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Agfa Box

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Die Agfa Box ist eine Serie einfacher Mittelformatkameras für Rollfilme, meist im Format 6×9 cm². Sie wurde zwischen 1930 und 1958 (bzw. 1965, wenn man die Clack dazu zählt) von der Firma Agfa Gevaert in verschiedenen Varianten produziert.

Agfa Box; Synchro-Box (Box 600) (1949-58)

Die Agfa Box verfügt über ein Meniskusobjektiv, einen mechanischen Verschluss mit fester Belichtungszeit und Dauerbelichtung, ein oder zwei Blendenstufen und einen Gelbfilter. Das letzte Modell, die Synchro-Box oder auch Box 600 besaß außerdem einen Kontakt zur Auslösung eines Magnesiumblitzes.

Vorkriegszeit

Vorgeschichte

Die erste Box-Kameras hat Kodak beginnend mit dem Modell 1 von 1888 auf den Markt gebracht. Das Unternehmen war im weiteren Verlauf auch in Deutschland sehr aktiv, wo man aber nicht über die bestehenden Fotohändler verkaufte, sondern eine eigene Verkaufskette aufbaute. Kodak stand zunächst praktisch konkurrenzlos dar, weil es den deutschen Herstellern nicht gelang, den erforderlichen Rollfilm herzustellen. Nach dem Ersten Weltkrieg konnte Kodak aufgrund des ungünstigen Wechselkureses für einige Zeit nicht in Deutschland vertreten sein. Da man hier inzwischen selber Rollfilm herstellen konnte, lag es nahe, auch eigene Box-Kameras zu produzieren. Agfa brachte sein erstes Modell kurz vor Weihnachten 1930 auf den Markt und hatte damit sofort großen Erfolg.

Schulprämie

Der Agfa Chef Bruno Uhl setzte zur weiteren Steigerung des Filmverkaufs die Schulprämie durch, dabei handelte es sich um das Verschenken einer besonders einfachen Box, die nicht aus einen Blech-, sondern einem Pappgehäuse bestand, wofür Agfa allerdings den Begriff „Sperrpappe“ verwendete. In ihrem Handgriff war der Schriftzug „Schulprämie“ eingeprägt. Gemeinsam mit dem preußischen Kulturministerium beschloß man, je eine Kamera abzugeben an die 10- bis 14-jährigen Klassenbesten, die 2 besten der letzten Jahrgänge der Mittelschule und den letzten Jahrgang der Volksschule. Da die meisten anderen deutschen Länder sich der Aktion anschlossen, kamen eine Zahl von rund 50.000 Kameras zustande.

Preisbox

Nach dem großen Erfolg der Schulprämie-Box beschloß man, ein ähnlich einfaches Modell mit einer aufsehenerregenden Werbeaktion zu einem ausgesprochen günstigen Sonderpreis von 4 RM zu verkaufen, während die billigste Kamera bislang 10 RM kostete – der Händlergewinn lag bei 40 Pfennig. Hierzu schaltete man ab dem 9. Juni 1932 jeweils um die Mittagszeit eine Radiowerbung mit der Frage: Kennen Sie die deutschen Markstücke? Brachte man Markstücke mit den Prägungen A - G - F - A zum autorisierten Agfa-Händler, so gab es dafür die Box des Typs 44. Bei den Buchstaben handelte es sich um einen Code für die Prägestelle, A stand für Berlin, G für Karlsruhe und F für Stuttgart. Die Box 44 besaß entsprechend der Schulprämie ein Pappgehäuse, vorderer und hinterer Blechdeckel waren aber beledert. Agfa bevorratete seine Händler mit 100.000 Kameras, die Aktion geriet aber zu einem derart gigantischen Erfolg, dass die Kameras bereits nach zwei Tagen ausverkauft waren. Agfa konnte schließlich nur noch zusichern, allen Kunden irgendwann eine Kamera abzugeben, die bis zum 15. September die Markstücke bei ihrem Händler abgegeben haben. Mitte Oktober gingen dann die letzten Kameras über die Ladentheke, insgesamt waren es rund 900.000.

Für die Preisbox erschien einiges Zubehör, sowohl von Agfa selber, wie auch von Fremdfirmen. Dazu gehörte insbesondere Stativhalter, schließlich mußte man im Hinblick auf den günstigen Preis auch das Stativgewinde an der Preisbox einsparen, und Selbstauslöser.

nach 1945

Box 50

Nach dem Krieg hielt man in Fachkreisen die Einfachkameras für das große Format 6 x 9 für antiquiert, dennoch legte Agfa die letzte Vorkriegsbox wieder auf. Sie geriet dann ungeachtet des inzwischen urigen Aussehens zu einem riesigen Erfolg. Technisch blieb alles unverändert, nur die Frontplatte erhielt ein neues Design.

