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Kusch (Bibel)

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Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 18. Juli 2004 um 23:10 Uhr durch Geof (Diskussion | Beiträge) (öfters im AT erwähnt: Kanaan, Midian oder arab.- äthiop.Nomaden? Nachfahren von Ham/ Kusch bzw. Abraham, Moses' Frau, Asa's Gegner, Jeremias Retter... 4 Weblinks). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
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Die Kuschiter sind ein in der Bibel mehrfach erwähntes Volk. Sie werden vielfach mit Äthiopiern gleichgesetzt, wären also von dunkler Hautfarbe. Andere ordnen sie einem Volk Kanaans zu, oder dem Land Midian, das dann mit Kuschan ident wäre und im Süden des heutigen Jordanien liegt. Nach dem 2. Buch der Chronik (2 Chr 21,16) wohnen Philister und Araber neben den Kuschitern, woraus sich jedenfalls ein Gebiet im Süden Israels ergäbe.

Die meisten Fachleute nehmen inzwischen an, dass die kuschitische Frau des Mose eine Midianiterin war. Manche sehen beide Völker als Verwandte von Nomadenstämmen Äthiopiens Geschichte_Israels/Geschichte_Israels_-_2002-11-14.pdf. Klare Zeugnisse außerhalb der Bibel sind jedoch im Internet nicht zu finden.

Bibel-Hinweise auf die Kuschiter

Nach den Namen im Alten Testament wären die Kuschiter auf Kusch zurückzuführen, den ältesten Sohn von Ham. Laut dem Bericht im Buch Genesis (Gen 9,22 -10,21) trennten sich Ham und Japhet von ihrem Vater Noah und wanderten mit ihren Söhnen aus: Japhet nach Norden ("Inselvölker"), Ham zog jedoch mit seinen vier Söhnen Kusch, Mastarem, Put und Kanaan nicht so weit weg.

Der Bericht schließt mit (Gen 10,32): Von ihnen zweigten sich nach der Flut die Völker der Erde ab. Diese Aufteilung der leeren Erde nach der Sintflut beschäftigt auch manche apokryphe Schriften, wonach die Region Japhets kalt, die des Ham aber heiß war. Bisweilen ist auch vom "Südland" die Rede. Da die Sippe Sems nahe der alten Heimat blieb, die klimatisch als angenehm empfunden wurde, haben viele Schriftgelehrten den Nachkommen Hams - und insbesondere des Kusch - Afrika zugeordnet. Nach der bis zur Evolutions-Theorie gültigen Vorstellung müssten ja auch die dunkelhäutigen Völker von Noah abstammen. Nur Kanaan habe sich nicht an die Vereinbarung gehalten und siedelte im Gebiet seines Onkels Sem (späteres Israel).

War Moses' kuschitische Frau eine Schwarze?

Nach diesen (teilweise symbolischen) Deutungen wäre es naheliegend, dass die Nachfahren von Ham und Kusch eine dunkle Hautfarbe hätten. Von Mose wird berichtet, dass er eine Kuschiterin zur Frau nahm. Im 4.Buch Mose (Num 12,1) machen ihm deshalb seine Geschwister Mirjam und Aaron Vorwürfe; allerdings tadelt sie Gott dafür. Die Lutherbibel übersetzt:

12,1 Und Mirjam und Aaron redeten wider Mose um seines Weibes willen, der Mohrin, die er genommen hatte, darum daß er eine Mohrin zum Weibe genommen hatte ...

Andrerseits heißt es im 2.Buch Mose (Ex 2,21), dass Mose nach seiner Flucht aus Ägypten die Tochter eines Priesters aus Midian heiratete:
16 Der Priester aber von Midian hatte sieben Töchter ...
(Als sie bei der Schaftränke von Hirten weggestoßen wurden, half ihnen Mose. Ihr Vater lud ihn zu sich ein ...)
21 Und Mose willigte darein, bei dem Manne zu bleiben. Und er gab Mose seine Tochter Zippora.

Neuere Bibelübersetzungen haben diesen scheinbaren Widerspruch aufgeklärt, der sich bei Luther und bis etwa 1950 findet. Die englisch-sprachige King James-Bibel nennt Moses' Frau übrigens eine "Äthiopierin" - vermutlich im Anklang an einen Kuschiter zur Zeit Jeremias. Die moderne Einheitsübersetzung, bei der Wissenschafter aus vielen Gebieten kooperierten, lautet hingegen:

(Num 12,1) Als sie in Hazerot waren, redeten Mirjam und Aaron über Mose wegen der kuschitischen Frau, die er sich genommen hatte. Er hatte sich nämlich eine Kuschiterin zur Frau genommen.
(Ex 2,16 f) Der Priester von Midian hatte sieben Töchter. Sie kamen zum Wasserschöpfen und wollten die Tröge füllen, um die Schafe und Ziegen ihres Vaters zu tränken. Doch die Hirten kamen und wollten sie verdrängen. Da stand Mose auf, kam ihnen zu Hilfe ...
(Ex 2,20) Da fragte Reguël seine Töchter: Wo ist er? Warum habt ihr ihn dort gelassen? Holt ihn und ladet ihn zum Essen ein! (21) Mose entschloss sich, bei dem Mann zu bleiben, und dieser gab seine Tochter Zippora Mose zur Frau. (22) Als sie einen Sohn gebar, nannte er ihn Gerschom (Ödgast) und sagte: Gast bin ich in fremdem Land.

