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Fußball-Weltmeisterschaft 2006

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Portal: Fußball – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Fußball
FIFA Fussball-Weltmeisterschaft 2006 Deutschland™
2006 FIFA World Cup Germany™
Anzahl Nationen 197 (32 Endrunde)
Weltmeister Italien
Austragungsort Deutschland
Motto der Bewerbung (1997) Wir sehen uns im Herzen Europas.
Motto der Endrunde (2002) Die Welt zu Gast bei Freunden™
Eröffnung 9. Juni 2006
Endspiel 9. Juli 2006
Zuschauer 3.359.439 (52.491 pro Spiel)
Tore 147 (2,3 pro Spiel)
Torschützenkönig Miroslav Klose (Deutschland) 5 Tore
Bester Spieler Zinédine Zidane (Frankreich)
Platzierungen der Teilnehmer

Die 18. Fußball-Weltmeisterschaft der Männer wurde vom 9. Juni bis zum 9. Juli 2006 in Deutschland ausgetragen, der offizielle Name (auf Englisch) lautet 2006 FIFA World Cup Germany™, auf Deutsch FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Deutschland 2006™. Es traten 32 Nationalmannschaften zunächst in Gruppen und danach in Ausscheidungsspielen gegeneinander an, wobei insgesamt 64 Länderspiele ausgetragen wurden. Weltmeister wurde Italien durch einen Sieg im Elfmeterschießen gegen die Mannschaft Frankreichs.

Das Motto der Bewerbung 1997 lautete "Wir sehen uns im Herzen Europas". Das Motto für die Endrunde wurde am 19. November 2002 bekannt gegeben: Die Welt zu Gast bei Freunden™. Es sollte die Verbundenheit der Deutschen mit dem Sport und ihre Gastfreundschaft ausdrücken.

Bewerbung

Die Idee zu einer Bewerbung Deutschlands als Ausrichter der 18. Fußball-Weltmeisterschaft entstand auf einer Präsidiumssitzung des DFB im November 1992. Seit diesem Zeitpunkt warben insbesondere der damalige DFB-Präsident Egidius Braun und der ehemalige DFB-Pressesprecher Wolfgang Niersbach intensiv um Unterstützung im eigenen Land und bei befreundeten Verbänden. Ende 1996 konnte Franz Beckenbauer als WM-Botschafter gewonnen werden. Beckenbauer war von 1998 an Chef des deutschen Bewerbungskomitees und überreichte als solcher auch dem FIFA-Präsidenten Sepp Blatter die offizielle Absichtserklärung des Verbandes zur Ausrichtung der WM.

Bei der endgültigen Abstimmung um den Austragungsort setzte sich Deutschland am 6. Juli 2000 gegen Brasilien, Marokko, England und letztlich im Finale in Zürich mit zwölf zu elf Stimmen gegen Südafrika durch. Möglicherweise ausschlaggebend für das Stimmenverhältnis war dabei ein fingiertes Bestechungsfax des deutschen Satiremagazins Titanic, das nach dessen eigener Aussage zur entscheidenden Stimmenthaltung des neuseeländischen FIFA-Vertreters Charles Dempsey führte.

Austragungsorte

Hauptartikel: Austragungsorte der Fußballweltmeisterschaft 2006.

Vergabeverfahren

Austragungsorte der WM 2006
Austragungsorte der WM 2006

Insgesamt zwölf Städte waren Gastgeber der Fußballweltmeisterschaft. Bei dem Vergabeverfahren sollten die modernsten und sichersten Stadien Deutschlands ausgewählt werden, die zudem recht flächendeckend über Deutschland verteilt sein sollten. Die Stadien der zwölf Austragungsorte wurden erweitert und modernisiert oder neu gebaut, so dass die im Jahr 2006 modernsten Spielstätten der Welt bei der Weltmeisterschaft zum Einsatz kamen.

Datei:Berlin - GER-ARG.jpg
WM-Viertelfinale Deutschland gegen Argentinien in Berlin
WM-Spiel Argentinien gegen Niederlande in Frankfurt
Datei:Stuttgart - ENG-EQU.jpg
WM-Achtelfinale England gegen Ecuador in Stuttgart

Die zwölf WM-Stadien

Alle Stadien, die einen Sponsor im Namen tragen, wurden während der WM in FIFA WM Stadion umbenannt, um die FIFA-Sponsoren hervorzuheben. Die Namen der übrigen Stadien blieben unverändert. Insgesamt betrug die Zuschauerkapazität der zwölf WM-Stadien 566.174 Sitzplätze. Das entspricht einem Schnitt von 47.182 Zuschauern pro Stadion.

Berlin: Im größten deutschen Stadion während der WM, dem 66.000 Sitzplätze fassenden Olympiastadion, wurde unter anderem am 9. Juli 2006 das Finale ausgetragen. Bei Heimspielen des Hertha BSC Berlin können bis zu 76.176 Zuschauer das Spiel verfolgen.

Dortmund: Zwar können im FIFA WM-Stadion Dortmund 81.500 Zuschauer Bundesligaspiele verfolgen, bei der WM sank die Kapazität auf 65.000 Plätze[1]. Die Heimat von Borussia Dortmund heißt seit dem 1. Dezember 2005 Signal Iduna Park.

Frankfurt am Main: Im FIFA WM-Stadion Frankfurt, der Heimat von Eintracht Frankfurt, waren 43.324 Sitzplätze während der FIFA-Veranstaltungen vorhanden. Die neue Fußballarena wurde an der Stelle des alten Waldstadions errichtet. Seit dem 1. Juli 2005 heißt das neue Waldstadion Commerzbank-Arena – jedoch nicht während der WM-Spiele.

Gelsenkirchen: Das FIFA WM-Stadion Gelsenkirchen ist das Heimatstadion des Fußballvereins FC Schalke 04. Das im August 2001 eröffnete Stadion mit 53.804 Sitzplätzen gilt als eines der modernsten der Welt. Seit dem 1. Juli 2005 trägt es den Namen des Hauptsponsors; während der WM hieß die Veltins-Arena jedoch FIFA WM-Stadion Gelsenkirchen.

Hamburg: Im FIFA WM-Stadion Hamburg, der Heimstätte des Hamburger SV, konnten 51.055 Zuschauer die WM-Spiele verfolgen. Der Neubau, der bei laufendem Betrieb aus dem 1953 errichteten Volksparkstadion entstand, heißt außer bei der WM-Endrunde AOL Arena.

Hannover: Im FIFA WM-Stadion Hannover, der Heimat des Fußballclubs Hannover 96, fanden 43.000 Zuschauer während der WM Platz. Das ehemalige Niedersachsenstadion wurde umgebaut und am 23. Januar 2005 eingeweiht. Ausgenommen während der Endrunde heißt das neue Stadion AWD-Arena und bietet 49.000 Zuschauern Platz.

Kaiserslautern: Im Fritz-Walter-Stadion empfängt während des regulären Ligabetriebs der 1. FC Kaiserslautern seine Gäste. Nach einer Erweiterung im Jahr 2002 finden 48.500 Zusachauer Platz.

Köln: Im FIFA WM-Stadion Köln, der Heimat des 1. FC Köln, fanden fünf WM-Spiele statt. Das umgebaute Stadion ist, außer während der WM-Spiele, nach dem regionalen Stromversorger RheinEnergieStadion benannt. Das Stadion umfasst 45.000 Sitzplätze.

Leipzig: Das Zentralstadion ist die Spielstätte des Viertligavereins FC Sachsen Leipzig. In den alten Stadionwall wurde ab 2000 ein modernes, reines Fußballstadion mit einer Kapazität von 44.345 Sitzplätzen eingebaut und am 17. Juli 2004 offiziell eröffnet. Während der WM 2006 hatte es eine Kapazität von 43.000 Sitzplätzen.

München: Im FIFA WM-Stadion München fand unter anderem das Eröffnungsspiel des Turniers statt. Das Stadion mit 66.016 Sitzplätzen wurde am 30. Mai 2005 eröffnet und gehört je zur Hälfte dem FC Bayern München und dem TSV 1860 München. Vor und nach der WM heißt das Stadion Allianz Arena.

Nürnberg: Im Frankenstadion, der Heimstätte des 1. FC Nürnberg konnten 41.926 Zuschauer die WM-Spiele verfolgen. Die Sportstätte wurde am 15. März 2006 umbenannt und heißt seither, ausgenommen die Zeit während der Weltmeisterschaft, easyCredit-Stadion.

Stuttgart: Im Gottlieb-Daimler-Stadion trägt der Fußballverein VfB Stuttgart seine Heimspiele aus. Bei der WM betrug die Zuschauerkapazität 52.000. Zwar steckt hinter dem Namen des Stadions der Automobilhersteller DaimlerChrysler, benannt ist es aber nach Gottlieb Daimler und nicht nach dem Konzern, weswegen die Namensgebung von der FIFA anerkannt wurde.

Qualifikation zur Endrunde

Hauptartikel: Qualifikation zur Fußball-Weltmeisterschaft 2006.

Die Qualifikation für die Weltmeisterschaft im Jahre 2006 dauerte vom 6. September 2003 bis zum 16. November 2005. 197 von 204 Verbänden waren in die WM-Qualifikation gestartet, nur 31 Mannschaften blieben schließlich übrig. Erstmals war der amtierende Weltmeister (in diesem Fall Brasilien) nicht automatisch für die Endrunde qualifiziert. Deutschland hingegen war als Gastgeber gesetzt und komplettierte das Feld der Endrundenteilnehmer. In sechs Zonen wurden die 31 Teilnehmer (zuzüglich des direkt qualifizierten Gastgebers) folgendermaßen ermittelt:

Europa hatte bei der Weltmeisterschaft dreizehn Startplätze, hinzu kam der Gastgeber Deutschland. Die Sieger der acht Qualifikationsgruppen und die beiden besten Gruppenzweiten konnten sich direkt für die WM in Deutschland qualifizieren. Die sechs übrigen Gruppenzweiten trugen am 12./16. November 2005 in Hin- und Rückspielen („Play-off-Spielen“) die Entscheidung um die drei restlichen europäischen Vertreter aus.

