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Geschichte der Demokratischen Republik Kongo

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Geschichte der Demokratischen Republik Kongo

Vor- und Frühgeschichte

Die ersten Besiedlungsspuren auf dem Gebiet der heutigen Demokratischen Republik Kongo datieren zurück bis ins Jahr 10.000 v.Chr. Ab 2500 v. Chr. lassen sich in den Regenwaldregionen Einwohner der Jäger- und Sammlergesellschaften der Pygmäen belegen. Um 400 lässt sich die Gewinnung und Verarbeitung von Kupfer in Katanga nachweisen, bis um 500 v.Chr. wandern dann Sudangruppen und Niloten aus Nord- und Ostafrika zu und bringen Viehzucht- sowie Agrartechniken mit.

8. - 9. Jahrhundert

Zwischen 700 - 800 n.Chr. dringen Bantu-Völker vom heutigen Nigeria kommend in den Kongo ein. Zur gleichen Zeit existiert rund um den Kisale- und Upembasee eine Kupferkultur.

13. - 17. Jahrhundert

Ab dem 13. Jahrhundert bis zum Anfang des 16. Jahrhunderts entstanden und vergingen auf dem Gebiet des heutigen Kongo eine Reihe teils sehr mächtiger Bantu-Königreiche, darunter Ndongo, Luanda und seit dem 15. Jahrhundert das Königreich der Luba und seit dem 17. Jahrhundert der Kuba. Das bedeutendste Staatswesen der Region war aber zu dieser Zeit das Königreich Kongo.

Das Königreich Kongo

Von der Entstehung bis zum Kontakt mit Portugal

Zur Zeit seiner Entdeckung durch die Portugiesen nahm das Königreich Kongo mit seiner Ausdehnung von rund 300.000 km² das gesamte westliche Viertel des heutigen Kongo sowie Teile des heutigen Nord-Angolas und der Republik Kongo ein (zum Vergleich: die wiedervereinigte Bundesrepublik Deutschland ist knapp 357.000 km² groß).

Das Königreich Kongo entstand vermutlich um 1370. Mythischer Gründungsvater war Ntinu Wene (oder Lukeni), der, vom Reich seines Vaters, dem Königreich Vungu aus, in der Provinz Nsundi angekommen sei. Von dort eroberte er als erstes das Reich der Mbundu im Norden des heutigen Angola, wo er sich auch zeitweise niederließ. In seinem zweiten eroberten Gebiet, der Provinz Mpemba, gründete er Mbanza Kongo, die neue Hauptstadt des expandierenden Königreichs. Die Königreiche Kakongo, Loango und Ngoy band er vertraglich in sein Reich ein, das somit eine Föderation aus 4 Teilstaaten darstellte, neben den 3 genannten noch der unmittelbar dem König unterstehende Teilstaat Kongo. Dieser war wiederum in die sechs Provinzen Mpemba, Sundi, Mpangu, Mbata, Mbamba und Soyo unterteilt.

Administrativ war das Reich in die Ebenen Dorf, Distrikt, Provinz und Teilstaat gegliedert, jeweils geführt von einem Beamten, die ab der Provinzebene auch Berater des Königs waren. Der König wurde als Repräsentant des ganzen Reiches von einem Komitee aus 9 - 12 Wahlmännern aus den Nachkommen des Königs, sprich: den Nachfahren des Gründervaters Ntinu Wene gewählt. Dem König beigesellt war der 12-köpfige Rat Ne Mbanda, der bei wichtigen Entscheidungen wie z.B. bei der Einsetzung von Beamten, der Erklärung von Kriegen sowie der Öffnung und Schliessung von Strassen ein Vetorecht besass.

Eine nach dem ersten Erreichen der Kongo-Mündung 1482 durch Diogo Cão entsandte portugiesische Expedition führte 1489 zum ersten europäischen Kontakt mit dem König in Mbanza Kongo. Der amtierende König Nkuwu entsandte im Gegenzug einen Emissär nach Portugal, liess sich bereits 1491 als João I. taufen (fiel allerdings 1493 oder 1494 bereits wieder von dem neuen Glauben ab) und erhielt im Gegenzug militärische Hilfe der Portugiesen, die seine regionale Vormachtstellung konsolidieren half.

