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Bentheim-Tecklenburg

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Wappen der Fürsten zu Bentheim-Tecklenburg
Burg Tecklenburg
Schloss Rheda
Schloss Hohenlimburg bei Hagen, einst Residenz der Grafschaft Limburg
Haus Bosfeld bei Rheda-Wiedenbrück
Fürstliches Mausoleum auf dem Friedhof Rheda

Das Haus Bentheim-Tecklenburg war bis 1919 ein reichsständisches Adelsgeschlecht des westfälischen Uradels.

Die eigenständige Linie der Grafen von Bentheim-Tecklenburg entwickelte sich 1606 nach einer Erbteilung im reichsgräflichen Haus Bentheim. Von den damals entstandenen fünf Nebenlinien existieren heute noch die 1817 in den erblichen preußischen Fürstenstand erhobenen Familien Bentheim-Tecklenburg zu Rheda und Bentheim-Steinfurt zu Burgsteinfurt.

Geschichte

Entstehung in der Frühen Neuzeit

Am Ende des 16. Jahrhunderts besaß das Grafenhaus Bentheim unter dem damaligen Familienoberhaupt Graf Arnold die bedeutenden Reichsgrafschaften Bentheim, Tecklenburg und Steinfurt sowie die politisch wichtige Grafschaft Limburg. Darüber hinaus befanden sich die Herrschaften Rheda, Gronau, Alpen und Linnep sowie umfangreiche Güter, Titel und zahlreiche Rechtsansprüche im Besitz der Familie, darunter auch das prestigeträchtige Amt der Erbvögte von Köln. Das Grafenhaus zählte damals zu den bedeutendsten Familien des Hochadels im Alten Reich und hatte eine große Bedeutung für die Reformation im westdeutschen Raum.

Nach dem Tod von Graf Arnold 1606 wurde der Besitz nach seinem Testament von 1590 unter seinen Söhnen aufgeteilt. Der erstgeborene Adolf von Bentheim, der 1623 verstarb, erhielt die Reichsgrafschaft Tecklenburg sowie die Herrschaft Rheda, während seine nachgeborenen Brüder Arnold Jobst und Wilhelm Heinrich die Regentschaft in den Reichsgrafschaften Bentheim und Steinfurt antraten. Die jüngeren Söhne von Graf Arnold wurden aus der 1592 an Bentheim gefallenen Erbmasse der Mutter Magdalena von Neuenahr-Alpen abgefunden. Graf Konrad Gumprecht erhielt die Grafschaft Limburg und Friedrich Ludolf die Herrschaft Alpen. Durch die von Graf Arnold verfügte Erbteilung wurde der große Territorial- und Güterbesitz des Grafenhauses zersplittert. Dies wirkte sich später ungünstig auf die weitere Entwicklung und politische Bedeutung der Familie aus.

Als Graf Konrad Gumprecht 1618 unerwartet an einer Krankheit starb, ging die Erbfolge in der Grafschaft Limburg an seinen 1617 geborenen Sohn Wilhelm über, der jedoch bereits 1626 verstarb. Die Erbfolge ging auf den Bruder Friedrich Ludolf über. Nach dessen Tode im Jahre 1629 erhielt der 1615 als Sohn von Graf Adolf von Bentheim-Tecklenburg geborene Graf Moritz das Territorium.

Da die Witwe Konrad Gumprechts, Gräfin Johannetta Elisabeth von Nassau-Dillenburg, vom Grafenhaus Bentheim nicht mit dem ihr zugesicherten Witwensitz Linnep, der an die Familie von Isselstein verpachtet war, sowie den im Ehevertrag vereinbarten Finanzmitteln versehen werden konnte, wurde ihr die vormundschaftliche Regentschaft in der Grafschaft Limburg für Graf Moritz von Bentheim-Tecklenburg überlassen. 1638 schlossen Graf Moritz und Gräfin Johannetta einen Vertrag, der ihr die Nutzungsrechte und Regentschaft über die Grafschaft Limburg bis zu ihrem Tod garantierte. Nur so konnten die umfangreichen Ansprüche und Rechte der Gräfinwitwe aus ihrer nur zweijährigen Ehe mit Graf Konrad Gumprecht befriedigt werden.