Südamerika hatte vier direkte Startplätze. Zehn Mannschaften spielten jeweils gegeneinander mit Hin- und Rückrunde, die besten vier waren direkt für die WM qualifiziert. Der Fünfte hatte die Chance, in zwei Ausscheidungsspielen gegen den Sieger aus Ozeanien ebenfalls noch den Sprung in die Endrunde zu schaffen. Uruguay konnte sich aber dieses Mal in der Relegation nicht gegen Australien durchsetzen.

Der Fußballverband Nord- und Mittelamerikas und der Karibik, der CONCACAF, hatte drei direkte Startplätze. Die Qualifikation war dort in drei Phasen unterteilt. Aus der ersten Runde hatten sich zwölf Teilnehmer für die zweite Runde qualifiziert. Danach wurde in drei Vierergruppen weitergespielt. Die beiden Erstplatzierten jeder Gruppe rückten in die dritte Runde auf. Diese sechs Mannschaften spielten vom 9. Februar bis 12. Oktober 2005 in einer Gruppe jeweils gegeneinander mit Hin- und Rückspiel. Die drei Besten waren direkt qualifiziert. Der Vierte der CONCACAF trat noch in einem Hin- und Rückspielduell gegen den Fünften aus Asien an.

In der Afrika-Zone hatten sich bis auf Dschibuti alle 52 Mitglieder alle Verbände für die Vorrunde angemeldet. Die fünf afrikanischen Teilnehmer am FIFA-Weltpokal 2002 sowie die vier in der FIFA-Weltrangliste vom 25. Juni 2003 am besten platziert afrikanischen Mannschaften stießen direkt in die zweite Runde vor. Die übrigen 42 Mannschaften wurden einander zugelost, die 21 Sieger aus Hin- und Rückspiel stießen ebenfalls in die zweite Runde vor. Die 30 Mannschaften der zweiten Runde waren in fünf Sechsergruppen aufgeteilt, deren Gruppensieger sich für die WM qualifizieten.

Asien spielte mit insgesamt 32 Mannschaften, die in acht Gruppen aufgeteilt waren. Sieben der 32 Mannschaften mussten sich zuvor noch gegen sieben andere Teams in Hin- und Rückspiel für die 2. Runde qualifizieren. Die acht Gruppensieger erreichten die dritte Runde (9. Februar bis 17. August 2005), die in zwei Vierergruppen ausgetragen wurde. Der Erste und der Zweite dieser beiden Gruppen qualifizierten sich direkt. Die beiden Dritten spielten gegeneinander, der Sieger trug anschließend zwei Finalspiele gegen den Vierten aus CONCACAF um die Teilnahme an der Endrunde aus. In diesen Spielen war Bahrain gegen die Mannschaft aus Trinidad und Tobago unterlegen.

Ozeanien hatte keinen direkten Startplatz. Sechs Mannschaften blieben nach der ersten Runde übrig; diese spielten eine einfache Jeder-gegen-Jeden-Runde. Der Erst- und Zweitplatzierte trafen am 3. September und 6. September 2005 im „Play-off“ gegeneinander an. Der Sieger traf auf den Fünften aus Südamerika (ebenfalls in Hin- und Rückspiel).

Teilnehmer

Erstmals an einer Fußball-Weltmeisterschaft nahmen Tschechien, die Ukraine, Angola, die Elfenbeinküste, Ghana, Togo sowie Trinidad und Tobago teil.

14 aus Europa
Deutschland

England

Frankreich

Italien

Kroatien
 
Niederlande

Polen

Portugal

Schweden

Schweiz
 
Serbien und Montenegro

Spanien

Tschechien

Ukraine
 
4 aus Südamerika
Argentinien

Brasilien

Ecuador

Paraguay
 
4 aus Nord- und Mittelamerika
Costa Rica

Mexiko

Trinidad und Tobago

USA
 
5 aus Afrika
Angola

Elfenbeinküste

Ghana

Togo

Tunesien
4 aus Asien
Iran

Japan

Saudi-Arabien

Südkorea
 
1 aus Ozeanien
Australien
       

Schiedsrichter

Aus einer Vorauswahl von 44 Schiedsrichtern wurden zunächst 23 von der FIFA für die Weltmeisterschaft nominiert. Die Schiedsrichter Carlos Batres (Guatemala), Kyros Vassaras (Griechenland) und Manuel Mejuto González (Spanien) wurden wegen Verletzungen bzw. ungenügenden Fitnessleistungen der Assistenten von der Liste gestrichen und durch Roberto Rosetti (Italien), Luis Medina Cantalejo (Spanien) und Marco Rodriguez (Mexiko) ersetzt. Massimo De Santis (Italien) wurde aufgrund des Verdachts der Ergebnisabsprachen mit Juventus Turin während der Saison 2005/2006 in der italienischen Serie A gestrichen. Die FIFA nominierte für ihn keinen zusätzlichen Ersatz. Wenige Tage vor Turnierstart zog sich der jamaikanische Referee Peter Prendergast eine Knieverletzung zu und reiste zurück in seine Heimat.

Hinsichtlich der Auswahl der Schiedsrichter wurde kritisiert, die FIFA habe nicht die besten Schiedsrichter zur WM eingeladen, sondern nur einen Schiedsrichter pro Land nominiert, um den Kontinentalproporz wahren zu können.

Im Gegensatz zu früheren WM-Turnieren wurden überwiegend Schiedsrichtergespanne eingesetzt, die auch im Ligabetrieb zusammen agieren. Erstmals standen zudem auch alle Schiedsrichter über Funk (Headset) mit ihren Assistenten in Verbindung.

Folgende 21 Schiedsrichter leiteten die Spiele der Weltmeisterschaft

Das Eröffnungsspiel am 9. Juni wurde vom argentinischen Schiedsrichter Horacio Elizondo geleitet, der auch das Finale pfiff. Elizondo war damit der erste Schiedsrichter, dem diese Ehre zuteil wurde.

Bewertung der Leistungen

Kontrovers diskutiert wurde das Vorgehen der FIFA, den Schiedsrichtern bei der Weltmeisterschaft neue Regelauslegungen vorzuschreiben. So sollten zum Schutz der Spieler Grätschen in die Beine des Gegenspielers konsequent mit der Roten Karte bestraft werden, ebenso der übermäßige Einsatz des Ellenbogens in Kopfball- und Laufduellen. Daneben sollten Spielverzögerungen wie das Festhalten des Balles bei Freistoßentscheidungen gegen die eigene Mannschaft mit einer Gelben Karte geahndet werden.

Während die Entscheidungen der Unparteiischen während der ersten Spiele als zufriedenstellend beurteilt wurden, häuften sich im Laufe des Turniers die strittigen Entscheidungen massiv. Insbesondere die unterschiedlichen Bewertungen bei überhartem Körpereinsatz brachten den Schiedsrichtern Kritik ein. So gab es während dieser Weltmeisterschaft zwei Spiele mit drei Platzverweisen, im Achtelfinale zwischen Portugal und den Niederlanden wurden sogar vier Spieler des Feldes verwiesen. Insgesamt haben die Schiedsrichter 26 Platzverweise ausgesprochen.

Experten kritisierten, dass gerade die Weltmeisterschaft als sportlich bedeutendste Veranstaltung im Fußball nicht als Spielwiese für Regeländerungen benutzt werden dürfe. Die Regeln und ihre Auslegung müssten bereits im Vorfeld für Spieler und Schiedsrichter aus der Praxis der Saison bekannt sein.

Auslosung

Die Endrundenauslosung, bei der die endgültigen Paarungen ermittelt wurden, fand am 9. Dezember 2005 in Leipzig statt.

Lostöpfe

Für die Auslosung wurden die qualifizierten Mannschaften in vier Töpfe aufgeteilt. Die Zuordnung erfolgte nach einem Beschluss der FIFA vom 6. Dezember. Als Grundlage diente eine Setzliste, bei der die Ergebnisse der letzten beiden WM-Turniere und die Positionen in der Weltrangliste der letzten drei Jahre berücksichtigt wurden.

  • Topf 1: Deutschland (Ausrichter), Brasilien (Titelverteidiger), Italien, Spanien, Argentinien, Frankreich, England, Mexiko
  • Topf 2: Elfenbeinküste, Angola, Ghana, Togo, Tunesien, Paraguay, Ecuador, Australien
  • Topf 3: Schweiz, Tschechien, Ukraine, Niederlande, Kroatien, Schweden, Portugal, Polen
  • Spezialtopf: Serbien und Montenegro
  • Topf 4: Südkorea, Japan, Iran, Saudi-Arabien, USA, Trinidad und Tobago, Costa Rica

Sonderfälle

  • Deutschland und Brasilien wurden als Kopf der Gruppen A und F gesetzt.
  • Aus Topf 2 wurden Paraguay und Ecuador nicht zu Brasilien oder Argentinien gelost, um südamerikanische Duelle in der Vorrunde zu verhindern.
  • Das Team von Serbien und Montenegro war ein Spezialfall. Als schlechtester europäischer Teilnehmer wurde es einer Gruppe mit Brasilien, Argentinien oder Mexiko zugeordnet, um eine Gruppe mit drei europäischen Mannschaften zu vermeiden.
  • Da Serbien und Montenegro nicht der Mexikogruppe zugelost wurde, bekam Mexiko gezielt eine asiatische Mannschaft zugelost, damit nicht zwei CONCACAF-Teams in einer Gruppe landen.

Spielplan

Vorrunde

Es gab acht Gruppen mit je vier Teilnehmern. Innerhalb jeder Gruppe spielte jede Mannschaft gegen jede andere Mannschaft. Die jeweils ersten beiden Mannschaften qualifizierten sich für das Achtelfinale. Die Platzierung der Mannschaften in den Vorrundengruppen ergab sich dabei in folgender Reihenfolge:

  1. Anzahl Punkte (Sieg: 3 Punkte; Unentschieden: 1 Punkt; Niederlage: 0 Punkte),
  2. bei Punktgleichheit Tordifferenz aus allen drei Spielen;
  3. bei gleicher Tordifferenz die Anzahl der erzielten Tore aus allen drei Spielen;
  4. bei gleicher Anzahl der erzielten Tore aus allen drei Spielen die Anzahl der Punkte im direkten Vergleich der punktgleichen Mannschaften;
  5. bei gleicher Anzahl der Punkte im direkten Vergleich die Tordifferenz im direkten Vergleich;
  6. bei gleicher Tordifferenz im direkten Vergleich die Anzahl der erzielten Tore im direkten Vergleich;
  7. das Los.