Nach dem Tod Nkuwus gab es einen Machtkampf zwischen dem christlichen Mwemba und seinem traditionell-religiösen Bruder Mpanzu, der das Wahlergebnis nicht akzeptierte. In der "Schlacht von Mbanza Kongo" konnte sich Mwemba allerdings gegen seinen Bruder durchsetzen, der Legende nach aber nur mit dem "Beistand Gottes" in Form von bewaffneten Reitern, die vom Himmel herab erschienen, als Dom Afonso I. übernahm er 1506 die Herrschaft über den Kongo.

Afonso I., das Regimento und der Beginn der Kolonialisierung

Afonso war um 1456 geboren worden und herrschte 37 Jahre lang über den Kongo, länger als jeder andere Herrscher vor oder nach ihm. Er betrieb als ein fromm christlicher Herrscher eine Politik enger Anlehnung an Portugal und verstand die europäischen Großmächte als christliche Bruderstaaten. Er begann mit dem Aufbau eines einheimischen Klerus, entsandte Studenten nach Europa und versuchte europäische Handwerker und Akademiker in den Kongo zu holen. Seine Hoffnung war, durch eine forcierte Christianisierung und Kooperation von den Portugiesen und seinem königlichen Standesgenossen Manuel dauerhaft als gleichwertig anerkannt zu werden.

1512 kam es zum sogenannten "Regimento" Manuels, einer Anweisung an seinen Botschafter. Es sah vor, daß die Portugiesen dem König des Kongo bei der Organisation seines Reiches beiseite stehen sollten, inklusive des Aufbaus eines Rechtssystems nach europäischem Muster und dem Aufbau eines Heeres. Auch missionarisches Engagement, die Unterstützung beim Bau von Kirchen sowie die Unterrichtung des Hofes in portugiesischer Etikette waren angedacht, im Gegenzug sollte der Kongo die portugiesischen Schiffe mit wertvoller Fracht füllen, im Schreiben Manuels mit konkreter Forderung:

"Diese Expedition hat uns viel gekostet, es wäre falsch sie mit leeren Händen zurück nach Hause zu schicken. Obgleich es unser zuvörderster Wunsch ist, Gott zu dienen und den König des Kongo zu erfreuen, solltet Ihr nichtsdestoweniger ihm in unserem Namen deutlich machen, was er zu tun habe um die Schiffe zu füllen, sei es mit Sklaven, Kupfer oder Elfenbein."

Immer wieder aber musste sich Afonso schon kurz nach seiner Inthronisation enttäuscht sehen, vor allem das von ihm als gierig und "schamlos" empfundene Verhalten der Missionare und die aufkommende Sklavenjagd der Portugiesen, die keinen Unterschied mehr zwischen "normalen" Sklaven, Freien oder sogar Adligen machten, führte dazu, daß er mehrfach Briefe an den portugiesischen König und selbst Emissäre in den Vatikan entsandte, um des Problems kooperativ Herr zu werden. Dort aber fand er kein Gehör und schränkte 1526 die Macht Portugals ein, indem er die Portugiesen des Landes verwies, eine Aufforderung, der zwar Missionare und Offizielle nachkamen, nicht aber die gefürchteten Sklavenjäger. Während Portugal seine Interessen als Reaktion auf das Königreich der Luanda verlagerte, verfiel das Königreich allmählich, da es wirtschaftlich und strukturell längst von Portugal abhängig geworden war.