1633 musste die Witwe Johannetta Elisabeth eine dreijährige Besetzung der Grafschaft und Schlossanlage Limburg durch kaiserliche Truppen unter dem Generalwachtmeister Lothar Dietrich von Bönninghausen ertragen. Nur durch das Eingreifen des Grafen Johann Ludwig von Nassau-Hadamar, Bruder der Gräfin Johannetta Elisabeth und Gesandter am kaiserlichen Hof sowie bei den Friedensverhandlungen in Münster, konnte die Grafschaft für das Haus Bentheim-Tecklenburg vor den Ansprüchen des brandenburgischen Kurfürstenhauses gerettet werden.

18. Jahrhundert

Die Entwicklung des Grafenhauses Bentheim-Tecklenburg wurde seit dem 17. Jahrhundert von finanziellen Problemen beeinträchtigt. Hauptursache waren die Auswirkungen des Dreißigjährigen Krieges. Hohe Kontributionszahlungen lasteten auf den Einwohnern der Territorien des Grafenhauses. Die Wirtschaft lag am Boden, das Steueraufkommen und die Einnahmen wurden immer geringer.

Hinzu kamen territoriale Streitigkeiten. Um die Grafschaften Limburg und Tecklenburg kam es seit Mitte des 17. Jahrhunderts zu häufigen Auseinandersetzungen mit den Kurfürsten von Brandenburg-Preußen.

Seit 1577 befand sich die Grafschaft Tecklenburg im Zentrum eines Erbfolgestreites mit dem Haus Solms-Braunfels. Dieser eskalierte, als preußische und solms-braunfelsische Truppen gegen Ende des 17. Jahrhunderts die Grafschaft besetzten. Die Grafen von Solms verkauften anschließend das Territorium an Preußen.

1729 erreichte Graf Moritz Casimir I. im Berliner Vergleich die volle Landeshoheit gegenüber Preußen. Dafür musste er eine hohe Geldzahlung leisten und auf alle Ansprüche auf die seit 1702 in preußischem Besitz befindliche Grafschaft Tecklenburg verzichten.

1756 wurde die Hauptresidenz von Schloss Hohenlimburg aus Gründen der Kostenersparnis nach Rheda verlegt. Während des Siebenjährigen Krieges wurde das Schloss Rheda zu einer Residenz im Stil des Rokoko umgebaut. Im Jahr 1780 kam ein Hoftheater hinzu, das die bereits auf Schloss Hohenlimburg vorhandene Hofkapelle mit Musicus ergänzte.

19. Jahrhundert

Die Landesherrschaft der Grafen von Bentheim-Tecklenburg wurde nach dem Untergang des Alten Reichs durch die napoleonischen Gebietsteilungen beschnitten. 1808 wurden die Herrschaft Rheda und die Grafschaft Limburg dem neugeschaffenen Ruhrdepartement im Großherzogtum Berg zugeschlagen. 1854 erhielten die Fürsten von Bentheim-Tecklenburg-Rheda einen erblichen Sitz im Preußischen Herrenhaus.

Stammwappen der Grafen zu Bentheim

Wappen

Das Stammwappen zeigt in Rot 17 ganze und zwei halbe (4:[½ 3 ½]:4:3:2:1) goldene Münzen. Auf dem Helm mit rot-goldenen Decken ein wie der Schild bezeichneter rot gekleideter Mohrenrumpf mit goldenem Kragen und gold gestulpter roter Spitzmütze mit goldener Quaste.[1]

Die Grafen von Bentheim-Tecklenburg (1562-1817)

Die Grafen zu Bentheim Tecklenburg-Rheda

  • Moritz Kasimir Karl Christian Friedrich Alexander (1798-1877)
  • Richard Friedrich Julius Ludwig Moritz (1840-1921)
  • Karl Albert Moritz (1881-1967)
  • Peter Moritz Kasimir Hellmuth (Peter_zu_Bentheim-Tecklenburg-Rheda) (1916-1987)
  • Christian Moritz Casimir (1958-)

Die Fürsten zu Bentheim-Tecklenburg

Familienoberhäupter ab 1919

Das Wappen der früheren Reichsgrafen und Fürsten von Bentheim-Tecklenburg zu Rheda an der Neuen Mühle ist ein Gütersloher Baudenkmal.

