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Schloss Tiefenau

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Zufahrt zum alten Gut (2017)

Schloss Tiefenau ist eine denkmalgeschützte Schlossanlage in Tiefenau, einem Ortsteil der Gemeinde Wülknitz im sächsischen Landkreis Meißen.[1]

Die am Anfang des 18. Jahrhunderts im barocken Stil errichtete ehemalige Schloss- beziehungsweise Rittergutsanlage ist mit einem Park, der einstigen Schlosskapelle und einem angrenzenden Friedhof unmittelbar neben der Bundesstraße 169 zu finden. Das Tiefenauer Schloss selbst wurde im Jahre 1948 gesprengt.

Während das alte Rittergut heute weitgehend dem Verfall preisgegeben ist, befinden sich Park und Kapelle in einem gepflegten Zustand und bilden touristische Anziehungspunkte.

Baubeschreibung und -geschichte

Das alte Barockschloss

Lageplan des Tiefenauer Schlosses

Tiefenau gilt als einer der ältesten deutschen Stützpunkte in der Region. Eine erste urkundliche Erwähnung des Ortes erfolgte im Jahre 1013 als Difnouuocethla. Ursprünglich gehörte der Ort den Naumburger Bischöfen, die in der näheren Umgebung auch die späteren Adelssitze in Frauenhain und Saathain angelegt hatten. Während des Dreißigjährigen Krieges wurden Schloss und Gut im Jahre 1637 durch schwedische Truppen verwüstet und abgebrannt.[2]

Die später zusehene Schlossanlage wurde Anfang des 18. Jahrhunderts errichtet. Beim Schloss selbst handelte es sich um einen zweigeschossigen Bau, welcher mit Mittelrisaliten und einem Mansarddach versehen war. Sein Standort befand sich nördlich des Wirtschaftshofes und war vom angrenzenden Park nur durch einen Wassergraben getrennt.[2]

Der kursächsische Oberhofmarschall Graf Ferdinand August von Pflugk (1662–1712) hatte im Jahre 1704 die Herrschaft Tiefenau erworben[2] und hier ab 1710 eine barocke Schlossanlage errichten lassen. Das Adelsgeschlecht von Pflugk war im Nahe gelegenen Frauenhain bereits seit dem späten 14. Jahrhundert ansässig.[3] Das Innere des Schlosses hatte eine ebenso barocke Zimmeraufteilung, war unter anderem mit Stuckdecken, Kunstwerken und pflugkschen Familienbildern verziert. Stilistisch ähnelte das Schloss der heute noch vorhandenen Schlosskapelle.[2]

Am Ende des Zweiten Weltkrieges wurde die Anlage schwer in Mitleidenschaft gezogen und es kam in der Nachkriegszeit zu Vandalismus und Plünderungen. Wenig später erfolgte die Sprengung des benachbarten Schlosses. Der Befehl 209 der Sowjetischen Militäradministration (SMAD) war ihm zum Verhängnis geworden. Der Befehl vom 9. September 1947 beinhaltete zwar zu ergreifende Maßnahmen zur Schaffung neuer Bauernhöfe, aber er wurde auch zum Anlass genommen, zahlreiche kleinere Adelssitze zu zerstören, um die benötigten Baumaterialien dafür zu beschaffen. Im näheren Umkreis waren unter anderem auch die alten Adelssitze in Frauenhain, Strauch und Grödel betroffen.[4][5][6]

Neuzeitliche Nachnutzungspläne

Das Gelände nordwestlich des Schlossparks mit der alten Schäferei (2017)

Die gesamte Schlossanlage steht mit Nebengebäuden, Kirche, Parkanlagen und weiterem Nebengelass, wie der westlich gelegenen alten Schäferei in der Gegenwart unter Denkmalschutz.[1] Gebäude und Gelände des alten Ritterguts sind bis heute allerdings weitgehend dem Verfall preisgegeben. Dagegen befinden sich Park, Schlosskapelle und das Gelände des in der Nachbarschaft befindlichen ehemaligen Brauhofs des Gutes in einem gepflegten Zustand.

Es gibt seit Jahren immer wieder Bestrebungen das verkehrstechnisch günstig gelegene Objekt aufzuwerten, zu sanieren und der Öffentlichkeit wieder zugänglich zu machen, um es zu einem touristischen Leuchtturm der Region auszubauen. Touristisch angebunden ist es über die Bundesstraße 169, die Bahnstrecke Riesa–Elsterwerda und den am Elsterwerda-Grödel-Floßkanal entlang führenden Radweg. Das Gelände übernahm 2017 ein privater Investor aus den Niederlanden. Jüngsten Planungen und Visionen zufolge, könnten Um- und Ausbauarbeiten vor Ort ein großes Ferienresort entstehen lassen. Ein zentraler Bestandteil wäre hier der Komplex des historischen Rittergutes.[7][8]

Park und Garten-Anlage

Der Tiefenauer Barockgarten wurden zwischen den Jahren 1705 und 1710 nördlich des Schlosses angelegt und war von ihm nur durch einen Graben getrennt. Geprägt wird er von drei Meter hohen Mauer, die das Gelände an drei Seiten umschließen. Hier sind auch vier eingeschossige mit Mansardendächern versehene Gartenpavillons zu finden. Bemerkenswert ist der Grottenpavilion, in dem sich ein strukturierter Grottenraum befindet. Die Gartenanlage wurde mit Wegeachsen symmetrisch angelegt und fünf Brunnen mit Sandsteinskulpturen integriert.