Bei den Fußball-Europameisterschaften seit 1996 entschied der direkte Vergleich (Punkt 4–6) immer vor dem Torverhältnis aus allen Spielen (Punkte 2 und 3). Gleiches galt auch bei der WM-Qualifikation für die WM 2006, jedoch nicht bei früheren WM-Qualifikationen.

Allerdings standen bei dieser WM die Achtelfinalteilnehmer bereits allein durch die Anzahl der Punkte fest; die weiteren Kriterien mussten somit nicht mehr herangezogen werden. Lediglich in den Gruppen C und H entschied die Tordifferenz über den 1. und 2. bzw. 3. und 4. Platz.

Für Infos zu den einzelnen WM-Gruppen bzw. zu den einzelnen Spielen und Kadern der Mannschaften auf den jeweiligen Link klicken.

Gruppe A Gruppe B Gruppe C Gruppe D
Deutschland Deutschland England England Argentinien Argentinien Mexiko Mexiko
Costa Rica Costa Rica Paraguay Paraguay Elfenbeinküste Elfenbeinküste Iran Iran
Polen Polen Trinidad und Tobago Trinidad und Tobago Serbien und Montenegro Serbien und Montenegro Angola Angola
Ecuador Ecuador Schweden Schweden Niederlande Niederlande Portugal Portugal
Gruppe E Gruppe F Gruppe G Gruppe H
Italien Italien Brasilien Brasilien Frankreich Frankreich Spanien Spanien
Ghana Ghana Kroatien Kroatien Schweiz Schweiz Ukraine Ukraine
Vereinigte Staaten USA Australien Australien Korea Sud Südkorea Tunesien Tunesien
Tschechien Tschechien Japan Japan Togo Togo Saudi-Arabien Saudi-Arabien


Gruppe A

Rang Land Tore Punkte
1 Deutschland 8:2 9
2 Ecuador 5:3 6
3 Polen 2:4 3
4 Costa Rica 3:9 0
Fr, 9. Juni 2006, 18 Uhr in München
Deutschland - Costa Rica 4:2 (2:1)
Fr, 9. Juni 2006, 21 Uhr in Gelsenkirchen
Polen - Ecuador 0:2 (0:1)
Mi, 14. Juni 2006, 21 Uhr in Dortmund
Deutschland - Polen 1:0 (0:0)
Do, 15. Juni 2006, 15 Uhr in Hamburg
Ecuador - Costa Rica 3:0 (1:0)
Di, 20. Juni 2006, 16 Uhr in Berlin
Ecuador - Deutschland 0:3 (0:2)
Di, 20. Juni 2006, 16 Uhr in Hannover
Costa Rica - Polen 1:2 (1:1)

Deutschland überraschte bereits im Eröffnungsspiel mit einer sehr offensiven Spielweise und hohem Tempo. Die gegen Costa Rica noch vorhandenen Probleme in der Defensive konnten in den beiden weiteren Gruppenspielen jedoch weitgehend kompensiert werden. Trotz des erst spät erzielten Tores gegen Polen gewann die DFB-Elf seine drei Spiele letztlich souverän und qualifizierte sich verdient als Gruppensieger für das Achtelfinale.

Ecuador bestach vor allem in den ersten beiden Gruppenspielen durch eine sehr kompakte Spielweise. Sowohl gegen Polen als auch gegen Costa Rica erzielten sie die beiden Führungstreffer in der ersten halben Stunde und konnten so den Gegner weitgehend kontrollieren. Im abschließenden Gruppenspiel gegen Deutschland wurden bereits viele Stammspieler geschont.

Die polnische Elf konnte wie schon vier Jahre zuvor die hohen Erwartungen in sie nicht erfüllen. Der überraschenden Auftaktniederlage gegen Ecuador folgte eine unglückliche Niederlage gegen Deutschland, so dass bereits nach zwei Spielen das Vorrundenaus fest stand. Immerhin konnte die WM mit einem Erfolg gegen Costa Rica und dem daraus resultierenden dritten Platz in der Gruppe beendet werden.

Costa Rica war nur im Eröffnungsspiel streckenweise in der Lage, mit den anderen Teams der Gruppe mitzuhalten. Vor allem gegen Ecuador war das Team klar unterlegen, aber auch gegen Polen stand am Ende eine verdiente Niederlage. Ohne Punkte verabschiedete man sich letztlich als Gruppenletzter von der Weltmeisterschaft.


Gruppe B

Rang Land Tore Punkte
1 England 5:2 7
2 Schweden 3:2 5
3 Paraguay 2:2 3
4 Trinidad und Tobago 0:4 1
Sa, 10. Juni 2006, 15 Uhr in Frankfurt
England - Paraguay 1:0 (1:0)
Sa, 10. Juni 2006, 18 Uhr in Dortmund
Trinidad und Tobago - Schweden 0:0
Do, 15. Juni 2006, 18 Uhr in Nürnberg
England - Trinidad und Tobago 2:0 (0:0)
Do, 15. Juni 2006, 21 Uhr in Berlin
Schweden - Paraguay 1:0 (0:0)
Di, 20. Juni 2006, 21 Uhr in Köln
Schweden - England 2:2 (0:1)
Di, 20. Juni 2006, 21 Uhr in Kaiserslautern
Paraguay - Trinidad und Tobago 2:0 (1:0)

England konnte sich trotz nicht immer überzeugender Leistungen als Gruppensieger für das Achtelfinale qualifizieren. Gegen Paraguay genügte ein frühes Tor, gegen Trinidad und Tobago zwei späte Treffer zu zwei Siegen. Im gutklassigen letzten Gruppenspiel gegen Schweden konnten die Skandinavier mit dem Ausgleichstreffer in der Nachspielzeit der englischen Mannschaft einen Punkt abtrotzen.

Die schwedische Mannschaft startete mit einem enttäuschenden 0:0 gegen die krassen Außenseiter aus Trinidad und Tobago in das Turnier. Deutlich verbessert zeigte man sich jedoch einige Tage später, als man hochverdient gegen Paraguay gewinnen konnte. Das Tor zum 1:0 fiel zwar erst in der Schlussphase, zuvor waren jedoch beste Chancen ausgelassen worden. In der letzten Partie gegen England machte das Team dann durch ein 2:2 die Qualifikation für das Achtelfinale perfekt.

Paraguay startete als Geheimtipp in das Turnier, wurde seinem Ruf jedoch in keiner Phase gerecht. Gegen England geriet man durch ein Eigentor früh in Rückstand und konnte in der Offensive kaum gefährliche Aktionen entwickeln. Gegen Schweden war man vor allem darauf bedacht, nicht zu verlieren, um durch einen Sieg gegen die Außenseiter aus Trinidad und Tobago noch Gruppenzweiter werden zu können. Das späte Tor der Schweden ließ die Träume vom Achtelfinale platzen, auch wenn im letzten Spiel gegen Trinidad und Tobago doch noch drei Punkte eingefahren werden konnten.

Obwohl man das Turnier als einziges Team ohne eigenen Treffer beenden musste, war die Mannschaft von Trinidad und Tobago eine der Überraschungen der WM. Gegen Schweden konnte man einen Punkt holen und gegen England war man nur wenige Minuten vom erneuten 0:0 entfernt. Im letzten Gruppenspiel gegen Paraguay hätte es eines Sieges bedurft, um noch theoretische Chancen auf das Achtelfinale zu besitzen. Trotz der 0:2-Niederlage konnte das Team erhobenen Hauptes in die Karibik zurückfahren.


Gruppe C

Rang Land Tore Punkte
1 Argentinien 8:1 7
2 Niederlande 3:1 7
3 Elfenbeinküste 5:6 3
4 Serbien und Montenegro 2:10 0
Sa, 10. Juni 2006, 21 Uhr in Hamburg
Argentinien - Elfenbeinküste 2:1 (2:0)
So, 11. Juni 2006, 15 Uhr in Leipzig
Serbien und Montenegro - Niederlande 0:1 (0:1)
Fr, 16. Juni 2006, 15 Uhr in Gelsenkirchen
Argentinien - Serbien und Montenegro 6:0 (3:0)
Fr, 16. Juni 2006, 18 Uhr in Stuttgart
Niederlande - Elfenbeinküste 2:1 (2:1)
Mi, 21. Juni 2006, 21 Uhr in Frankfurt
Niederlande - Argentinien 0:0
Mi, 21. Juni 2006, 21 Uhr in München
Elfenbeinküste - Serbien und Montenegro 3:2 (1:2)


Gruppe D

Rang Land Tore Punkte
1 Portugal 5:1 9
2 Mexiko 4:3 4
3 Angola 1:2 2
4 Iran 2:6 1
So, 11. Juni 2006, 18 Uhr in Nürnberg
Mexiko - Iran 3:1 (1:1)
So, 11. Juni 2006, 21 Uhr in Köln
Angola - Portugal 0:1 (0:1)
Fr, 16. Juni 2006, 21 Uhr in Hannover
Mexiko - Angola 0:0
Sa, 17. Juni 2006, 15 Uhr in Frankfurt
Portugal - Iran 2:0 (0:0)
Mi, 21. Juni 2006, 16 Uhr in Gelsenkirchen
Portugal - Mexiko 2:1 (2:1)
Mi, 21. Juni 2006, 16 Uhr in Leipzig
Iran - Angola 1:1 (0:0)


Gruppe E

Rang Land Tore Punkte
1 Italien 5:1 7
2 Ghana 4:3 6
3 Tschechien 3:4 3
4 USA 2:6 1
Mo, 12. Juni 2006, 18 Uhr in Gelsenkirchen
USA - Tschechien 0:3 (0:2)
Mo, 12. Juni 2006, 21 Uhr in Hannover
Italien - Ghana 2:0 (1:0)
Sa, 17. Juni 2006, 18 Uhr in Köln
Tschechien - Ghana 0:2 (0:1)
Sa, 17. Juni 2006, 21 Uhr in Kaiserslautern
Italien - USA 1:1 (1:1)
Do, 22. Juni 2006, 16 Uhr in Hamburg
Tschechien - Italien 0:2 (0:1)
Do, 22. Juni 2006, 16 Uhr in Nürnberg
Ghana - USA 2:1 (2:1)


