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Nationalratswahl in Österreich 1994

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Die Nationalratswahl am 9. Oktober 1994 war die 19. Nationalratswahl in der Geschichte der Republik Österreich. Stärkste Partei wurde die SPÖ unter Bundeskanzler Franz Vranitzky, die jedoch starke Stimmenverluste hinnehmen musste. Wie bereits bei der letzen Wahl verlor die ÖVP unter Erhard Busek Stimmen und Mandate und wurde zweitstärkste Partei.

Von den Einbußen der Regierungsparteien SPÖ und ÖVP profitierte die FPÖ, die mit Jörg Haider als Spitzenkandidaten Stimmen und Mandate hinzugewann. Viertstärkste Partei wurde die Grüne Alternative mit Madeleine Petrović, die ebenfalls Stimmen und Mandate hinzugewinnen konnte. Bei seinem ersten Antreten bei einer Nationalratswahl schaffte das Liberale Forum von Heide Schmidt den Sprung über Vier-Prozent-Hürde und wurde fünftstärkste Partei.

Wahlberechtigt waren 5 774 000 Menschen. Die Wahlbeteiligung sank im vergleich zur letzten Nationalratswahl auf 80,24 Prozent (1990: 83,58).

Hintergrund

Die vier Jahre der Bundesregierung Vranitzky IV waren von einem zunehmend ausländerfeindlichen und geschichtsrevisionistischen Oppositions-Kurs der FPÖ geprägt.

Österreichisches Parlament in Wien

Nach einem Misstrauensantrag von ÖVP und SPÖ verlor Jörg Haider 1991 das Amt des Kärntner Landeshauptmanns, dass er seit 1989 bekleidete. Anlass für den Misstrauensantrag war eine Äußerung Haiders in einer Debatte über Arbeitslosigkeit im Kärntner Landtag am 13. Juni 1991: „Na, das hat's im Dritten Reich nicht gegeben, weil im Dritten Reich haben sie ordentliche Beschäftigungspolitik gemacht, was nicht einmal Ihre Regierung in Wien zusammenbringt. Das muss man auch einmal sagen.“ (zitiert nach Czernin 2000, S. 31)

Das von der FPÖ initierte und im Januar 1993 durchgeführte Anti-Ausländer-Volksbegehren "Österreich zuerst" wurde von 416.531 (7,35 % der Wahlberechtigten) Österreicherinnen und Österreichern unterzeichnet. Im Gegenzug nahmen am 23. Januar 1993 zwischen 250.000 und 300.000 Menschen am von SOS Mitmensch organisierten "Lichtermeer" teil, um gegen das FPÖ-Volksbegehren zu protestieren. Eine weitere Folge des Anti-Ausländer-Volksbegehren war die Spaltung der FPÖ. Heide Schmidt, Klara Motter, Friedhelm Frischenschlager, Hans Helmut Moser und Thomas Barmüller verließen die Partei und gründeten am 4. Februar 1993 das Liberale Forum, das somit erstmals zur Wahl stand.

Am 3. Dezember 1993 begann eine Serie von Anschlägen mit fremdenfeindlichem Hintergrund. Erst Ende 1997 konnte der Täter Franz Fuchs gefasst werden.

Die Sozialistische Partei Österreichs (SPÖ) benannte sich 1991 in Sozialdemokratische Partei Österreichs um. Auch die Grünen änderten ihre Parteibezeichnung, seit einer Statutenänderung 1993 lautet ihr Name Die Grünen – Die Grüne Alternative (Grüne).

Endergebnis

Partei Stimmen Prozent Sitze
Sozialdemokratische Partei Österreichs (SPÖ) 1 617 804 34,9 (-7,9) 65 (-15)
Österreichische Volkspartei (ÖVP) 1 281 846 27,7 (-4,4) 52 (-8)
Freiheitliche Partei Österreichs (FPÖ) 1 042 332 22,5 (+5,9) 42 (+9)
Die Grünen - Die Grüne Alternative 338 538 7,3 (+2,5) 13 (+3)
Liberales Forum - Heide Schmidt (LIF) 276 580 6,0 (n.k.) 11 (n.k.)
Nein - Bürgerinitiative gegen den Verkauf Österreichs (NEIN) 41 492 0,9 (n.k.) -
Kommunistische Partei Österreichs (KPÖ) 11 919 0,3 (-0,3) -
Christliche Wähler Gemeinschaft (CWG) 9 051 0,1 (+/-0) -
Vereinte Grüne Österreichs - Liste Adi Pinter (VGÖ) 5 776 0,1 (-1,9) -
Österreichische Naturgesetz - Partei (ÖNP) 4 209 0,1 (n.k.) -
Bürgerliche Grüne Österreichs - Freie Demokraten (BGÖ) 2 504 0,1 (n.k.) -
Die Beste Partei (DBP) 581 0,01 (n.k.) -
Fritz Georg 482 0,01 (-0,09) -

Folgen

Nach der Wahl setzten SPÖ und ÖVP die seit 1986 bestehende Große Koalition fort. Franz Vranitzky (SPÖ) blieb Bundeskanzler. Das Amt des Vizekanzler bekleidete weiterhin Erhard Busek (ÖVP). Erstmals in der zweiten Republik erreichten SPÖ und ÖVP zusammen weniger als 2/3 der Nationalratsmandate und konnten somit keine Verfassungsänderungen mehr beschließen.

Siehe auch

www.bmi.gv.at Ergebnis der Nationalratswahl 1994