Mitte der 1950er Jahre begann man der Restaurierung des Objekts und der Garten wurde zu einem Rosengarten umgestaltet. Dabei wurden etwa 6.500 Rosen angepflanzt. Weiters wurden die Brunnen wurden freigelegt und wieder in Betrieb genommen. Durch fehlende Pflege wurden die Brunnen wieder in Mitleidenschaft gezogen und befanden sie sich nach der Wende im schlechten Zustand. Im Jahre 2017 gelang es dem niederländischen Unternehmer Henry de Jong, das Gelände im sinne der Schloss Tiefenau Besitz GmbH zu erwerben. Es wurde begonnen das Gelände vom Wildwuchs und den illegalen Mülldeponien die sich im Laufe der Jahre angesammelt haben, zu befreien. Mitte 2018 wurden die Restaurationsarbeiten der Brunnen begonnen, somit konnten drei Seitenbrunnen vor dem Sommer 2019 in Betrieb genommen werden. Durch Forschungen des Landesamt für Denkmalpflege, im Zuge der Sanierung von 2019, wird vermutet dass der Mittelbrunnen im 19ten Jahrhundert umgestaltet wurde und durch einbau unterschiedlichen Elemente, wie einem Postament mit Gesichtern, Kapitelstein, Muchsel und Muchselkoralle erhöht wurde. Der in etwa 1840 zu Wohnung umgestaltete Gärtnerpavillion, wurde von 2018- 2019 restauriert, es wurden während den Sanierungsarbeiten in der Wohnstube wertvolle Wandbemalungen vorgefunden. Nördlich der Anlage schließt sich ein überformter englischer Landschaftspark und ein bewirtschaftetes Teichgebiet mit Wegenetz an.[9][10]

Schlosskapelle

Die im Jahre 1716 im barocken Stil errichtete Kirche ist mit einem angrenzenden Friedhof im Osten des Geländes zu finden.[10][11]

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs Vandalismus und Plünderungen ausgesetzt, setzten in der Folgezeit zusätzlich mangelnde Erhaltungsmaßnahmen dem Gebäude sichtlich zu. Erst gegen Ende der 1980er Jahre und nach der Wende wurde das historische Bauwerk mit Hilfe der Deutschen Stiftung Denkmalschutz und der Hildegard-Seyffardt-Stiftung umfangreich restauriert sowie saniert.[10][11][5]

Zum Inventar der im Inneren reich ausgestatteten und verzierten Kapelle zählt unter anderem eine von Gottfried Silbermann im Jahre 1728 erschaffene Orgel, die Ende der 1990er Jahre restauriert wurde.[12][13][14]

Literatur (Auswahl)

  • Cornelius Gurlitt: Amtshauptmannschaft Großenhain (Land). Dresden 1914, S. 423–444 (Scan – Internet Archive).
  • Helmuth Gröger: Schloss Tiefenau in Burgen und Schlösser in Sachsen. Heimatwerk Sachsen, Dresden 1940, S. 116 bis 117.
Commons: Schloss Tiefenau – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen und Einzelnachweise

  1. a b Denkmalliste des Landes Sachsen, abgerufen am 15. September 2017.
  2. a b c d Cornelius Gurlitt: Amtshauptmannschaft Großenhain (Land). Dresden 1914, S. 423–444 (Scan – Internet Archive).
  3. Eintrag Tiefenaus im Digitalen Historischen Ortsverzeichnis von Sachsen, abgerufen am 14. September 2017.
  4. Friedrich Scherzer: Die Perle von Tiefenau. In: 250 Jahre Floßkanal Grödel–Elsterwerda 1748–1998. 1997, S. 91–92.
  5. a b Die Tiefenauer Schlosskapelle auf der Homepage des Kirchenbezirks Meißen-Großenhain, abgerufen am 15. September 2017.
  6. Luise Grundmann, Dietrich Hanspach: Der Schraden. Eine landeskundliche Bestandsaufnahme im Raum Elsterwerda, Lauchhammer, Hirschfeld und Ortrand. Hrsg.: Institut für Länderkunde Leipzig und der Sächsischen Akad. der Wissenschaften zu Leipzig (= Landschaften in Deutschland. Band 63). Böhlau Verlag, Köln/ Weimar/ Wien 2005, ISBN 3-412-10900-2, S. 187–190 (Vorschau in der Google-Buchsuche).
  7. Eric Weser: Investor will Ferienresort 2019 öffnen. In: Sächsische Zeitung. 10. August 2016
  8. Eric Weser: Das ist ein Meilenstein für das Resort. In: Sächsische Zeitung. 13. September 2017
  9. Der Barockgarten Tiefenau auf www.heideboegn.eu, abgerufen am 12. November 2017
  10. a b c Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler – Sachsen. I.: Regierungsbezirk Dresden. Bearb. von Barbara Bechter, Wiebke Fastenrath u. a. 2. Auflage. Deutscher Kunstverlag, Berlin/ München 1996, ISBN 3-422-03043-3, S. 529.
  11. a b Die Tiefenauer Silbermann-Orgel auf der Homepage der Gemeinde Wülknitz, abgerufen am 15. September 2017.
  12. Datenblatt der Tiefenauer Silbermannorgel auf der Homepage des Kirchenbezirks Meißen-Großenhain, abgerufen am 15. September 2017 (PDF; 292 kB).
  13. Die Hildegard-Seyffardt-Stiftung auf der Homepage der Deutschen Stiftung Denkmalschutz, abgerufen am 14. September 2017.
  14. Die Tiefenauer Silbermann-Orgel auf der Homepage der Gottfried-Silbermann-Gesellschaft abgerufen am 15. September 2017.

Koordinaten: 51° 23′ 28,1″ N, 13° 23′ 54″ O