Gruppe F

Rang Land Tore Punkte
1 Brasilien 7:1 9
2 Australien 5:5 4
3 Kroatien 2:3 2
4 Japan 2:7 1
Mo, 12. Juni 2006, 15 Uhr in Kaiserslautern
Australien - Japan 3:1 (0:1)
Di, 13. Juni 2006, 21 Uhr in Berlin
Brasilien - Kroatien 1:0 (1:0)
So, 18. Juni 2006, 15 Uhr in Nürnberg
Japan - Kroatien 0:0
So, 18. Juni 2006, 18 Uhr in München
Brasilien - Australien 2:0 (0:0)
Do, 22. Juni 2006, 21 Uhr in Dortmund
Japan - Brasilien 1:4 (1:1)
Do, 22. Juni 2006, 21 Uhr in Stuttgart
Kroatien - Australien 2:2 (1:1)


Gruppe G

Rang Land Tore Punkte
1 Schweiz 4:0 7
2 Frankreich 3:1 5
3 Südkorea 3:4 4
4 Togo 1:6 0
Di, 13. Juni 2006, 15 Uhr in Frankfurt
Südkorea - Togo 2:1 (0:1)
Di, 13. Juni 2006, 18 Uhr in Stuttgart
Frankreich - Schweiz 0:0
So, 18. Juni 2006, 21 Uhr in Leipzig
Frankreich - Südkorea 1:1 (1:0)
Mo, 19. Juni 2006, 15 Uhr in Dortmund
Togo - Schweiz 0:2 (0:1)
Fr, 23. Juni 2006, 21 Uhr in Köln
Togo - Frankreich 0:2 (0:0)
Fr, 23. Juni 2006, 21 Uhr in Hannover
Schweiz - Südkorea 2:0 (1:0)


Gruppe H

Rang Land Tore Punkte
1 Spanien 8:1 9
2 Ukraine 5:4 6
3 Tunesien 3:6 1
4 Saudi-Arabien 2:7 1
Mi, 14. Juni 2006, 15 Uhr in Leipzig
Spanien - Ukraine 4:0 (2:0)
Mi, 14. Juni 2006, 18 Uhr in München
Tunesien - Saudi-Arabien 2:2 (1:0)
Mo, 19. Juni 2006, 18 Uhr in Hamburg
Saudi-Arabien - Ukraine 0:4 (0:2)
Mo, 19. Juni 2006, 21 Uhr in Stuttgart
Spanien - Tunesien 3:1 (0:1)
Fr, 23. Juni 2006, 16 Uhr in Kaiserslautern
Saudi-Arabien - Spanien 0:1 (0:1)
Fr, 23. Juni 2006, 16 Uhr in Berlin
Ukraine - Tunesien 1:0 (0:0)


Finalrunde

Vorlage:Fußball-Weltmeisterschaft 2006/Finalrunde


Achtelfinale

24. Juni 2006, 17 Uhr München Deutschland - Schweden 2:0 (2:0)
24. Juni 2006, 21 Uhr Leipzig Argentinien - Mexiko 2:1 n. V. (1:1, 1:1)
25. Juni 2006, 17 Uhr Stuttgart England - Ecuador 1:0 (0:0)
25. Juni 2006, 21 Uhr Nürnberg Portugal - Niederlande 1:0 (1:0)
26. Juni 2006, 17 Uhr Kaiserslautern Italien - Australien 1:0 (0:0)
26. Juni 2006, 21 Uhr Köln Schweiz - Ukraine 0:3 n. E., 0:0 n. V.
27. Juni 2006, 17 Uhr Dortmund Brasilien - Ghana 3:0 (2:0)
27. Juni 2006, 21 Uhr Hannover Spanien - Frankreich 1:3 (1:1)

Im Achtelfinale spielten die Ersten und Zweiten der verschiedenen Vorrundengruppen über Kreuz gegeneinander. Dabei ergaben sich auf dem Papier mit Portugal gegen die Niederlande, der Schweiz gegen die Ukraine und Spanien gegen Frankreich drei offene und zum Teil auch brisante Partien. In den anderen Spielen galten die jeweiligen Gruppensieger als klare Favoriten, sie setzten sich letztlich auch alle durch. Deswegen blieb eine große Überraschung im Achtelfinale aus.

Es war allerdings beachtlich, dass Australien unerwartet lange mit Italien mithalten und bis über die 90. Minute hinaus ein 0:0 halten konnte. Erst in der fünften Minute der Nachspielzeit erhielt Italien einen umstrittenen Elfmeter, den Francesco Totti zum 1:0-Sieg für die Italiener verwandelte. Klarer als das Ergebnis aussagte war zudem die Partie Brasiliens gegen Ghana. Obwohl die Brasilianer ein frühes Tor erzielen konnten, waren die Ghanaer dem brasilianischem Nationalteam lange Zeit ebenbürtig. Allerdings scheiterte Ghana am eigenen Unvermögen, hochprozentige Torchancen zu verwerten und kassierte kurz vor der Halbzeitpause das 0:2 und später das etwas zu deutliche 0:3. Auch Mexiko konnte lange Zeit mit Argentinien mithalten und ging früh mit 1:0 in Führung. Allerdings kassierten sie schnell den Ausgleich. Dennoch konnten sie die Argentinier in die erste Verlängerung dieser Weltmeisterschaft zwingen, in der Maxi Rodríguez Argentinien nach einen Traumtor zum 2:1-Sieg schoss. Deutschland ging nach einem fulminanten Auftakt gegen Schweden schon in der 12. Minute mit 2:0 in Führung und hielt das Ergebnis bis zum Ende. In einem schwachen Spiel hatte England sich mit einem 1:0-Erfolg wie erwartet gegen Ecuador durchgesetzt. Das entscheidende Tor schoss David Beckham mit einem Freistoß.

In der ebenfalls glanzlosen Partie zwischen der Schweiz und der Ukraine entschied das Elfmeterschießen über das Weiterkommen. Besonders tragisch war hierbei, dass die Schweizer ohne eigenes Gegentor aus dem Turnier ausschieden. Im Elfmeterschießen verschossen sie alle drei Strafstöße, so dass die Ukraine ins Viertelfinale einzog. Die erwartete Brisanz in der Partie Portugal gegen Niederlande blieb nicht aus, allerdings weniger wegen Spielszenen, sondern vielmehr wegen der zwölf Gelben und vier Gelb-Roten Karten, die es in diesem Spiel neben den 1:0-Treffer für Portugal gab. Als eine der spielerisch besten Partien galt Spanien gegen Frankreich, in der die Spanier nach einem offenen und spannenden Spielverlauf am Ende das Nachsehen hatten und sich Frankreich durch einen 3:1-Sieg für das Viertelfinale qualifizierte.


Viertelfinale

30. Juni 2006, 17 Uhr Berlin Deutschland - Argentinien 5:3 n. E., 1:1 n. V. (1:1, 0:0)
30. Juni 2006, 21 Uhr Hamburg Italien - Ukraine 3:0 (1:0)
1. Juli 2006, 17 Uhr Gelsenkirchen England - Portugal 1:3 n. E., 0:0 n. V.
1. Juli 2006, 21 Uhr Frankfurt Brasilien - Frankreich 0:1 (0:0)


Halbfinale

4. Juli 2006, 21 Uhr Dortmund Deutschland - Italien 0:2 n. V.
5. Juli 2006, 21 Uhr München Portugal - Frankreich 0:1 (0:1)


Spiel um Platz 3

8. Juli 2006, 21 Uhr Stuttgart Deutschland - Portugal 3:1 (0:0)


Finale

9. Juli 2006, 20 Uhr Berlin Italien - Frankreich 6:4 n. E., 1:1 n. V. (1:1, 1:1)

Im Endspiel der Weltmeisterschaft standen sich mit Frankreich und Italien die beiden Finalisten der EM 2000 gegenüber. Frankreich gewann damals nach einer spektakulären Schlussphase in der Verlängerung mit 2:1.

Die Zuschauer erlebten ein abwechslungsreiches Endspiel mit einer turbulenten Anfangsphase. So erhielt Frankreich bereits in der siebten Minute einen Foulelfmeter, den Zinédine Zidane zum 1:0 verwandelte. Dabei lupfte er den Ball gegen die Unterlatte, von wo aus er nur knapp hinter der Linie im Tor aufkam. Im Nachhinein wurde dieser Schuss als Symbol für „den schmalen Grat“ gesehen, auf dem sich Zidane in diesem Spiel bewegen sollte. Bereits in der 19. Minute erzielte Marco Materazzi nach einem Eckball den Ausgleich und machte damit seinen Fehler, mit dem er den Elfmeter verschuldete, wieder wett. Anschließend folgte eine Offensivphase der Italiener, bei dem es u.a. zu einem Lattentreffer durch Luca Toni kam.

In der 2. Halbzeit ließ sich Italien aus vermutlich konditionellen Gründen weit zurückfallen und lauerte fast ausschließlich auf Konter. Frankreich versuchte dagegen, offensiv zu agieren und das Spiel zu machen. Dennoch konnten beide Teams keinen zählbaren Erfolg verbuchen. Ein ähnliches Bild war in der Verlängerung zu sehen. Der größte Aufreger war eine Tätlichkeit Zidanes gegen Materazzi, für die jener mit der Roten Karte vom Platz gestellt wurde. Die Umstände, die zu diesem Ausraster geführt haben, sind noch ungeklärt.

Im Zuge des Platzverweises flachte das Spiel ab und ging ins Elfmeterschießen, in dem sich Italien mit 5:3 durchsetzte. Einzig David Trézéguet verschoss einen Strafstoß, als der Ball von der Latte ins Spielfeld zurückprallte.

Fußballweltmeister 2006

Fußball-Weltmeister wurde Italien durch ein 6:4 nach Elfmeterschießen gegen Frankreich.

