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Bauwerksabdichtung

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Abdichtungsarbeiten mit Bitumen-Schweißbahnen

Die Bauwerksabdichtung wird zur Abgrenzung von der Dachabdichtung auch als erdberührte Bauwerksabdichtung bezeichnet. Umgangssprachlich wird auch von Isolierung gesprochen, fachsprachlich korrekt in Deutschland allerdings von Abdichtung.

Zur Bauwerksabdichtung zählen alle Maßnahmen, die einen schädigenden Einfluss von Wasser auf die Bausubstanz und die Nutzbarkeit von Gebäuden verhindern sollen. Spezielle Verfahren werden zur Mauerwerkstrockenlegung im Rahmen der Altbausanierung angewendet.

Bauwerksabdichtungen spielen eine wichtige Rolle bei Neubau und Sanierung von Kellern und Tiefgeschossen sowie bei Tunnel- und Brückenbauwerken. Einige der für erdberührte Bauteile eingesetzten Abdichtungsprodukte können auch zur Abdichtung von Flachdächern, Terrassen und Balkone sowie als Innenabdichtungen in Nassräumen (gewerbliche Sanitärräume und Schwimmbäder) eingesetzt werden.

Materialien

Je nach Bauteil kommen als Abdichtungmaterial Bekleidungen, Sperrschichten oder Anstriche zur Anwendung. Dabei sind neben den einschlägigen Normen, Zulassungen und Herstellervorschriften zu beachten.

Unterschieden werden Abdichtungen an der Positivseite von Bauwerken (Wasser drückt die Abdichtung gegen das Bauwerk) von Abdichtungen an der Negativseite (Wasser drückt die Abdichtung vom Bauwerk ab). Bituminöse Abdichtungsbahnen sind in der Regel nur für Abdichtungen an der Positivseite einsetzbar, da sie auf der Innenseite vom Untergrund abgedrückt würden. Zementschlämmen und Sperrmörtel hingegen verbinden sich ausreichend gut mit mineralischen Baustoffen, um auch auf der Innenseite eingesetzt zu werden.

Anwendung und Schäden

Planungs- und Ausführungsfehler führen häufig zu Bauschäden, die besonders bei unter dem Erdniveau liegenden Bauwerksabdichtungen hohe Folgekosten verursachen oder zu Nutzungseinschränkungen führen können.

Probleme bereitet erfahrungsgemäß die Abdichtung gegen Bodenfeuchtigkeit/Wasser aus dem Erdreich:

  • die horizontale Abdichtung der Bodenplatte gegen aufsteigende Feuchtigkeit/Wasser aus dem Erdreich
  • die horizontale Abdichtung der Wände gegen aufsteigende Feuchtigkeit/Wasser
  • die vertikale Wandabdichtung gegen seitlich eindringendes Wasser
    • hierbei insbesondere der Übergangspunkt von der der horizontalen Abdichtung des Fundaments zur Wandabdichtung
    • sowie die Sockelausbildung gegen Regen-Spritzwasser
  • die Durchdringung der Wandabdichtung mit Kabeln und Rohren

Zur Vorbeugung sollte beachtet werden:

  • Abdichtmittel sollten sich auch bei schlechter Witterung zuverlässig verarbeiten lassen.
  • Außenliegende Abdichtungen lassen sich unter Umständen besser kontrollieren.
  • Bei flüssig aufgetragenen Abdichtungen sollte eine Kontrolle der erforderlichen Schichtdicken vorgesehen werden.
  • Insbesondere wenn bei Altbauten Bruchsteinmauerwerk oder eine Mischung von verschiedene Materialien zur Herstellung der Kellerwände verwendet wurden, und später eine Be- oder Entlastung einzelner Gebäudeteile erfolgt, muss mit Setzungsrissen gerechnet werden.
  • In manchen Regionen steigt aus dem Erdreich Radon auf. Die verwendeten Materialien sollten dann auch gegen das Gas abdichten.
  • Soll die Abdichtung von Nicht-Fachleuten vorgenommen werden, so sollten fehlertolerante Materialien bevorzugt werden.

Abdichtung bei nicht drückendem Wasser

Nur Schutzanstriche sind dort nach DIN nicht mehr zulässig, es muss immer nach dem Lastfall 1 nichtdrückendes Wasser abgedichtet werden. Dafür gibt es Bitumendickbeschichtungen PBMC , Kunststoffbahnen der K-Wanne oder flexible mineralische Dichtschlämme.

Sollten die Wände bereits nass oder durchfeuchtet sein, wird bei einer Sanierung oft ein Aufgraben des Kellers und das Anbringen von horizontalen und/oder vertikalen Abdichtungen notwendig. Zum Schutz gegen aufsteigende Nässe können Bohrungen von innen in die Kellerwand durchgeführt werden (Bohrlochsperre) und dort eine Verkieselung (Kieselsäure oder andere sperrende oder hydrophobierende Wirkstoffe) eingepresst werden. Die Bohrungen haben einen Abstand von etwa 15 bis 20 cm, je nach Mauerwerk auch enger. Diese hilft aber nur bei Bodenfeuchtigkeit, nicht jedoch bei nichtdrückendem oder drückendem Wasser (Lastfall 5 + 6 nach DIN). Diese Sperrung kann auch von der Innenseite in die Kellerwand eingebaut werden.

