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Klaus Hurrelmann

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Klaus Hurrelmann (* 10. Januar 1944 in Gotenhafen)[1] ist ein deutscher Sozial-, Bildungs- und Gesundheitswissenschaftler. Nach langjähriger Tätigkeit an der Universität Bielefeld arbeitet er seit 2009 als Professor of Public Health and Education an der Hertie School of Governance in Berlin.[2]

Biografie

Als Kleinkind erlebte er die Flucht seiner Mutter aus Gotenhafen vor der nahenden Roten Armee, zunächst nach Leipzig. Nach der Rückkehr seines Vaters aus der Gefangenschaft Ende 1947 zog die Familie nach Norddeutschland, wo er in Nordenham aufwuchs. Sein Abitur machte er an der Humboldtschule Bremerhaven.

Hurrelmann heiratete in erster Ehe Bettina Hurrelmann, spätere Professorin für Germanistik an der Universität Köln, verstorben 2015. Sie lebten in Münster, haben einen Sohn und eine Tochter. In zweiter Ehe ist er verheiratet mit Doris Schaeffer, Professorin für Gesundheitswissenschaften an der Universität Bielefeld, die ein Kind mit in die Ehe brachte.

Ausbildung

Hurrelmann studierte an den Universitäten in Münster und Freiburg und der University of California in Berkeley (USA) Soziologie, Psychologie und Pädagogik. Von 1963 bis 1966 war Hurrelmann neben seinem Studium in Münster als Redakteur bei der Studentenzeitung Semesterspiegel tätig. 1968 absolvierte er sein Diplom, 1971 die Promotion in Soziologie an der Universität Münster. Die Doktorarbeit hatte das Thema „Unterrichtsorganisation und schulische Sozialisation“. 1975 habilitierte er sich an der Universität Bielefeld mit der Arbeit „Erziehungssystem und Gesellschaft“.

Berufsleben

Von 1968 bis 1970 war Hurrelmann Projektleiter der „Arbeitsgruppe Hauptschule“ an der Pädagogischen Hochschule in Münster. Von 1970 bis 1974 arbeitete er als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Bielefeld in der Fakultät für Soziologie mit den Arbeitsschwerpunkten Sozialisations- und Bildungsforschung.

Nach der Habilitation übernahm er 1975 den Lehrstuhl Bildung und Sozialisation an der Universität Essen. 1980 folgte er einem Ruf der Universität Bielefeld auf den Lehrstuhl Sozialisationsforschung. Hurrelmann war erster Dekan der neu gegründeten „Fakultät für Pädagogik“. Von 1986 bis 1998 leitete er den von ihm mit begründeten Sonderforschungsbereich der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) „Prävention und Intervention im Kindes- und Jugendalter“ mit zeitweise 15 interdisziplinär zusammengesetzten Teams.

1993 wechselte Hurrelmann an die neu gegründete Fakultät für Gesundheitswissenschaften in Bielefeld. Er wurde zum Gründungsdekan gewählt und war für den Aufbau der bis heute einzigen voll ausgebauten deutschen School of Public Health verantwortlich. In der Fakultät für Gesundheitswissenschaften übernahm er die Erforschung des Gebietes Prävention und Gesundheitsförderung. Er baute im Auftrag der Weltgesundheitsorganisation das Collaboration Centre for Child and Adolescent Health Promotion auf. Das Zentrum koordinierte bis 2012 die repräsentativen Gesundheitserhebungen bei 11- bis 15-jährigen Jugendlichen in der Bundesrepublik Deutschland, die alle vier Jahre im Rahmen der europaweiten Studie Health Behaviour in School-aged Children (HBSC) durchgeführt wurden. Von 1996 bis 2004 war er außerdem Direktor am Institut für Bevölkerungsforschung und Sozialpolitik.

Seit März 2009 ist Hurrelmann Professor für Public Health and Education an der Hertie School of Governance in Berlin. Sein Arbeitsschwerpunkt liegt in der Verbindung von Sozial-, Bildungs- und Gesundheitspolitik, um umfassende Interventionsstrategien zur Prävention von sozialen und gesundheitlichen Benachteiligungen zu entwickeln. Außerdem führt er unterschiedliche deutsche und international vergleichende Studien zu Einstellungen, Wertorientierungen und Verhaltensweisen von Jugendlichen durch. Dazu gehören die Shell Jugendstudien und Jugendstudien in 15 osteuropäischen und zentralasiatischen Ländern, die durch die Friedrich Ebert Stiftung gefördert werden.

