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Räbke

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Raebke am Nordost-Rand des Elms ist ein beliebter Naherholungsort mit einem ausgedehnten Wanderwegnetz, beginnend an den Schunterquellen. Das idyllische Dorf hebt sich mit seinen Baudenkmälern sowie einem hohen Baumbestand entlang des zweigeteiltem Schunterlaufes von den anderen Dörfern der Elm-Börde-Region ab.

Kleines Dorf mit großer Papiergeschichte

Datei:Raebke-St.Stephani.jpg.jpg
Ortsbild Raebke: Schunter und St. Stephani

Als 1576 der herzöglichen Welfenuniversität zu Helmstedt mit ihrer für Niedersachsen einmaligen Buchproduktion das Papier ausging, war es der Helmstedter Patrizier, Buchhändler und Mäzen Hermann Brandes, der im Sinne der Versorgungssicherheit gleich mehrere Papiermühlen gründete. In Räbke war dies1 594 zunächst die Mittelmühle, die "seiner Fürstl. Gnaden Julius Universität zur Ehren" konzessioniert und verpflichtet wurde. Dies Engagement löste umgehend harte Auseinandersetzungen mit den Edelherren von Warberg aus. Dieser "erste Raebker Mühlenkrieg" wurde bis zur bitteren Neige bzw. bis hin zur "Einreißung der newen Gebew" geführt. Mit jenem von Brandes in Raebke begründeten neuen Gewerbezweig erlangte der kleine Mühlenort eine mehr als nur lokalgeschichtliche Bedeutung. Wie Buch und Papier zusammengehören so gehören Helmstedt und Raebke in der Frühzeit der damals modernen und selbst reichsgeschichtlich besonders gewichtigen Alma Julia zusammen! Ein Vertrauensbeweis seitens der fürstlichen Kammer ist die Tatsache, dass die Raebker Papierproduktionsstätte jahrelang in fürstlichem Auftrag das Papier zu den 1607 bis 1609 zu Helmstedt gedruckten "Braunschweigischen Historischen Handlungen" des Professors Henricus Meibom lieferte – ein Mammutwerk und Lieblingsprojekt des Regenten Heinrich Julius.

Ähnliches ließe sich auch zur Obermühle berichten, die gleich unterhalb der Quelle der damals wasserreichen Schunter liegt. Angesichts der auf reines Wasser besonders angewiesenen Papiermacherei war sie begünstigt, aber auch technisch auf der Höhe: Zum Jahr 1743 heißt es, sie sei als "eine neue, dem Lande sehr nützliche Fabrique anzusehen, weil sie so schönes besonderes und großes Schreib- und Druckpapier zu machen weiß, welches sich im ganzen Lande nicht hat finden lassen". Diese Mühle wird im 19. Jahrhundert schlicht als die "Holländische Papiermühle" bezeichnet. Eine weitere Raebker Mühle, die "Fürstliche Papiermühle" unterhalb der Mittelmühle sah ebenfalls gute Zeiten. Der Ort dieser "Untermühle" ist heute wüst. Anfang des 18. Jahrhunderts existierten in Raebke vier Papiermühlen – nirgendwo sonst in Niedersachsen befanden sich so viele Papiermühlen auf so engem Raum!

Aus Raebkes Papiergeschichte wird weiter berichtet, dass die Konkurrenz auf den von Honrodtschen Mühlen zu Veltheim und Sickte oder auf der großen staatlichen Okermühle etc. hinsichtlich der Papierqualität und des Preises immer wieder ausgestochen werden konnte und dass die Braunschweigische Landesregierung die Raebker Mittelmühle aufgrund ihrer Leistungsfähigkeit sogar gegenüber der eigenen herzoglichen Mühle zu Oker bevorzugte. Hinsichtlich des regierungsseitigen Bestrebens auf der Suche nach einem geeigneten Lumpensurrogat zur Weiterentwicklung und Rationalisierung des Herstellungsprozesses wurde in Raebke mit den skurrilsten Materialien experimentiert. Auch diese Phase der Forschung konnte nicht verhindern, dass heute 20:38, 18. Jul 2004 (CEST) Geschichte ist. Vorbei sind die Zeiten, in denen die Wasserzeichen der Papiere den Ortsnamen RAEPKE in die Welt hinaustrugen und weithin bekannt machten.