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nebenan.de

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nebenan.de
Soziales Netzwerk
Sprachen Deutsch
Betreiber Good Hood GmbH, Köpenicker Straße 154, 10997 Berlin
Redaktion Christian Vollmann, Till Behnke, Matthes Scheinhardt, Ina Remmers, Michael Vollmann, Sven Tantau
Benutzer 1,2 Millionen (Mai 2019)[1]
Registrierung ja
Online 2015
https://nebenan.de/

Das Netzwerk nebenan.de ist eine Plattform der Good Hood GmbH, Berlin, die Dienstleistungen zu Aufbau und Förderung von sogenannten Nachbarschaften anbietet. Ein Benutzerkonto erhält man nur in der (nachgewiesenen) eigenen Nachbarschaft; nur mit dieser und angrenzenden Nachbarschaften kann man in Kontakt treten. Das Netzwerk wurde von einem sechsköpfigen Gründerteam rund um Christian Vollmann aufgebaut und Ende 2015 in Betrieb genommen.[2] Die Plattform finanziert sich durch Einnahmen aus lokaler Werbung und aus freiwilligen Beiträgen.[3]

Nachbarschaft

Als Nachbarschaft wird ein Dorf oder ein Ortsteil mit ein paar Hundert bis ein paar Tausend Einwohnern verstanden. Geplant sind etwa 30.000 Nachbarschaften; davon sind über 7.200 (Stand Januar 2019)[4] aktiviert. Man kann nur in der Nachbarschaft, in der man nachweislich wohnt, Mitglied werden.[5] Wenn sich in einer Nachbarschaft zehn Interessenten gemeldet haben, wird diese aktiviert.[3]

Ziele und Funktionsumfang

Ziel des Netzwerkes ist es, in der Umgebung des eigenen Wohnsitzes Nachbarn kennen zu lernen, Kontakte aufzubauen und zu vertiefen, sich gegenseitig zu helfen.[6] Dazu dienen die angebotenen Werkzeuge: Ankündigung von Veranstaltungen (wahlweise auch allgemein einsehbar), Mitteilungen an die Mitglieder der eigenen Nachbarschaft und die der angrenzenden Nachbarschaften (Suchen, Angebote, Empfehlungen, allgemeine Mitteilungen), Bildung von Gruppen, Mitteilungen an eine Gruppe oder ein einzelnes Mitglied.[7] Mitglieder aus angrenzenden Nachbarschaften bekommen dabei nur den Vornamen und den Anfangsbuchstaben des Nachnamens zu sehen, auch keine Adresse, vorausgesetzt die Sichtbarkeit aus den einzelnen angrenzenden Nachbarschaften wurde vom Mitglied überhaupt explizit freigegeben. Das Anzeigen der Hausnummer erfolgt in der direkten Nachbarschaft nur bei Bedarf durch eine entsprechend zu wählende Einstellung unter dem Abschnitt "Privatsphäre". Dort können auch weitere Basisangaben gemacht werden, deren Sichtbarkeit in der Nachbarschaft jedoch ebenfalls zusätzlich bestätigt werden muss. Als mögliche Basisinformationen können ausgewählt werden: das Geburtsjahr, die eigenen Interessen (z. B. Sport, Heimwerken), eigene Angebote (z. B. Akkuschrauber, Blumen gießen etc.), Partner*in, Kinder, Haustiere, sowie weitere Beschreibungstexte über die eigene Person.

Seit Mitte 2018 bietet nebenan.de auch die Möglichkeit an, sogenannte "Organisationsprofile" anzulegen. Diese sind Organisationen und Institutionen des öffentlichen oder privaten Rechts vorbehalten, die dem Gemeinwohl dienen und ohne kommerzielle Zwecke handeln oder der kommunalen Verwaltung dienen und öffentliche Aufgaben wahrnehmen. Dieses Angebot wurde nach wenigen Wochen bereits über 500 mal in Anspruch genommen. Zu den Nutzern zählen beispielsweise, städtische Ämter (z.B. Seniorenreferat Stadt Hannover, Bezirksamt Lichtenberg), Organisationen der Sozialarbeit (z.B. Stadtteilzentren, Nachbarschafts- und Seniorentreffs, Mütter-, Familien- und Jugendzentren), Notdienste (z.B. Feuerwehren, THW, Malteser Hilfsdienst), Örtliche gemeinnützige Organisationen (z.B. Obdachlosen-, Geflüchtetenhilfe), nachbarschaftliche Initiativen (z.B. Foodsharing, Repair-Cafés, Gemeinschaftsgärten) und Vereine (z.B. Sportvereine, Tauschringe, Welcome-Dinner). Die Organisationen nutzen nebenan.de vor allem für Veranstaltungshinweise, zur Akquirierung weiterer Ehrenamtlicher sowie für den Austausch mit den Nachbarn im Einzugsbereich bezüglich Verbesserungsvorschläge.[8]

