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Gymnasialprofessor

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Gymnasialprofessor ist eine Bezeichnung für an höheren Schulen Lehrende mit regional unterschiedlicher Bedeutung.

In Deutschland war es (und ist es teilweise noch) eine Amtsbezeichnung im höheren Schuldienst. Diese Bezeichnung hat eine lange Tradition, es gab sie schon im Deutschen Reich und davor in einzelnen deutschen Kleinstaaten.

In Österreich werden allgemein an höheren Schulen Lehrende so bezeichnet.

Situation in Deutschland

Als Beamter gehört ein Gymnasialprofessor der Laufbahngruppe des Höheren Dienstes an.

Zur Geschichte

Auf Grund der Kulturhoheit der Länder gab es hinsichtlich der Amtsbezeichnung „Gymnasialprofessor“ unterschiedliche Ländertraditionen. In Baden-Württemberg und Bayern wurde die Amtsbezeichnung „Gymnasialprofessor“ bis in die 1970er Jahre vergeben.

Ähnliche Titel

Im Deutschen Reich von 1871-1918 erfolgte nach bestandener Lehramtsprüfung die erste Anstellung mit der Amtsbezeichnung „Gymnasialassistent“. Darauf folgte die Beförderung zum „Gymnasiallehrer“. Nach dem „Gymnasialprofessor“ konnte man im Kaiserreich noch zum „Gymnasialdirektor“ ernannt werden. Dieser Titel wurde in der Weimarer Republik durch den Titel „Oberstudiendirektor“ abgelöst. [1]

Vom „Gymnasialprofessor“ ist der „Gymnasialrat“ zu unterscheiden, der besoldungsmäßig dem „Studienrat“ entsprach und noch entspricht. Es gibt z.B. in Baden-Württemberg noch ältere Gymnasialräte. „Gymnasialräte“ waren in Baden-Württemberg, in Niedersachsen und im Saarland in die Besoldungsgruppe A 13 des jeweiligen Landes eingestufte Realschullehrer an Gymnasien [2]. Sie erhielten an den Studienseminaren eine Gymnasiallehrerausbildung. Diese sogenannten „kleinen Studienräte“ werden heute nicht mehr ausgebildet.

Weiterhin gab es Gymnasial-Oberlehrer.


Besoldungsgruppe

Auf Grund seiner herausgehobenen schulübergreifenden Tätigkeit unterscheidet sich der Gymnasialprofessor vom Studiendirektor (StD) auch in der (Besoldungsgruppe (A15 + Zulage). Die Gymnasialprofessoren konnten ihren Titel auch nach der Einführung der Amtsbezeichnung „Studiendirektor“ parallel weiterführen. Gymnasialprofessoren sind heute z.B. in Baden-Württemberg nur noch an den Seminaren vertreten (Fachleiter mit der Funktion eines Bereichsleiters). Die Oberschulämter wurden in Baden-Württemberg auf Grund der Verwaltungsreform ab 1. Januar 2005 als Abteilung 7 („Schule und Bildung“) in das jeweilige Regierungspräsidium integriert.

Auswahlverfahren

Für das Auswahlverfahren gilt das gleiche wie beim Studiendirektor. In diese Funktionsstelle wird man nicht automatisch befördert. Funktionsstellen werden wie alle Stellen ausgeschrieben, auf die sich interessierte Oberstudienräte bewerben können. Die Bewerber müssen dann in einem Auswahlverfahren, das u. a. aus Unterrichtsbesuchen und Bewerbergesprächen besteht, ihre Qualifikation für diese Stelle nachweisen.

Bekannte Gymnasialprofessoren

Gymnasialprofessoren in der Literatur (Auswahl)

  • Georg Ruppelt: Professor Unrat und die Feuerzangenbowle. Von Gymnasiallehrern in der Literatur. Hameln: Niemeyer, 2004, 48 S., ISBN 3-8271-8815-6
  • Heinrich Mann: Professor Unrat. Roman. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt 1988, 184 S. , ISBN 3-499-10035-5 (1905 erstmals erschienener Roman. Ein Gymnasialprofessor, spießig und ein rechter Schülerschreck, verfällt in später Leidenschaft einer Kleinstadtkurtisane. Der Film "Der blaue Engel" mit Marlene Dietrich in der Hauptrolle war ein Welterfolg.)
  • Adolf Muschg: Albissers Grund. Roman. 8. Auflage, Frankfurt/Main: Suhrkamp-Verlag 1995, 379 Seiten, ISBN 3-518-36834-6 (Gymnasialprofessor Albisser ist angeklagt, weil er seinen Gesprächstherapeuten Constantin Zerutt durch zwei Schüsse schwer verletzt hat.)

Literatur über Gymnasialprofessoren (Auswahl)

  • Peter Kandora: Ein preußischer Gymnasialprofessor in der Provinz Westfalen. Clemens Rießelmann, Lehrer von Carl Schmitt (1850 - 1910). Berlin: wvb, Wiss. Verlag, 2005, 151 S, ISBN 3-86573-133-3
  • Felicitas Marwinski: Karl Theodor Liebe : Gymnasialprofessor, Geologe und Beobachter der heimischen Vogelwelt. (Beiträge zur Geschichte und Stadtkultur ; Bd. 12) Weimar; Jena: Hain-Verlag, 2004, 254 S., ISBN 3-89807-067-0
  • Christoph Martin Wieland: Brief an den Stuttgarter Gymnasial-Professor Balthasar Haug aus dem Jahre 1771. [Hrsg.: Walter Strobel]. Faksimile [Dr.]. Erfurt: Wissenschaftliche Allgemeinbibliothek, 1969. - 9 Bl., 2 Bl. Faks. (Erinnerungsgabe zur 200. Wiederkehr d. Tages, an dem Wieland, von Biberach kommend, in Erfurt eintraf)
  • Joseph Schwind: Dr. Wolfgang v. Markhauser [1830-1910] als Gymnasialprofessor und Studiendirektor in Speyer (1871-1887). Erinnerungen zur Wiederkehr seines Todestages. Speyer am Rhein: Jäger, 1911, 30 Seiten (= Sonderdruck aus der Palatina-Bücherei, Speyer am Rhein: Palatina-Verlag [Dr. E. Jägersche Buchhandlung],1911, Nr. 10-15)

Siehe auch:

Literatur

  • Prof. Dr. Wulf Rehder: Der deutsche Professor. Handbuch für Studierende, Lehrer, Professoren und solche, die es werden wollen. (Ein Kapitel: Der Gymnasialprofessor); Zürich: Rasch und Röhring 1985, 277 S., ISBN 3-89136-017-7 ; 2., erg. Auflage. Frankfurt am Main : Ed. Wötzel, 1998, 236 S., ISBN 3-925831-44-4

Quellen

  1. Zu den Laufbahnbezeichnungen
  2. Kroll ZBR 1994, 299, 309