Das europäische Geschichtsbuch
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Das europäische Geschichtsbuch ist ein transeuropäisches Lehrbuch über die Politik- und Kulturgeschichte des europäischen Kontinents (→ Geschichte Europas), das erstmals 1992 durch eine internationale Verlagskooperation unter dem Titel Histoire de l'Europe in Frankreich erschienen ist. Es wurde von Historikern aus mehreren europäischen Ländern geschrieben. Die deutschsprachige Erstausgabe erschien ebenfalls 1992 und wird seitdem regelmäßig aktualisiert. Initiator und Herausgeber ist der französische Bankier Frédéric Delouche.
Hintergrund & Konzept
Das Ziel des Europäischen Geschichtsbuches war ursprünglich, ein gemeinsames europäisches Geschichtsbuch zu verfassen, das als Grundlage für eine Neuausrichtung des schulischen Geschichtsunterrichts der Europäischen Gemeinschaft dienen sollte. Es wurde durch ein zwölfköpfiges Historikerkollektiv ab 1988 erarbeitet. Die Autoren wurden vom Bankier Frédéric Delouche aus unterschiedlichen Ländern der EG zusammengestellt. Delouche hatte durch seine norwegischen, französischen und britischen Wurzeln selbst erlebt, wie an Schulen durch sich gegenseitig ausschließende nationale Egoismen und verfälschende Narrative die Bildung einer europäischen Identität verhindert wird. Das neue Geschichtsbuch sollte diese vielen Geschichten durch eine neue gesamteuropäische Verflechtung ersetzen. Er tat dies in dem Bewusstsein, dass eine wirtschaftliche und politischen Einigung Europas ohne eine kulturelle Einigung scheitern wird.
Die Ausarbeitung dauerte vier Jahre. 1992 wurde die Histoire de l'Europe in Paris veröffentlicht. Im selben Jahr folgte die Veröffentlichung des Europäischen Geschichtsbuches in Stuttgart. Das Buch erschien neben Deutsch und Französisch in weiteren europäischen Sprachen, u.a. auf Englisch, Spanisch, Portugiesisch, Niederländisch, Italienisch und Polnisch.
Das Europäische Geschichtsbuch ist das erste seiner Art und hat gezeigt, dass eine supranationale Geschichtsschreibung über Europa möglich ist. Dennoch traten im Entstehungsprozess öfters unerwartete Reibungen auf. Nationale Unterschiede der Geschichtsdidaktik, Erinnerungskultur und Epochenbewertung traten deutlich hervor. Auch die Sprachbarriere war eine Herausforderung, nicht nur bei der Arbeiskoordinierung, sondern auch bei der Erarbeitung der Texte. Oft sind die Begriffe für bedeutsame historische Ereignisse eines Sprachraumes emotional aufgeladen und sorgen im gesamteuropäischen Kontext für Irritationen. Eine Innenansicht für den Entstehungsprozess bietet Dieter Tiemanns 2008 veröffentlichter Aufsatz Das Europäische Geschichtsbuch. Erfahrungen eines Mitautors.
Autoren
An der deutschsprachige Ausgabe von 2018 haben 15 Historiker aus 13 europäischen Ländern geschrieben. Diese sind:
M. Jan Kieniewicz, Polen
Jacques Aldebert, Frankreich
Johan Bender, Dänemark
M. Jan Krzysztof Bielecki, Polen
Jiří Gruša, Tschechien
Scipione Guarraccino, Italien
Ignace Masson, Belgien
Kenneth Milne, Irland
Foula Pispiringou, Griechenland
Juan Antonio Sanchez y García Saùco, Spanien
António Simões Rodrigues, Portugal
Ben W. M. Smulders, Niederlande
Dieter Tiemann, Deutschland
Robert Unwin, Vereinigtes Königreich
Edgar Wolfrum, Deutschland
Entwicklung der deutschsprachigen Ausgabe
Die Erstausgabe erschien 1992 unter dem Namen Europäisches Geschichtsbuch als Schulbuch im Stuttgarter Ernst Klett Verlag. Seit 1998 erscheint es als allgemeines Lehrbuch im Stuttgarter Klett-Cotta Verlag, der wie der Ernst Klett Verlag zur Klett Gruppe in Stuttgart gehört. 2011 wurde es durch den Zeithistoriker Edgar Wolfrum aktualisiert. Parallel wurde es 2011 in die Schriftenreihe der Bundeszentrale für politische Bildung in Bonn aufgenommen. 2018 wurde das Europäische Geschichtsbuch erneut durch Edgar Wolfrum erweitert.
Kritik
Gabriela Jaskulla sah 2012 die größte Schwäche des Buches in seinem supranationalen Anspruch. Dass historische Wissenschaft zur Legitimation einer politischen Idee genutzt wird, findet sie antiquiert: "Wurde früher ein Blick in die Historie geworfen, um sich nationaler Eigenheiten (und politischer Rechte) zu versichern, so wird Geschichte in diesem Buch genutzt, eine politisch gewollte, gemeinsame supranationale Identität zu begründen. Also wird Geschichte linear gedacht. [...] Diese Betrachtungsweise gilt unter Historikern mittlerweile zumindest als old-fashioned"[1]. Daher sei es auch nicht verwunderlich, dass wichtige Aspekte wie die Globalisierung oder die Geschichte des Islams in Europa vernachlässigt werden bzw. keine Antworten auf die Separationsbewegungen in Europa gegeben werden.