Zerfall und Zerschlagung des Königreiches

Nach Afonsos Tod 1543 sollte ihm eigentlich Pedro I. nachfolgen, der aber von Afonsos Enkel, Diogo I., in einer unmittelbar folgenden Auseinandersetzung um die Thronfolge entmachtet wurde. Obwohl ursprünglich eher portugal-feindlich eingestellt, lädt Diogo 1546 wieder Missionare ins Land. Ein Angriff durch das Volk der Jaga 1569 aus dem heutigen Tansania, dem das im Inneren instabil gewordene Königreich nicht allein hätte standhalten können, führte zu einem Hilferuf von Diogos Nachfolger, Alvaro I. an Portugal, welches das Land vor den Jaga retteten. Aber die Befreiung war ein Pyrrhussieg, Alvaro I. mußte sich in den Vasallendienst Portugals begeben und der Kongo wurde tributpflichtig, mit diesem Schritt endete auch formal die ursprünglich postulierte Gleichberechtigung und Gleichwertigkeit der beiden Königreiche zueinander. Alvaros verzweifelter Akt stabilisierte den Kongo zwar im Inneren und Alvaro versuchte sich anschließend wieder aus der Umklammerung durch Portugal zu lösen, indem dies aber mißlang machte Alvaro I. letztendlich den Weg frei, um aus dem Kongo einen portugiesischen Umschlagplatz für den expandierenden Sklavenhandel zu machen, der zur Entvölkerung ganzer Landstriche führte und das Königreich Kongo allmählich zerfallen ließ, insbesondere nach dem Tod Alvaro II. im Jahre 1614, als Alvaro III. den ausbrechenden Bürgerkriegen, Aufständen und Rebellionen nicht Herr zu werden vermochte.

Garcia II. (1641 - 1661) versuchte sich zuletzt von in einer Allianz mit Holland gegen den immer maßloser werdenden Sklavenhandel und die portugiesische Vorherrschaft zu stellen. Als aber sein Nachfolger Antonio I. (ab 1661) alle mit Portugal abgeschlossenen Verträge 1665 für ungültig erklärte und die Rückgabe aller von Portugal annektierten Gebiete forderte, besiegte eine portugiesische Armee das kongolesische Heer, enthauptete Antonio und ergriff die endgültige Kontrolle über das Land, das anschließend in seine Einzelprovinzen zerschlagen wurde. Das Königreich Kongo bestand jetzt nur noch aus der Rumpfprovinz Mbanza Kongo und alle nachfolgenden Staatsoberhäupter des Königreiches waren reine Marionetten Portugals, das Königreich Kongo hatte in seiner ursprünglichn Form nach knapp 300 Jahren zu existieren aufgehört.

Trotz der nunmehr endgültigen Unterwerfung des Kongo gelang es Portugal nicht, die Kontrolle über das riesige Reich aufrechtzuerhalten. Der innere Verfall des Heimatlandes, das sich in schweren Auseinandersetzungen mit dem erstarkenden Spanien befand und später in zunehmende Abhängigkeit zum Allierten England geriet, führte zum fast vollständigen Verlust des Kolonialreiches, auch aus dem Sklavenhandel wurde es von den seit längerem bereits die afrikanische Westküste herabkommenden Holländern, aber auch den Franzosen und Engländern verdrängt, so daß es am Anfang des 18. Jahrhunderts eine bedeutungslose Größe der europäischen und so auch afrikanischen Politik geworden war.

Staatswesen des 18. und 19. Jahrhunderts

Ohne ein eigenständiges und funktionstüchtiges Staatswesen, das den zunehmenden Aktivitäten der europäischen Kolonialmächte im Kongo-Becken Paroli bot, war Zentralafrika weitgehend wehrlos. Ab 1700 konnte so der Sklavenhandel durch Europäer, Araber und einige afrikanische Ethnien (z.B. die ghanaischen Akan) ungestört und systematisch ausgebaut werden. Geschätzte 15.000 Menschen wurden durchschnittlich pro Jahr verschifft, auf die Dauer ein ungeheurer Aderlaß, der große Teile des Landes sozial und wirtschaftlich verwüstete.

Zwar existierten bis zum Ende des 19., teils gar Anfang des 20. Jahrhunderts weiterhin Königreiche im Kongo, zum Beispiel im Nordosten das Königreich der Mangbetu (von 1815 - ca. 1895) und im Norden das Sultanat der Zandé (ab 1860 - ca. 1912). Diese aber hielten sich nur mit europäischer Duldung als entweder abhängige und tributpflichtige Vasallenstaaten oder kleinste Einheiten in den Gegenden, die für die Europäer bis zur vollständigen Bereisung durch David Livingstone und Henry Morton Stanley noch terra incognita waren.

