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Rail & Logistik Center Wustermark
Westlich vor den Toren Berlins liegt der Rangierbahnhof Wustermark. Er ist der größte privat geführte öffentliche Güterbahnhof Deutschlands und heißt Rail & Logistik Center Wustermark (RLCW). Die Entwicklung der Berlin-Lehrter Eisenbahn und der Berlin-Hamburger Eisenbahn und die damit verbundene Zunahme des Güterverkehrs hatten eine Umgestaltung der Eisenbahnanlagen in Spandau und die Planung eines Verschiebebahnhofs in Seegefeld (nahe Spandau) zur Folge. Aus Kostengründen wurde der Bahnhof jedoch noch weiter westlich nahe der Ortschaft Dallgow-Döberitz an der Lehrter Bahn gebaut. Baubeginn war im Jahr 1906. Nördlich führte eine Verbindungsbahn nach Nauen zur Hamburger Bahn. Südlich wurde 1902 eine Verbindung zum Bahnhof Wildpark an die Magdeburger Bahn gebaut, die von dort auch einen Anschluss nach Seddin zur Wetzlarer Bahn hatte. In seiner größten Ausdehnung hatte der Rangierbahnhof im Zentrum über 50 Gleise nebeneinander zu liegen. Im ehemaligen Bahnbetriebswerk befanden sich zwei Drehscheiben mit Ringlokschuppen. Ein Teil der historischen Gebäude ist heute noch vorhanden. Dazu gehören der Wasserturm, eine große Umladehalle, in der gleichzeitig ca. 100 Wagen umgeladen werden konnten, ein Kraftwerk, ein Bekohlungshochbunker, einige Stellwerke und Betriebsgebäude. Am 20. April 1945 wurde ein großer Teil des Rangierbahnhofs durch einen amerikanischen Luftangriff zerstört, das zur Folge hatte, dass der südliche Teil nie wieder aufgebaut wurde. Das Bahnbetriebswerk blieb jedoch verschont. Der heute nicht mehr vorhandene Rundschuppen 2 wurde nicht im Krieg zerstört, sondern 1972 abgerissen, um einer modernen Rechteckhalle für Dieselloks zu weichen. Da die Investitionsmittel zum Bau jedoch fehlten, blieb nur eine Freifläche mit Drehscheibe und Strahlengleisen übrig. 2004 beschloss die DB AG die Stilllegung und den Rückbau des Rangierbahnhofs. Erste Stilllegungsschritte wurden bereits 2001 durch Leistungsverlagerungen der DB Schenker Rail Deutschland AG nach Seddin eingeleitet. Die Stilllegung hätte einen großen Verlust an Eisenbahninfrastruktur im Berliner Umland bedeutet. So beschlossen die Havelländische Eisenbahn AG (HVLE) und das Verkehrsbauunternehmen BUG mit Wirkung vom 1. Juli 2008 die Übernahme des bereits weitgehend stillgelegten Güterbahnhofs von der DB Netz AG und die Gründung der RLCW GmbH & Co. KG. In Verbindung mit den anstehenden Kosten, Eventualitäten und der Tatsache, dass noch nie ein so großer Güterbahnhof in Privathand ging, kann diese Gründung als mutig bezeichnet werden.
