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Arbeitserziehungslager Farge

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Das Arbeitserziehungslager Farge (kurz AEL Farge) war in der Zeit des Nationalsozialismus eines der ersten und größten Arbeitserziehungslager in Niedersachsen. Es wurde von der Gestapo Bremen geführt und befand sich an zwei wechselnden Standorten im Grenzgebiet der damaligen Gemeinden Neuenkirchen und Rekum. Heute befinden sich diese beiden ehemaligen AEL-Standorte in den Bundesländern Niedersachsen und Bremen. Das AEL Farge existierte von 1940 bis 1945.

Es gehörte zu den insgesamt sieben nationalsozialistischen Lagern in der Region Farge/Rekum und Neuenkirchen/Schwanewede, die der Unterbringung von Bau- und Wachpersonal, freiwilligen Arbeitskräften sowie zur Zwangsarbeit gezwungenen Menschen (Kriegsgefangene, Häftlinge und Zwangsarbeiter) für mehrere militärische Groß-Bauvorhaben dienten.

Bezeichnung und Lage

Das AEL Farge wurde nach der damals noch eigenständigen Gemeinde Farge benannt, zu der seit 1923 auch Rekum gehörte und die seit 1932 zum Landkreis Osterholz gehörte. Tatsächlich befand sich das AEL Farge jedoch zunächst von 1940 bis 1943 in der Neuenkirchener Heide auf Neuenkirchener Gemeindegebiet, und danach von 1943 bis 1945 an einem benachbarten Standort in der Rekumer Heide auf Rekumer Gemeindegebiet. Heute gehören Farge und Rekum zu Bremen und sind jeweils Ortsteile von Blumenthal, während die Ortschaft Neuenkirchen zur niedersächsischen Gemeinde Schwanewede gehört.

Nicht zu verwechseln ist das AEL Farge mit dem KZ Farge (einem Außenlager des KZ Neuengamme), dem Marinegemeinschaftslager I (in dem Soldaten der Marineersatzabteilung untergebracht waren) und dem Marinegemeinschaftslager II (in dem unter anderem Arbeiter der Organisation Todt und Personal der Marinebauabteilung untergebracht waren).[1] Die Häftlinge wurden primär zum Bau des U-Boot-Bunkers Valentin eingesetzt. Auf Grund des Umfanges dieses Bauvorhabens gab es in der Region Farge/Rekum und Neuenkirchen/Schwanewede eine Konzentration an Lagern und Zwangsarbeitern jeder Herkunft.

Geschichte

Zwischen Oktober 1940 und Juli 1943 wurden einige Baracken des Marinelagers II eingezäunt und von der Bremer Gestapo zum Arbeitserziehungslager umfunktioniert. 1943 wurde das AEL dann an einen eigenen Standort am Südwestrand des Marinetanklagers verlegt. Das Lager fasste etwa 600 Häftlinge und galt als das härteste aller örtlichen Lager. Mindestens 150 Häftlinge sollen durch die menschenverachtenden Arbeits- und Lebensbedingungen ums Leben gekommen sein.

Im April 1943 wurden einige Baracken an die Marine abgegeben, die dort eine Kompanie der 25. Marineersatzabteilung unterbrachte. Die Gebäude (Baracken) des AEL Farge wurden am 1. August 1945 vom Bauamt Bremen-Lesum übernommen[2] und bis in die 1960er Jahre als Notunterkünfte für wohnungslose Menschen genutzt.

Auf dem ehemaligen Lagergelände befindet sich heute eine Gedenkstätte, der Dokumentations- und Lernort Baracke Wilhelmine.[3]

Namentlich bekannte Häftlinge

Literatur

  • Andrea Tech: Arbeitserziehungslager in Nordwestdeutschland 1940–1945. (= Bergen-Belsen-Schriften, Band 6). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2003, ISBN 3-525-35134-8, S. 119, 135, 276 (zugleich Dissertation, Universität Hannover 1998).
  • Wolfgang Benz, Barbara Distel (Hrsg.): Der Ort des Terrors. Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager. Band 9: Arbeitserziehungslager, Ghettos, Jugendschutzlager, Polizeihaftlager, Sonderlager, Zigeunerlager, Zwangsarbeiterlager. C.H. Beck, München 2009, ISBN 978-3-406-57238-8.
  • Jan-Friedrich Heinemann, Ingo Hensing, Karin Puzicha, Klaus Schilder und Klaus-Peter Zyweck. Der U-Boot-Bunker 'Valentin'. Beitrag zum Schülerwettbewerb „Deutsche Geschichte“ um den Preis des Bundespräsidenten. Typoskript. Schulzentrum Lehmhorster Straße Blumenthal 1983. S.21–22. Projekt Nr. 1983-0395, 4. Preis der Körber-Stiftung
  • Inge Marßolek, Rene Ott. Bremen im 3. Reich. Anpassung-Widerstand-Verfolgung. Unter Mitarbeit von Peter Brandt, Hartmut Müller und Hans-Josef Steinberg. Carl Schünemann Verlag Bremen. 1986. ISBN 3-7961-1765-1
  • Barbara Johr und Hartmut Roder. Der Bunker. Ein Beispiel nationalsozialistischen Wahns Bremen-Farge 1943–45. Edition Temmen Bremen 1989. ISBN 3-926958-24-3
  • Eva Determann. Zwangsarbeit in Bremen- ein Überblick. In: Verein Walerjan Wrobel Zwangsarbeit e.V.(Hg.) Vergessene Opfer. Kleine Schriften des Staatsarchivs Bremen Heft 40, 2007. ISBN 978-3-925729-54-6

Einzelnachweise

  1. Arbeiterlager bei den Tanklagern in Bremen-Farge & Schwanewede. relikte.com, abgerufen am 28. August 2012.
  2. Staatsarchiv Bremen, Sign 4,64/6-235 Bl.630/2
  3. Website des Dokumentations- und Lernorts Baracke Wilhelmine.
  4. Denkort Bunker Valentin: Biografien. Antonio Karl-Heinz Thermer. Abgerufen am 17. Oktober 2018.

Koordinaten: 53° 12′ 57,5″ N, 8° 31′ 42″ O