Regeländerungen

  • Noch härtere Strafen für Blutgrätschen: Jetzt sollte jede Attacke konsequent sofort mit der Roten Karte bestraft werden.
  • Nach dem Golden Goal schaffte die FIFA auch das Silver Goal ab. Nun dauerte eine Verlängerung erstmals seit der WM 1994 wieder 2×15 Minuten.
  • Als Ersatzmann für einen eventuell verletzten Schiedsrichter bzw. Schiedsrichterassistenten befand sich ein fünfter Offizieller am Spielfeldrand.
  • Nach der Vorrunde konnten zwei Mannschaften aus der gleichen Gruppe erst wieder im Finale (bzw. im Spiel um Platz drei) aufeinandertreffen; bei früheren Weltmeisterschaften war dies bereits im Halbfinale möglich und trat auch mehrfach ein. Siehe dazu auch: Turnierform.
  • Die Platzierung der Mannschaften in den Vorrundengruppen bei Punktgleichheit wurde mit einer neuen Reihenfolge der Kriterien bestimmt (Gesamttorverhältnis vor direktem Vergleich). Näheres hierzu siehe weiter oben in Gruppen der Vorrunde.

Rekorde und Statistiken

Hauptartikel: Fußball-Weltmeisterschaft 2006/Statistik

  • Der jüngste Spieler war mit 17 Jahren der Engländer Theo Walcott, er kam aber nicht zum Einsatz. Der älteste war mit 40 Jahren und 71 Tagen Torwart Ali Boumnijel aus Tunesien, er kam in den drei Vorrundenspielen zum Einsatz. Damit ist er der fünftälteste WM-Spieler aller Zeiten.
  • Das erste Tor der WM 2006 schoss Philipp Lahm in der sechsten Minute des Eröffnungsspiels Deutschland – Costa Rica, den letzten Treffer erzielte Marco Materazzi im Finale.
  • Das schnellste Tor der WM 2006 schoss nach 67 Sekunden Asamoah Gyan im Spiel Ghana – Tschechien.
  • Die meisten Feldverweise (vier) gab es im Spiel Portugal – Niederlande, was gleichzeitig einen Rekord in der WM-Geschichte darstellt. Schiedsrichter Walentin Iwanow stellte außerdem noch den Rekord der meisten gelben Karten (16) ein.
  • Das 2000. WM-Tor wurde im Spiel England – Schweden in der 51. Minute von Marcus Allbäck erzielt.
  • Das 100. Tor der WM 2006 schoss Clint Dempsey im Spiel Ghana – USA.
  • Mit seinen zwei Toren gegen Japan und dem Treffer gegen Ghana konnte Ronaldo Gerd Müller in der ewigen WM-Torschützenliste überholen; der Brasilianer erzielte insgesamt 15 Tore.
  • Im Spiel Australien – Kroatien wurde der Kroate Josip Šimunić nach seiner zweiten gelben Karte versehentlich nicht vom Feld gestellt, sondern erst nach der späteren dritten gelben Karte.
  • Die Schweiz überstand die Vorrunde als einziges Team ohne Gegentreffer und ist die erste Mannschaft, die bei einer WM ohne Gegentor in der regulären Spielzeit ausschied. Gleichzeitig ist die Schweiz auch das erste Team, das bei einer Weltmeisterschaft in einem Elfmeterschießen kein Tor erzielte.
  • Die Mannschaft von Trinidad und Tobago ist die einzige, die während des Turniers kein Tor schoss.
  • Der späteste spielentscheidende Elfmeter in der „regulären“ Spielzeit der WM-Geschichte wurde in der 95. Minute (90.+5'), ca. 10 Sekunden vor Ablauf der Spieluhr, im Spiel Italien – Australien gegeben.
  • Mit den Siegen in den ersten vier Begegnungen stellte Brasilien einen neuen Rekord von insgesamt elf WM-Siegen in Folge auf.
  • Der portugiesische Torhüter Ricardo ist der erste Torwart einer Fußballweltmeisterschaft, der bei einem Elfmeterschießen drei von vier Elfmetern gehalten hat. Der Ukrainer Schowkowskyj dagegen musste bei drei Schweizer Versuchen keinen Treffer hinnehmen, da er zwei Elfmeter hielt und einer an die Querlatte prallte.
  • Italiens elf WM-Tore bis zum Endspiel wurden von zehn verschiedenen Spielern erzielt. Damit stellten die Italiener den bisherigen Rekord Frankreichs aus dem Jahr 1982 ein.
  • Erst zum fünften Mal gab es ein Finale, in dem weder Brasilien noch Deutschland standen (zuletzt 1978).
  • Die durchschnittliche Zuschauerzahl von rund 52.500 ist die zweithöchste in der WM-Geschichte. Nur die Spiele in den USA 1994 wurden von mehr Menschen live verfolgt.

Auszeichnungen

  • Goldener Schuh
Miroslav Klose wurde nach Beendigung der Weltmeisterschaft mit dem Goldenen Schuh als Torschützenkönig ausgezeichnet. Mit dem Silbernen Schuh wurde Hernán Crespo augezeichnet, der Bronzene Schuh ging an Ronaldo, die beide – ebenso wie 6 andere Spieler – 3 Tore erzielten. Bei gleicher Trefferzahl entscheidet die Anzahl der im Turnierverlauf gespielten Torvorlagen. Besteht auch dabei Gleichheit, fällt die Entscheidung zugunsten jenes Torschützen, der für seine Trefferausbeute die geringere Spielzeit zur Verfügung hatte. Die Entscheidung darüber, ob ein Pass als Torvorlage zu werten ist, obliegt der Technischen Studien-Gruppe der FIFA.
Die Liste der Top-Torjäger:
Platz Spieler Tore
1 Miroslav Klose 5
2 Hernán Crespo 3
Thierry Henry 3
Lukas Podolski 3
Maxi Rodríguez 3
Ronaldo 3
Fernando Torres 3
David Villa 3
Zinédine Zidane 3
  • Goldener Ball
Die Medienvertreter bei der WM wählten zum Abschluss des Turniers den besten Spieler, der mit dem Goldenen Ball ausgezeichnet wurde. Unter zehn nominierten Spielern setzte sich der Franzose Zinédine Zidane vor den Italienern Fabio Cannavaro (Silberner Ball) und Andrea Pirlo (Bronzener Ball) durch. Nach der Tätigkeit Zidanes gegen Materazzi wurde Kritik laut, dass er trotzdem zum wertvollsten Spieler der WM 2006 gekührt wurde, auch wenn er möglicherweise vom Italiener provoziert wurde. Daraufhin merkte die BBC an, dass die meisten Medienvertreter ihre Stimme bereits während dem Spiel vor dem Kopfstoß Zidanes abgegeben haben, weswegen dieser nicht wirklich berücksichtig werden konnte.
  • Lew-Jaschin-Trophäe
Die Lew-Jaschin-Trophäe für den besten Torhüter der WM erhielt Gianluigi Buffon (Italien).
  • Bester Junger Spieler
Die Auszeichnung Bester Junger Spieler, die zum ersten Mal in der WM-Geschichte vergeben wurde, erhielt der Deutsche Lukas Podolski. Er erhielt die Ehrung der Technischen Studien-Gruppe der FIFA nicht zuletzt wegen seiner drei Tore im Turnier.
  • FIFA Fair Play Award
Als fairste Teams erhielten Brasilien und Spanien den FIFA Fair Play Award, bei dem nur Mannschaften berücksichtigt wurden, die mindestens das Achtelfinale der WM-Endrunde erreicht hatten. Nach der WM 1998 – bei der England und Frankreich den Award erhielten – teilen sich damit zum zweiten Mal in der WM-Geschichte zwei Mannschaften diese Auszeichnung, die erstmals 1978 bei der Weltmeisterschaft in Argentinien vergeben wurde.
  • All-Star-Team
Am 7. Juli 2006 gab die FIFA das 23 Spieler umfassende All-Star-Team bekannt:
Torhüter Abwehr Mittelfeld Stürmer

Gianluigi Buffon
Jens Lehmann
Ricardo

Roberto Ayala
Fabio Cannavaro
Ricardo Carvalho
Philipp Lahm
John Terry
Lilian Thuram
Gianluca Zambrotta

Michael Ballack
Luís Figo
Gennaro Gattuso
Maniche
Andrea Pirlo
Patrick Vieira
Zé Roberto
Zinédine Zidane

Hernán Crespo
Thierry Henry
Miroslav Klose
Luca Toni
Francesco Totti

  • Unterhaltsamste Mannschaft
Die unterhaltsamste Mannschaft wurde von der Öffentlichkeit über eine Abstimmung auf der FIFA-Webseite zur WM gewählt. Sieger wurde das Team Portugals mit 47 % vor Italien mit 41 %.

Organisation

Organisationskomitee

Hauptartikel: Organisationskomitee der Fußball-Weltmeisterschaft 2006.

Das Organisationskomitee Fußball-Weltmeisterschaft 2006 (kurz: OK) organisierte die Fußball-WM in Deutschland. Präsident des OK war Franz Beckenbauer, Verantwortlicher für Großprojekte und Repräsentant der Veranstaltung.

Horst Schmidt war erster Vizepräsident und stellvertretender Chef des OK. Seine Verantwortungsbereiche beim OK umfassten organisatorische Dinge – von den Finanz- und Sicherheitsangelegenheiten bis zu Transport- und Verwaltungsfragen. Wolfgang Niersbach war geschäftsführender Vizepräsident und Pressechef des OK. Er zeichnete für die Medienarbeit, die Mannschaftsunterkünfte, die Vermarktung und die Informationstechnik verantwortlich. Dr. Theo Zwanziger war Vizepräsident. Sein Verantwortungsbereich lag in der Verwaltung, den juristischen Angelegenheiten, dem Personal der WM und bei allgemeinen organisatorischen Aufgaben. Fedor Radmann war Kunst- und Kulturbeauftragter sowie Präsidiumsberater.

Dem OK zur Seite standen ein Aufsichtsrat mit 10 und ein Kuratorium mit 14 Mitgliedern. Das OK wurde vom Sportausschuss des Deutschen Bundestages beraten. Internationale Botschafter der WM waren Jürgen Klinsmann, Oliver Bierhoff, Karl-Heinz Rummenigge und Rudi Völler. OK-Chef Beckenbauer benannte weitere 14 WM-Botschafter, ausnahmslos ehemalige Fußball-Profis, die ihre Heimatstädte und gleichzeitig die WM-Austragungsorte auf dem Weg zur WM offiziell begleiten sollten.

