Egoismus
Egoismus (frz. égoïsme, zu lat. ego = ich) bedeutet "Eigennützigkeit". Das Duden Fremdwörterbuch beschreibt Egoismus als "Ich-Bezogenheit", "Ich-Sucht", "Selbstsucht", "Eigenliebe". Egoismen (Plural) sind demnach selbstsüchtige Handlungsweisen.
"Egoismus" wird meistens negativ als Synonym für rücksichtsloses Verhalten verwendet. Er beschreibt dann die Haltung, ausschließlich persönliche Interessen zu verfolgen ohne Rücksichtnahme auf die Belange oder sogar zu Lasten anderer. Egoismus wird in diesem Zusammenhang als Gegenteil von Altruismus und Solidarität kritisiert.
Umgekehrt existiert die Auffassung, dass Altruismus erst durch das Erlangen des eigenen Wohls möglich ist, etwa so wie der Eigenschutz die erste Maßnahme der Ersten Hilfe ist.
Die häufige Verwendung in einem negativen Kontext macht die Unterscheidung zu einem "gesunden" (ethischen) Egoismus notwendig. Auch in der Psychologie kommt dem Egoismusbegriff nicht die ihm oft unterstellte negative Bedeutung zu.
Unter dem Begriff "Reziproker Altruismus" wird versucht, das Zusammenspiel zwischen egoistischem Verhalten und Altruismus zu erörtern, wobei davon ausgegangen wird, dass egoistisches Verhalten altruistisch sein kann.
Versuch einer Definition
Egoismus ist ein heftig umstrittenes Phänomen, da er von unterschiedlichen Menschen und Gruppen unterschiedlich verstanden, bewertet oder definiert wird. Oft wird er auch interessengeleitet instrumentalisiert, um bestimmte Zwecke zu erreichen: z.B. Legitimation von Macht oder auch zur Diffamierung Anderer. Deshalb ist es sinnvoll den Begriff mit Attributen näher zu bestimmen. Es können daher mindestens vier Formen des Egoismus unterschieden werden. Ein Versuch der Typisierung könnte so aussehen: dem subjektiven Ansatz folgend, unterscheidet man zwischen Egoismus im engeren Sinne und Egoismus im weiteren Sinne, nach dem objektiven Ansatz ist der positive vom negativen Egoismus zu trennen.
Egoismus im weiteren Sinne:
Im weitesten Sinne wird hiernach jedes menschliche Verhalten als egoistisch eingestuft, denn jedem bewussten Tun liegt eine individuelle Abwägung des Nutzens der Tat zugrunde. Somit kann im weitesten Sinne selbst altruistisches Verhalten unter den Egoismusbegriff subsumiert werden, denn der altruistisch Handelnde bewertet subjektiv sein Handeln als vorteilhaft.
Egoismus im engeren Sinne:
Im engeren Sinne ist ein Verhalten dann als egoistisch einzustufen, wenn der Handelnde bewusst einen Nachteil für einen Anderen in Kauf nimmt und alleine auf seinen eigenen Vorteil bedacht ist. Fehlt das Bewusstsein um den Nachteil des Anderen als Folge des eigenen Tuns oder auch Unterlassens, kann nicht mehr von Egoismus im engeren Sinne gesprochen werden, sondern von Egozentrismus. (Unter dem Wikipedia-Lemma "Egozentrismus" ist Egoismus als "reflektierte Selbstverliebtheit" definiert.) Dieser Egoismusbegriff ist daher negativ belegt und wird oft im Rahmen moralischer Vorwürfe benutzt.
Positiver Egoismus:
Beim objektiven Ansatz werden die Folgen menschlichen Handelns bewertet, weil man davon ausgeht, dass die wahren Intentionen menschlichen Tuns nur schwer oder gar nicht ermittelbar sind. Von positivem Egoismus spricht man daher, wenn die Konsequenzen selbstbezogenen Denkens und Verhaltens objektiv einen allgemeinen Nutzen haben. Insbesondere dem Wettbewerbsgedanken liegt diese positive Auffassung von Egoismus zugrunde. Dieser Egoismus beschreibt die dynamisierenden, wohlstands- und damit allgemeinwohlfördernden Auswirkungen selbstbezogenen Denkens.
Negativer Egoismus:
Hierunter werden Formen selbstbezogenen Denkens subsumiert, insofern dessen Folgen dem allgemeinen Wohl abträglich sind. Soziale Disparitäten, Rücksichtslosigkeit, Krieg und humanitäre Katastrophen sind objektiv erfassbare mögliche Folgen dieses Egoismusverständnisses.
Kritik
Des öfteren wird Egoismus mit dem Begriff Ellenbogenmentalität reflektiert, um ein rücksichtloses Verhalten von Einzelnen und Gruppen um ihre Interessen anzuprangern. Im Mittelpunkt der Auseinandersetzung steht dabei die Frage, ob rücksichtsloses Verhalten durch soziale Regulierung verhindert werden kann. Diesbezüglich gehen die Meinungen - je nach (polit-ökonomischer) Weltanschauung - stark auseinander: Während die einen Regulierung befürworten, weil sie die Meinung vertreten, dass Egoismus per se zu rücksichtslosem Verhalten führe, vertreten andere die gegenteilige Meinung: Ihrer Ansicht nach entsteht Rücksichtslosigkeit erst durch Regulierung, denn diese führe zu einer Verminderung natürlicher sozialer Kompetenzen.
Weblinks
- Eintrag in Edward N. Zalta (Hrsg.): Stanford Encyclopedia of Philosophy.
- "Egoismus" von John Beverley Robinson