Hitzewellen in Europa 2019
Hitzewelle Juni 2019 (Hoch Vera) | |
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![]() (lila > 40 °C, rot > 30 °C; NOAA-NWS-CPC) (lila > 40 °C, rot > 30 °C; NOAA-NWS-CPC) | |
Unwetter | Hitzewelle |
Daten | |
Entstehung | um 23. Juni 2019 |
Höhepunkt | 25.–30. Juni 2019 |
Auflösung | Anfang Juli 2019 |
Maximaltemperatur[1] | 45,9 °C (Gallargues-le-Montueux, FR, 28.6.) |
Folgen | |
Betroffene Gebiete | Süd- und Mitteleuropa |
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In Süd- und Zentraleuropa herrschte Ende Juni 2019 verbreitet Hitze. Die Temperaturen überstiegen 45 °C, mit einem neuen Allzeit-Rekordwert der Lufttemperatur in Frankreich und Andorra.
Meteorologie
Ursache war ein längerdauerndes Hoch (Vera) über Europa, und ein langsamziehendes atlantisches Tief (Nasir). Nasir hatte sich um den 18. Juni vor Neufundland gebildet und lag dann fast bis Ende des Monats vor Spanien[2][3] und England,[4] bevor es über Skandinavien ostwärts abzog.[5] [6] Mit einer mächtigen südwestlichen Höhenströmung schob sich eine Luftmasse des Azorenhochs – zuerst Ulla genannt,[2] ab 25. Juni als Hochdruckbrücke Vera[3][7] – in den Raum der Nordsee, und dann über Mitteleuropa südostwärts.[4] Dadurch kam es ab 23. Juni zu einem Vorstoß heißer subtropischer Saharaluft über die Iberische Halbinsel und Südfrankreich, die bis zum Monatsende in den Ostseeraum vordrang.[8][9] Mit einem Tief Otto im Ostsee-/Baltikum-Raum bildete sich eine Omegalage[7] über einer flachen Druckverteilung einiger Tiefs im Mittelmeerraum.[3][5]
Die Temperaturen erreichten am 28. Juni mit 45,9 °C im südfranzösischen Gard in Gallargues-le-Montueux einen Spitzenwert, die höchste je in Frankreich gemessene Temperatur (im europäischen Mutterland, davor 44,1 °C in Conqueyrac, August 2003)[1] – dieser Rekord wurde 2019 an einigen Messtellen des Raumes übertroffen.[10][1][11] Damit wurde Frankreich auch das erst siebente Land Europas, das Temperaturen über 45 °C gemessen hat.[12] Auch Andorra verzeichnete mit 39,4 °C in Borda Vidal am 28. einen neuen Landesrekord[13][14] (davor 38,5 °C in Andorra La Vella, Juli 2005).[11] Neue Allzeit-Rekorde gab es an etlichen Punkten in Spanien,[15] Frankreich,[1][10] der Schweiz,[16][17] Deutschland,[7] oder Österreich.[18][19] Auch die nächtliche Minimaltemperatur verzeichnete mit 26 °C in Lyon-Saint-Exupéry am 28. Juni einen neuen französischen Landesrekord.[10]
Eine weitere Besonderheit waren die abnorm hohen Temperaturen der Höhenlagen,[9] neben den Pyrenäen – wo es in Südfrankreich auch durch Föhn-Effekte zu den Spitzentemperaturen kam – auch in den Alpen. So verzeichnete zum Beispiel Davos (1596 m) einen neuen Rekordwert von 29,8 °C am 26. (bisher 29,3 °C 5. Juli 2015).[17] ebenso die Schmittenhöhe (1956 m) am 27. mit 25,0 °C (davor 24,6 °C, 30. August 1952),[18] Das inneralpine St. Martin in Passeier (586 m) meldete am selben Tag 39,9 °C.[20]
Anfang Juli wurde die Heißluft in den Mittelmeerraum zurückgedrängt, mit noch einigen Hitzetagen im Balkanraum.[21] Zuende ging die Hitzewelle mit einigen schweren Gewitter, so in Frankreich[22] und Österreich.[23]
Land | °C | Stelle | am | Rekord (davor) |
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45,9 | Gallargues-le-M. | 28. 6. | A (44,1 Conqueyrac 12.8. 2003) |
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43,4 | Lérida | 29. 6. | [24] |
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39,9 | St. Martin i.P. | 27. 6. | |
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39,6 | Bernburg/Saale[25] | 30. 6. | J (38,6 Coschen, Bad Muskau 26.6.; davor 38,5 Bühlertal 27. 6. 1947) |
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39,4 | Borda Vidal | 28. 6. | A (38,5 °C Andorra, 16.7. 2005) |
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38,9 | Doksany | 26. 6. | J (38,2 Brno-Žabovřesky 22.6. 2000) |
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38,2 | Radzyń | 26. 6. | J (38,0 Wrocław 27.6. 1935) |
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38,1 | Hermagor | 27. 6. | |
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37 | Sion | 30. 6. | |