Eine Ausnahme unter den kleinen und "machtlosen" Staatswesen der Zeit war nur die sogenannte "Kuba-Föderation", ein Verbund von rund 18 Bantuvölkern, der sich ungestört von europäischem Einfluß vom 16. bis zum 19. Jahrhundert weit im Süden des Kongo entwickelte. Kurz nach dem ersten Kontakt des Königreiches mit Europäern 1884 aber wurde die Föderation nach dem Angriff der Nsapo instabil und zerfiel endgültig im leopoldinischen Kongo.

Der Beginn der Kolonialisierung und der Kongo als "Privatbesitz" Leopolds II.

  • 1840-1872 David Livingstone, ein schottischer Missionar und Entdecker, beginnt als erster mit der Erforschung des Kongo-Beckens für Grossbritannien.
  • 1876 (September): Gründung der vom belgischen König dominierten Internationalen Afrika-Association anlässlich der Internationalen Geographischen Konferenz in Brüssel.
  • 1876/1877: Henry Morton Stanley (1841-1904) erforscht den Verlauf des Kongo-Flusses.
  • 1878 (28.11.): Stanley bietet dem belgischen König Leopold II. seine Entdeckungen an. In seinem Auftrag gelingt es Stanley, 1879-85 durch Verträge mit verschiedenen Bantu-Häuptlingen weite Teile des Kongo zu erwerben. Leopold II. gründet ein »Comité d’Études du Haut-Congo«, das 1882 in »Association Internatonale du Congo« umbenannt wird.
  • 1884/85: Die Kongokonferenz (auch Berliner Konferenz) zur Regelung der Handels- und Schifffahrtswege im Kongo-Gebiet deklariert 1885 das Gebiet als persönliches Eigentum Leopolds II. von Belgien.
  • 1885: König Leopold II. erklärt sich zum Eigentümer des Kongo (23.4.) und erlässt eine Verfassung für den Kongo-Freistaat. Der Kongo wird Privatbesitz der belgischen Krone. Das Riesenland wird sukzessive kolonisiert und die bestehenden Bantureiche zerschlagen. Im Zuge der militärischen Inbesitznahme des Territoriums durch Belgien wird auch die lange zuvor begonnene christliche Missionierung vorangetrieben, was zur Gründung von Schulen und Krankenstationen führte.
  • 1891: Am Unterlauf des Kongo erwarb das belgische Königshaus einen schmalen Zugang zum Atlantik und ließ Kautschukplantagen anlegen. Aus diesem und weiteren Wirtschaftszweigen (Elfenbein) wird ein Staatsmonopol und für die Bevölkerung die Zwangsarbeit verordnet.
  • 1892: In der Provinz Katanga (heute Shaba) wird mit dem Abbau der Kupfervorkommen begonnen. Durch den Verkauf von Nutzungsrechten an Gesellschaften finanzierte König Leopold II. die Erschließung des riesigen Kongo (75-mal größer als Belgien). Die Konzessionsfirmen verfolgten ihre wirtschaftlichen Ziele mit einer - auch für damalige Verhältnisse - beispiellosen Rücksichtslosigkeit. Zur bestmöglichen Ausbeutung des Bodens und der Rohstoffe griffen die Kolonialherren zum Mittel der Enteignung, zum Sammeln von Kautschuk, Palmöl und Elfenbein wurde die Bevölkerung ebenso wie zum Gütertransport und Wegebau zwangsweise eingesetzt. Berichte über diese menschenunwürdigen Ausbeutungspraktiken, die unter dem Schlagwort "Kongo-Gräuel" bekannt wurden, alamierten die westlichen Nationen und veranlassten den belgischen Staat, den König zum Verkauf des Territoriums zu bewegen.

