St. Martin (Gabelbach)

Die katholische Pfarrkirche St. Martin ehemals Maria Trost[1] in Gabelbach einem Ortsteil der Gemeinde Zusmarshausen in Bayern zählt zu den kunsthistorisch bedeutendsten Dorfkirchen im Landkreis Augsburg. Die ehemalige Wallfahrtskirche beherbergt die älteste Orgel Süddeutschlands.[2][3] Als Baudenkmal ist sie in die Bayerische Denkmalliste eingetragen.
Geschichte
Ausgrabungen im Inneren der Kirche belegen, dass an der Stelle der heutigen Kirche bereits Ende des 12. Jahrhunderts ein Vorgängerbau aus Stein mit einer Gesamtlänge von 14,30 m und einer Breite von 6,30 m stand. Dieser wurde Mitte des 14. Jahrhunderts umgebaut und erweitert. 1590 erfolgte der Bau eines neuen Langhauses. Die Kosten beliefen sich auf 612 Gulden und 16 Kreuzer. 1617 wurde der Chor erneuert und ein neuer Altar hinzugefügt. Die Arbeiten führte Jerg Maurer von Radau für einen Preis von 2406 Gulden und 33 Kreuzer aus. 1692 gründete der Pfarrer und Dekan Bartholomäus Hartmann in Gabelbach die Erzbruderschaft Maria vom Trost.
Die zunehmende Wallfahrt und Baufälligkeit der alten Kirche erforderten Anfang des 18. Jahrhunderts einen Neubau. Der heutige Kirchenbau entstand im Jahre 1737 bis 1738 mit dem weitgehenden Abriss des Vorgängerbaues. Die Bauleitung übernahm der domkapitelschen Baumeister Johannes Paulus aus Augsburg, ein Vetter des Pfarrers von Gabelbach. Es gilt als sein Hauptwerk. 1746 erfolgte die Weihe. 1768 beauftragte der damalige Pfarrer von Gabelbach Norbert Endele den Wettenhauser Stiftsbaumeister Joseph Dossenberger den Kirchturm, dessen untere quadratischen Geschosse aus der Zeit des 15. bis 17. Jahrhunderts stammen, um vier Geschosse zu erhöhen.[4]
Schäden im Mauerwerk erforderten von 1977 bis 1985 eine Grundlegende Sanierung der Kirche. Dabei wurden die Wände ausgebessert, der Stuck und die Fresken erneuert und im Innenraum der Kirche Ausgrabungen vorgenommen.
Ausstattung
Das Deckenfresko der Langhauskuppel schuf Alois Mack und zeigt die Himmelfahrt und Krönung Mariens. Die reichen Frührokokostukkaturen werden den Augsburger Meistern Johann und Ignaz Finsterwalder zugeschrieben.[5] Die Altarblätter wurden 1860 von Johann Nepomuck Weckerle geschaffen. Ein Kruzifix und Pieta aus der Zeit von 1750/60 stammten aus dem Umkreis von Johann Michael Fischer.
Orgel
Die im Jahre 1609 für die Barfüßerkirche in Augsburg vom Augsburger Orgelbauer Marx Günzer gebaute Orgel ist die derzeit älteste bekannte Orgel im süddeutschen Raum. Dieses Renaissance-Instrument steht seit 1758 hier in Gabelbach. Es wurde nach 150 Jahren der Nutzung in der Barfüßerkirche nach Gabelbach verkauft. Die Translokation bewerkstelligte Johann Andreas Stein. 1998 wurde für dessen Erhalt ein Förderverein gegründet.
Glocken
Der Turm beherbergt vier Glocken. Die älteste und schwerste stammt von 1768. Drei Euphonglocken wurden 1950 von der Erdinger Glockengießerei angeschafft.[6]
Umgebung
Der Pfarrhof von Gabelbach stammt aus dem 17. Jahrhundert und ist ein geschütztes Baudenkmal. Für dessen Erhalt wurde der Gabelbacher Altbürgermeister Hubert Hartmann 2016 mit der bayerischen Denkmalschutzmedaille geehrt.[7]
Literatur
- Michael Petzelt: Denkmäler in Bayern: Schwaben, Oldenbourg, 1986, S. 144
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Benno Constantin Gantner: Johann Michael Fischer (1717-1801): ein Barockbildhauer aus Schwaben. Deutscher Kunstverlag, 2001, ISBN 978-3-422-06349-5 (google.de [abgerufen am 21. Mai 2019]).
- ↑ Jana Tallevi: Die Orgel von Gabelbach hat ihre Stummheit beendet. Abgerufen am 21. Mai 2019.
- ↑ Manuela Bauer: Das Mekka der Orgelfans. Abgerufen am 21. Mai 2019.
- ↑ Martin Klonnek: Augsburg Land: Sehenswürdigkeiten des Landkreises Augsburg. epubli, 2015, ISBN 978-3-7375-3220-4 (google.de [abgerufen am 21. Mai 2019]).
- ↑ Georg Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler: pt.1-5] Bayern: Franken. Niederbayern. Schwaben. München und Oberbayern. Regensberg und die Oberpfalz. Deutscher Kunstverlag, 1989 (google.de [abgerufen am 21. Mai 2019]).
- ↑ Bayerischer Rundfunk Georg Impler: Zwölfuhrläuten: Gabelbach in Schwaben. 9. November 2014 (br.de [abgerufen am 21. Mai 2019]).
- ↑ Hannah Dietrich: Er hilft seit Jahren den Pfarrhof zu erhalten. Abgerufen am 21. Mai 2019.