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Marcel Marceau

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Marcel Marceau (*22. März 1923 in Straßburg/Frankreich) ist ein berühmter Pantomime. Dem Publikum ist er als "Monsieur Bip" vertraut, der tragikomische Clown im Ringelhemd mit dem weiß geschminkten Gesicht, dem zerbeulten Seidenhut und der roten Blume.

Biographie

Marcel Marceau wuchs in Straßburg als Sohn eines jüdischen Metzgers auf. Sein Vater wurde in Auschwitz ermordet. Schon während seiner Jugend fiel er dadurch auf, dass er wenig sprach und seine Eindrücke und Ideen lieber durch Mimik und Gestik ausdrückte. Die großen Stummfilm-Stars wie Charlie Chaplin und Buster Keaton weckten schon früh sein Interesse für die Schauspielbühne die "Kunst der Stille" (L'Art du Silence) zum Beruf zu machen. Der Besuch der Schauspielschule wurde aber durch die Wirren des 2. Weltkriegs zunächst verzögert.

1942 schloß er sich der französischen Widerstandsbewegung an und kämpfte später als Angehöriger der französischen Armee gegen die deutschen Besatzer. Die Kriegserfahrung lehrte ihm wichtige Charakterzüge der Pantomime: Das Leben im Versteck, die erzwungene Stille, die Angst, sich zu verraten. Seine Ur-Szenen spielte Marceau wohl bereits 1944, als er in der Pariser Metro von der Gestapo aufgegriffen wurde. Als ein gesuchter jüdischer Widerstandskämpfer mit falschen Papieren unterdrückte er seine Angst und gab die Rolle des harmlosen Zivilisten. Hier erkannte er den Wert körperlicher Selbstbeherrschung.

1946 begann er seine Ausbildung im Pariser Sarah Bernhardt Theater. Seine Lehrer waren Charles Dullin und Etienne Decroux, der auch Lehrer von Jean-Louis Barrault war. An der Seite von Barrault spielte er auf der Bühne den "Harlekin" in der Pantomime Baptiste nach dem Film "Kinder des Olymp". Die positive Kritik ermutigte ihn, eigene Mimodramen aufzuführen. 1947, im Alter von 24 Jahren, trat Marceau in Paris zum ersten Mal als "Monsieur Bip" auf. In dieser Clown-Rolle, die ihn weltberühmt machte, tourte er über 40 Jahre lang um den Globus.

Die von ihm gegründete Compagnie de Mime Marcel Marceau war einzigartig auf der Welt und führte zahlreiche bekannte Theaterstücke als Mimodramen auf, u.a. Gogols Der Mantel und Tirsa de Molinas Don Juan. Seinen internationalen Durchbruch schaffte er schließlich in Deutschland. 1951 plante er ein viertägiges Gastspiel in Berlin, blieb dann aber zwei Monate. Zu seinen Aufführungen kamen auch Bertolt Brecht und der Kritiker Friedrich Luft, der hinterher schrieb

"Marceau macht eine neue Kunst, das muss man gesehen haben."

Ähnlich erging es ihm 1955 bei seiner ersten Amerika-Tournee. Aus einem zweiwöchigen Gastspiel wurde eine sechsmonatige Erfolgstournee zwischen Broadway und Hollywood. In dieser Zeit lernte er auch seine Idole Charles Laughton, Charlie Chaplin, Buster Keaton, Stan Laurel, Oliver Hardy und die Marx Brothers persönlich kennen. Einige Jahre später wurde er auch durch einige Solo-Auftritte über das Fernsehen bekannt.

Neben seinen Reisen und Fernsehauftritten kümmerte sich Marceau auch um den Nachwuchs. 1978 gründete er mit Hilfe des damaligen Pariser Bürgermeisters Jacques Chirac die kleine Schauspielschule Ecole International de Mimodrame de Paris, Marcel Marceau, in der nicht nur Pantomime, sondern auch Klassischer Tanz, Fechten und Schauspiel ausgebildet wurde. Mit den besten Absolventen formierte er 1993 eine neue Truppe, die Nouvelle Compagnie de Mimodrame.

Erfolg hatte Marceau auch als Maler und Zeichner. Seine Werke wurden u.a. in Deutschland, Frankreich, Japan und in den USA gezeigt. Zudem schrieb er mehrere Bücher, darunter Die Geschichte des Bip und Pimporello, die Geschichte eines alten Straßenmimen und dessen Zuneigung zu einem kleinen verwilderten Mädchen, eine Hommage an Charlie Chaplin's The Kid.

Wirkung

Im Laufe seiner Karriere hat Marceau die Themen und Ausdrucksmöglichkeiten der Pantomome ständig erweitert und seinem Publikum in den berühmten Pantomimes de Styles vorgeführt. Zum Standardreportoire gehören Die Erschaffung der Welt, Das Tribunal, Die Treppe, Im Volksgarten, Der Vogelfänger, Der Gerichtshof, Die Hände - Kampf zwischen Gut und Böse, Jugend, Reife, Alter, Tod und Der Marsch gegen den Wind. Er bezeichnet seine pantomimischen Bilder auch als "Schreie der Stille" und versteht sie als Möglichkeit, die Unbeholfenheit des Menschen auszudrücken.

Marceau beinflusste bis heute zahlreiche Künstler aus allen Genren. Samuel Beckett inspirierte er zum pantomimischen Finale im Endspiel. Der Schauspieler Anthony Hopkins und der Tänzer Rudolf Nurejew beriefen sich auf sein Vorbild. Und Michael Jackson erinnert mit seinem Moonwalk an den von Marceau kreierten "Marsch gegen den Wind".

Noch heute geht der über 80-jährige Pantomime auf Tournee. Selbst in seiner Pariser Schauspielschule gibt er noch Meisterkurse und nimmt sämtliche Premieren ab. Dabei beharrt er auf dem wichtigsten Merkmal seiner Körperkunst:

"Der Filmschauspieler muss vergessen machen, dass er spielt. Der Pantomime darf das nicht, er muss in beständiger Anspannung sein."

Mitgliedschaften

  • Mitglied des Institut de France
  • Mitglied in der Berliner Akademie der Schönen Künste


Auszeichnungen

  • Offizier der französischen Ehrenlegion
  • Commandeur des Arts et des Lettres
  • Träger des französischen Verdienstordens
  • Ehrendoktorwürde mehrerer amerikanischer Universitäten

Literatur