Hurrelmann war Mitglied des Expertenrats Demografie beim Bundesminister des Innern, der von 2010 bis 2017 den Ausschuss von Staatssekretären verschiedener Bundesministerien seit März 2010 beim Thema "Gestaltung der demografischen Entwicklung" beriet. Er fungierte als stellvertretender Leiter eines Expertenkreises, der 2018 den "Nationalen Aktionsplan Gesundheitskompetenz" erstellte. Die Schirmherrschaft lag beim Bundesgesundheitsminister.

Auszeichnungen

  • Preis der Schweizer Margrit-Egnér-Stiftung für sein Lebenswerk (dotiert mit 25.000 Franken), 2003
  • Verleihung des Titels Dr. phil. h. c. durch die PH Freiburg, 2018

Wissenschaftliches Werk

Das Modell der produktiven Realitätsverarbeitung nach Klaus Hurrelmann in vereinfachter Darstellung

Hurrelmann setzt in Theorie und Forschung besonders auf die Schwerpunkte Sozialisation, Kindheit, Jugend und Generationen, Schule und Bildung und Gesundheit. Seine hierfür entwickelten theoretischen Ansätze sind weit verbreitet und werden in soziologischen, pädagogischen, psychologischen, gesundheitswissenschaftlichen und sozialmedizinischen Forschungsvorhaben aufgegriffen.

Sozialisationstheorie und -forschung

In seinem sozialisationstheoretischen Ansatz liegt das Hauptaugenmerk auf dem Einfluss der Gesellschaft auf die Persönlichkeitsentwicklung. Sozialisation wird wie folgt definiert: Sozialisation bezeichnet die Persönlichkeitsentwicklung eines Menschen, die sich aus der produktiven Verarbeitung der inneren und der äußeren Realität ergibt. Die körperlichen und psychischen Dispositionen und Eigenschaften bilden für einen Menschen die innere Realität, die Gegebenheiten der sozialen und physischen Umwelt die äußere Realität. Die Realitätsverarbeitung ist produktiv, weil ein Mensch sich stets aktiv mit seinem Leben auseinandersetzt und die damit einhergehenden Entwicklungsaufgaben zu bewältigen versucht (Einführung in die Sozialisationstheorie)[3].

Am bekanntesten und auch an Schulen und Hochschulen insbesondere in den Fächern Pädagogik, Sozialwissenschaft und Gesundheitswissenschaften diskutiert ist sein sozialisationstheoretisches Modell der produktiven Realitätsverarbeitung (MpR) (siehe Abbildung). In dieses „metatheoretische“ Modell gehen psychologische Ansätze von Urie Bronfenbrenner, Erik H. Erikson und Robert J. Havighurst ebenso ein wie soziologische von George Herbert Mead, Pierre Bourdieu und Jürgen Habermas. Die zentrale Annahme ist, dass sich die Persönlichkeit eines Menschen in allen Lebensphasen aus der Auseinandersetzung mit der inneren Realität von Körper und Psyche und gleichzeitig der äußeren Realität von sozialer Umwelt und ökologischer Lebenswelt bildet. Der Mensch als selbständiges Subjekt hat danach die lebenslange Aufgabe, die Prozesse der sozialen Integration und der persönlichen Individuation in Einklang miteinander zu bringen.

Diese Aufgabe wird in jeweils alterstypischen, für den erreichten Entwicklungsstand spezifischen Schritten, den Entwicklungsaufgaben Bildung/Qualifikation, Bindung/soziale Kontakte, Konsum/Regeneration und Partizipation/Wertorientierung über die gesamte Lebensspanne bewältigt. Sozialisation besteht in diesem Sinn aus einer komplexen ständigen Arbeit an der eigenen Persönlichkeit, die erfolgreich gelingen, unter ungünstigen Bedingungen aber auch scheitern kann. Ein Scheitern hat Identitäts-, Persönlichkeits- und Gesundheitsstörungen zur Folge.

Die Sozialisationstheorie wird im Lehrbuch Einführung in die Sozialisationstheorie[3] (englisch Social Structure and Personality Development[4] und Socialisation During the Life Course)[5], die Sozialisationsforschung im Handbuch Sozialisationsforschung[6] präsentiert, in den letzten Jahren in Kooperation mit Ullrich Bauer.