WM-Quartiere

Die Auswahl der WM-Quartiere für die qualifizierten Teilnehmer der Fußballweltmeisterschaft wurde in mehreren Phasen durchgeführt. Nach Eingang aller Bewerbungen prüfte die FIFA zunächst in zwei Etappen die Tauglichkeit der verschiedenen Häuser und schlug im Oktober 2004 den teilnehmenden Teams 110 Hotels zur Auswahl vor. Die Mannschaftsleitungen selbst entschieden sich zumeist erst nach der Gruppenauslosung, um geographische Aspekte in die Entscheidungsfindung mit einbeziehen zu können.

Eine Konsequenz dieser Vorgehensweise war, dass ausschließlich die Ukraine ihr Quartier in den Neuen Bundesländern aufgeschlagen hatte. In Schleswig-Holstein und dem Saarland war keine einzige Nationalmannschaft stationiert.

Wirtschaftliche Auswirkungen auf Deutschland

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Briefmarkenblock der Deutschen Post zur WM

Deutschland befindet sich seit 2001 in einer wirtschaftlichen Stagnation und erhoffte sich durch die Ausrichtung des (gemessen an der Zahl der Fernsehzuschauer) zweitgrößten Sportereignisses der Welt wichtige gesamtwirtschaftliche Impulse. Diese wollte die deutsche Regierung zusammen mit dem Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) und einer Darstellungskampagne mit dem Titel 1. FC Deutschland 06 anfachen. Der Sportausschuss des Deutschen Bundestages unterstützte die Aktion, die vom Frühjahr 2005 bis Frühjahr 2006 lief. Mit der Imagekampagne wollte die Bundesregierung die Chance nutzen, Deutschland positiv in der Welt darzustellen. Die Fußball-WM sollte dazu dienen, international einen nachhaltigen Nutzen für den Wirtschafts-, Innovations- und Wissenschaftsstandort zu erzielen, sowie für das Reiseziel Deutschland zu werben. Während der Regierungsperiode der rot-grünen Koalition wurde die Kampagne, in die im Jahre 2005 rund zehn Millionen Euro vom Bund sowie zehn Millionen Euro vom BDI flossen, von den Kritikern als „rot-grüne Wahlkampfpartie“ bezeichnet.

Der damalige Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement prognostizierte für Deutschland einen langfristigen, volkswirtschaftlichen Gewinn von über acht Milliarden Euro beim Bruttoinlandsprodukt, was 0,36 % des Bruttoinlandsprodukt des Jahres 2005 entspricht. Dieser Erlös käme vor allem durch die ungefähr fünf Millionen zusätzlichen Übernachtungen zustande, die eingeplant wurden. Das deutsche Organisationskomitee zur Fußballweltmeisterschaft rechnete mit circa 3,2 Millionen Besucherinnen und Besuchern, von denen etwa eine Million aus dem Ausland kommen sollten. Allerdings lassen sich die langfristigen Folgen eines solchen Großereignisses auf die wirtschaftliche Entwicklung aufgrund unsicherer Prognosen und vielfältiger Multiplikatorwirkungen nur sehr schwer einschätzen. Neben positiven Effekten wie dem Ansehensgewinn oder zusätzlichen Steuereinnahmen könnte die WM aber auch negative Auswirkungen wie Verkehrs- und Sicherheitsprobleme sowie Umweltschäden durch den steigenden Tourismus und damit hohe Folgekosten hervorgerufen haben.

Einer im Januar 2005 veröffentlichten Analyse der Deutschen Postbank AG zufolge sollte die Weltmeisterschaft dem Gastgeberland Deutschland ein zusätzliches Wirtschaftswachstum von 0,5 Prozent bringen. Der Konsum sollte durch die WM um zwei bis drei Milliarden Euro wachsen.

Laut einer im Mai 2005 veröffentlichten Studie der Münchner Industrie- und Handelskammer hätte die WM 2006 zehntausende neuer Arbeitsplätze schaffen sollen. Allein im Bundesland Bayern würde das Spitzenereignis im WM-Jahr über 20.000 zusätzliche Arbeitsplätze bringen, hatte die IHK erklärt. Als Standort des internationalen Medienzentrums werde vor allem München mit rund 12.000 neuen Arbeitsplätzen von der Weltmeisterschaft profitieren. Neben Gastronomie und Hotellerie würden auch zahlreiche andere Dienstleistungsbranchen von der WM profitieren, ergab das Prognosemodell der Kammer.

Rund 1,38 Mrd. Euro wurde insgesamt in neue Stadien investiert, davon 280 Mio. Euro alleine ins FIFA WM-Stadion München.

Alle zwölf Austragungsorte können moderne Stadien vorweisen, die für zwischen 48 und 280 Millionen Euro umgebaut oder neu gebaut wurden. In Bau und Erweiterung der Stadien investierten der Staat und die Betreiber rund 1,38 Milliarden Euro. Zum Vergleich wurde für die Fußball-Weltmeisterschaft 1974 in Deutschland für neun WM-Stadien 242 Millionen Deutsche Mark , also etwa 124 Millionen Euro, ausgegeben. Hinzu kamen Bauaufträge für den Ausbau der öffentlichen und privaten Infrastruktur (beispielsweise Straßen, Hotels).

Das Wirtschaftsministerium hatte angekündigt, 3,7 Milliarden Euro in den Straßenbau und 500 Millionen in den Kartenverkauf zu investieren. Die Bewerbungsunterlagen und die Repräsentation vor der WM kosteten alleine 400 Millionen Euro. Die Ministerpräsidenten der Länder wollten dem Deutschen Fußballbund (DFB) zusätzliche Mittel in Höhe von 24 Millionen Euro gewähren. Die konjunkturellen Auswirkungen aus der Baubranche heraus sind allerdings nur gering, da dieser Sektor zu den unproduktivsten Wirtschaftszweigen gehört.

Die eindeutigeren Gewinner in wirtschaftlicher Hinsicht könnten die FIFA mit ihren Mitgliedsverbänden und die als Mannschaftsausrüster auftretenden Sportartikelhersteller gewesen sein. Die FIFA konnte mit Rekord-Bruttoeinnahmen aus Eintrittsgeldern, Werbung, Fernseh- und Vermarktungsrechten rechnen. Nicht umsonst gilt der Sport unter Wirtschaftsexperten mittlerweile als der am stärksten wachsende Wirtschaftsfaktor der Welt.

Fairplay-Programm der FIFA

Menschenrechtsorganisationen haben darauf hingewiesen, dass die genannten Sportartikelhersteller vor allem von sehr niedrigen Löhnen und unsicheren Arbeitsbedingungen in den Produktionsländern profitieren. Die dortigen Bedingungen verstießen gegen Geist und Buchstaben der Erklärung zum FIFA-Fairplayprogramm (siehe Weblinks). Darin erkennt die FIFA die Bedeutung der Themen Gleichberechtigung, Frieden, Kinderrechte, Gesundheit, Bildung und Umweltfragen an und bekennt sich zum sozialen Engagement für diese Ziele. Ein Bündnis von Nichtregierungsorganisationen fordert von den Herstellern und der FIFA mehr Verantwortung zu übernehmen und sich für Gewerkschaftsfreiheit, existenzsichernden Lohn sowie Zulassung unabhängiger Kontrollen einzusetzen.

Sponsoren

Die Fußballweltmeisterschaft wurde zum größten Teil durch Sponsoren finanziert. Alleine die internationalen Hauptsponsoren des Weltverbandes FIFA zahlten mit 360 Millionen Euro (im Schnitt etwa 26 Millionen Euro) fast doppelt so viel Geld an den Verband, wie durch den Kartenverkauf eingenommen wurde. Zu den offiziellen Partnern der FIFA für die Fußball-WM zählen neben Anheuser-Busch weitere vierzehn bekannte internationale Unternehmen: adidas, Avaya, Coca-Cola, Continental, Deutsche Telekom, Emirates sowie Fujifilm, Gillette, Hyundai, Mastercard, McDonalds, Philips, Toshiba und Yahoo!.

Hinzu kamen die nationalen Sponsoren, die über 60 Millionen Euro zusätzlich zur WM beitrugen. In Berlin präsentierte am 7. Dezember 2004 das OK der WM den letzten Förderer der WM 2006: die Deutsche Bahn AG. Weitere nationale Sponsoren waren die Postbank, Obi, Hamburg-Mannheimer, EnBW und Oddset. Im Gegensatz zu den 15 internationalen Sponsoren des Weltfußballverbandes FIFA durften die nationalen Förderer nur in Deutschland mit ihrem Engagement werben.

Die Firmen, die sich bei der WM engagierten, hofften auf eine Erhöhung ihres Bekanntheitsgrades bzw. Ansehens und damit auf eine Umsatzsteigerung. Dass sich dieses Engagement lohnen konnte, zeigte beispielsweise die Fußball-Europameisterschaft 2004 und der Geldgeber Carlsberg. Der dänische Brauereiriese verkaufte während des Turniers 13 Prozent mehr Bier. Für die WM hatte der zweitgrößte Bierbrauer der Welt, das amerikanische Unternehmen Anheuser-Busch, sich die Exklusivrechte für den Bierausschank in den Stadien für 40 Millionen Euro von der FIFA gesichert. Aufgrund eines Rechtsstreits in den 1990ern zwischen Anheuser-Busch und der Bitburger Brauerei, deren Gegenstand die Namensähnlichkeit zwischen Bit und Bud war, hätte Anheuser-Busch in Deutschland während der WM nicht für seine Marke Bud werben dürfen. Beide Brauereien einigten sich jedoch im Vorfeld der WM dahingehend, dass 30 Prozent des Bierausschanks in den Stadien von dem deutschen Unternehmen übernommen wurden.

Neben den Hauptsponsoren des Turniers erhofften sich auch die einzelnen Mannschaftsausrüster steigende Umsatzzahlen von ihrem Engagement bei den verschiedenen Nationalteams. Neben Weltkonzernen wie adidas, Puma und Nike statteten auch eher unbekannte Sportartikelhersteller wie Umbro, Lotto, Marathon und Joma die Teilnehmer der Weltmeisterschaft aus.

Von adidas wurden zudem die Schiedsrichter ausgestattet und die offziellen Spielbälle +Teamgeist produziert.