Nationaler Rekord: A … Allzeit, J … für Juni (sortiert sekundär nach Alter des Vor-Rekords)
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Klimatologie

Eine so heftige Hitze so früh im Jahr war europaweit eine Besonderheit, einige Länder und zahlreiche Messstellen verzeichneten neue Tages-Höchstemperatur-Rekorde für einen Juni. Für Polen wurde ein 80-jähriger Rekord der Spitzentemperatur gebrochen (1935),[1] für Deutschland ein 70-jähriger (1947).[7]
Außergewöhnlich heiß war insbesondere auch schon der Monatsbeginn gewesen,[7][17] den ganzen Monat herrschten fönige Süd- bis Südwestströmung vor.[19] Dadurch wurde der Juni 2019 der wärmste je verzeichnete solche Monat in Gesamteuropa seit Beginn der Wetteraufzeichnung (1 Grad wärmer als der bisherige Rekord-Juni 1999),[8] darunter in Österreich (Wetterreihe seit 1767), in Polen (davor Juni 1811)[27] in Deutschland (Wetterreihe seit 1881),[7] in Tschechien (seit 1961)[26] oder auch in Lettland (seit 1924);[29] der zweitwärmste war es in der Schweiz (nach 2003).[17] Auch die geringe nächtliche Abkühlung war bemerkenswert, Wien (Innere Stadt) hatte beispielsweise im Laufe des Monats dreizehn Tropennächte nicht unter 25 °C (ebenfalls ein neuer örtlicher Rekordwert für einen Juni).[19]
Die Periode der letzten Juni-Tage lag gebietsweise um 10–6 Grad über dem langjährigen Mittel,[8] neben Frankreich hauptsächlich in Nordspanien, Norditalien, der Schweiz, Westösterreich, dem südlicheren Deutschland[7] und Tschechien. Als 7-tägige Hitzewelle (mancherorts etwas länger) rangiert das Ereignis gebietsweise unter den 5 bis 10 intensivsten der langjährigeren Messgeschichte.[30]
Auch global war der Juni der wärmste je verzeichnete, 0,1 ° über dem letzten Rekordmonat, dem Juni 2016.[8] Wie auch 2016[8] herrschte 2019 ein El-Niño-Ereignis (nicht aber für die dazwischenliegenden langen Hitzeanomalien Sommer 2017 und 2018, die jeweils nach einem La-Niña-Ereignis folgten). Wie jede Hitzewelle der jüngeren Jahre wird auch diese in Zusammenhang mit jener offenkundigen Klimaerwärmung gesehen, eine für Einzelereignisse nicht direkt nachweisbare Annahme.
Folgen

(rot-braun: zu trocken, grün-blau: zu nass; NOAA-NWS-CPC)
Im Südwesten Europas war die Hitze besonders mit Trockenheit verbunden, während sich die Lage in Mitteleuropa nach einem anfänglich, an die Sommerdürre des Vorjahres anschliessenden zu trockenen Frühfrühling[31] nach einem gebietsweise verregneten Mai[32] entspannt hatte. In einem Band von der Iberischen Halbinsel über Norditalien bis in das Baltikum, und einem von Ostfrankreich bis Schweden, hatte es auch im Juni kaum geregnet.[33] Dadurch kam es zu zahlreichen größeren Waldbränden, so in Nord-Spanien (etwa in Almorox im Großraum Madrid, in der Nähe von Toledo, in Katalonien),[12] in Südfrankreich (Departement Gard),[12] später auch in Deutschland (insbesondere ein Brand bei Lübtheen in Mecklenburg-Vorpommern).
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ a b c d e f Record absolu : 45,9 °C, c'est la température la plus chaude jamais mesurée en France. In: MeteoFrance: Actualité, 28. Juni 2019.
- ↑ a b DWD-Wetterkarte Prognose für Do 20.06.19, 12:00 UTC. Website der Freien Universität Berlin – Nasir noch unbenannt;
Wetterlage vom 20. Juni 2019, 12 UTC. ZAMG: Aktuelle Wetterkarte und Kartenarchiv;
Modèles − Archives des réanalyses du NCEP: Temperature 850hPa, Mercredi 20. Juin 2019, 20:00 locale. Meteofrance: meteociel. - ↑ a b c Prognose für Di 25.06.19, 12:00 UTC. FU Berlin; Wetterlage vom 25. Juni 2019, 12 UTC, ZAMG; Temperature, Mardi 25 juin 2019, 20:00 locale, meteociel.fr.
- ↑ a b Prognose für Fr 28.06.19, 12:00 UTC, FU Berlin; Wetterlage vom 28. Juni 2019, 12 UTC, ZAMG; Temperature, Vendredi 28 juin 2019, 20:00 locale, meteociel.fr.
- ↑ a b Prognose für So 30.06.19, 12:00 UTC, FU Berlin; Wetterlage vom 30. Juni 2019, 12 UTC, ZAMG; Temperature, Dimanche 30 juin 2019, 20:00 locale, meteociel.fr.
- ↑ Prognose für Di 02.07.19, 12:00 UTC, FU Berlin; Wetterlage vom 2. Juli 2019, 12 UTC, ZAMG; Temperature, Mardi 2 julliet 2019, 20:00 locale, meteociel.fr.