Der Bahnhof entwickelte sich jedoch sehr schnell positiv. Die ersten Aufgaben des jungen Unternehmens waren die Reparatur der stillgelegten Weichen und Gleise und die Schließung von Gleislücken um den Betrieb schnellsten wieder aufzunehmen. Anfänglich wurde darauf orientiert, Gleisanlagen zu vermieten und zusätzlich Abstell-, Tank- und Reparaturservice anzubieten. Der Bahnhof sollte im übertragenen Sinne auch Parkplatz für Eisenbahnverkehrsunternehmen (EVU) und Hersteller werden. Das Angebot erweiterte man noch durch zusätzliche Serviceleistungen, wie z.B. die Stellung von Rangierloks (der HVLE) incl. Fahr- und Untersuchungspersonal, Zugbildung und -auflösung sowie den Umschlag bestimmter Güter an fünf Ladestellen. Der Bahnhof mit 22 ha Betriebsfläche und 70 Gleisen mit einer Gesamtlänge von 31 Kilometern entwickelte sich in den letzten Jahren auch zur Inbetriebnahmeplattform verschiedener Fahrzeughersteller. Besonders Bombardier, Stadler und Alstom nutzten in den letzten Jahren viele Gleise zur Abstellung, Reparatur, Abnahme und Vorbereitung zur Inbetriebnahme von Fahrzeugen. Namhafte Waggonvermieter, wie VTG, AAE, NACCO und WASCOSA, nutzen Kapazitäten um Waggons zwischen zwei Vermietungszyklen zu reparieren oder um Revisionen durchzuführen. Zeitweise waren sämtliche Gleise belegt. Die DB AG besitzt neben den zwei Hochgeschwindigkeitsgleisen heute nur noch fünf Durchgangsgleise. Zusätzliche Verkehrsanbindungen befinden sich zum nahen Güterverkehrszentrum und Hafen Wustermark sowie zum Bahn-Logistik Terminal. Ein Servicepunkt für Schienenfahrzeuge und eine Tankstelle sind ebenfalls vorhanden. Große Investitionen waren in den letzten Jahren die Herstellung einer neuen Westeinfahrt und der Neubau eines elektronischen Stellwerks am Westkopf der Einfahrgruppe im Jahr 2014.
Große Vorhaben sind in den nächsten Jahren geplant: Der gesamte Standort soll durch die Ansiedlung weiterer Unternehmen der Bahnbranche und die Errichtung eines Praxis- und Erprobungsfeldes für verschiedene Unternehmen aus den Bereichen Eisenbahn, Energie und Wissenschaft zu einem Bahntechnologie-Campus umgestaltet werden. Hierzu sollen auch die historischen Gebäude mit einbezogen werden. Der südwestliche Teil des Bahnhofs mit Bahnbetriebswerk wird in naher Zukunft eine neue Gleisanbindung erhalten, da diese bei der Stilllegung gekappt wurde und ein Parkplatz auf den Zufahrtsgleisen vor dem Empfangsgebäude errichtet wurde. Lokschuppen, Drehscheibe und viele noch vorhandene Betriebsgebäude können trotz Modernisierung ihren preußischen Charme bis heute nicht verbergen.
Geschäftsfelder und Leistungen
- Bereitstellung von Eisenbahninfrastruktur für Eisenbahnverkehrsunternehmen und Eisenbahnspeditionen
- Inbetriebnahmeplattform für Schienenfahrzeughersteller
- Railport - Bereitstellung von Ladestraßen und Lagerflächen
- Förderung der Ansiedlung von eisenbahnaffinen Dienstleistungen
- Vermittlung von Dienstleistungen rund um die Bahn
- Kooperation mit der Havelländischen Eisenbahn AG (Waggonreparaturwerkstatt)
- Bereitstellung Tankgleis (Betreiber Dieseltankstelle - DB Energie GmbH)
- Partner des BahnLogistik Terminals Wustermark im GVZ Wustermark (BLTW)
- Partner des BahnTechnologie Campus Havelland am Standort Elstal (BTC)
- Zusammenarbeit mit Universitäten und Hochschulen
- Kooperation und Testfeld für Unternehmen aus den Bereichen Forschung und Entwicklung
- Drehscheibenfunktion für den Nah- und Fernverkehr
- Zugbildung, Zugauflösung und Wagensammlung
- Shuttleservice BahnLogistik Terminals Wustermark im GVZ Wustermark
- Pufferung und Abstellung von Schienenfahrzeugen
- Umschlag von Baustoffen auf der öffentlichen Ladestraße
- Rangierdienst, Rangierlok, Rangierbegleiter, Wagenmeister
- Büro, Aufenthaltsräume, WLAN – Netz
- Organisation von 24h Bewachung
- Vermittlung von Übernachtungsmöglichkeiten
- Erstellen von Logistikkonzepten
Im europäischen Schienennetz versteht sich die RLC Wustermark als EVU-neutraler Rangierbahnhof zur Umsetzung von Logistikkonzepten. Unser Bestreben ist es, durch Kundenorientierung, Flexibilität und Qualität ein Höchstmaß an Kundennutzen und nachhaltigem Mehrwert zu schaffen.