Gommern
Wappen | Karte |
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Wappen von Gommern | Datei:Gommern-pt.png |
Basisdaten | |
Bundesland: | Sachsen-Anhalt |
Landkreis: | Jerichower Land |
Geografische Lage: | Vorlage:Koordinate Text Artikel |
Höhe: | 54 m ü. NN |
Fläche: | 139,89 km² |
Einwohner: | 11.303 (30. Juni 2005) |
Bevölkerungsdichte: | 81 Einwohner je km² |
Postleitzahl: | 39245 |
Telefonvorwahl: | 039200 |
Kfz-Kennzeichen: | JL |
Gemeindeschlüssel: | 15 3 58 017 |
Adresse der Stadtverwaltung: | Platz des Friedens 10 39245 Gommern |
Webseite: | www.gommern.de |
Bürgermeister: | Wolfgang Rauls (FDP) |
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Gommern ist eine über 1050 Jahre alte Kleinstadt im Südwesten des Landkreises Jerichower Land.
Geografie
Gommern liegt am Fluss Ehle, und hier kreuzen sich die Bundesstraßen 184 (Magdeburg - Dessau) und 246a (Schönebeck - Möckern). Daneben liegt die Stadt an der Bahnlinie Magdeburg - Dessau. Südöstlich erstreckt sich ein ausgedehntes Waldgebiet, in dem sich an der Straße nach Schönebeck ein größeres Naherholungsgebiet befindet. Die Landeshauptstadt Magdeburg ist 16 Kilometer, die Kreisstadt Burg 31 Kilometer entfernt.
Geschichte
In der Stiftungsurkunde für das Bistum Brandenburg aus dem Jahre 948 wird Gommern mit seiner damaligen Ortsbezeichnung Guntmiri erstmalig offiziell erwähnt. Es hatte zu dieser Zeit die Stellung eines Burgwards und wurde als solches 965 durch Otto I. dem Moritzkloster in Magdeburg geschenkt. Im 12. Jahrhundert kam Gommern unter die Herrschaft von Albrecht dem Bären und so zum Herzogtum Sachsen. Damit bildete es eine Enklave im magdeburgisch-brandenburgischen Einflussbereich. Von 1283 bis 1308 musste Gommern an das Erzbistum Magdeburg und von 1418 bis 1539 an die Stadt Magdeburg verpfändet werden. Aus dem Burgward entwickelte sich im 12. Jahrhundert eine dörfliche Siedlung entlang einer Straße zu Füßen der Burg. 1192 wird bereits eine „Stadt“kirche erwähnt. 1275 begannen die Askanier mit dem Bau einer befestigten Burg.
Mit der Bildung der sächsischen Kreise im 16. Jahrhundert kam Gommern als Amtsbezirk, zu dem 16 weitere Orte im Umkreis gehörten, zum Kreis Belzig. Zu dieser Zeit hatte es der Ort schon zu einem gewissen Wohlstand durch die Ausbeutung der im Süden gelegenen Steinbrüche gebracht. 1578 brach Kurfürst August von Sachsen die Reste der inzwischen verfallenen Burg ab und errichtete aus dem Baumaterial des ebenfalls abgebrochenen Klosters Plötzky ein Renaissanceschloss. 1607 kamen fast 20 Prozent der Einwohner durch die Pest ums Leben. Im Dreißigjährigen Krieg wurde Gommern zu großen Teilen hauptsächlich durch die kaiserlichen Truppen unter Pappenheim zerstört, jedoch begann schon 1635 der Wiederaufbau. Für die zur Wiederbelebung des Ortes durch den sächsischen Kurfürsten Johann Georg II. angeworbenen Handwerker wurde mit der Georgsstadt eine neue Siedlung errichtet. Im Jahre 1666 erhielt Gommern das Marktrecht, erlangte dadurch den Status eines Marktfleckens, und am Ende des 17. Jahrhunderts war die Einwohnerzahl wieder auf 600 angewachsen. 1713 wurde das Stadtrecht verliehen und 1742 erhielt Gommern vom Kurfürsten ein Apotheken-Privileg.
