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Fritz Riemann (Psychoanalytiker)

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Fritz Riemann (* 15. September 1902 in Chemnitz; † 24. August 1979 in München war ein deutscher Psychologe und Psychoanalytiker.

Riemann war Mitbegründer des Münchner Instituts für psychologische Forschung und Psychotherapie (heute: Akademie für Psychoanalyse und Psychotherapie).

Riemann schrieb ein bedeutendes Buch, die tiefenpsychologische Studie "Grundformen der Angst". In diesem Buch beschreibt er vier Grundcharakteristika, eben jene Grundformen der Angst. Diese vier "Sorten" sind in jedem Menschen vorhanden; die individuell unterschiedlichen Anteile bestimmen dann den Typus der Persönlichkeit. Je nachdem, welcher Anteil dominiert, benennt er diese dann als schizoide, depressive, zwanghafte oder hysterische Persönlichkeit (diese Bezeichnungen decken sich nicht mit den medizinischen Kriterien gleichnamiger Diagnosen).
Diese Einteilung scheint grob vereinfachend zu sein - jedoch kann man zum Vergleich den menschlichen Geschmackssinn anführen, welcher auch nur wenige Hauptsinne umfasst (süß, sauer, salzig, bitter und umami - s. a. Gustatorische Wahrnehmung), und doch aus diesen wenigen Hauptanteilen eine sehr große Vielfalt an Geschmacksnuancen ermöglicht.

  • Schizoide Persönlichkeit tritt bei der Existenzangst auf: Angst vor der Selbsthingabe (weil als Ich-Verlust und Abhängigkeit empfunden) -> fordert Selbsthingabe
  • Depressive Persönlichkeit tritt bei der Trennungsangst auf: Angst vor der Selbstwerdung (weil als Isolierung und Ungeborgenheit empfunden) -> fordert Selbstwerdung
  • Zwanghafte Persönlichkeit tritt bei der Angst vor Schuld und Strafe auf: Angst vor der Veränderung (weil als Unsicherheit und Vergänglichkeit empfunden) -> fordert Notwendigkeit
  • Hysterische Persönlichkeit tritt bei der Angst vor Minderwertigkeit auf: Angst vor der Notwendigkeit (weil als Unfreiheit und Endgültigkeit empfunden) -> fordert Veränderung

Riemann betont dabei gleich im ersten Kapitel, dass ein Mensch

  • nicht nur eine dieser Charaktereigenschaften hat, sondern individuell ist
  • wandlungsfähig ist und einen Bereich stärken kann, der bisher nur schwach ausgeprägt war

Der Wert dieser Überlegungen liegt z. B. darin, daß sich diese Persönlichkeitstypen leicht auf die Beobachtungen des Alltags übertragen lassen und somit ein wertvolles Instrument im Umgang mit anderen Menschen sind. Auch zu erkennen, dass die Möglichkeit zur Wandlung gegeben ist, kann tröstlich und auch ermutigend sein.

Literatur

Fritz Riemanns "Grundformen der Angst"