Freies Funknetz
Freie Funknetze sind WLAN-basierte Funknetze, die nicht von kommerziellen Anbietern, sondern von Privatpersonen, Vereinen oder ähnlichen Organisationen angeboten werden. Mit diesen Techniken lassen sich relativ leicht und kostengünstig Computernetzwerke aufbauen, die von einfachen Heimnetzwerken ausgehend, Häuser, Stadtteile, Dörfer und Städte vernetzen können, so genannte WMANs (Wireless Metropolitan Area Networks).
Idee
Die Vision von Freifunk-Initiativen ist die Verbreitung freier Netzwerke, die Demokratisierung der Kommunikationsmedien und die Förderung lokaler Sozialstrukturen. Durch die Vernetzung ganzer Stadtteile, Dörfer und Regionen möchten die Initiativen der digitalen Spaltung entgegenwirken und freie unabhängige Netzwerkstrukturen aufbauen. In diesen freien Netzen soll zum Beispiel lizenzfreies Community-Radio, die Übertragung lokaler Events, private Tauschbörsen und die gemeinsame kostengünstige Nutzung eines Internetzugangs möglich werden. Der Austausch in den freien Netzen basiert dabei nicht auf kommerziellen Interessen sondern auf dem freiwilligem Geben und Nehmen jeder und jedes Einzelnen im Netzwerk. Diese Idee wurde im Pico-Peering-Agreement formuliert.
Der anfängliche Beweggrund Teil eines Freifunk-Netzes zu werden, ist meist das Bedürfnis einen kostenlosen oder kostengünstigen Zugang zum Internet zu erhalten. Dies zu ermöglichen ist jedoch nicht das Hauptziel der freifunk-Aktiven. Sie sehen die Zukunft ihrer Anstrengungen vielmehr in der Möglichkeit sich miteinander in freien Netzen verbinden zu können - ohne sich den Beschränkungen kommerzieller Anbieter unterordnen zu müssen.
Die Verbreitung von selbstorganisierten freien Netzen in Städten wie Berlin, Bern, Wien, London, Leipzig, Weimar, Rostock, Dresden und Athen ist für viele der Versuch, das Prinzip freier Software auf freie "Netzwerk-Allmenden" zu übertragen. In diesen sollen in Anlehnung an die mittelalterliche Allmende eine gemeinsame Nutzung von Netzwerkressourcen und verlustfrei kopierbarer Daten organisiert werden. Immer mehr Freiwillige arbeiten daher daran eigene Netze aufzubauen, stellen Internetzugänge zur Verfügung, bieten Infoveranstaltungen an und entwickeln freie und offene Software für die Freifunk-Netze. Auf lokaler Ebene stellen viele Freifunk-Initiativen teilweise bereits eine Alternative zu kommerziellen Netzwerkanbietern dar. Diese Freifunk-Netze bieten einen öffentlichen Raum in dem freie Inhalte, wie zum Beispiel von Wikipedia verbreitet werden können.
Geschichte
Im April 2000 versuchten Consume und free2air unabhängig voneinander in London die Einrichtung von freien Netzen. In den Workshops, Consume Clincs genannt, wurden Vereinbarungen getroffen und Regeln aufgestellt, die die Kommunikation untereinander und überregional regeln. Alle Ideen, Vereinbarungen, Grundsätze und Annahmen wurden als Pico Peering Agreements in dem Consume-Skript festgehalten. In diesem Skript geht es unter anderem um die Vereinbarung, überschüssige Kapazitäten anderen zur Verfügung zu stellen.
Verbreitung
Die Freifunk-Community ist Teil eines weltweiten Trends zur Etablierung von offenen und freien Systemen insbesondere von freier Software und freien Infrastrukturen. Freifunk-Netze operieren meist auf Grundlage von Mesh-Routing-Protokollen als vermaschte Netzwerke. In vielen Gebieten hat sich das selbst erweiternde Mesh-Protokoll OLSR bewährt. Das Protokoll ermöglicht es den Teilnehmern des Netzwerks sich in großen Gebieten ohne eigenen Breitbandinternetzugang zu vernetzen. Dies geschieht zur Zeit zum Beispiel in großen ländlichen Gebieten wie Djursland in Dänemark als auch in Städten mit nicht breitbandfähiger Telekommunikationsinfrastruktur wie einige Gebiete in Berlin.
Technik
Es werden mehrere Wireless Access Points miteinander verbunden und bilden ein Intranet, das unter anderem über einen Internetprovider mit dem Internet verbunden werden kann. Zunehmend wird auch versucht, mobile Ad-hoc-Netzwerke einzusetzen. Die meisten Projekte versuchen so, eine freie und alternative Netz-Infrastruktur, zusätzlich zur vorhandenen Netz-Infrastruktur der großen Internet Service Provider aufzubauen.
Verbindung über OLSR
Bei dem OLSR Protokoll muss jeder Computer das Protokoll aufspielen, mit dem dann die Wirless-Karte oder -Router für die Bildung des Netzes ausgerüstet ist. Jedes Paket wird dann durch einen OLSR Computer weitergeleitet, bis es auf einen Zugang zum Internet trifft.
Verbindung über WDA
Über WDA wird die Verbindung von Router zu Router verstärkt, es ist kein weiterleitendes Protokoll im üblichen Sinne, sondern die Mac-Adressen der Hardware wird nochmals verstärkt, so dass ein solches Netzwerk nur ein paar Knotenpunkte beinhalten kann. Das OLSR Protokoll wird daher als das zuverlässigste bislang angesehen und ständig weiterentwickelt.
Literatur
- Armin Medosch: Freie Netze - Geschichte, Politik und Kultur offener WLAN-Netze, ISBN 3-936931-10-0, kostenloser Download als PDF: ftp://ftp.heise.de/pub/tp/buch_11.pdf
Siehe auch
- FON
- Metropolitan Area Network (MAN)
- WMAN (Wireless Metropolitan Area Network)
- Freies Radio
Weblinks
- http://www.freifunk.net - Freifunk in Deutschland
- http://www.funkfeuer.at - Freifunk in Österreich
- http://www.openwireless.ch - Freifunk in der Schweiz
- Freie Netze und Selbstorganisation - Interview mit Armin Medosch, Mitbegründer von Telepolis
- Videoblog von Flo Fleissig zu Freifunk : 1. Folge, ca. 5,5 MB, 2. Folge, ca. 5,6 MB, 3. Folge, ca. 10 MB, 4. Folge, ca. 11 MB, Avi-Format
- Internationaler Freifunk-Newswire von Communities rund um die Welt