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Alfred Heinrich Pellegrini

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Alfred Heinrich Pellegrini (1881–1958) Das 1940–1941 entstandene Wandbild Apoll und die Musen an der Fassade des Stadtcasinos in Basel. Wegen seiner freizügigen Darstellungen wurde das Bild kurz nach der Einweihung von Unbekannten mit Farbe beschmiert. In Zuge des 2007 gescheiterten Casinoneubaus wäre es beinahe vom Barfüsserplatz verschwunden.
Apoll und Musen, Stadtcasino Basel
St. Jakob Kirche, Basel. Schlacht bei St. Jakob an der Birs. Die 1917 geschaffenen Fresken an der Fassade stammen von Alfred Heinrich Pellegrini (1881–1958) und zeigen den Steinwurf des Arnold Schick in der Schlacht von 1444. Ebenfalls in die Fassade eingelassen ist eine Gedenktafel, die an die Schlacht von 1444 erinnert.
Wandbild, St. Jakobs-Kirche Basel
Alfred Heinrich Pellegrini (1881–1958) Künstler, Maler, Zeichner, Grafiker, Familiengrab auf dem Friedhof Hörnli, Riehen, Basel-Stadt
Pellegrinis Familiengrab auf dem Friedhof am Hörnli, Riehen, Basel-Stadt

Alfred Heinrich Pellegrini (* 10. Januar 1881 in Basel; † 5. August 1958 ebenda) war ein Schweizer Maler, Zeichner und Grafiker. Er gehörte neben Heinrich Altherr, Paul Bodmer und Walter Clénin zu den meistbeschäftigten Wandmalern der Schweiz in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Leben

Alfred Heinrich Pellegrini wurde als Sohn des Steinbildhauers Isodoro Pellegrini geboren. Nach der Realschule lernte er an die Basler Gewerbeschule bei Fritz Schider und Albrecht Wagen. Zudem arbeitete er im von seinem älteren Bruder geleiteten väterlichen Bildhauergeschäft. Nach dreijähriger Lehrzeit verlässt Pellegrini die Basler Kunstgewerbeschule, um sich an der Kunstakademie in München weiter zu bilden. Am 4. November 1899 tritt er nach bestandener Aufnahmeprüfung als Schüler von Gabriel von Hackl in die Akademie der Bildenden Künste in München ein[1].

Bei Gabriel von Hackl lernte er das Portraitzeichnen, wobei auf eine naturalistische Darstellung besonders geachtet wurde. Während diesen drei Jahren entstanden 50 Werke, die fast ausschliesslich Zeichnungen, von denen alleine 42 Aktdarstellungen waren. In München entstand auch das erste bekannte und im Oeuvre-Katalog des Künstlers verzeichnete Selbstportrait.

Im Sommer 1901 kehrte Pellegrini in die Schweiz zurück. Als er wegen seiner schmächtigen Konstitution vom Militärdienst befreit wurde, verbrachte er die kommenden Jahre in der Innerschweizer Bergwelt. In Uri entdeckte er das Maderanertal und später die Bergwelt von Samedan des Graubünden. Auch die Seenlandschaft des Tessin und die Landschaft am Thunersee, inspirierten Pellegrini zu vielen weiteren Werken.

Ab April 1902 lebte Pellegrini in Genf und lässt sich dort bei der graphischen Anstalt "Atar" anstellen. Neben seinen lithographischen Arbeiten für "Atar", arbeitete er an seinen eigenen Werken weiter. In Genf lernt er sein Mäzen, der Chemiker Adolf Saager und der Verlegersohn Robert Luzt kennen, dem er 1906 nach Stuttgart folgte.

In Genf heiratet Pellegrini 1904 die Baslerin Maria Kneubühler (1882–1962). Zusammen hatten sie eine Tochter, Anna Pellegrini (1914–2011).

In Stuttgart kann Pellgrini 1907 das Atelier von Louis Moillet übernehmen. Von 1906 bis 1908 arbeitetete er zunächst als Illustrator und Gebrauchsgrafiker. 1906 wurde er Mitglied der Münchner Secession. In den Jahren 1908–1912 nahm er Unterricht bei Adolf Hölzel an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart. Mit dem Eintritt in Hölzels Klasse änderte sich Pellegrinis Mal -und Zeichenstil grundlegend.

Ab 1913 stellte Pellegrini vermehrt Figuren aus der griechischen und römischen Mythologie dar. Die schwebenden Darstellungen dieser Götterfiguren schufen zunächst ein rein motivischer Anknüpfungspunkt zur Stuttgarter Freundesrgruppe, die sich um Otto Mayer-Amden scharte. Neben Pellegrini gehörten Oskar Schlemmer, Willi Baumeister und sein Freund Hans Brühlmann der Gruppe an. Von Hans Brühlmann gemalten Figuren, die in ihrer Gebärdensprache, Gemütsregungen wie Abwehr, Ergebenheit, Staunen und oft Kummer und Trauer ausdrücken, liess sich Pellegrini inspirieren. Mit Brühlmann verband Pellegrini bis zu dessen frühen Tod 1911, eine tiefe Freundschaft.

Von Hölzel und den drei Mitglieder aus der Künstlergruppe, empfing Pellegrini sowohl stilistisch als auch motivisch die stärksten Anregungen. Während jedoch Pellegrini bei seiner Darstellung der Götter Figuren ihre allegorische Bedeutung darstellte, wählten die anderen drei eine nahezu abstrakte, reduzierende Symbolsprache. Ohne die nötigen Kenntnisse der antiken griechisch-römischen Göttermythologie, kann man die Pellegrinis Werke nicht verstehen. So wurden auch viele seiner eingereichten Wettbewerbsarbeiten, nicht verstanden und abgelehnt.

