Walther-Rathenau-Gymnasium
Walther-Rathenau-Gymnasium | |
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Schulform | Gymnasium |
Schulnummer | 04Y09 |
Gründung | 1903 |
Adresse | Herbertstraße 4 |
Ort | Berlin-Grunewald |
Land | Berlin |
Staat | Deutschland |
Koordinaten | 52° 29′ 15″ N, 13° 16′ 52″ O |
Träger | Land Berlin |
Schüler | 422 (2015/2016)[1] |
Lehrkräfte | 39 + 8 Referendare + 1 Erzieherin (2015/2016)[1] |
Leitung | Solveig Knobelsdorf |
Website | wrs-berlin.de |

Das Walther-Rathenau-Gymnasium ist ein Gymnasium im Berliner Ortsteil Grunewald. Es wurde 1903 als Realgymnasium zu Grunewald bei Berlin als Knabenschule gegründet. Ab 1919 hieß es Grunewald-Gymnasium. Zum Gedenken an Walther Rathenau, der am 24. Juni 1922 unweit der Schule von antisemitischen und nationalistischen Tätern ermordet wurde, erhielt es 1946 seinen Namen. Fast zehn Jahre lang trug bereits vor 1933 ein bedeutendes liberales Neuköllner Reform-Realgymnasium den Namen Rathenaus.
Geschichte
Das Schulgebäude wurde 1903 durch die damals selbstständige Landgemeinde Grunewald erbaut und seitdem mehrmals erweitert. 1928 wurde der Neubau in der Herbertstraße angefügt. Der während des Zweiten Weltkriegs zerstörte Trakt für Turnhalle und Aula wurde 1960 durch einen größeren Neubau ersetzt.
In den 1920er Jahren zeichnete sich die Schule durch ein breitgefächertes Unterrichtsangebot aus, das Begabungen und Neigungen der Schüler stärker berücksichtigen sollte. Diese „Bewegungsfreiheit“ kann als Vorläuferin der heutigen Kursphase angesehen werden. In dieser Zeit war rund ein Drittel der Schüler jüdischen Glaubens. Seit April 1933 wurde die Schule durch einen von den Nationalsozialisten eingesetzten kommissarischen Direktor geleitet. Er setzte mit Nachdruck durch, dass die jüdischen Lehrer, darunter Richard Samuel, und die meisten jüdischen Schüler die Schule verlassen mussten. Viele emigrierten nach Palästina, Großbritannien, Frankreich, in die Schweiz und die USA.
Das Rathenau-Gymnasium ist eine gemischte Schule für Mädchen und Jungen. Das ehemalige Lyceum – das Hildegard-Wegscheider-Gymnasium – ist die Partnerschule des Walther-Rathenau-Gymnasiums.[2]
Profil
Das Gymnasium beginnt wie in Berlin üblich mit der siebten Klasse. Die Sprachreihenfolge lautet wie folgt: Ab der siebten Klasse kann entweder Latein oder Französisch als zweite Fremdsprache neben Englisch gewählt werden. Im Rahmen des Wahlpflichtunterrichts ab der achten Klasse kann eine dritte Fremdsprache gewählt werden. Ab der neunten Klasse gibt es ein weiteres projektorientiertes Wahlpflichtfach. In der Qualifikationsphase besteht durch die langjährige Zusammenarbeit mit der Hildegard-Wegscheider-Oberschule eine große Wahlmöglichkeit von Kurskombinationen. Diese Wahlmöglichkeiten decken die Standardfächer ab mit Ausnahme des Fachs Erdkunde, das nicht als Leistungsfach angeboten wird.[3]
Ehemalige Schüler
- Reinhard Bendix (Soziologe)
- Georg Benjamin (Kinderarzt und Widerstandskämpfer)
- Wolfgang Berg (Physiker)
- Dietrich Bonhoeffer (Widerstandskämpfer des 20. Juli 1944)
- Klaus Bonhoeffer (Widerstandskämpfer des 20. Juli 1944)
- Ernst Bornemann (Sexualforscher)
- Roger Cicero (Jazz- und Popmusiker)
- Justus Delbrück (Widerstandskämpfer des 20. Juli 1944)
- Christine von Dohnanyi (Widerstandskämpferin des 20. Juli 1944)
- Hans von Dohnanyi (Widerstandskämpfer des 20. Juli 1944)
- Tanja Dückers (Schriftstellerin und Journalistin)
- Tanja Geke (Synchronsprecherin)
- Leonore Goldschmidt (Pädagogin)
- Klaus Herlitz (Unternehmer)
- Knut Hoffmeister (Experimentalfilmer)
- Björn Jotzo (Politiker und Jurist)
- Friedrich Karl Kaul (Jurist, Hochschullehrer und Schriftsteller)
- Michael Kerr (Jurist, wegen politischer Emigration nur kurzzeitig Schüler)
- Bernhard Klamroth (Widerstandskämpfer des 20. Juli 1944)
- Ulrich Klug (Jura-Professor)
- Jan Kobow (Opernsänger)
- Ferdinand Kroh (Journalist und Sachbuchautor)
- Horst Krüger (Schriftsteller)
- Christoph Meyer (Politiker und Jurist)
- Werner Milch (Jurist)
- Horst-Eberhard Richter (Psychoanalytiker)
- Wolf Schneider (Journalist, Autor, Sprachkritiker)
- Harry C. Schnur (Altphilologe)
- Hans Schönfeld (Theologe)
- Klaus-Peter Schulz (Bundestagsabgeordneter)
- Cornelia Seibeld (Politikerin und Juristin)
- Joachim Seyppel (Literaturwissenschaftler)
- Nicolaus Sombart (Soziologe)
- Konstantin Spies (Mediziner und Politiker)
- Hasso Spode (Soziologe)
- Alexander Stahlberg (Widerstandskämpfer des 20. Juli 1944)
- Sylvia von Stieglitz (Politikerin und Unternehmerin)
- Fritz von Twardowski (Diplomat)
- Joachim Wedekind (Schauspieler, Hörspielsprecher und Drehbuchautor)
- Peter Weiss (Schriftsteller)
- Michael Wolffsohn (Historiker)
- Marion Gräfin Yorck von Wartenburg (Richterin und Widerstandskämpferin des 20. Juli 1944)
- Rudolf Zipkes (Jurist und Schriftsteller)
Literatur
- Grunewald-Gymnasium (Hrsg.): 25 Jahre Grunewald-Gymnasium. Berlin 1928.
- Walther-Rathenau-Schule (Hrsg.): 50 Jahre Walther-Rathenau-Schule (vormals Grunewald-Gymnasium). Berlin 1953.
- Walther-Rathenau-Schule (Hrsg.): 75 Jahre Walther-Rathenau-Oberschule — Gymnasium — (vormals Grunewald-Gymnasium). Berlin 1978.
- Walther-Rathenau-Schule (Hrsg.): 100 Jahre Walther-Rathenau-Oberschule - Gymnasium. Berlin 2003.
- Ute Kniepen/ Marga Quiring: Die Vertreibung jüdischer Schülerinnen und Schüler aus dem Grunewald-Gymnasium ab 1933 : eine Dokumentation. Stiftung Grunewald-Gymnasium, Berlin 2012.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ a b Walther-Rathenau-Gymnasium. In: berlin.de. Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung, 19. September 2008, ehemals im ; abgerufen am 2. April 2016. (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (nicht mehr online verfügbar)
- ↑ Homepage des Hildegard-Wegscheider-Gymnasiums
- ↑ Flyer der Schule für 2016 ( des vom 4. April 2016 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.