20. Jahrhundert

1900er

  • 1908: Der Kongo-Freistaat, bislang eine Privatdomäne des belgischen Königshauses, geht als Belgisch-Kongo an den belgischen Staat über. Eine neue Verfassung (Charte Coloniale) verbietet die politische Betätigung in der Kolonie. Sie verfügt zudem, dass die Regierungsmitglieder nicht gewählt, sondern ernannt werden (bis 1957). Durch die Ausbeutung der Agrarerzeugnisse Kautschuk, Palmöl und Kaffee aus einer expandierenden Plantagenwirtschaft sowie der Bergbauprodukte Kupfer, Blei, Zink und Diamanten gelang es der Kolonialmacht Belgien, sich in die Gruppe der Industriestaaten einzureihen. Die mächtigen Konzessionsgesellschaften, allen voran die "Société Générale", übten bis in die 1960er Jahre großen Einfluss auf die wirtschaftliche und politische Entwicklung im Kongo aus.

1910er

  • 1910 (22.3.): Die offizielle Abschaffung der Zwangsarbeit erweist sich angesichts der damit verbundenen hohen Steuerbelastung als wirkungslos. Raubwirtschaft, andauernde Unterdrückung und Dezimierung der einheimischen Bevölkerung bestimmen die Szene.
  • 1916 (Juni): Belgien unterstützt die britische Offensive in Deutsch-Ostafrika und besetzt Ruanda-Urundi.
  • 1919 (30.5.): Belgien erhält mit Zustimmung Großbritanniens die Verwaltung über Ruanda-Urundi.

1920er

  • 1925 (21.8.): Das Mandatsgebiet Ruanda-Urundi (heute Ruanda und Burundi) wird administrativ Belgisch-Kongo angegliedert.
  • 1926 (11.2.): Die Kolonialverwaltung erlässt ein Verbot gegen alle afrikanischen (auch religiösen) Organisationen. Die Maßnahme richtet sich vor allem gegen den um 1921 entstandenen prophetischen Kimbanguismus und den um 1925 entstandenen Kitwala-Kult, in denen eine Gefahr für die belgische Herrschaft gesehen wird.
  • 1926: Léopoldville (heute: Kinshasa) löst Boma als Hauptstadt der Kolonie ab.
  • 1928 Gründung der mächtigen Bergbau- und Finanzfirma "Société Générale".

1930er

  • 1931: Sezessionsbestrebungen in Katanga, der an Mineralstoffen reichsten Provinz der Kolonie. Die weißen Kolonisten widersetzen sich einer Stärkung der Zentralgewalt Léopoldvilles und fordern die direkte Unterstellung unter die belgische Regierung. In einer Verwaltungsreform wird Katanga 1933 dennoch eine Provinz innerhalb des Gesamtkongo.

1940er

  • Als Rohstofflieferant für die alliierte Kriegswirtschaft - unter anderem mit Uran für das US-amerikanische Atombombenprogramm - blühte der Kongo im Zweiten Weltkrieg wirtschaftlich auf. Entsprechend wird die Infrastruktur zügig ausgebaut. Erste Ansätze einer Industrialisierung verstärken die Verstädterungstendenzen. Die afrikanische Bevölkerung erhält zwar eine Basiserziehung und medizinische Versorgung, wird aber nicht an der Verwaltung beteiligt, sodass bis zur Unabhängigkeit keine afrikanischen Führungsfiguren existieren.
  • 1946 (13.12.). Ruanda-Urundi wird als UN-Treuhandschaftsgebiet unter belgischer Verwaltung administrativ vom Kongo getrennt. Die beiden Teilstaaten werden am 1. Juli 1962 in die Unabhängigkeit entlassen.

1950er

Die autoritäre Kolonialpolitik Belgiens läßt Ende der 1950er Jahre den Widerstand der Afrikaner gegen die Fremdherrschaft erstarken. Es bildeten sich verschiedene ethnisch-regionale Parteien und nationale Bewegungen.

  • 1958 (10.10.): Gründung des Mouvement Nacional Congolais (MNC), der bedeutendsten schwarzafrikanischen Partei unter der Führung von Patrice E. Lumumba.
  • 1959 (13.1.): Unter dem Druck der Weltöffentlichkeit und nach Unruhen in der Hauptstadt Léopoldville (heute Kinshasa) beschließt Belgien die schnelle Dekolonisation.
  • 1959 (Okt.): Lumbumba wird verhaftet und gefoltert (Freilassung am 25.1.1960).