Als nach dem Sieg Napoleons über Preußen dessen westelbischen Gebiete in das Königreich Westfalen unter dem Bruder Napoleons Jerome umgewandelt wurde, überließ das mit den Franzosen verbündete Sachsen am 9. April 1808 das Amt Gommern an Jerome. Aus dem Amt wurde ein Kanton und die Stadt Kantonshauptstadt. Es war das einzigste Gebiet in französischer Hand östlich der Elbe. Mit der Eroberung Gommerns durch preußische Truppen am 30. April 1813 endete das französische Intermezzo und auch die Zugehörigkeit zu Sachsen, mit der preußischen Kreisreform 1818 wurde das ehemalige Amt Gommern dem Kreis Jerichow I mit der Kreisstadt Burg zugeordnet.
Mit dem Ausbau der Chaussee Magdeburg - Dessau und der Eröffnung der parallelen Eisenbahnlinie 1874 geriet Gommern in eine verkehrsgünstige Lage. Schon zum Ende des 18. Jahrhunderts hatte es eine bescheidene industrielle Infrastruktur mit Webereien, Brauereien und einer Tabakfabrik gegeben. Mit dem wirtschaftlichen Aufschwung in Deutschland im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts siedelten sich auch in Gommern mit einer Kartonagenfabrik, einer Zuckerfabrik, einer Schuhfabrikation und mehreren Mühlenwerken neue Betriebe an. Daneben wurde Gommern auch ein wichtiges Handelszentrum für Holz und Getreide. Die schon seit längeren Zeiten betriebenen Steinbrüche südlich der Stadt wurden in noch größerem Maße ausgebeutet. Dazu wurde 1890 eine Kleinbahnstrecke nach Pretzien eingerichtet. Mit 800 Beschäftigten wurden die Steinbrüche zum größten Arbeitgeber der Region. Allerdings blieben soziale Konflikte nicht aus, es kam in den Jahren zwischen 1890 und 1911 mehrfach zu Streiks der Steinbrucharbeiter. Bei den Reichstagswahlen von 1903 stimmten 25 Prozent der Gommeraner Wahlberechtigten für den sozialdemokratischen Kandidaten. 1899 wurde in dem nahegelegen Waldgebiet die Heilstätte Vogelsang errichtet, in der zunächst tuberkulosekranke Frauen behandelt wurden. Sie wurde während der Bombenangriffe auf Magdeburg im Jahre 1944 größtenteils zerstört. In der Zeit der Gründerjahre wandelt sich das Stadtbild durch den Neubau repräsentativer Bürgerhäuser erheblich.
Nach dem 2. Weltkrieg wurde die Zuckerfabrik als sowjetisches Reparationsgut demontiert. 1952 wurde die Stadt im Zuge der DDR-Gebietsreform in den neu geschaffenen Kreis Burg eingegliedert. Nachdem in der Altmark Erdöl und Erdgas entdeckt wurden, konnte auch Gommern davon profitieren, denn 1962 richtete man hier ein Werk für Erdöl- und Erdgaserkundung ein, in dem bis zu 2.100 Menschen Beschäftigung fanden. Es entstanden über 700 neue Wohnungen. Gleichzeitig wurden die Steinbrüche stillgelegt und in ein Naherholungsgebiet umgewandelt.
Die deutsche Wiedervereinigung brachte tiefe Einschnitte in die industrielle Struktur Gommerns. Das Erdöl-Erdgas-Werk musste seinen Betrieb einstellen und auf seinem weiten Industriegelände entstand ein Gewerbegebiet mit mehreren Kleinbetrieben. Infolge der erneuten Gebietsreform kam Gommern in den Landkreis Jerichower Land. Durch die Eingemeindung zahlreicher benachbarter Dörfer (siehe Abschnitt „Kommunalpolitik“) erhöhte sich die Einwohnerzahl um fast 78 Prozent.