Ähnlich gelagert war die Kritk einiger konservativer britischer Blätter. 1992 gab es Social Engineering-Vorwürfe der Times, die im Europäischen Geschichtsbuch eine Initiative "sozialistischer[] Mitglieder[] des Europäischen Parlaments" vermutete.[2]
Die Soziologin Silke Becker kritisierte 2006 eine weitestgehende Auslassung der weiblichen Perspektive. So gebe es nur wenig Inhalt zur Neuen Frauenbewegung.[3].
Literatur
Deutschsprachige Ausgaben
- Frédéric Delouche (Hrsg.): Europäisches Geschichtsbuch. Klett-Schulbuchverlag, Stuttgart u.a. 1992, ISBN 3-12-416500-4.
- Frédéric Delouche (Hrsg.): Das europäische Geschichtsbuch. Von den Anfängen bis heute. Völlig überarbeitete und erweiterte Neuausgabe. Klett-Cotta, Stuttgart 1998, ISBN 3-608-91855-8.
- Frédéric Delouche (Hrsg.): Das europäische Geschichtsbuch. Von den Anfängen bis ins 21. Jahrhundert. Vollständig durchgesehene und aktualisierte Neuauflage. Klett-Cotta, Stuttgart 2011, ISBN 978-3-608-94650-5.
- Fréderic Delouche (Hrsg.): Das europäische Geschichtsbuch. Von den Anfängen bis ins 21. Jahrhundert. Vollständig durchgesehene und aktualisierte Neuauflage. Schriftenreihe der Bundeszentrale für politische Bildung, Nr. 1233. BpB, Bonn 2011, ISBN 978-3-8389-0233-3.
- Frédéric Delouche (Hrsg.): Das europäische Geschichtsbuch. Von den Anfängen bis ins 21. Jahrhundert. Überarbeitete und aktualisierte Auflage. Klett-Cotta, Stuttgart 2018, ISBN 978-3-608-96257-4.
Nicht-deutschsprachige Ausgaben
Frédéric Delouche (Hrsg.): The Illustrated History Of Europe. A Unique Portrait of Europe's Common History. W&N, 2001, ISBN 1841881082.
Frédéric Delouche (Hrsg.): Historia de Europa. Salvat, 2000, ISBN 8434503484.
Frédéric Delouche (Hrsg.): Historia Europy. Wydawnictwa Szkolne i Pedagogiczne, 1994.
Frédéric Delouche (Hrsg.): História da Europa. Minerva Editora, Coimbra 1992.
Frédéric Delouche (Hrsg.): Histoire de l'Europe. Hachette, Paris 1992, ISBN 2010192540.
Frédéric Delouche (Hrsg.): Histoire de l'Europe. De Boeck, Brüssel 1992, ISBN 2804115410.
Frédéric Delouche (Hrsg.): Geschiedenis van Europa. Van In, Lier 1992, ISBN 9030619953.
Frédéric Delouche (Hrsg.): Geschiedenis van Europa. Malmberg, ’s-Hertogenbosch 1992, ISBN 9020858440.
Frédéric Delouche (Hrsg.): Storia d'Europa. Edizioni Scolastiche Bruno Mondadori, Mailand 1992, ISBN 8842443859.
Rezensionen
- Gabriela Jaskulla: Historische Gemeinschaft. Deutschlandfunk Kultur, 25.01.2012. https://www.deutschlandfunkkultur.de/historische-gemeinschaft.950.de.html?dram:article_id=140949, aufgerufen am 29.06.2019.
- Silke Becker, Portal für Politikwissenschaft, 01.01.2006. http://pw-portal.de/rezension/6529-das-europaeische-geschichtsbuch_8849, aufgerufen am, 29.06.2019.
Sekundärliteratur
- Dieter Tiemann: Das Europäische Geschichtsbuch. Erfahrungen eines Mitautors. In: Information. International Society for History Didactics, Nr. 14 1, Augsburg 2008, S. 71-79. https://opus.bibliothek.uni-augsburg.de/opus4/frontdoor/deliver/index/docId/940/file/Tiemann_Europaeisches_Geschichtsbuch.pdf, aufgerufen am 29.06.2019.
- Florian Hassel: Napoleon mußte Federn lassen. Die Zeit, 18.09.1992. https://www.zeit.de/1992/39/napoleon-musste-federn-lassen/komplettansicht, aufgerufen am 29.06.2019.
Einzelnachweise
- ↑ Gabriela Jaskulla (Rezensentin): Historische Gemeinschaft. Deutschlandfunk Kultur, 25.01.2012. https://www.deutschlandfunkkultur.de/historische-gemeinschaft.950.de.html?dram:article_id=140949, aufgerufen am 29.06.2019.
- ↑ zit. nach Florian Hassel: Napoleon mußte Federn lassen. Die Zeit, 18.09.1992. https://www.zeit.de/1992/39/napoleon-musste-federn-lassen/komplettansicht, aufgerufen am 29.06.2019.
- ↑ Silke Becker (Rezensentin), Portal für Politikwissenschaft, 01.01.2006. http://pw-portal.de/rezension/6529-das-europaeische-geschichtsbuch_8849, aufgerufen am, 29.06.2019.