Italiensehnsucht
Die Italiensehnsucht der Deutschen ist spätestens seit Goethes Italienischer Reise zum Topos geworden. Doch sie ist auf weit ältere Zeiten zurückzuführen und hat bis in das 20. Jahhundert eine große Bedeutung gehabt.
Das Heilige Römische Reich Deutscher Nation, das aus dem Reich Karls des Großen hervorging und durch die Renovatio imperii Ottos III. und Friedrich Barabossas erneuert wurde, hatte seinen Fixpunkt in Italien, zunächst in Rom, wo durch den Papst die Kaiserwürde verliehen wurde, zu Barbarossas Zeiten dann in den oberitalienischen Städten, weil deren Steueraufkommen weit höher war als der des übrigen Reiches, später dann als Erinnerung an den alten Glanz des Stauferreiches unter Friedrichs II., der in der Kyffhäusersage freilich mit Friedrich Babarossa verschmolz.
In der Renaissance wurde Italien zum Mittelpunkt der kulturellen Erneuerung und blieb daher bis ins 19. Jahhundert der bevorzugte Studienort der Künstler der bildenden Kunst. Winckelmann gab dabei die Hauptanregungen, Goethe und Seume und ihre Nachfolger machten nur in der literarischen Welt bekannt, was unter Künstlern Selbstverständlichkeit war.
Die Reisewelle nach Italien der 50er Jahre und die Toskanafraktion sind aber immer noch auf ähnliche Motive zurückzuführen: das milde Klima, die Jahrtausende überdauernde kulturelle Tradition und die leichtere Lebensart.
Literatur
- Hildegard Wiegel (Hg.): Italiensehnsucht: Kunsthistorische Aspekte eines Topos, München-Berlin: 2004. ISBN: 3422064478
- Harald Siebenmorgen (Hg.): Die Italiensehnsucht der Deutschen im 20. Jahrhundert (Ausstellungskatalog), Karlsruhe 1997