Kindheits-, Jugend- und Generationenforschung

Das sozialisationstheoretische Konzept der Entwicklungsaufgaben wird von Hurrelmann vor allem auf die Lebensphasen Kindheit und Jugend übertragen. In den Lehrbüchern „Einführung in die Kindheitsforschung“[7], „Kindheit“[8] und „Kindheit heute“[9] werden der Aufbau eines emotionalen Urvertrauens, die Entwicklung von Kommunikationsfähigkeiten und Bindungsverhalten, die Entwicklung von sprachlichen Ausdrucksfähigkeiten und die Identifikation mit dem eigenen Geschlecht sowie der Aufbau grundlegender sensorischer und motorischer Fertigkeiten als zentrale Entwicklungsaufgaben benannt. Für die spätere Kindheit ab sechs Jahren kommen die Entwicklung eines männlichen oder weiblichen Rollenverhaltens und die grundlegenden Fertigkeiten im Lesen, Schreiben und Rechnen ebenso dazu wie der Aufbau von Kompetenzen im Umgang mit Medien und Freizeitangeboten. Kinder werden in diesem Ansatz als eigenständige Akteure verstanden, die ihr Leben weitgehend mitgestalten.

Die theoretischen Ansätze der Kindheitsforschung werden in den letzten Jahren in viele Untersuchungen aufgenommen. Nach dem gleichen Muster wie die Shell Jugendstudien[10], die sich auf die 12- bis 25-Jährigen konzentrieren, hat Hurrelmann die Kinderstudien eingeleitet, die seit 2007 vom Kinderhilfswerk World Vision Deutschland e.V. in Auftrag gegeben werden[11]. Diese Studien beziehen sich auf eine repräsentative Stichprobe von Sechs- bis Elfjährigen und werden vom Institut TNS Infratest (jetzt TNS Kantar) mitgestaltet.

Die Lebensphase Jugend wird von Hurrelmann ebenfalls als eine eigenständige Lebensphase konzipiert, die sich in den letzten 100 Jahren zwischen das Kindes- und Erwachsenenalter geschoben hat und in der Regel 15 Jahre umfasst. Diese Lebensphase beginnt so früh wie noch nie in der bisherigen menschlichen Lebensgeschichte, weil die Pubertät sich im Lebenslauf immer weiter verschoben hat. Der Ausgang der Jugendphase ist heute aber offener als jemals zuvor und im Grunde kaum noch planbar. Das hat Auswirkungen auf die Bewältigung der Entwicklungsaufgaben: Bildung und Qualifikation werden anspruchsvoller und zeitraubender, die Lösung von den Eltern und der Aufbau eigener Bindungen verschieben sich, der Aufbau der Kompetenzen als Mediennutzer, Konsument, Wirtschafts- und Freizeitbürger und die politische Beteiligung gehen hingegen eher früh in die individuelle Verantwortung über. Die theoretische Ausarbeitung dieses Ansatzes liegt in den Publikationen "Lebensphase Jugend"[12] und "Developmental Tasks in Adolescence"[13] vor, in den letzten Jahren in Kooperation mit Gudrun Quenzel.

Im Anschluss an die Arbeiten von Karl Mannheim und Helmut Schelsky verbindet Hurrelmann diesen Ansatz mit der Generationenforschung. Dabei geht es darum, die jeweils charakteristische Prägung der Persönlichkeit durch technische, wirtschaftliche und politische Ereignisse herauszuarbeiten. Die dauerhafte Auseinandersetzung mit unsicheren Zukunftshorizonten und ungewissen Lebensperspektiven führt demnach in der jungen Generation der 1985 bis 2000 Geborenen zu einer Mentalität des tastenden Sondierens und pragmatischen Ausprobierens von Alternativen. Hurrelmann bezeichnet die Angehörigen der gegenwärtigen jungen Generation, die er auch als „Generation Y“ kennzeichnet, als „Egotaktiker“. Die theoretische Ausarbeitung dieses Konzeptes wurde von ihm in dem Sachbuch Die heimlichen Revolutionäre zusammen mit Erik Albrecht[14] vorgenommen. Inzwischen führt er erste Analysen zur jüngsten Generation durch, die auch als „Generation Z“ bezeichnet wird.

