Leopold Gondrecourt
Graf Leopold Gondrecourt (* 1816 in Nancy; † 22. Mai 1888 in Salzburg) war ein General im Kaisertum Österreich, später in Österreich-Ungarn, französischer Herkunft.
Leben
Nach dem Besuch der Militärschule Saint-Cyr in Saint-Cyr-l’École stellte er sich in den Dienst der österreichischen Armee. Für die erfolgreiche Einnahme des Königbergs bei Selk während des Deutsch-Dänischen Krieges 1864 wurde der damalige Brigadier mit dem Militär-Maria-Theresia-Orden ausgezeichnet. Graf Gondrecourt war am 17./18. Dezember 1863 von Prag aus mit seiner 4800 Mann starken Brigade nach Schleswig-Holstein aufgebrochen, um am deutsch-dänischen Krieg von 1864 im österreichischen Kontingent der deutschen Bundestruppen teilzunehmen. Zusammen mit der preußischen Brigade Canstein stürmten beide Brigaden den Königsberg (preußisch: Königshügel) bei Jagel am 3. Februar 1864.[1] Für seine militärischen Verdienste im deutsch-dänischen Krieg von 1864 schlug der preußische Befehlshaber Graf v. Wrangel dem König vor, Gondrecourt mit dem Orden pour le merite auszuzeichnen ‚... für sein in meinem früheren Vorschlag bereits erwähntes rühmliches Verhaltens im Gefecht bei Oberselk und bei der Erstürmung des Königsberges, sondern auch für seine hervorragende Bravour in Veile am 8. ds Monats...‘. König Wilhelm I. verlieh ihm darauf am 31. März 1864 diesen Orden.[2]
1864 wurde Gondrecourt Oberhofmeister und Erzieher des gerade einmal sechs Jahre alten Erzherzogs Kronprinz Rudolf. Der schon zur Geburt zum Oberst ernannte Junge sollte zum Soldaten erzogen werden. Dazu wendete Gondrecourt militärische Erziehungsmethoden an, so z. B. Wasserkur, Wecken durch Pistolenschüsse, nächtliches Aussetzen im Tiergarten, sowie stundenlanges Exerzieren. Nachdem einer seiner Untergebenen, Josef Latour, den Mut gefasst hatte, die sich im Ausland aufhaltende Mutter Kaiserin Elisabeth von Österreich-Ungarn (Sisi) über die schlechte Behandlung ihres Sohnes zu informieren, stellte diese ein Ultimatum. Dieses hatte zur Folge, dass Kaiser Franz Joseph I. Gondrecourt 1866 entließ.
Daraufhin wurde er Kommandant der Festung Theresienstadt. 1866 wurde er Adjutant von General Eduard Clam-Gallas im I. Armeecorps, später Kommandierender General im Rang des Generalmajors desselben. 1888 wurde Gondrecourt in den Ruhestand entlassen.
Literatur
- Constantin von Wurzbach: Gondrecourt, Leopold Graf. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 11. Theil. Kaiserlich-königliche Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1864, S. 417 f. (Digitalisat).
- Gondrecourt, Leopold Graf. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 2, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1959, S. 32.
- Brigitte Hamann. Kronprinz Rudolf. Ein Leben. Piper Verlag. München 2006. ISBN 978-3-492-24572-2. Seiten 28–32.
Einzelnachweise
- ↑ Theodor Fontane: Der Schleswig-Holsteinische Krieg im Jahre 1864, Seite 398, Anm. 66, Baltica-Verlag, Flensburg, 1999.
- ↑ Gustav Lehmann: Die Ritter des Ordens pour le merite, Band 2, Seite 457, Nr. 47, Mittler, Berlin, 1913.
Personendaten | |
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NAME | Gondrecourt, Leopold |
KURZBESCHREIBUNG | österreichischer Generalmajor, Erzieher Erzherzogs Rudolf |
GEBURTSDATUM | 1816 |
GEBURTSORT | Nancy |
STERBEDATUM | 22. Mai 1888 |
STERBEORT | Salzburg |