Siehe auch

Literatur

  • Günter Aders: Urkunden und Akten der Neuenahrer Herrschaften und Besitzungen Alpen, Bedburg, Hackenbroich, Helpenstein, Linnep, Wevelinghoven und Wülfrath sowie der Erbvogtei Köln. Bonn 1977.
  • Carl Heiner Beusch: Westfälische Standesherren. Die Fürsten von Bentheim-Tecklenburg im 19. Jahrhundert. In: Westfälische Zeitschrift. 145 (1995), S. 257–330.
  • Harm Klueting: Politik, Wirtschaft und Gesellschaft in der Grafschaft Limburg [Ausstellungskatalog der Dresdner Bank AG], Hagen 1980.
  • Harm Klueting: Daß sie ein Abspliß von der Grafschaft Mark ist, daran ist kein Zweifel. Die Grafschaft Limburg vom 13. bis zum 19. Jahrhundert. In: Jahrburch des Vereins für Orts- und Heimatkunde in der Grafschaft Mark. 93/93 (1995), S. 63–126.
  • Edeltraud Klueting: Das (freiweltliche) adelige Damenstift Elsey. Geschichte, Verfassung und Grundherrschaft in Spätmittelalter und Frühneuzeit. Altena 1980 [= Altenaer Beiträge 14].
  • Harm Klueting: Ständewesen und Ständevertretungen in der westfälischen Grafschaft Limburg im 17. und 18. Jahrhundert. Ein Beitrag zur territorialen Verfassungsgeschichte Deutschlands in der Frühneuzeit. In: Beiträge zur Geschichte Dortmunds und der Grafschaft Mark. 70 (1976), S. 109–201.
  • Stephanie Marra: Allianzen des Adels. Dynastisches Handeln im Grafenhaus Bentheim im 16. und 17. Jahrhundert. Köln/Weimar/Wien 2007.
  • Stephanie Marra: Tod auf der Kirchmeß. Präsenz und Renitenz militärischer Truppen in der Grafschaft Limburg 1633–1636. In: Dietrich Thier (Hrsg.): Das Amt Wetter im Dreißigjährigen Krieg. Wetter 1998, S. 135–146.
  • Stephanie Marra: Gräfin Johannetta Elisabeth von Bentheim (1592–1654). Witwenherrschaft und Vormundschaftsregierung im Dreißigjährigen Krieg. In: Martina Schattkowsky (Hrsg.): Witwenschaft in der Frühen Neuzeit. Fürstliche und adlige Witwen zwischen Fremd- und Selbstbestimmung. Leipzig 2003 [= Schriften zur Sächsischen Geschichte und Volkskunde 6], S. 227–248.
  • Stephanie Marra: Verzeichnuß von etliche Kleider Undt gezeugh. Die Inventare des Grafen Conrad Gumprecht zu Bentheim-Tecklenburg 1609/10. In: Hagener Jahrbuch. 3. 1998, S. 182–190.
  • Rudolf Rübel: Graf Arnold von Bentheim-Steinfurt (1554–1608). In: Westfälische Lebensbilder 9, Münster 1962, S. 18–33.
  • Hermann Schaub: Die Herrschaft Rheda und ihre Residenzstadt. Von den Anfängen bis zum Ende des Alten Reiches. Gütersloh 2006 [= Veröffentlichungen aus dem Kreisarchiv Gütersloh, 10].
  • Peter Veddeler: Das Testament des Grafen Arnold von Bentheim vom Jahre 1591. In: Das Bentheimer Land 76 (1973), S. 71–88.
  • Moritz von Bentheim-Tecklenburg-Rheda: Sagen und Bilder, Dichtungen. Stahel, Würzburg 1853 (Digitalisat).

Einzelnachweise

  1. Einen umfassenden Überblick zur Geschichte des Wappens bietet: Peter Veddeler: Die „Bentheimer Pfennige“. Das Wappen der westfälischen Grafen von Bentheim. In: Westfalen – Hefte für Geschichte, Kunst und Volkskunde. Band 89. Aschendorff Verlag, 2011, ISSN 0043-4337, S. 105–183.