Pellegrini war der meistbeschäftigte und erfolgreichste Wandmaler der Hölzel-Schüler. Während seines Aufenthalts in Stuttgart und später in München wurden ihm zwischen 1903 und 1913 nicht weniger als zwölf Aufträge, in Stuttgart, Württemberg und ausserhalb des Landes, zur Ausführung übertragen. Leider hat kein einziges Werk in Deutschland die Zeit überdauert. Von 1914 bis 1917 hielt sich Pellegrini wiederum in München auf und wurde Mitglied der Neuen Künstlervereinigung München.

1917 kehrte er nach Basel zurück. Von seiner anschliessenden Tätigkeit als Illustrator zeugt der 1903 entstandene Probedruck für das erste Fussballplakat der Schweiz[2]. Pellegrini entwarf Plakate, wie das 1919 entstandene Plakat "Warum sind wir arm geboren?"[3] Weitere waren das 1920 in Basel gedruckte Plakat zur Abstimmung des Frauenstimmrechts "Eure Schwester, gebt ihr Recht, nicht nur Pflicht" oder die Affiche "Schon wieder Nacht", die 1924 für den Achtstundentag warb, oder das Plakat für die Ausstellung in der Kunsthalle Basel von 1937[4]. Pellegrini war Sport fasziniert, so schuf er auch zahrreiche Werke für verschiednen Sportarten. Unter anderem auch Zeichnungen von der Fussballweltmeisterschaft 1954[5].

Pellegrini setzte sich auf verschiedenen Ebenen für die moderne Kunst ein, verfasste Kunstkritiken und regte unter anderem die 1919 erfolgte Gründung des Kunstkredit Basel-Stadt an. Fast 30 Jahre lang war er Mitglied der Kunstkommission der Öffentlichen Kunstsammlung. 1949 wurde ihm der Kunstpreis der Stadt Basel verliehen.

Werk

Pellegrini wurde beeinflusst von Ferdinand Hodler, Paul Gauguin, Edvard Munch, Adolf Hölzel, Hans Brühlmann, und Otto Meyer-Amden. Zu seinen Werken gehören Tafelgemälde und Fresken, ferner Porträts, Landschafts- und Figurenbilder. Durch seine Bekanntschaft mit dem Architekten Theodor Fischer wurden ihm Aufträge für Wandbilder erteilt, so 1909 ein Wandbild für die Kirche in Kirchheim unter Teck. Nach im Zuge eines Wettbewerbs entstandenen Entwürfen malte Pellegrini für die St. Jakobskirche Basel das 1917 fertiggestellte Fresko, das den Steinwurf des Arnold Schick in der Schlacht von 1444 zeigt. Pellegrini gestaltete innerhalb seiner «grossen Periode der dekorativen Wandmalerei, innerhalb der auf Hodler folgenden Generation»[6] unter anderem 1922 ein Wandbild an der Basler Börse und 1941 das grosse Wandbild Apoll und die Musen an der Vorderfront des Stadtcasinos Basel. Wegen seiner freizügigen Darstellungen wurde das Bild kurz nach der Einweihung von Unbekannten mit Farbe beschmiert. In Zuge des 2007 gescheiterten Casinoneubaus wäre es beinahe vom Barfüsserplatz verschwunden.

Nebst zahlreichen Austellungen im Aus- und Inland nahm Pellegrini 1932 an der Biennale in Venedig teil.

Literatur

  • Robert Darmstädter: Reklams Künstlerlexikon. Philipp Reclam jun. Stuttgart, Stuttgart 1979, ISBN 3-15-010281-2.
  • Hans F.Secker: Gebaute Bilder.Grundlagen für eine kommende Wandmalerei. Atlantis-Verlag, Berlin/Zürich 1934.
  • Claudia Giani Leber: Alfred Heinrich Pellegrini und die Hölzel-Schule. Editions Daniel Blaise, Thorens 1988.
  • William U. Eiland: Alfred Heinrich Pellegrini, 1881-1958: A Swiss Modernist and the Art of the Figure. Univ of Georgia Georgia Museum, 1996, ISBN 0915977273
  • Erziehungsdepartement Basel-Stadt. Alfred Heinrich Pellegrini. In: Kunst für Basel: 75 Jahre Kunstkredit Basel-Stadt. Kunst im öffentlichen Raum. Schwabe Verlag, Basel 1974, ISBN 3-7965-0968-1.
Commons: Alfred Heinrich Pellegrini – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Akademie der Bildenden Künste München: Matrikelbuch, Alfred Pellegrini, 1899. Abgerufen am 15. Juli 2019.
  2. Heinrich Pellegrini, Fussball Plakate. Abgerufen am 15. Juli 2019.
  3. Heinrich Pellegrini: Plakat von 1919, Warum sind wir arm geboren? Abgerufen am 15. Juli 2019.
  4. Heinrich Pellegrini: Austellungsplakat für die Kunsthalle Basel, 1937. Abgerufen am 15. Juli 2019.
  5. Marie-Louise Schaller Schweizerische Landesbibliothek: Heinrich Pellegrini, Fussballweltmeisterschaft 1954. Schweizerische Landesbibliothek, abgerufen am 15. Juli 2019.
  6. Biografie Alfred Heinrich Pellegrini (Memento vom 20. März 2008 im Internet Archive)