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Dispatcher

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Ein Dispatcher (englisch dispatch „abschicken“,[1] „abfertigen“) steuert auf der Leitungsebene eines Betriebes[1] den optimalen Einsatz der zur Verfügung stehenden Mittel und gewährleistet den entsprechenden Informationsfluss und den materiellen Handlungsfluss. In der Regel unterstützt der Dispatcher die ausführenden Personen bei der Fehlerbehebung. Er leistet einen wesentlichen Beitrag, um Abläufe störungsfrei zu gestalten.

Abgrenzung

Der Dispatcher legt anders als der Disponent außer der endgültigen Zuweisung einer Ressource auch die Reihenfolge der Nutzung dieser Ressource fest und vertieft damit temporal die gegebenenfalls durch einen Disponenten vorbereitete Bindung der Ressource. In der klassischen Arbeitsvorbereitung bezeichnet das Dispatching das Einlasten (wann und in welcher Reihenfolge), während das Disponieren lediglich das Einteilen (wer und was womit) bestimmt. Werden diese beiden Schritte blank zusammengezogen, entfällt ein Freiheitsgrad im Planungsprozess.

Sprachgebrauch der ostdeutschen Planwirtschaft

Ausgehend von der sowjetischen Besetzung Ostdeutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Wort Dispatcher (Диспетчер) in der DDR aus dem Russischen (dort als englisches Fremdwort verwendet) übernommen.

Im offiziellen Sprachgebrauch war ein Dispatcher ein leitender Mitarbeiter in Betrieben und Einrichtungen, der für die operative Lenkung und Kontrolle von Produktions- und Verkehrsprozessen aus vorhandenen Ressourcen verantwortlich war.

Aufgabe des Dispatchers war es, den planmäßigen Betriebsablauf unter der Verwendung der Nachrichten- und Messtechnik zu sichern. Im Rahmen seiner Verantwortung erteilte er erforderliche Anweisungen und löste bei Störungen Sofortmaßnahmen zur Gewährleistung oder Wiederherstellung des geplanten Ablaufes aus. Diese Anweisungen galten als Anordnungen des zuständigen Leiters.

Dispatcher wurden besonders im Bergbau, Maschinenbau, Verkehrswesen, in der Metallurgie sowie in der Elektrizitätsversorgung und in der chemischen Industrie eingesetzt. Dem Dispatcher standen in der Regel technische Mittel von Signal-, Regulierungs- und Fernsteueranlagen zur Verfügung. Ein besonderer Einsatzbereich war der Dispatcherdienst bei den Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften (LPGs).[2]

Der Dispatcher war verpflichtet, seinem Leiter und dem Dispatcher der übergeordneten Leitung Meldungen über den Stand der Planerfüllung, über Störungen, über Unplanmäßigkeiten und über die eingeleiteten Maßnahmen zur Überwindung von Unzulänglichkeiten oder Störungen des Betriebsablaufs zu erstatten.

Auch heute noch wird der Begriff etwa bei den Berliner Verkehrsbetrieben in den östlichen Stadtteilen von langjährig Beschäftigten als inoffizieller Begriff für die Mitarbeiter der Einsatzleitung verwendet, verschwindet aber im Laufe der Zeit zunehmend aus dem Sprachgebrauch.

Eisenbahnbetrieb

Der Dispatcher ist bei der Eisenbahn von einem einfachen Disponenten (Dienststellen-, Einsatz- oder Fahrdienstleiter) zu unterscheiden, da er zur operativen Betriebsleitung des Transporteurs gehört und berechtigt ist, meist übergreifende Anweisungen zu treffen. Da bei Eisenbahnen im Regelfall zwei Dienststellen betroffen sind, müssen sich auch deren Leiter den Anweisungen des Dispatchers beugen und diese vorrangig abarbeiten.[3]

Er minimiert Störungen (im Idealfall mit deren Behebung), indem er über die vorhandene Eisenbahninfrastruktur z. B. im Zusammenhang mit Zugkreuzungen nach dem passenden Kreuzungsbahnhof abweichend vom Buchfahrplan sucht und die beteiligten Zugführer via Zugbahnfunk über die Änderungen rechtzeitig informiert. Ein Dispatcher ist zum Beispiel im Personenverkehr im Einsatz, um einen Umsteigevorgang wegen Zugverspätung des Zuges, zu welchem ein Anschluss gewährleistet werden sollte, bei gleichzeitigem Vorhandensein eines weiteren möglichen Umstiegsbahnhofs innerhalb des Zuglaufs zu verfügen. Dann ist in der rechtlichen Folge der Zug, zu welchem ein Anschluss gewährleistet werden muss, wartepflichtig.

Bei der Deutschen Reichsbahn (1945–1993) wurde hierarchisch unterschieden zwischen Amtsdispatchern bei den Reichsbahnämter, Direktionsdispatchern bei der Oberdispatcherleitung (Odl) der Reichsbahndirektionen. Die zentrale operative Betriebsleitung erfolgte durch die Hauptdispatcher bei der Hauptdispatcherleitung (Hdl) Berlin.

Flottenorganisation

In der Luftfahrt ist Dispatcher der umgangssprachliche Ausdruck für den Flugdienstberater (auch Flight Operation Officer oder Flight Operation Controller). Er plant Flüge vom Standpunkt der Sicherheit, Pünktlichkeit und Wirtschaftlichkeit unter Berücksichtigung gesetzlicher Auflagen, der Leistung des Luftfahrzeugs, des Wetters, der Richtlinien der Fluggesellschaft usw. Der Begriff wird auch manchmal für den Einsatzleiter (operations controller) verwendet. Dieser entscheidet im Falle von Unregelmäßigkeiten über die Durchführung, Umleitung oder Beendigung eines Fluges. Der Flugdienstberater ist neben dem Radarlotsen auch unmittelbarer Ansprechpartner der verantwortlichen Luftfahrzeugführer und beobachtet die Flüge, um Probleme im Vorfeld aus dem Weg zu räumen.

Notfallmanagement

Im Rettungsdienst nimmt der Dispatcher Notrufe auf, entscheidet ob eine lebensbedrohliche Situation vorliegt und ob zusätzlich zu einem Rettungswagen auch ein Notarzt zum Ort des Geschehens verschickt werden soll bzw. ein Rettungshubschrauber zum Einsatz kommt (siehe auch Disponent oder Rettungsleitstelle).

Informationsdienstleistung

In der Informationstechnologie (IT) weist der Dispatcher etwa eingehende Kundenanfragen an Mitarbeiter zu, die das entsprechende Fachwissen haben.

Einzelnachweise

  1. a b DispatcherDuden, Vorlage:Datum – die Form mit drei unbenannten Parametern oder anderen einzelnen Zeiteinheiten ist veraltet und wird nicht mehr unterstützt. Bitte gib das Datum einfach im Klartext an.; u. a. mit „leitender Angestellter“
  2. Nise, W. E./Dumler, S. A. (1953): Der Dispatcher (übersetzt aus: Große Sowjet-Enzyklopädie, Bd. 14, 2. Aufl., Moskau 1952/ Bd. 15, III. Kapitel, Moskau 1951). Berlin: Die Wirtschaft.
  3. Manfred Pohl: Die Eisenbahn in Deutschland: Von den Anfängen bis zur Gegenwart online, C. H. Beck Verlagsgruppe, 1999 (ISBN 978-3406458170).