Entstehung und Betrieb

Bereits 2011 ging in den USA das Nachbarschaftsnetzwerk nextdoor online.[2] Basierend auf dieser Idee entschloss sich der nebenan.de-Unternehmensgründer Christian Vollmann zur Gründung eines deutschen sozialen Nachbarschaftsnetzwerks.[3] Zusammen mit fünf anderen Personen, darunter sein Bruder Michael Vollmann und Till Behnke, gründete er 2015 die Good Hood GmbH, sowie die gemeinnützige nebenan.de Stiftung gGmbH.[3] Die erste Nachbarschaftsgruppe wurde im Januar 2016 eröffnet. Das Anfangskapital des Unternehmens betrug 8 Mio. Euro und stammte ursprünglich von Christian Vollmann und anderen Investoren; 2017 stiegen der Burda-Verlag und der Risikokapitalgeber Lakestar mit je 17 % ein.[4] In einer Finanzierungsrunde im März 2018 erhielt die Good Hood GmbH 16 Mio. Euro.[9] Neben einem verstärkten Engagement des Burda-Verlags und Lakestar investierten zusätzlich die Deutsche Telemedien, NWZ und pd.[9]

Inzwischen (April 2018) sind Till Behnke und Christian Vollmann Geschäftsführer der Good Hood GmbH, die das Netzwerk nebenan.de und das französische Pendant mesvoisins.fr[10] betreibt.[6] Michael Vollmann ist gleichzeitig gemeinsam mit Sebastian Gallander Geschäftsführer der nebenan.de Stiftung.[11] Diese vergab 2017 erstmals gemeinsam mit der Diakonie Deutschland, Zalando und der Deutschen Fernsehlotterie den mit 50.000 Euro dotierten Deutschen Nachbarschaftspreis.[3] Die nebenan.de Stiftung ist Mitglied im Social Entrepreneurship Netzwerk Deutschland.[12]

Im Oktober 2018 erreichte die Zahl der Mitglieder die Marke 1 Million und im Mai 2019 1,2 Millionen.[13] Die Zahl der bis dahin entstandenen Nachbarschaften lag zu diesem Zeitpunkt bei rund 7000.[1]

nebenan.de arbeitet nach eigenen Angaben derzeit an einem Modell, sich aus bezahlter Werbung lokaler Gewerbetreibender zu finanzieren.[14] Darüber hinaus generiert nebenan.de Einnahmen durch Gebühren für die o.g. Organisationsprofile. Außerdem können die registrierten Nutzer als sog. „Förderer“ auf freiwilliger Basis das Unternehmen mit einem Monatsbeitrag finanziell unterstützen.[15] Die Nutzer gewähren der Plattform ein einfaches Nutzungsrecht an vom User hochgeladenen Werken "für den Betrieb von nebenan.de".[16]

Datenschutz

Zur Registrierung auf der Webseite ist die Angabe des vollständigen Namens und der Adresse notwendig.[17] Diese Daten werden von nebenan.de verifiziert (etwa durch Personalausweis-Kopie oder per Verifizierungscode mit der Post, inzwischen auch durch GPS),[18] um zu überprüfen ob die Person tatsächlich in der angegebenen Nachbarschaft lebt.[19] Die von den Mitgliedern bereitgestellten Daten sind nur den Mitgliedern der gleichen Nachbarschaft und verkürzt denen der angrenzenden Nachbarschaften sichtbar. Die Plattform verwendet verschiedene Technologien zur Analyse des Nutzerverhaltens.[19]

Nebenan.de hat eine Systemprüfung durch den TÜV Saarland als "geprüftes Onlineportal"[20] und eine Datenschutzprüfung durch externe Datenschutzbeauftragte durchführen lassen.[21][5]

Kritik

Die Verbraucherzentrale Hannover warnte 2017, dass nebenan.de zwar kein Geld koste, aber zu einem Dienst werden könne, bei dem man mit seinen Daten bezahlt.[22] Auch aus der Lokalpolitik und der Forschung kamen vereinzelt Stimmen, es könne nicht ausgeschlossen werden, dass nebenan.de die Daten doch eines Tages für Werbezwecke nutzen oder an Partner verkaufen würde.[22][23]