Ein anderes Verfahren stellt die umstrittene Elektrophysikalische Mauertrockenlegung dar, bei der die Feuchtigkeit durch anlegen einer Gleich-Spannung verdrängt und auf ein Aufgraben verzichtet wird. Dieses Verfahren ist in der ÖNORM B 3355-2[1] zertifiziert.

Ein weiteres von mehreren verschiedenen Verfahren zum nachträglichen Einbau einer horizontalen Abdichtung ist die Mauersägetechnik. Als Ergänzung einer Abdichtung dient an der Kellersohle eine Drainage, auf die aber durch Einsatz druckwasserdichter Abdichtungen vollkommen verzichtet werden kann.

Abdichtung bei drückendem Wasser

Abdichtungsbahn auf einer Betonwand.

Eine umlaufend druckwasserdichte Abdichtung ist erforderlich bei:

  • aufstauendem Sickerwasser im Erdreich aufgrund
    • undurchlässigem bindigen Bodens und
    • fehlender Drainage oder
    • ablaufendem Hangwasser
  • hohem Grundwasser oder Schichtenwasser

Gegen drückendes Wasser werden verschiedene Systeme eingesetzt:

Durchdringungen der Dichtungsschicht zur Durchführungen von Erschließungsleitungen werden ausgeführt als:

  • in Bohrungen eingebrachte druckwasserdichte Dichtungseinsätze, z. B. mit
    • Ringraumdichtungen oder
    • Mauerkragen (gegebenenfalls mit großflächigen PG ÜBB[2] Mantel)
  • in der Ebene der Flächendichtung sitzender zweiteiliger Flansch z. B. als Los-Festflanschverbindung

Spezielle Abdichtungen

Eine Pikotage (oder Picotage) ist eine Abdichtung von Bauwerksfugen oder -löchern mit Holzbrettchen, Holzkeilen, -pfropfen und -stopfen, die auch Picot genannt werden, sowie von schmalen Eisenkeilen; zum Beispiel die wasserdichte Abdichtung der Segment- und Ringzwischenräume von Tübbings in einem Schacht bei Einbau einer englischen Küvelage.

Eine ähnliche Technik ist das Kalfatern, das jedoch zum Abdichten der Planken von hölzernen Schiffsrümpfen mit Werg (Hanffasern) und Holzteer oder Pech dient.

Siehe auch

Normen

  • DIN 18533 Abdichtung von Erdberührten Bauteilen
  • DIN 18195 – Bauwerksabdichtung (zehn Teile, ein Beiblatt) nur bis 2017 gültig
  • DIN 18195 seit 2017 Begriffsnorm für die Abdichtungsreihe DIN 18531 bis DIN 18535
  • DIN 18336 – VOB Vergabe- und Vertragsordnung für Bauleistungen – Teil C: Allgemeine Technische Vertragsbedingungen für Bauleistungen (ATV) – Abdichtungsarbeiten
  • EN 13967 – Abdichtungsbahnen – Kunststoff- und Elastomerbahnen für die Bauwerksabdichtung gegen Bodenfeuchte und Wasser – Definitionen und Eigenschaften

Literatur

  • Frank Frössel: Mauerwerkstrockenlegung und Kellersanierung. IRB-Verlag 2001, 2. Auflage 2007, ISBN 978-3-81676-126-6.
  • Frank Frössel: Lexikon der Bauwerksabdichtung und Kellersanierung. Baulino Verlag 2005, 1. Auflage 2005, ISBN 978-3-93853-705-3.
  • Frank Frössel: Lehrbuch der Kellersanierung und -abdichtung. Expert Verlag 2006, 2. Auflage 2009, ISBN 978-3-81692-757-0.
  • Karl Lufsky, Michael Bonk, Erich Cziesielski: Bauwerksabdichtung. B. G. Teubner Verlag, 2001, ISBN 3-519-35226-5.
  • Uwe Morchutt: Fehlerfrei zum eigenen Haus: präzise Planung, korrekte Ausführung und exakte Abnahme. Blottner Verlag, ISBN 978-3-89367-115-1.
  • Michael Herres, Georg Göker: BWA – Richtlinien für Bauwerksabdichtungen. Band 3. Technische Regeln für die Planung und Ausführung von Abdichtungen von Parkdecks, Hofkellerdecken und ähnlichen Konstruktionen. Otto Elsner Verlag, 2009, ISBN 978-3-87199-173-8.
  • Der dichte Bau auf derdichtebau.de, der Infoseite des vdd Industrieverband Bitumen-Dach- und Dichtungsbahnen e. V.

Einzelnachweise

  1. ÖNORM B 3355-2, 15. Januar 2011 Trockenlegung von feuchtem Mauerwerk – Maßnahmen gegen aufsteigende Feuchtigkeit im Mauerwerk
  2. a b abP-Fugenabdichtungen. Abgerufen am 20. Juni 2019.