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Entwicklungszusammenarbeit Deutschlands

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Die Entwicklungszusammenarbeit Deutschlands sind die Aktivitäten der deutschen Staaten im Ausland zur sozioökonomischen Entwicklung und allgemeinen Hebung des Lebensstandards in den Zielregionen, auch als Entwicklungshilfe bekannt.

Ostdeutsche Entwicklungszusammenarbeit bis zur Wiedervereinigung

In der Zeit von 1973 bis 1990 betrug die Entwicklungszusammenarbeit 30,6 Mrd. DDR-Mark. 298.600 Menschen aus Entwicklungsländern erhielten in der DDR eine Berufsausbildung, während 28.100 Experten – Ärzte, Lehrer, Ingenieure – als Entwicklungshelfer in Entwicklungsländern tätig waren. Die DDR setzte 0,66 % ihres Bruttosozialprodukts für Entwicklungshilfe ein.[1] Zur Koordinierung dieser Aktivitäten war das Solidaritätskomitee der DDR zuständig.

West-/Gesamtdeutsche Entwicklungszusammenarbeit

Am 14. November 1961 wurde das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit in Bonn gegründet.

Zuvor lag die Verantwortung für die Entwicklungszusammenarbeit der Bundesrepublik bei verschiedenen, schon vorhandenen Ministerien und Abteilungen. Der Beitrag an Entwicklungszusammenarbeit bestand 1952 in einem finanziellen Beitrag zum „Erweiterten Beistandsprogramm der Vereinten Nationen“ und 1956 in einem ersten Fonds mit 50 Millionen DM für die Entwicklungszusammenarbeit.[2]

Walter Scheel (FDP) wurde zum ersten Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit vom Bundespräsidenten auf Vorschlag des damaligen Bundeskanzlers Konrad Adenauer (CDU) ernannt. Eine seiner ersten Aufgaben war, die Maßnahmen der Entwicklungszusammenarbeit zu bündeln und das Bundesministerium als solches auszurichten[2].

Zusammen mit der Gründung des Ministeriums erfolgten die Gründung und die staatliche Anerkennung der Träger der personellen Entwicklungsdienste. Nur die Christliche Fachkräfte International (CFI) wurden wesentlich später gegründet und anerkannt.

Anfangs war die Entwicklungszusammenarbeit ständigen Angriffen von rechts ausgesetzt. Sie wären "Fässer ohne Boden" und die Verschwendung von Steuergeldern. Wichtige Anregungen kamen aber auch von den Entwicklungsländern selber und führten rasch zu entsprechenden Reformen, wie zum Beispiel ermäßigten Konditionen für die Hilfskredite.

Ende der 60er-Jahre forderten Kirche und die revolutionierenden Studenten von "1968" eine wirkungsvollere und verstärkte Entwicklungszusammenarbeit. Der radikale Flügel unter den "68ern" griff dagegen die Entwicklungszusammenarbeit grundsätzlich an. Sie diene der Perpetuierung "neokolonialer Ausbeutung" und müsse "zerschlagen" werden. Erhard Eppler (SPD), vierter Entwicklungsminister von 1968 bis 1974, versuchte den gemäßigten Forderungen teilweise recht erfolgreich nachzukommen und konnte sich gegenüber den Ressorts anderer Ministerien durchsetzen wie 1972 in der Frage der Zuständigkeit für die Vergabe der Entwicklungshilfe. Nach der Erdölkrise 1973/74 wurde eine bereits beschlossene Steigerung des Etats der Entwicklungszusammenarbeit und damit eines der Hauptvorhaben Epplers zusammengestrichen. Aus Protest darüber trat er im Juli 1974 zurück. Dieser Schritt markierte den Schlusspunkt der grundsätzlichen sozialliberalen Reformbestrebungen im Bereich der Entwicklungspolitik.[3]

Ab Mitte der 1970er Jahre wurde in der Entwicklungszusammenarbeit die Rolle der Frau verstärkt thematisiert. Im weiteren Verlauf setzte ein Umdenken ein. So gab man auf, den Partnerländern feste Ziele vorzuschreiben. Gleichzeitig wuchs das Bewusstsein, dass die Entwicklung in den ärmeren Ländern auch von Veränderungen in den Industrieländern abhängig ist. Von 1998 bis 2009 führte Heidemarie Wieczorek-Zeul (SPD), von 2009 bis 2013 Dirk Niebel (FDP) das Bundesministerium für Entwicklung und wirtschaftliche Zusammenarbeit. Gegenwärtig wird es seit 2013 von Gerd Müller (CSU) geleitet. Der Etat der deutschen Entwicklungshilfe ist in den vergangenen Jahren nicht hinreichend gestiegen, um internationale Abkommen wie die MDGs oder den Gleneagles-Konsens der G8 fristgerecht erfüllen zu können. Der prozentuale Anteil am BIP, die so genannte Official Development Assistance-Quote, stagniert der Bundeshaushaltsplanung zufolge mittelfristig bei 0,38 %, obwohl sie sich bis 2015 verdoppeln sollte.[4]

Träger (Auswahl)

Finanzielle Zusammenarbeit

Die finanzielle Zusammenarbeit (FZ) bedeutet die Gewährung von Krediten zu günstigeren als den Marktbedingungen oder aus Zuschüssen.

Personelle Zusammenarbeit

Die personelle Zusammenarbeit beinhaltet die Entsendung von Entwicklungshelfer

Technische Zusammenarbeit

Die technische Zusammenarbeit besteht aus der Bereitstellung von Fachkräften, von Material und der Aus- und Fortbildung der Arbeiter.

Die Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ), der Deutsche Entwicklungsdienst (DED) und die Bildungsorganisation InWEnt unterzeichneten im Dezember 2010 in Berlin einen Fusionsvertrag, der sie zur neuen Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) verschmilzt. Zum 1. Januar 2011 ist die GTZ in dieser neuen Gesellschaft aufgegangen.

Literatur

Zur westdeutschen Entwicklungszusammenarbeit
Zur ostdeutschen Entwicklungszusammenarbeit

Einzelnachweise

  1. Hitze, Siegfried Bock, Ingrid Muth, Hermann Schwiesau (Hrsg.): Alternative deutsche Außenpolitik? DDR-Außenpolitik im Rückspiegel (II). LIT-Verlag, Berlin 2006, ISBN 3-8258-9278-6, Seitenangabe fehlt.
  2. a b Geschichte des BMZ
  3. Institut für Zeitgeschichte (Memento des Originals vom 21. Mai 2006 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ifz-muenchen.de
  4. Beitrag (Memento vom 3. Juli 2008 im Internet Archive) in der Financial Times-Deutschland