Antrittsgelder und Prämien für die Verbände

Von der Weltmeisterschaft profitieren neben den Geldgebern die Mannschaftsausrüster durch die Vermarktung von Spielertrikots in hohem Maße. Außer an den Veranstalter werden Teile der Erträge an die Teilnehmer- und Mitgliedsverbände ausgeschüttet. Allein an die Verbände der Teilnehmer fließen als Antritts- und Spielprämien rund 262,9 Millionen Euro.

Jeder der 32 Teilnehmer an der Fußballweltmeisterschaft in Deutschland erhält 10,37 Millionen Schweizer Franken (8,21 Millionen Euro) Antrittsgeld vom Fußballweltverband FIFA. So ist die WM-Qualifikation für die Endrunde nicht nur mit viel Prestige für jede Nation verbunden, sondern sie lohnt sich auch finanziell. Der gesamte Bonus-Pool wurde im Vergleich zur WM 2002 demnach um 38 Prozent angehoben: 332 Millionen Schweizer Franken (262,9 Millionen Euro) im Vergleich zu 190 Millionen Euro während der WM in Japan und Südkorea. Neben der Förderung und den Fernseh- und Marketingrechten werden diese Gelder aus den Eintrittskarten genommen.

Eintrittskarten

Datei:Ticketwc06.jpg
Originale Eintrittskarten für Spiele der Fußball-Weltmeisterschaft 2006, hier aus der Team-Serie Portugal

Hauptartikel: Fußball-Weltmeisterschaft 2006/Eintrittskarten.

Vom 1. Februar bis zum 31. März 2005 fand weltweit die erste Phase des Eintrittskartenverkaufs der Fußball-WM statt. Es gab bei der WM ausschließlich Sitzplatzkarten in vier Kategorien, wobei die Preise für die günstigste Kategorie „vier“ bei 47 Spielen der Vorrunde 35 Euro betrugen. Die Preise gingen hinauf bis zu 600 Euro für das Finale (1. Kategorie).

Nach Angaben des Organisationskomitees (OK) standen im Online-Verkauf 1,12 Millionen der insgesamt 3,2 Millionen Eintrittskarten – also ca. ein Drittel – zur Verfügung. Der größere Teil der Eintrittskarten war reserviert für Sponsoren, DFB, die verschiedenen teilnehmenden Verbände, den Weltverband FIFA (die nicht teilnehmenden Länder), sowie für besonders zahlungskräftige Kunden.

Knapp über eine Million Menschen aus 195 Ländern hatten sich in dieser ersten zweimonatigen Verkaufsphase um die 812.000 Eintrittskarten beworben. 8,7 Millionen gültige Kartenbestellungen gingen ein, von denen 6,25 Millionen aus Deutschland stammten. 2,3 Millionen Bestellungen aus einem aus den USA gestarteten Manipulationsversuch und 1,3 Millionen Doppelbestellungen wurden nicht akzeptiert. Damit kamen auf jede Eintrittskarte der ersten Verkaufsphase über zehn Bewerber. Bereits nach den ersten 48 Stunden der Verkaufsphase hatte die Nachfrage das Angebot überstiegen. Jeder konnte über ein Losverfahren für sieben Spiele jeweils maximal vier Eintrittskarten erhalten. Es erfolgte keine Bearbeitung in einer chronologischen Reihenfolge. Nach einem TÜV-geprüften Verfahren und unter notarieller Aufsicht wurde am 15. April 2005 die erste Bestellphase verlost. Der Verkauf der Eintrittskarten erfolgte, damit weltweit alle Interessenten gleiche Chancen haben, nur über die offizielle Internetseite.

Eine Premiere stellt die Personalisierung der Eintrittskarten dar. Mit Verweis auf Sicherheitsaspekte sind diese nicht übertragbar, die Käufer mussten sich mit Namen und Ausweisnummer registrieren. Davon ausgenommen waren mehrere hunderttausend VIP-Tickets[2].

Niemand war berechtigt laut den AGB [3], eine ihm zugeteilte Eintrittskarte weiterzuverkaufen oder weiterzugeben. Ein Versuch, Eintrittskarten zu verkaufen, wird als Schwarzmarkthandel gewertet und führt zur Sperrung der betreffenden Eintrittskarte. Auf dem Sicherheitschip der personalisierten Karten sollten Zutrittsinformationen, nicht aber persönliche Daten wie z. B. der Name gespeichert werden. Die Kontrolle der Personendaten am Stadioneingang erwies sich rein organisatorisch bei durchschnittlich mehr als 50.000 Besuchern pro Spiel als nicht durchführbar. So sollen laut einem Zeitungsinterview von FIFA-Präsident Sepp Blatter nur bei rund einem Prozent der Stadionbesucher die Personalien kontrolliert worden sein. Somit floriert der Schwarzmarkt in gleichem Umfang wie bei ähnlichen sportlichen Großereignissen, den Blatter im gleichen Kontext als normalen Vorgang und „offenen Markt“ bezeichnete. [1]

Das WM-OK rechnete angesichts der großen Zahl an Eintrittskarten, die nicht in den freien Verkauf gingen, mit kritischen Stimmen. Zwischen der FIFA und den Organisatoren gab es anfänglich Auseinandersetzungen um die Preisgestaltung. Das OK bestand auf einer Sozialkomponente und setzte mit 35 Euro für den billigsten Sitzplatz in den Vorrundenspielen einen Preis durch, der um 16 Euro unter dem der Fußball-Weltmeisterschaft 2002 in Japan/Südkorea lag. Erstmals bei einer WM galt die Eintrittskarte zu den Spielen gleichzeitig auch als Fahrschein für die kostenlose Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel.

Für Verwirrung sorgte zu Beginn der zweiten Verkaufsphase der Computerwurm „Sober S“. Er wurde per E-Mail verbreitet und versuchte die Benutzer zu täuschen, indem er ihnen eine Eintrittskarte für die Weltmeisterschaft versprach. In wenigen Stunden soll sich der Wurm so in 30 Ländern verbreitet haben.

Berichterstattung

Insgesamt berichteten mindestens 14.000 Medienvertreter von der WM-Endrunde.

Fernsehen

Für die Weltmeisterschaft hat der Lizenzgeber der Fernsehrechte, die Schweizer Sportrechteagentur Infront AG, Fernsehanstalten aus 205 Ländern unter Vertrag genommen. Die Höhe der von Infront aufgebrachten Kosten wurde nicht bekannt. Die Fernsehproduktion, das beinhaltet insbesondere die Bildregie, also die Entscheidung welche Bilder und Spielausschnitte gesendet werden, wurde von der Infront-Tochter Host Broadcast Services (HBS) übernommen. Dies galt auch für die Übertragungen im deutschen Fernsehen.

Im Land des Gastgebers wurden montags bis samstags die Gruppenphase und die Spiele um die ersten drei Plätze im öffentlich-rechtlichen Fernsehen bei ARD und ZDF sowie die acht Sonntags-Begegnungen im Privatfernsehen bei RTL übertragen. Alle Begegnungen der deutschen Mannschaft wurden im frei empfangbaren Fernsehen gezeigt. Hätte die deutsche Mannschaft im Achtelfinale an einem Sonntag gespielt, hätten ARD bzw. ZDF ein 49. Spiel erhalten. Ansonsten hatte das öffentlich-rechtliche Fernsehen an Sonntagen bis zum Viertelfinale spielfrei.

In Österreich übertrug der ORF, in der Schweiz das SF alle 64 Spiele live.

Der Pay-TV-Sender Premiere übertrug sämtliche 64 Partien, acht davon exklusiv. Bei den Exklusivspielen handelte es sich um Spiele des letzten Vorrundenspieltags, die je Gruppe immer zeitgleich stattfanden, so dass zur selben Zeit die Live-Übertragung eines anderen Spiels im Free-TV erfolgte. Erstmals wurden alle 64 WM-Spiele bei Premiere auch im neuen, hochauflösenden Fernsehformat HDTV übertragen. Parallel stattfindende Begegnungen wurden auch in Konferenzschaltungen gezeigt. Außerdem bot Premiere einen eigenen WM-Kanal an, der rund um die Uhr Analysen, Höhepunkte und Wiederholungen zeigte.

Das Eröffnungsspiel im ZDF (Deutschland – Costa Rica) erreichte die höchste Quote eines WM-Eröffnungsspiels seit Beginn der Quotenmessung. In Spitzenzeiten wurde das Spiel in Deutschland von 22,4 Millionen Zuschauern verfolgt. Damit erreichte das Programm mehr als 27 Prozent der Bevölkerung zzgl. Radioübertragungen.

Das Halbfinalspiel Deutschlands gegen Italien erreichte die höchste je in Deutschland gemessene Zuschauerreichweite (nicht berücksichtigt sind Sendungen unter 15 Minuten). 29,66 Millionen Zuschauer sahen das Spiel, in der Spitze sogar 31,31 Millionen und das, obwohl schätzungsweise über 10 Millionen Deutsche das Spiel nicht vor dem heimischen Fernseher sondern auf Veranstaltungen sahen. Der Marktanteil der Fernsehübertragung stieg auf bis zu 91,2 %.

Übertragung auf Großleinwänden

Adidas Arena in Berlin

Nach einer Initiative des Organisationskomitees (OK) bei der FIFA und bei Sportrechtevermarkter Infront war die Übertragung der Fußball-WM 2006 auf Großleinwänden in deutschen Städten gesichert. Hauptgrund für das Drängen des OK war die zu geringe Anzahl an Eintrittskarten.

So gaben sowohl die Agentur Infront als auch die FIFA am 20. Januar 2005 nach und genehmigten die kostenlose öffentliche Übertragung. Somit konnte nun jede Stadt und jede Gemeinde beispielsweise auf öffentlichen Plätzen oder in Mehrzweckhallen Großbildleinwände aufstellen und die Spiele kostenlos übertragen.

Ausdrücklich galt diese kostenfreie Freigabe auch für alle nicht-kommerziellen Veranstaltungen in Schulen, Kirchen, Krankenhäusern, Firmen oder Biergärten. Sofern eine Übertragung jedoch durch Sponsoren finanziert wurde, galt sie als kommerzielle Veranstaltung, für die Lizenzgebühren erhoben wurden. Dies galt auch für alle Veranstaltungen, bei denen Eintritt erhoben wurde. Als Sponsoren durften nur lokale und regionale Unternehmen fungieren, die nicht Wettbewerber der offiziellen FIFA-Sponsoren waren.

