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Banū Quraiza

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Die Banu Quraiza, بنو قريظة, waren zur Zeit Mohammeds einer der drei jüdischen Stämme von Yathrib. Sie wurden unter der Aufsicht Mohammeds vernichtet, indem von den Muslimen alle Männer hingerichtet und die Frauen und Kinder versklavt wurden.

Wie die Banu Qainuqa und Banu Nadir waren sie arabischsprachige Juden, die ihren Ursprung auf Einwanderer aus Judäa bzw. Palästina zurückführten.

Der islamischen Historiographie und Traditionsliteratur (hadith) zufolge erhielt Mohammed eine Offenbarung gegen die Banu Quraiza zu kämpfen. Gegen die Muslime war angeblich ein Komplott durch die umgebenden polytheistischen und jüdischen Stämme geplant, die zugleich aber auch Friedensverträge mit den Muslimen geschlossen hatten. Dieses Stigma brachte sie in Zusammenhang mit den im Koran erwähnten "Heuchlern".

Nachdem bereits 624 die Qainuqa' unter dem Vorwurf, mit Mekka zu paktieren, enteignet und nach kurzen Kämpfen nach Syrien abgezogen waren, mussten 625 auch die Nadir, die vor der muslimischen Niederlage bei Uhud mit den Mekkanern konspiriert hatten, Medina verlassen und sich in Khaibar neuansiedeln.

Während des "Grabenkrieges" dann hatten sich schließlich die Quraiza im Bündnis mit Mekka und Khaibar (Nadir) im Rücken der Muslime Medinas erhoben. Die Quraiza verbündeten sich auch mit Ibn Ubayys muslimischer Opposition gegen Mohammed, die bereits für das Uhud-Debakel verantwortlich waren, wurden aber von diesen Verrätern im entscheidenden Moment im Stich gelassen. Es wurde behauptet, sie bereiteten einen Krieg gegen die Muslime und ihren Propheten Mohammed vor (627), dessen Ziel die totale Vernichtung des Propheten Mohammed und seiner Anhänger wäre. Rathmann sprach von einer "zweiten Front" - dieser angebliche Plan wurde durch Abschlachten der jüdischen Männer vereitelt:

Nachdem der Krieg angefangen hatte, erkannten die Muslime die Möglichkeit, den Krieg schnell zu beenden. Sie waren in der Schlacht strategisch im Vorteil, so dass sie die kampffähigen Männer der feindlichen Stämme, unter diesen auch die Banu Quraiza, festnahmen und töteten, um einer weiteren Gefährdung ihrer eigenen Existenz durch die feindliche Übermacht zu entkommen. Die Frauen, Töchter und Söhne der besiegten Stämme wurden in Gewahrsam genommen. Sie wurden versklavt, was als eine Art der Haft galt, da es zur Zeit des Propheten Mohammed keine Gefängnisse gab. Die Sklaven bekamen einen Arbeitslohn und konnten sich irgendwann von ihren Besitzern frei kaufen. Der Prophet Mohammed selbst nahm eine Frau von den Banu Quraiza mit ihrer Erlaubnis auf. Außerdem gingen Grund und Boden der Banu Quraiza nach der Schlacht in den Besitz der Muslime über, ihr Besitz wurde verteilt.

Sir William Muir beschreibt in "The Life of Mohammed" die Szenerie folgendermaßen: "In der Nacht wurden quer über den Marktplatz der Stadt Gräben ausgehoben, groß genug, um die Leichen der Männer [des Stammes der Banu Quraiza] aufzunehmen. Am Morgen befahl Mohammed, der selber zu den Zuschauern der Tragödie gehörte, dass die männlichen Gefangenen in Gruppen von jeweils fünf oder sechs herbeigeführt werden sollten. Jede Gruppe hieß man dann in einer Reihe am Rande des Grabens niedersitzen, der bestimmt war, ihr Grab zu werden; dort wurden sie enthauptet und die Leichen hinabgestoßen. Die Schlächterei, die am Morgen begonnen hatte, dauerte den ganzen Tag und wurde bei Fackelschein bis in den Abend fortgesetzt. Nachdem er so den Marktplatz mit dem Blut von sieben- oder achthundert Opfern getränkt und den Befehl erteilt hatte, die Erde über den Leichen zu glätten, ließ Mohammed das furchtbare Schauspiel hinter sich, um bei den Reizen Rihanas Trost zu finden, deren Ehemann und männliche Verwandte alle gerade in dem Massaker umgekommen waren."

628 schließlich wurden die mit Nomadenstämmen gegen Mohammed verbündeten Nadir von den Muslimen auch aus Khaibar vertrieben. Der Fall von Khaibar bedeutete das Ende des politischen Einflusses jüdischer Stämme auf der Arabischen Halbinsel.

Literatur

  • Lothar Rathmann: Geschichte der Araber - von den Anfängen bis zur Gegenwart. Band 1 - Voraussetzung, Blüte und Verfall des arabisch-islamischen Feudalreiches. Berlin 1975