1960er

  • 1960 (25.5.): In ersten freien Wahlen vereinigt der MNC die meisten Stimmen auf sich.
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Patrice Lumumba
  • 1960 (29.6.): Moïse Tshombé proklamiert die Unabhängigkeit Katangas, widerruft diese unter Androhung seiner Verhaftung jedoch sogleich wieder.
  • 1960 (30.6.): Die belgische Kolonie Kongo wird als Republik Kongo völlig unvorbereitet in die Unabhängigkeit entlassen. Joseph Kasavubu (1917-1969) von der Alliance des Bakongo (ABAKO) wird erster Staatspräsident, Patrice E. Lumumba (1925-1961) Ministerpräsident. Beide bemühen sich, das Land trotz aufflammender Meutereien, Aufstände und Gewalttätigkeiten zu regieren. Die militärische Führung bleibt in den Händen der Belgier.
  • 1960 (5.-7. Juni): Nach Armeemeutereien gegen das ausnahmslos belgische Offizierskorps wird der belgische Oberbefehlshaber und sein Stab entlassen. Neuer Oberbefehlshaber wird Victor Lundula (*1911), Joseph Mobutu wird Stabschef. Die überstürzte Afrikanisierung des Offizierskorps führt zu einer massenweisen Flucht der Weißen, die einen Zusammenbruch auch der Zivilverwaltung bewirkt.
  • 1960 (10.7.): Auf Ersuchen Tshombés intervenieren belgische Truppen in Elisabethville (heute: Lubumbashi), der Hauptstadt von Katanga.
  • 1960 (11.7.): Unter Führung von Moïse Tshombé löst sich die rohstoffreichste Provinz Katanga (heute Shaba) kurze Zeit nach der Unabhängigkeitserklärung mit westlicher Hilfe von der Republik Kongo. Es beginnt ein fast dreijähriger Sezessionskrieg, in den die UNO eingreift. Katanga verteidigt sich mit Söldnertrupps gegen die UN-Soldaten.
  • 1960 (12.7.): Kasavubu und Lumumba erklären den Krieg mit Belgien.
  • 1960 (14.7.): Die Kongo-Operation ONUC der UNO beginnt.
  • 1960 (15.7.): Landung weiterer belgischer Truppen in Katanga. Auch UN-Truppen greifen ein und beginnen mit der Entwaffnung der kongolesischen Armee. Die US-Botschaft und das UN-Oberkommando in Léopoldville entfalten sich zu den eigentlichen Machtzentren im Lande.
  • 1960 (8.8.): Die Bergbauprovinz Kasai erklärt sich unter Albert Kalondji (*1919) als Süd-Kasai für unabhängig.
  • 1960 (9.8.): Der UN-Sicherheitsrat beschließt, sich aus den Konflikten in Katanga und Süd-Kasai herauszuhalten. Die belgischen Truppen werden jedoch sukzessive von UN-Verbänden abgelöst (August/September).
  • 1960 (25./26. August): Die kongolesische Armee besetzt Süd-Kasai und erobert die Hauptstadt Bakwanga. Kalondji flüchtet nach Katanga und kehrt mit belgischen Verbänden nach Süd-Kasai zurück. Ein Gegenangriff der Kongo-Armee missglückt (3.9.).