Literatur

Einzelnachweise

  1. a b Anja Sokolow: Nachbarschafts-Portale – Verabreden, tauschen oder verkaufen. In: Märkische Allgemeine. 21. Mai 2019, abgerufen am 4. Juli 2019.
  2. a b Oliver Voß: Neue Netzwerke kämpfen um Nachbarn. In: Tagesspiegel. 20. Juni 2017, abgerufen am 8. März 2019.
  3. a b c d e Heike Faller: Nachbarschaft: Das Dorf-Prinzip. In: Die Zeit. 28. Januar 2018, ISSN 0044-2070 (zeit.de [abgerufen am 9. März 2019]).
  4. a b Hannah Scherkamp: Warum Nutzer diesem Gründer Geld zahlen? Um ihre Nachbarn kennenzulernen. In: Gründerszene. 24. Januar 2019, abgerufen am 8. März 2019.
  5. a b Katharina Kutsche: Facebook für die eigene Straße. In: sueddeutsche.de. 11. Januar 2017, ISSN 0174-4917 (sueddeutsche.de [abgerufen am 9. März 2019]).
  6. a b Julia Löhr: Das Facebook für Nachbarn. Hrsg.: Frankfurter Allgemeine Zeitung. 22. Mai 2018, ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 8. März 2019]).
  7. Social-Network für Nachbarn: Facebook kriegt lokale Konkurrenz. In: CHIP.de. 13. September 2017, abgerufen am 9. März 2019.
  8. Anne Gottwald,, Ira Zahorsky: Nachbarschaftsplattform nebenan.de öffnet sich für gemeinnützige Organisationen und Kommunen. In: eGovernment Computing. Vogel Communications Group, 12. Juli 2018, abgerufen am 4. Juli 2019.
  9. a b Burda investiert erneut in Nachbarschaftsnetzwerk nebenan.de. In: startupvalley.news. 21. März 2018, abgerufen am 9. März 2019.
  10. Le réseau social du voisinage. Abgerufen am 8. März 2019 (fr-FR).
  11. Marc Beise: Mehr Mensch. In: sueddeutsche.de. 18. Juli 2018, ISSN 0174-4917 (sueddeutsche.de [abgerufen am 9. März 2019]).
  12. SEND: Netzwerk. In: Social Entrepreneurship Netzwerk Deutschland e.V. Abgerufen am 22. Mai 2019.
  13. Hannah Kappes: nebenan.de feiert 1 Million Nutzer – So tickt das größte Netzwerk für Nachbarn. In: nebenan.de (Hrsg.): nebenanMagazin. 15. Oktober 2018 (Online bei nebenan.de [abgerufen am 4. Juli 2019]).
  14. Anja Tiedge: Netzwerke für Nachbarn: Online wird die Stadt zum Dorf. In: Spiegel Online. 10. August 2016 (spiegel.de [abgerufen am 9. März 2019]).
  15. Manuel Kronenberg: Seinen Nachbarn lernt man im Internet kennen. In: sueddeutsche.de. 2019, ISSN 0174-4917 (sueddeutsche.de [abgerufen am 8. März 2019]).
  16. nebenan.de - Nutzungsbedingungen. Abgerufen am 9. März 2019.
  17. Laura Sandgathe: Nebenan.de: Den Nachbarn mit dem Mehl gibt es wirklich. In: Rheinische Post. 15. Juni 2016, abgerufen am 9. März 2019.
  18. nebenan.de - Wie funktioniert der Verifizierungsprozess? Abgerufen am 9. März 2019.
  19. a b nebenan.de - Datenschutzerklärung. Abgerufen am 9. März 2019.
  20. TÜV Saarland: TÜV-geprüftes Online-Portal, abgerufen am 13. November 2018
  21. Zertifikat über die Erteilung des ISiCO Datenschutz Siegels, abgerufen am 18. April 2018
  22. a b Mathias Klein: Verbraucherschutz und Politik warnen vor nebenan.de. In: Hannoversche Allgemeine. 29. April 2017, abgerufen am 9. März 2019.
  23. Pia Rauschenberger: Nachbarschaftsnetzwerke: Wenn der liebe Nachbar Böses postet. In: Deutschlandfunk. 1. März 2018, abgerufen am 9. März 2019.