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Jakob Friedrich Reiff

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Jakob Friedrich Reiff

Jakob Friedrich Reiff (* 23. Dezember 1810 in Vaihingen an der Enz in Württemberg; † 6. Juli 1879 in Tübingen), deutscher Philosoph.

Reiff studierte 1828 - 33 im evang. Tübinger Stift Theologie und Philosophie. Er begann als Repetent am Tübinger Stift seine philosophischen Vorlesungen und setzte diese seit 1840 als Dozent an der Universität Tübingen fort, an welcher er 1844 zum außerordentlichen, 1855 zum ordentlichen Professor ernannt wurde. 1863-64 war er Rektor der Universität Tübingen; 1874 wurde ihm der persönliche Adel verliehen.

R. ging zunächst von der damals dominierenden Philosophie Hegels aus, gelangte aber bald über eine Kritik von Hegels absoluten Idealismus zu seinem eigenen philosophischen Standpunkt.

Am Hegel'schen System bemängelte er einerseits den Logizismus, mit dem sich keine genuin praktische Philosophie verbinden ließ, andererseits den absoluten Standpunkt, der die Grenzen des endlichen Ichs mißachtete. Daher näherte er sich wieder dem transzendental-kritischen Standpunkt der Wissenschaftslehre Fichtes und gab wieder, wie diese, der praktischen Vernunft über die theoretische und den Willensbestimmungen über die logischen Kategorien den Primat.

Zugleich stellte Reiff in Hegels System einen Dualismus fest, den er als Ursache für den Zerfall der Hegelschule in Links- und Rechtshegelianismus diagnostizierte. So erkannt Reiff es als seine Aufgabe, mit diesem Dualismus auch beide Zerfallstendenzen in einer letzten Synthese (der letzten, zu welcher der deutsche Idealismus gelangte) zu versöhnen.

Den Versuch dazu unternahm Reiff, auf dem genannten ethisch-kritischen Standpunkt, den er mit den logischen Errungenschaften Hegels verband, in seinem 'System der Willensbestimmungen' (1842). Die kurze Wirkungszeit bis zur Revolution von 1848, mit der das Interesse der Öffentlichkeit am Idealismus erlosch, hat eine breitere Wirkung der Reiff'schen Philosophie verhindert.

Seit die Früh- und Spätphase des Deutschen Idealismus vermehrt ins Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt ist (Dieter Henrich, Manfred Frank), wird auch Reiffs Philosophie wieder stärker rezipiert.


Werke

  • Über das Verhältnis von Philosophie und Religion, mit der Beurtheilung der hauptsächlichsten gegenwärtigen Formen desselben (1839)
  • Der Anfang der Philosophie, mit einer Grundlegung der Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften (Stuttgart 1840)
  • Das System der Willensbestimmungen (Tübingen 1842)
  • Über einige wichtige Punkte in der Philosophie (Tübingen 1843)
  • Über das Prinzip der Philosophie und die Idee des Systems der Willensbestimmungen (1846)
  • Über den Spinozismus in der Kantischen Philosophie (1856)
  • Über die Hegel'sche Dialektik (Tübingen 1866)