Heute sieht man demnach die Kuschiter als ein Volk an, das in der Nähe Israels siedelte - und keineswegs als Schwarze. Allenfalls hatten sie eine leicht getönte Haut.

Um jedoch den Angriff der tiefgläubigen und angesehenen Mirjam auf Moses' Stellung besser zu begreifen, sei eine plausible Deutung im Rahmen eines Glaubensgesprächs zitiert ([1]):
... Diesmal sind es Mirjam und Aaron, die Moses Führungsanspruch bestreiten. Als Anlass des Streites wird die Frau des Mose genannt; sie hieß Zippora und war eine Midianiterin. Sie ging, wie es scheint, vor allem Mirjam auf die Nerven; "die Kuschiterin" sagen Mirjam und Aaron zu ihr, so wie man bei uns vielleicht sagen würde "die Zigeunerin". Diesem Gezänk gegenüber wird in Vers 3 die bescheidene Zurückhaltung des Mose betont, .. der sich nicht selbst in seine Stellung gedrängt hat.

Der kuschitische Heereszug gegen König Asa

Auch beim Krieg, den die Kuschiten um 890 v. Chr. gegen den König von Juda führten, spricht Luthers Übersetzung im 2. Buch der Chronik vom "Sieg Asas über die Mohren":
(2 Chr 14,7-8) Und Asa hatte eine Heereskraft, die Schild und Spieß trugen, aus Juda dreihunderttausend ... Es zog aber wider sie aus Serah, der Mohr, mit einer Heereskraft tausendmaltausend, dazu dreihundert Wagen, und sie kamen bis gen Maresa.

Die King James Bible übersetzt hier: And there came out against them Zerah the Ethiopian with an host of a thousand thousand, and three hundred chariots; and came unto Mareshah.

Die Elberfelder Bibel [2] spricht hingegen von Kuschitern, und in der Einheitsübersetzung von 1970 lauten die relevanten Verse ähnlich:

(2 Chr 14,7-12): Asa hatte ein Heer von 300.000 Mann aus Juda, die Schild und Lanze führten, und 280.000 Mann aus Benjamin, die den Rundschild trugen und den Bogen spannten. Sie alle waren tapfere Krieger.
8 Gegen sie zog der Kuschiter Serach mit einem Heer von einer Million Mann und 300 Wagen. Er kam bis Marescha.
9 Asa zog ihm entgegen und sie stellten sich im Tal nördlich von Marescha zum Kampf auf.
10 Doch Asa rief zum Herrn, seinem Gott, und sagte: Herr, im Streit zwischen einem Mächtigen und einem Schwachen kann niemand so helfen wie du. Hilf uns, Herr, unser Gott; denn du bist unsere Stütze und in deinem Namen sind wir gegen diese Übermacht gezogen. Herr, du bist unser Gott und kein Mensch soll etwas gegen dich vermögen.
11 Da schlug der Herr die Kuschiter vor Asa und Juda und die Kuschiter mussten fliehen.

Kuschiter von David bis Jeremia

Der Prophet Zefanja (Zef 2, 4-13) zählt neben Gaza, Moab oder Ninive auch die Kuschiter zu jenen, die wegen ihres Hochmuts der Strafe verfallen. Sie sind im AT aber keineswegs nur Feinde der Israeliten. Als David sich nach seinem Sohn Abschalom erkundigt, bringt ihm ein Kuschiter einfühlsam die Todesnachricht bei (2 Sam 18,32 f):
Der König fragte den Kuschiter: Geht es dem Jungen, Abschalom, gut? Der Kuschiter antwortete: Wie dem jungen Mann möge es allen Feinden meines Herrn, des Königs, ergehen, allen, die sich in böser Absicht gegen dich erhoben haben. Da zuckte der König zusammen, stieg hinauf und weinte.

Als Jerusalem 597 v. Chr. von den Babyloniern erobert wird, sehen das viele als Folge des verlorenen Glaubens. Der neue König Zidkija koaliert hingegen mit Ägypten. Der Prophet Jeremia kritisiert den König, wird von dessen Vasallen gefangen und in eine Zisterne geworfen, um den Wehrwillen nicht zu untergraben.

Nun ist es ausgerechnet ein ausländischer Sklave und Höfling, der ihm helfen kann [3]: Der Kuschiter Ebed-Melech (wörtl. Diener des Königs) macht den König auf sein Unrecht aufmerksam und kann Jeremia noch rechtzeitig herausziehen (Jer 38,7-16).
Diese Geschichte von einem Entwurzelten, der sich eines Verfolgten annimmt, gehört zu den beliebtesten Geschichten der Juden, von der verschiedene Versionen im Umlauf waren.