Nach Gesprächen mit dem OK erlaubte die FIFA den lokalen Veranstaltern den Verkauf von Würstchen, Pommes und deutschem Bier. Das Getränk des FIFA-Sponsors (Budweiser) musste nicht ausgeschenkt werden.

Videowand der „MainArena“ in Frankfurt

Der internationale Fußballverband finanzierte in den zwölf Austragungsorten je eine Großleinwand mitsamt der Technik und den Fernsehbildern. Mit der Hilfe der offiziellen Sponsoren wollte der Fußballverband jedoch höchstens 700.000 Euro pro WM-Stadt ausgeben, alle weiteren Kosten mussten die einzelnen Städte aufbringen.

In Frankfurt wurden die Spiele live auf einer übergroßen Videowand übertragen, die als künstliche Insel auf dem Main angebracht war, damit sie von beiden Uferseiten verfolgt werden konnten (MainArena). In Hamburg wurden die Spiele auf einer Großleinwand auf dem Heiligengeistfeld neben dem Millerntor-Stadion gezeigt. In Stuttgart erfolgte die Übertragung auf drei Großleinwänden auf dem Schlossplatz. In Berlin fanden unter anderem Live-Übertragungen auf der Straße des 17. Juni, im Sony Center, in der Waldbühne und in der neu errichteten Adidas-Arena statt.

Auch in vielen Städten, in denen keine WM-Spiele stattfanden, erfolgte das mit dem Begriff Public Viewing bezeichnete Übertragen von Spielen auf Großleinwänden. So wurde beispielsweise in Düsseldorf das Paul-Janes-Stadion am Flinger Broich zum „Stadtwerke-Düsseldorf-Fan-Stadion“ umgestaltet.

Radio

Die FIFA vergab keine direkten Übertragungsrechte im Radio, da man Radiosendern kaum verbieten kann, Spiele zu kommentieren, die im Fernsehen gezeigt werden. Jedoch verlieh die FIFA an Radiosender den Titel „Lizenzierter Radio-Sender“, welchen diese dann auf ihren Websites und auf Plakaten, sowie im laufenden Programm anpreisen durften. Viele Radiosender, private wie öffentlich-rechtliche, übertrugen die WM auch live aus den Stadien und kommentierten die Begegnungen.

Kultur

Fußballglobus in Berlin

Der ehemalige für Sport zuständige Bundesinnenminister Otto Schily (SPD), OK-Chef Franz Beckenbauer und der verantwortliche Multimedia-Künstler André Heller waren die Initiatoren für das 30 Millionen Euro teure Kulturprogramm zur Einstimmung auf die Fußball-WM 2006 in Deutschland.

Das offizielle Maskottchen für die WM, der Löwe Goleo VI, wurde am 13. November 2004 vorgestellt. Weitere Symbole, die das Organisationskomitee um Franz Beckenbauer vorstellten, waren das offizielle Logo, bestehend aus bunten Gesichtern, und das offizielle WM-Plakat (tiefblau, mit winzigen Sternchen, die sich zu einem Fußball verbinden) [4]. Der offizielle WM-Song wurde von Herbert Grönemeyer zusammen mit dem Duo Amadou & Mariam komponiert und trug in der deutschen Version den Titel Zeit, dass sich was dreht.

Zu den wichtigsten Projekten gehörten der Fußballglobus, der bis zu Beginn der WM nacheinander in den Austragungsorten aufgebaut wurde. Außerdem veranstaltete die Kulturstiftung des Bundes die Straßenfußball-Weltmeisterschaft, ein Projekt zur Förderung des Nachwuchses unter dem Motto „Straßenfußballkulturen“.

Der Fernsehsender ARTE widmete sich ebenfalls dem Thema Fußball und Kultur und das Goethe-Institut organisierte in über 127 Ländern eigene Ausstellungen zur WM. Auch Phoenix hatte einige Fußballfieber-Sendungen im Programm. Vor Beginn der WM wurden hier historische Spiele noch einmal in voller Länge mit Original-Kommentar gezeigt.

„Der moderne Fußballschuh“, Walk of Ideas in Berlin, enthüllt am 10. März 2006

Die geplante WM-Eröffnungsfeier am 7. Juni 2006 in Berlin, bei der David Bowie, Van Morrison, Brian Eno und Paul Simon auftreten sollten, wurde vom Weltfußballverband FIFA wegen angeblicher Rasenprobleme im Berliner Olympiastadion abgesagt. Die Eröffnungsfeier der WM fand stattdessen wie ursprünglich geplant am 9. Juni 2006 vor dem Eröffnungsspiel in München statt. Die Feier wurde von Christian Stückl, auch Regisseur bei den Passionsspielen in Oberammergau, gestaltet.

Als Walk of Ideas kamen in Berlin sechs Skulpturen zur Aufstellung, die den deutschen Erfindungsreichtum zur WM nach außen repräsentieren sollen. Als erste Plastik wurde am 10. März 2006 im Spreebogenpark gegenüber dem neuen Berliner Hauptbahnhof „Der moderne Fußballschuh“ enthüllt. Das pro Schuh 12 Meter lange und 5 Meter hohe Monument stellt ein Paar des von Adi Dassler entwickelten revolutionären Schraubstollenschuhs dar.

Begleitend zur Fußball-WM boten in Frankfurt am Main sämtliche städtische Museen fußballthematische Ausstellungen. Eine Woche vor dem Eröffnungsspiel wurde in der so genannten „Skyarena“ die Skyline mit Höhepunkten der Fußballgeschichte angestrahlt.

Fazit

Deutschland als Gastgeber

Feiernde Fans im Olympiapark in München während des Eröffnungsspiels Deutschland – Costa Rica

Nicht nur organisatorisch gilt die Weltmeisterschaft als eine der besten der Geschichte. Vor allem durch das ebenso begeisterungsfähige wie gastfreundliche Publikum war Deutschland ein würdiger Gastgeber des Turniers. In aller Welt zeigte man sich positiv überrascht, mit welcher Hingabe auch exotische Teams empfangen und bejubelt wurden. Durch die vielen Fan-Feste und Public-Viewing-Bereiche entstand in Deutschland zudem das Gefühl eines vierwöchigen Volksfestes, an dem ein Großteil der Bevölkerung aktiv teilnahm.

Für Diskussionsstoff im Land sorgte während der ersten Wochen des Turniers zudem das verbreitete Zeigen der deutschen Nationalflagge und der deutschen Nationalfarben an Häusern, Fahrzeugen und Bekleidung. Zahlreiche nationale und internationale Beobachter aus Medien, Gesellschaft und Politik meinten, hierin nicht nur eine große Unterstützung für die deutsche Fußball-Nationalmannschaft, sondern gar einen „neuen Patriotismus“ der Deutschen ausgemacht zu haben.

Weil die deutsche Fußball-Nationalmannschaft dazu beigetragen hat, dass in Deutschland über Wochen diese bis dahin unbekannte Begeisterung und Euphorie ausgelöst wurde, will Bundespräsident Horst Köhler am 14. August 2006 den Nationalspielern und dem Trainerstab das silberne Lorbeerblatt überreichen. Jürgen Klinsmann soll darüber hinaus das Bundesverdienstkreuz erhalten, nicht zuletzt auch für seinen Reformkurs für moderne Trainings- und Spielmethoden im deutschen Fußball, dem er trotz harter Kritik treu geblieben ist.

Die sportliche Qualität des Turniers

Vom Sportlichen her war die WM 2006 vor allem ein weiterer Beleg für die zunehmende taktische Prägung des Spiels. Gerade in der Finalrunde, als sich in jedem Spiel zwei erstklassig eingestellte Mannschaften gegenüber standen, standen Sicherheitsdenken und Disziplin im Vordergrund. Da zudem anders als bei der WM 2002 kaum konditionelle Mängel bei den einzelnen Teams zu bemerken waren, fielen vergleichsweise wenig Tore. Entsprechend wurden viele Spiele erst in der Verlängerung oder im Elfmeterschießen entschieden. Bezeichnend ist, dass in der Finalrunde nur im eher unbedeutenden Spiel um Platz drei und im Achtelfinale zwischen Spanien und Frankreich mehr als drei Tore fielen.

Auffällig in taktischer Hinsicht war vor allem, dass mit Ausnahme Deutschlands alle Halbfinalisten den Wechsel von einem 4-4-2-System mit einer Viererkette in der Abwehr, einer Raute im Mittelfeld und zwei Stürmern zu einem 4-4-1-1- oder 4-2-3-1-System vollzogen haben, in dem insbesondere zwei klassische "Sechser" vor der Abwehr spielten und so eine defensivere Grundordnung entstand. Dies wurde durch den Verzicht auf einen zweiten Stürmer kompensiert, so dass die verbleibenden Sturmspitzen wie beispielsweise der Portugiese Pauleta, Frankreichs Thierry Henry oder der Italiener Luca Toni auf sich allein gestellt waren und sich selten gegen die Abwehr des Gegners durchsetzen konnten.

Trotz der Wahl von Zinédine Zidane zum besten Spieler des Turniers wird diese Weltmeisterschaft daher vor allem aufgrund der hervorragenden Abwehrleistungen in Erinnerung bleiben. Insbesondere die italienische Mannschaft stellte mit ihren Defensivspielern Fabio Cannavaro, Andrea Pirlo und Gianluca Zambrotta drei der besten Aktiven des Turniers. Ins Bild passt zudem, dass mit Miroslav Klose erstmals seit 1962 ein Spieler mit weniger als sechs Treffern Torschützenkönig einer WM wurde.

Siehe auch

Quellen

  1. fifaworldcup.yahoo.com: Dortmund: Das Stadion
  2. tagesschau.de: Kein Zutritt für VIP-Karten-Inhaber?
  3. fifaworldcup.yahoo.com: Allgemeine Ticket-Geschäftsbedingungen des DFB e.V.
  4. Bundesministerium des Inneren: das WM-Logo, das WM-Maskottchen und das WM-Poster
Commons: FIFA World Cup Germany 2006 – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

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