Synchro-Box

1951 führte man mit der Syncho-Box noch eine technische Neuerung ein, nämlich die Möglichkeit, Blitzfotos zu machen, also auch in Innenräumen fotografieren zu können. Diese Box besaß einen Anschluß für ein spezielles Blitzgerät, den Vacu-Blitz, der 6,50 DM zzg. Batterie kostete. Das Gerät arbeitete mit Blitzbirnen, die Batterie sorgte dabei für die Zündspannung.

Clack

Agfa Clack

Die Agfa Clack wird gewöhnlich als letzte Box angesehen, wenngleich sie mit ihrem Kunststoffgehäuse und dem Durschsichtsucher schon wie eine gewöhnliche Kamera aussah. Allerdings verwendete auch sie ein einlinsiges Objektiv und das Bildformat 6 x 9. Eine Besonderheit der Clack war ihre gebogene Filmebene, die sich dem Bereich der besten Abbildungsqualität des einfachen Objektivs besonders gut anpaßte. Der Name Clack ergab sich aus dem Auslösegeräusch. Die Kamera besaß den gleichen Blitzanschluß, wie die Synchro-Box, für sie gab es aber mit dem Boxblitzer K einen neues Blitzgerät, welches zuverlässiger zündete. Es konnte auch für die Synchro-Box verwendet werden. Der Blitz kostete 9,50 DM plus 3,50 DM für die 22,5 V-Hörgeräte-Batterie.

Das moderne Gehäuse verfehlte seine Wirkung nicht: die Clack überbot mit ihrer Verkaufszahl sämtliche anderen Box-Modelle. Es folgte die nochmals erfolgreiche Click, die aber nicht mehr zu den Box-Kameras zählt.


Modelle

vor dem Krieg

Box 54 und 64 „Box spezial“

  • Erscheinungsjahr: 1930 bzw. 1931
  • Objektiv: f/12,5; 105 mm bzw. f/11; 105 mm
  • Gehäuse: Aluminiumblech
  • Verkaufspreis: 13,05 RM / 14,85 RM (später: 14,50 RM / 16,50 RM)
  • Stückzahl: ca. 204.000

Box England No. 1 & No.2

  • Erscheinungsjahr: 1930
  • Objektiv: f/11; 105 mm

Box „Schulprämie“

  • Erscheinungsjahr: 1932
  • Objektiv: f/11, 105 mm
  • Gehäuse: belederte Pappe (von Agfa als „Sperrpappe“ bezeichnet)
  • Deckel vorne und hinten: dunkelblau lackiertes Blech
  • Stückzahl: ca. 50.000

Box 44 „Preisbox“

  • Erscheinungsjahr: 1932
  • Gehäuse: belederte Pappe (von Agfa als „Sperrpappe“ bezeichnet)
  • Deckel vorne und hinten: beledertes Blech
  • Verkaufspreis: 4 RM
  • Stückzahl: ca. 900.000

Box 24

  • Erscheinungsjahr: 1933

Box 34 „Isochrom-Box“

  • Produktionszeit: 1933 bis 1935
  • Gehäuse: belederte Pappe (von Agfa als „Sperrpappe“ bezeichnet)
  • Deckel vorne und hinten: beledertes Blech
  • Verkaufspreis: 7,50 RM

Box 84

  • Erscheinungsjahr: 1936
  • Verkaufspreis: 5 RM

Box 14 „Trolix-Box“

  • Produktionszeit: 1936 bis 1941
  • Verkaufspreis: 9,50 RM
  • Objektiv: f/11, 105 mm
  • Gehäuse: Bakelit (Trolitan)

Box 94 „Box B-2“

  • Erscheinungsjahr: 1937
  • Verkaufspreis: 5 RM

Box 04

  • Erscheinungsjahr: 1937

Box 41 „Cadet A-8“

  • Erscheinungsjahr: 1937
  • Verkaufspreis: 4 RM
  • Gehäuse: belederte Pappe (von Agfa als „Sperrpappe“ bezeichnet)
  • Deckel vorne und hinten: beledertes Blech
  • Besonderheit: einizige Agfa-Box für den Filmtyp A 8 (Kodak-Bezeichnung 127)

Box 45

  • Erscheinungsjahr: 1938
  • Gehäuse: Stahlblech

nach 1945

Box 47 „Mithra-Box“=

  • Erscheinungsjahr: 1947

Box 50

  • Erscheinungsjahr: 1950
  • Gehäuse: Stahlblech
  • Verkaufspreis: 9,90 DM
  • Stückzahl: ca. 599.000

Box 600 „Synchro-Box“

  • Produktionszeit: 1951 bis 1958
  • Verkaufspreis: 14 DM
  • Gehäuse: Stahlblech

Box 620 „Agfa Clack“

  • Produktionszeit: 1954 bis 1965
  • Verkaufspreis: 19,50 DM
  • Stückzahl: ca. 1,65 Mio

Literatur

  • Hans-Dieter Götz: Box Cameras Made in Germany. Wie die Deutschen fotografieren lernten, 160 Seiten, vfv Verlag für Foto, Film und Video,Gilching, 2002. ISBN 3-889551-31-9