- ↑ a b c d e f g h Florian Imbery, et al., DWD: Neuer Rekord der mittleren Junitemperatur für Deutschland und intensive Hitzewelle in Europa. 3. Juli 2019 (pdf, dwd.de).
- ↑ a b c d e Record-breaking temperatures for June. Copernicus Climate Change Service (C3S), climate.copernicus.eu, 2. Juli 2019 – mit Europa-Karte Average 2m temperature anomaly for 25-29 June 2019 (Schätzung ERA2, ECMWF).
- ↑ a b Records en montagne : une masse d’air exceptionnellement chaude en altitude. In: MeteoFrance: Actualité, 2. Juli 2019 – mit Europa-Karte Anomalie de la température à 850 hPa mercredi 25 juin à 18 HTU (GFS).
- ↑ a b c Canicule de juin 2019 : retour sur un épisode exceptionnel. In: MeteoFrance: Actualité, 2. Juli 2019.
- ↑ a b French Station Breaks All-Time Heat Record by Astounding Margin. Jeff Masters, in Cat6, wunderground.com, 30. June 2019.
- ↑ a b c Temperaturen gehen in Westeuropa langsam zurück. APA, zit. in Niedeösterreichische Nachrichten online, 30. Juni 2019.
- ↑ Canicule : des records nationaux de températures battus en Europe; und Canicule : records de chaleur en Europe. In: MeteoFrance: Actualité, 26. Juni resp. 1. Juli 2019.
- ↑ a b Butlletí climàtic Juny del 2019. Govern d’Andorra, Institut d’Estudis Andorrans, S. 4 (eReader, meteo.ad).
- ↑ a b Lérida alcanzó 43,4ºC, la máxima en la ola de calor, que AEMET da por terminada, aunque seguirá el tiempo veraniego. europapress, 1. Juli 2019.
- ↑ Rekordhitze. MeteoSchweiz: Blog, 26. Juni 2019.
- ↑ a b c d Juni mit grosser Hitze. MeteoSchweiz: Blog, 28. Juni 2019;
Klimabulletin Juni 2019. MeteoSchweiz: Monats- und Jahresrückblick. - ↑ a b Rekord-Hitze. ZAMG: Klima News, 27. Juni 2019.
- ↑ a b c d Der wärmste, sonnigste und trockenste Juni der Messgeschichte. ZAMG: Klima News, 28. Juni 2019;
Juni 2019: Berichte. ZAMG: Klimamonitoring. - ↑ a b Südtirol glüht: Monster-Hitze bricht Rekorde. unsertirol24.com, 27. Juni 2019;
Nur der Juni des Jahres 2003 war in Südtirol heißer. Südtirol online (stol.it), 30. Juni 2019. - ↑ Vergl. Az idei év eddigi legmelegebb napja. OMSZ (met.hu): Meteorológiai hírek, 1. Juli 2019.
- ↑ Météo : orages violents en début de semaine. In: MeteoFrance: Actualité, 2. Juli 2019.
- ↑ Nach der Hitze kommt der Hagel; Landwirtschaft in der Steiermark erneut massiv geschädigt; und Hitzehöhepunkt endete mit einem Unwetter: Schaden in der Landwirtschaft in Oberösterreich und der Steiermark: 1,4 Million Euro. Presseaussendungen, Österreichische Hagelversicherung, hagel.at, 28. Juni resp. 1. Juli 2019.
- ↑ Unbestätigt blieben 43,9 "C in Girona, nach Girona bate su récord de temperatura con 43,9ºC en el pico de la ola de calor. In: El Tiempo online, 28. Juni 2019
- ↑ Auch Allzeit-Rekord für Sachsen-Anhalt.
- ↑ a b Mimořádně Teplý Červen 2019. ČHMÚ (infomet.cz), 1. Juli 2019 (‚außergewöhnlich heißer Juni‘)
- ↑ a b Rekordowo ciepły czerwiec w Europie. In: DobraPogoda24.pl, 3. Juli 2019 (‚Rekordwarmer Juni in Europa‘)
- ↑ Le thermomètre affiche 37°C à Sion. LFM Radio online, 30. Juni 2019.
- ↑ Jūnija mēneša apskats. Latvijas Vides, ģeoloģijas un meteoroloģijas centrs (meteo.lv), 1. Juli 2019 (‚Juni Monatsrückblick‘)
- ↑ Unruhige Gewitternacht: Abschnitt Rückblick Hitzewelle auf der Alpennordseite. MeteoSchweiz: Blog, 2. Juii 2019.
- ↑ Vergl. Anhaltende Trockenheit hinterlässt bereits erste Spuren. Presseaussendungen, Österreichische Hagelversicherung, hagel.at, 25. April 2019.
- ↑ Vergl. Mai 2019: nass, trüb, kühl . ZAMG: Klima News, 28. Juni 2019.
- ↑ Siehe Total Precipitation und Percentage of Normal Precipitation June 2019, NOAA-NWS-CPC (Bilddateien, Wikimedia Commons),