Die theoretischen Ansätze der Jugendforschung wurden inzwischen auf zahlreiche empirische Studien übertragen. Dazu gehören neben den wissenschaftlichen Untersuchungen im Rahmen des Sonderforschungsbereiches Prävention und Intervention im Kindes- und Jugendalter vor allem die Shell Jugendstudien. Hurrelmann prägte die neue Generation der Shell Jugendstudien seit 2002, die zusammen mit dem Institut TNS Infratest (jetzt TNS Kantar) durchgeführt werden[10].

Es sind auch Studien zum Schwerpunkt Ausbildung und Berufswahl von Jugendlichen im Auftrage von McDonald's Deutschland[15] und zum Schwerpunkt Zukunftsvorsorge und Finanzen bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Auftrage des Versorgungswerkes MetallRente[16] hinzugekommen, die ebenfalls im Abstand von drei bis vier Jahren kontinuierlich wiederholt werden. Außerdem liegen die im Auftrag der Friedrich-Ebert-Stiftung erstellten Jugendstudien aus osteuropäischen Ländern[17] vor, in denen die schwierige ökonomische Situation der jungen Generation und ihr äußerst geringes Vertrauen in die politische Entwicklung herausgearbeitet werden.

Bildungsforschung

In der Bildungsforschung liegt der Hauptakzent der Arbeit von Hurrelmann auf Untersuchungen zu den familiären Ausgangsbedingungen von Schulerfolg und Schulversagen. Mit Hilfe der Sozialisationstheorie erklärt er die besonders in Deutschland sehr starke Abhängigkeit der schulischen Leistungen von der familiären Herkunft der Schülerinnen und Schüler durch das unterschiedliche Ausmaß von Anregungen und Anleitungen der Eltern.

Auch der Aufbau des Schulsystems und der Unterrichtsabläufe trägt nach den Untersuchungen von Hurrelmann zum schlechten Abschneiden der Kinder aus den Elternhäusern mit sozioökonomisch niedrigem Status bei. Durch die Einrichtung von leistungshomogenen Lerngruppen und frühe Aufteilung der Schülerschaft auf Schulen mit und ohne gymnasiale Oberstufe im Anschluss an die Grundschulzeit werden demnach Kinder mit geringen familiären Lernimpulsen systematisch benachteiligt.

Hurrelmann plädiert seit den 1970er Jahren für die Zusammenlegung von Hauptschulen, Realschulen und Gesamtschulen zu integrierten Sekundarschulen, die eine eigene gymnasiale Oberstufe erhalten und durch ihre Arbeits- und Berufsorientierung eine pädagogische Alternative zum Gymnasium bilden. Hierdurch soll der Druck auf Eltern und Kinder abgebaut werden, schon im Alter von 10 Jahren die spätere Bildungslaufbahn festzulegen. An beiden Schulformen sollen alle Abschlüsse möglich sein. Dieses von ihm so genannte „Zwei-Wege-Modell“ wurde 1990 bei der Vereinigung der beiden deutschen Staaten in den ostdeutschen Bundesländern eingeführt.[18] Inzwischen übernehmen auch viele westdeutsche Bundesländer diesen Reformvorschlag.

Hurrelmann plädiert für die gemeinsame Förderung von Leistungs- und Sozialkompetenzen in allen Bildungseinrichtungen. Dazu sollen ein Schulfach Gesundheit und institutionell fest verankerte Ansätze der Bewegungs-, Ernährungs- und Entspannungsförderung im Schulalltag eingeführt werden.[19] Ziel sei es, die Schülerinnen und Schüler dabei zu unterstützen, alle ihre alterstypischen Entwicklungsaufgaben zu bewältigen. Auch setzt sich Hurrelmann für eine intensive Zusammenarbeit von Eltern und professionellen Erziehungs- und Lehrkräften ein, um die unterschiedlichen Erziehungskonzepte abzustimmen. Er hat hierfür das Konzept des "Magischen Erziehungsdreiecks"[20] aus den Polen Anerkennung, Anregung und Anleitung entwickelt und hält ein verbindliches Elterntraining für sinnvoll, das symbolisch mit einem „Elternführerschein“ abgeschlossen wird.

