unsterblich.
Thomas vertritt eine strikte Leib-Seele-Einheit des Menschen. Die Seele ist Form des Leibes (forma corporis) und teilt ihm ihr Sein mit. Umgekehrt ist aber auch der Geist zur Erkenntnis auf den Leib und seine sinnliche Vermittlung angewiesen. Alle geistigen Erkenntnisse werden mittels des „tätigen Intellekts (intellectus agens)“ von den Sinneswahrnehmungen abstrahiert. Der Mensch als schächster Strahl der Geistigkeit vermag das rein Geistige nicht zu schauen. Er muss das Geistige aus der Betrachtung der Sinnendinge erkennen. Der Mensch vermag seine eigene Seele nur dadurch zu erkennen, dass er sich den Sinnendingen zuwendet. Die Seele muss ausgehen von der Erkenntnis der Körperwelt und ihre Erkenntnis vermag nur so weit zu reichen wie der geistige Gehalt des Sinnenfälligen, von dem sie ausgeht, es ihr gestattet. Der Mensch als schächster Strahl der Geistigkeit vermag das rein Geistige nicht zu schauen, weil da erkennt zunächst ihren Gegenstand, dann ihre Tätigkeit und schließlich ihre eigene Natur. Eine unmittelbare Erkenntnis ist daher für Thomas ausgeschlossen.
Die menschliche Seele ist bei Thomas die niederste der geistigen Formen. Sie ist ein Vernunftprinzip, das notwendig eines Körpers bedarf, um tätig werden zu können. Sie stellt daher gegenüber der Seele der Engel, die in keinerlei Verbindung mit dem Materiellen steht, eine tiefere Stufe der Geistigkeit dar. Die Seele hängt zwar in ihrer Existenz nicht von der Materie ab, ragt aber doch tief in das Körperliche hinein, da sie ohne den Körper etwas Unfertiges ist. Sie wird bei Thomas zum äußersten und abgeschwächtesten Strahl des Verstandeslichtes, das in Gott aufleuchtet und im Menschen seine unterste Grenze erreicht wie das Sein bei der Materie. Sie steht daher auf der Grenze der geistigen und körperlichen Geschöpfe (in confinio spiritualium et corporalium creaturarum).
Thomas alt
seine eigen
Der menschliche Geist ist nicht in der Lage, ohne göttliches Zutun die Wahrheit zu erkennen, . Thomas bezeichnet dies als lumen naturale.