  • 1960 (6.9.): Nach dem Debakel in Süd-Kasai entlässt Staatspräsident Kasavubu Ministerpräsident Lumumba. Neuer Regierungschef wird Joseph Ileo (*1922).
  • 1960 (12.9.): Nachdem Lumumba sich mit einem Hilfeersuchen an die UdSSR wendet - und sich damit den Vorwurf des Kommunismus zuzieht -, wird er mit amerikanischer Unterstützung von Armeestabschef Joseph-Désiré (später Sese-Seko) Mobuto gestürzt. Kasavubu verbleibt in seinem Amt als Staatschef, Lumumba wird unter Hausarrest gestellt, entkommt jedoch.
  • 1960 (14.10.): Antoine Gizenga (*1925) zieht nach Stanleyville (heute: Kisangani) und besetzt mit Unterstützung des entlassenen Generals Victor Lundula und Teilen der Armee die Ostprovinz.
  • 1960 (27.11.): Lumumba flieht aus Léopoldville, wird aber bei Mweka festgenommen und nach Thysville verbracht.
  • 1960 (12.12.): Der Lumumba-Vertraute Antoine Gizenga antwortet mit der Proklamation einer Gegenregierung in Kisangani / Stanleyville, erzielt Erfolge in Kivu und dringt bis in das nördliche Katanga vor.
  • 1961 (17.1.): Nach einer Militärmeuterei in Thysville (13.1.) und seiner Verhaftung auf dem Weg nach Kisangani werden Lumumba und zwei seiner Mitarbeiter ihrem Intimfeind Tshombé nach Katanga ausgeliefert und dort unter ungeklärten Umständen ermordet.
  • 1961 (18.9.): UNO-Generalsekretär Dag Hammarskjöld, der sich in Katanga mit Moïse Tshombé treffen will, kommt bei einem Flugzeugabsturz bei Ndola (Zambia) ums Leben.
  • 1961 (Dez.): Ende der Sezession Süd-Kasais. Nordkatanga wird der Zentralregierung Léopoldvilles unterstellt.
  • 1962 (16.1.): Kongo- und UN-Truppen besetzen Stanleyville. Antoine Gizenga wird verhaftet.
  • 1963 (14.1.): UN-Truppen beenden die Sezession Katangas. Tshombé geht ins Exil (14.6.).
  • 1964 (30.6.): Die UN-Truppen verlassen den Kongo. Belgier und Amerikaner setzen ihren Kampf gegen Aufständische fort.
  • 1964 (5.7.): Auf Druck europäischer Länder und der USA beauftragt Präsident Kasavubu Tshombé mit der Regierungsbildung.
  • 1964 (September-November): Bürgerkrieg in weiten Teilen des Landes.
  • 1965 (13.10.): Kasavubu entlässt seinen Rivalen Tshombé und beruft Evariste Kimba (1926-1966) zum neuen Premier, der jedoch vom Parlament abgelehnt wird (14.10.).
  • 1965 (25.11): General Mobutu putscht sich an die Macht. Staatschef Kasavubu und Premierminister Kimba werden abgesetzt. Oberst Léonard Mulamba (*1928) wird neuer Regierungschef (28.11.).
  • 1966 (22.3.): Mobuto erhebt sich zum Präsidenten und übernimmt alle gesetzgeberische Macht.
  • 1967 (30.6.): Der im spanischen Exil lebende Moïse Tshombé wird entführt und nach Algerien verschleppt, wo er 1969 stirbt.