Diese Anregungen haben in verschiedenen Programmen ihren Niederschlag gefunden. Besonders bekannt geworden sind das von Hurrelmann wissenschaftlich begleitete und inzwischen an 6000 Schulen verbreitete Förderprogramm „Erwachsen Werden“ des gemeinnützigen Lions-Quest-Hilfswerks[21] und das von ihm unterstützte Elterntrainingsprogramm "Gesetze des Schulerfolgs" (GdS), das zusammen mit Adolf Timm im Buch "Stark in die Schule"[22] erläutert wird.

Gesundheitsforschung

In der Gesundheitsforschung liegt der Schwerpunkt von Hurrelmanns Arbeiten an der Schnittstelle zwischen Gesundheitssoziologie und Gesundheitspädagogik. Hurrelmann hat hierzu die programmatischen Werke "Handbuch Gesundheitswissenschaften"[23] und „Prävention und Gesundheitsförderung“[24] federführend herausgegeben.

Nach seiner Definition bezeichnet Gesundheit "den Zustand des Wohlbefindens einer Person, der dann gegeben ist, wenn diese Person sich psychisch und sozial im Einklang mit den Möglichkeiten und Zielvorstellungen und den jeweils gegebenen äußeren Lebensbedingungen befindet". Gesundheit ist demnach das Stadium des Gleichgewichtes von Risikofaktoren und Schutzfaktoren, das eintritt, wenn einem Menschen eine Bewältigung sowohl der inneren (körperlichen und psychischen) als auch äußeren (sozialen und materiellen) Anforderungen gelingt; sie vermittelt einem Menschen Wohlbefinden und Lebensfreude.

Diese Definition aus dem Lehrbuch „Gesundheits- und Medizinsoziologie“[25] (englisch "Human Development and Health")[26] ist eine Fortentwicklung der Definition von Gesundheit durch die Weltgesundheitsorganisation (WHO).

In mehreren Forschungsprojekten hat Hurrelmann soziale Determinanten von Gesundheit und Krankheit bei Kindern und Jugendlichen untersucht und gezeigt, wie eng wirtschaftliche Armut mit Bildungs- und Gesundheitsarmut zusammenhängt.[27] Die empirischen Untersuchungen sind zuerst im Rahmen des WHO-Collaborating Centre entstanden und werden inzwischen international vergleichend weitergeführt. Sie analysieren auch das Gesundheitsverhalten Kindern und Jugendlichen.

Der Zusammenhang von Bildung und Gesundheit erweist sich als sehr stark. Sind Schülerinnen und Schüler durch soziale Konflikte im Elternhaus, emotionale Spannungen in der Gleichaltrigengruppe, körperliche und psychische Anspannungen oder manifeste Gesundheitsstörungen und Krankheiten belastet, dann sind auch ihre fachlichen Leistungsfähigkeiten blockiert. Umgekehrt drücken Schulversagen und Leistungsdefizite auf das Selbstwertgefühl und haben Beeinträchtigungen des Wohlbefindens und damit der Gesundheit zur Folge.[28] Der von Hurrelmann maßgeblich mit beeinflusste "Nationale Aktionsplan Gesundheitskompetenz"[29] empfiehlt aus diesem Grund neben mehr Gesundheitsbildung an Kitas und Schulen die Einführung von integrierter Gesundheitspflege.

Wichtige Publikationen (Auswahl)

Lehrbücher

Handbücher(Auswahl)

Empirische Studien

Commons: Klaus Hurrelmann – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Quellen