Einwohnerentwicklung
Kommunalpolitik
Der am 9. Oktober 2005 gewählte Stadtrat setzt sich aus 28 Mitgliedern und dem Bürgermeister zusammen (SPD 33,7%, FDP 24,0%, CDU 23,5%, FWGL 9,4% und PDS 9,3%)
Am 1. Januar 2005 wurden folgende Orte in die Stadt eingemeindet
Sehenswürdigkeiten
Evangelische St.-Trinitatis-Kirche

Erstmals wird 1192 eine Kirche in Gommern erwähnt. Nach alten Mauerresten zu urteilen, hat es sich wohl um eine aus Bruchsteinen errichtete dreischiffige Basilika im romanischen Baustil gehandelt. Dieser erster Kirchenbau wurde im Dreißigjährigen Krieg zerstört. Der Wiederaufbau begann 1692 und dauerte fast zehn Jahre. Es entstand ein langgestreckter nach Osten gerade geschlossener Saalbau mit Spitzbogenfenstern. Erst 1714 wurde der quadratische Westturm angefügt, der mit einer achteckig geschweiften Haube und einer Laterne ausgestattet ist. Von 1894 bis 1897 fanden umfangreiche Umbauten statt. Es wurden zwei spitzhelmige Seitentürmchen, eine vieleckige Apsis, ein Sakristeibau im Süden und neugotische Giebelaufsätze angefügt. Auch im Inneren wurden Veränderungen vorgenommen. Das Decke des Kirchenschiffs erhielt ein Holztonnengewölbe, der Chorraum wurde rippengewölbt gestaltet, und es wurde eine Empore eingebaut. Die Quedlinburger Kunstglaserei Ferdinand Müller fertigte drei Farbglasfenster an, in denen Christus und die Apostel Petrus und Paulus abgebildet sind. Ältestes Inventarstück ist die aufwändige aus Holz geschnitzte Kanzel, die im Jahre 1713 geschaffen wurde. Ebenfalls aus der Zeit des Barock stammt ein König David mit der Bundeslade darstellendes Gemälde. Die Orgel wurde 1881 von der Firma Nickol aus Dessau eingebaut, jedoch schon 1912 von dem Orgelbauer Ernst Röver aus Hausneindorf umgebaut. Zum Geläut gehört eine 1595 vom Magdeburger Heinrich Borstelmann gegossene Bronzeglocke.
Wasserburg

Auf einem künstlich angelegten Hügel bestand schon im 10. Jahrhundert eine slawische Wallburg. Um die deutsche Landnahme zu sichern, wurde ab 948 an ihrer Stelle eine neue Burganlage bestehend aus Vor- und Oberburg, mit Wällen und doppelten Wassergräben errichtet. Der heute noch vorhandene freistehende Bergfried erhielt drei Meter starke Mauern, wurde 23 Meter hoch und hat einen Durchmesser von zehn Metern. 1578 ließ der sächsische Kurfürst August große Teile der Burg abreißen und beauftragte den Baumeister Paul Buchner mit dem Umbau zu einem Jagdschloss. Dabei wurden Quarzitbruchsteine aus den nahe gelegenen Steinbrüchen und Material aus dem abgetragenen Kloster Plötzky verwendet. In den Bergfried wurde eine Wendeltreppe eingebaut, und er erhielt eine so genannte welsche Haube. Ab 1853 wurde die Burg für hundert Jahre als Haftanstalt, danach als Sozialheim und von 1969 bis 1989 zur Berufsausbildung genutzt. 1990 erfolgte die Privatisierung und Umwandlung in einen Hotel- und Gaststättenbetrieb, der jedoch nach zehn Jahren wieder aufgegeben wurde. Seit dem ist die Burg bis auf einen Raum für Trauungen ungenutzt.
siehe auch
Bedeutende Persönlichkeiten
- Samuel Hahnemann (1755 - 1843), Arzt und Begründer der Homöopathie, von 1782 -1785 Physikus im Amt Gommern
- Karljosef Schattner (* 24. August 1924 in Gommern), Architekt
- Dr. Oskar Schuster (1900 - 1974), Arzt
- Klaus Petersen, Ehrenbürger, ehemaliger Bürgermeister von Gommern
Literatur zur Geschichte
- Schwineköper, B: Provinz Sachsen Anhalt. In: Handbuch der historischen Stätten Deutschlands. Band 11. Kröner Verlag Stuttgart 1987. ISBN 352031402-9
Weblinks
- Linkkatalog zum Thema Gommern bei odp.org (ehemals DMOZ)