1970er

  • 1970 (19.11.): Mobutus Partei, der Mouvement Populaire de la Révolution (MPR), erklärt den Einparteienstaat, in dem alle Bürger zu Mitgliedern gemacht werden.
  • 1970 (5.12.): Mobuto übernimmt den Vorsitz des Obersten Gerichtshofes.
  • 1970 (23.12.): Der Mouvement Populaire de la Révolution (MPR) wird oberstes Staatsorgan.
  • 1971 (27.10.): Umbenennung des Landes in Republik Zaïre.
  • 1974-1981: Fortdauer der politischen Unrast. Zahlreiche Aufstände, Umsturzversuche und militärische Interventionen fremder Söldnertruppen zur Stützung des Mobutu-Regimes.

1980er

1990er

  • 1990: Ende des Einparteiensystems.
  • 1992-94: Mobutu verhindert mit militärischer Gewalt die von den neuen politischen Parteien betriebene Demokratisierung Zaires.
  • 1994 (Juli-August): Nach dem Völkermord in Ruanda fliehen Soldaten und Milizionäre des dortigen Regimes zusammen mit Hunderttausenden von Hutu nach Zaïre.
  • 1996 (September-November): Im Osten Zaïres beginnt eine Rebellion unter Führung von Laurent-Désiré Kabila (*1939), die militärisch von Ruanda und Uganda unterstützt wird.
  • 1997 (16.5.): Sturz der Mobutu-Diktatur durch eine von Laurent-Désiré Kabila angeführte Rebellion mit Hilfe zahlreicher Nachbarländer. Kabila zieht in Kinshasa ein und erklärt sich zum neuen Präsidenten (29.5.). Mobutu geht nach Marokko ins Exil, wo er am 7. September stirbt. Zaïre wird wieder in Kongo umbenannt (mit dem Zusatz »Demokratische Republik«).
  • 1998 (August): Kabila hat gegen von Ruanda und Uganda angezettelten Rebellionen zu kämpfen und bricht mit seinen Nachbarn. Hierbei erhält er Unterstützung von Simbabwe, Angola, Namibia, Tschad und dem Sudan. Ein Putschversuch in Kinshasa scheitert, weil Angola, Simbabwe und Namibia auf Seiten Kabilas militärisch intervenieren.
  • 1999 (10.7.): Die Regierung Kabila und die Rebellen unterzeichnen ein Waffenstillstandsabkommen in Sambias Hauptstadt Lusaka, das aber immer wieder durch Kämpfe gebrochen wird. In der Folge zerfällt das Land in mehrere Herrschaftsgebiete.

21. Jahrhundert

  • 2000 (24.2.) durch die Resolution 1291 des Sicherheitsrates wird die MONUC geschaffen.
  • 2001 (16.1.): Präsident Laurent-Désiré Kabila wird ermordet. Die Nachfolge tritt sein Sohn Joseph Kabila an (Vereidigung am 26.1.). Nach dessen Amtsübernahme wird zunächst der Friedensprozess forciert und UN-Blauhelmen die Stationierung entlang der Frontlinie zu den Rebellen erlaubt.
  • 2002 (Januar): Ausbruch des Vulkans Nyirangongo nahe der Stadt Goma im Osten des Landes.
  • 2002 (Dezember): Regierung und Rebellen schließen ein Friedensabkommen in Südafrikas Hauptstadt Pretoria und bildeten im Juli 2003 eine gemeinsame Regierung.
  • 2003 (Mai-Juni): Im Mai 2003 verschärft sich im Distrikt Ituri im Nordosten der DR Kongo ein seit 1999 schwelender Konflikt zwischen Milizen der Hema- und Lendu-Völker. Es kommt zu blutigen Massakern in Ituris Hauptstadt Bunia. Daraufhin wird für drei Monate eine französische Eingreiftruppe mit logistischer Hilfe Deutschlands in die Region geschickt, ein Einsatz, der im September 2003 wieder zu Ende geht.
  • 2003 (Juli): In Kinshasa nimmt die gemeinsame Regierung der bisherigen Kriegsparteien ihre Arbeit auf. Für das Jahr 2005 werden erste demokratische Wahlen in der Geschichte des Landes anberaumt.
  • 2004 10. Juni : Erneuter Putschversuch gegen Joseph Kabila. Der Aufstand eines Majors der Präsidentengarde wird niedergeschlagen, nachdem dieser das Wasserkraftwerk und die Rundfunkstation Kinshasas besetzt hatte.

Literatur

  • "Kongo - Geschichte eines geschundenen Landes", "Weltmission Heute 55 - Länderheft", Hamburg 2004
  • Adam Hochschild, "Schatten über dem Kongo - Die Geschichte eines fast vergessenen Menschheitsverbrechens", Reinbek 2002
  • Michaela Wrong, "Auf den Spuren von Mr. Kurtz. Mobutus Aufstieg und Kongos Fall", Berlin 2002
  • Ludo De Witte, "Regierungsauftrag Mord. Der Tod Lumumbas und die Kongo-Krise", Leipzig 2001
  • George Nzongola, "Ntalaja, The Congo from Leopold to Kabila. A People's History.", London / New York 2002
  • Jan Vansina, "The Children of Woot: A History of the Kuba Peoples", Wisconsin 1978, ISBN 0299074900