  1. Klaus Hurrelmann. munzinger.de, abgerufen am 15. Februar 2018.
  2. Klaus Hurrelmann. ekvv.uni-bielefeld.de, abgerufen am 15. Februar 2018.
  3. a b Hurrelmann, K. & Bauer, U. 2015 Einführung in die Sozialisationstheorie. Weinheim: Beltz, 11. Auflage
  4. Hurrelmann, K. 1988 Social Structure and Personality Development. New York: Cambridge University Press (reprint 2009)
  5. Hurrelmann, K. & Bauer, U. 2018 Socialisation During the Life Course. New York: Routledge
  6. Hurrelmann, K., Bauer, U., Grundmann, M. & Walper, S. (Hg.) 2015 Handbuch Sozialisationsforschung. Weinheim: Beltz, 8. Auflage
  7. Hurrelmann, K. & Bründel, H. 2003 Einführung in die Kindheitsforschung. Weinheim: Beltz
  8. Andresen, S. & Hurrelmann, K. 2010 Kindheit. Weinheim: Beltz
  9. Bründel, H. & Hurrelmann, K. 2017 Kindheit heute. Weinheim: Beltz
  10. a b Shell Deutschland (Hg.) 2002 14. Shell Jugendstudie. Koordination K. Hurrelmann, M. Albert u. a. Frankfurt: S. Fischer; Shell Deutschland (Hg.) 2006 15. Shell Jugendstudie. Koordination K. Hurrelmann, M. Albert u. a. Frankfurt: S. Fischer; Shell Deutschland (Hg.) 2010 16. Shell Jugendstudie. Koordination M. Albert, K. Hurrelmann, G. Quenzel u. a. Frankfurt: S. Fischer; Shell Deutschland (Hg.) 2015 17. Shell Jugendstudie. Koordination M. Albert, K. Hurrelmann, G. Quenzel u. a. Frankfurt: S. Fischer
  11. World Vision Deutschland (Hg.) 2007 Kinder 2007. Koordination K. Hurrelmann, S. Andresen u. a. Frankfurt: S. Fischer; World Vision Deutschland (Hg.) 2010 Kinder 2010. Koordination K. Hurrelmann, S. Andresen u. a. Frankfurt: S. Fischer; World Vision Deutschland (Hg.) 2013 Kinder 2013. Koordination S. Andresen, K. Hurrelmann u. a. Weinheim: Beltz
  12. Hurrelmann, K. & Quenzel, G. 2016 Lebensphase Jugend. Weinheim: Juventa, 13. Auflage
  13. Hurrelmann, K. & Quenzel, G. 2019 Developmental Tasks in Adolescence. New York: Routledge
  14. Hurrelmann, K. & Albrecht, E. 2014 Die heimlichen Revolutionäre. Wie die Generation Y unsere Welt verändert. Weinheim: Beltz
  15. McDonald's Deutschland 2017 Job von morgen - Schule von gester. München: McDonald's
  16. Hurrelmann, K. & Karch, H. (Hg.) 2010 Jugend, Vorsorge, Finanzen. Herausforderung oder Überforderung? Frankfurt: Campus; Hurrelmann, K. & Karch, H. (Hg.) 2013 Jugend, Vorsorge, Finanzen. Von der Generation Praktikum zur Generation Altersarmut? Weinheim: Beltz Juventa; Hurrelmann, K., Karch, H. & Traxler, C. (Hg.) 2016 Jugend, Vorsorge, Finanzen. Zwischen Eigenverantwortung und Regulierung. Weinheim: Beltz Juventa
  17. Hurrelmann, K. Weichert, M. (Hg.) 2015 Lost in democratic transistion. Berlin: FES
  18. Hurrelmann K. 2013 Das Schulsystem in Deutschland. Das Zwei-Wege-Modell setzt sich durch. Zeitschrift für Pädagogik 59, 455-467
  19. Hurrelmann, K. 1990 Health promotion for adolescents. Preventive and corrective strategies against problem behavior. Journal of Adolescence 13, 231-250
  20. Meister des magischen Dreiecks taz vom 13. Januar 2014
  21. Lions Quest Deutschland 2010 Erwachsen werden. Wiesbaden: Lions Quest
  22. Hurrelmann, K., Timm, A. 2015 Stark in die Schule. Weinheim: Beltz
  23. Hurrelmann, K. & Razum, O. (Hg.) 2016 Handbuch Gesundheitswissenschaften. Weinheim: Beltz Juventa, 6. Auflage
  24. Hurrelmann, K., Richter, M., Klotz, T. & Haisch, J. (Hg.) 2018 Lehrbuch Prävention und Gesundheitsförderung. Bern: Huber, 5. Auflage
  25. Hurrelmann K. & Richter, M. 2013 Gesundheits- und Medizinsoziologie. Weinheim: Beltz Juventa, 8. Auflage
  26. Hurrelmann, K. 1989 Human Development and Health. New York: Springer
  27. Quenzel, G. & Hurrelmann, K. (Hg.) 2018 Bildungsarmut. Wiesbaden: Springer VS
  28. Rathmann, K. & Hurrelmann K. (Hg.) 2018 Leistung und Wohlbefinden in der Schule: Herausforderung Inklusion. Weinheim: Beltz
  29. Schaeffer, D. Hurrelmann, K., Bauer, U. & Kolpatzik, K. (Hg.) 2018 Nationaler Aktionsplan Gesundheitskompetenz. Berlin: Kompass