Terroranschlag in Sri Lanka am Ostersonntag 2019

Bei einer Serie von acht zeitnah ausgeführten Bombenanschlägen in Sri Lanka kamen am Morgen des 21. April 2019, dem Ostersonntag, über 200 Menschen ums Leben. Betroffen waren drei Kirchen, vier Hotels sowie ein Privathaus. Die meisten Anschlagsorte befinden sich in oder nahe bei Colombo, der de-facto-Hauptstadt des Landes.
Verlauf
Die ersten Explosionen ereigneten sich im Zeitraum zwischen 8:30 und 9:00 Uhr Ortszeit (4:30 und 5:00 Uhr MEZ) in den Kirchen St. Antonius in Colombo, St. Sebastian in dem etwas außerhalb von Colombo gelegenen Ort Negombo sowie der Zion Church, einer evangelikalen Freikirche in Batticaloa an der Ostküste der Insel.[2]
Die Kirche St. Sebastian in Negombo wurde schwer beschädigt. Das Dach der Kirche wurde durch die Druckwelle größtenteils abgerissen.[3] Mindestens 67 Menschen sollen hier getötet worden sein.[4] Viele Todesopfer gab es auch in der St. Antonius-Kirche im Stadtteil Kochchikade von Colombo, darunter mindestens neun Ausländer.[4] Rund eintausend Gläubige waren zur Ostermesse in dieser historischen Kirche versammelt, als sich die Detonation ereignete. Von den drei zelebrierenden Priestern wurden zwei schwer verletzt.[5] In Batticaloa sind mindestens 27 Menschen getötet worden.[4]
Bomben detonierten auch in den Luxushotels Shangri-La, Cinnamon Grand und The Kingsbury, alle in Colombo.[6] Mindestens im Cinnamon Grand wurde der Anschlag von einem Selbstmordattentäter ausgeübt, der sich im Hotel in eine Warteschlange eingereiht hatte.[6] Weitere Detonationen in Vororten von Colombo gab es am späten Vormittag. In einem Hotel in Dehiwala-Mount Lavinia wurden mindestens zwei Menschen getötet.[6] Die Angreifer sollen hier von Sicherheitskräften gestellt worden sein.[3]
Sicherheitskräfte riegelten drei Stunden nach den Anschlägen ein Haus in Mahawila Gardens, Dematagoda, ab und nahmen dort sieben Personen fest, von denen drei medizinisch versorgt werden mussten. Bei diesem Zugriff ereignete sich auch die Detonation.[3] Drei Polizeibeamte wurden von einer einstürzenden Wand erschlagen.[7] Auch ein mutmaßlicher Selbstmordattentäter starb bei dieser achten Explosion.[3] Srilankanische Spezialeinheiten (SRF) stürmten ein Haus in Orugodawatta, Colombo.[8]
Opferzahlen
Nach ersten Einschätzungen kamen mindestens 207 Menschen ums Leben, Hunderte weitere wurden verletzt.[9] Die meisten Opfer sind Bürger Sri Lankas. Unter den Toten sind auch fünf Briten, zwei davon mit zusätzlicher US-Staatsangehörigkeit. Weitere Opfer stammten aus Dänemark,[10] den Niederlanden, China, Portugal und der Türkei, wie die jeweiligen Außenministerien bestätigten.[11]
Ort des Anschlags | Todesopfer | Verletzte |
---|---|---|
Kirche St. Antonius, Kochchikade, Colombo (röm.-kath.) | mind. 160[3] | |
Kirche St. Sebastian, Negombo (röm.-kath.) | mind. 100[12] | |
Zion Evangelical Church, Batticaloa (ev.-freikirchlich) | mind. 27[4] | mind. 300[3] |
Shangri-La Hotel, Colombo | ||
Cinnamon Grand Hotel, Colombo | 1[9] | |
The Kingsbury Hotel, Colombo | ||
Dehiwala-Mount Lavinia, Hotel | 2[9] | |
Mahawila Gardens, Dematagoda | 3[9] |
Hintergründe und Täter
Die Hintergründe der Bombenanschläge sind unklar. Sri Lankas Polizeichef Pujuth Jayasundara soll bereits am 11. April vor Selbstmordanschlägen – auch auf Kirchen – gewarnt haben und nannte die islamistische Gruppe NTJ (National Thowheeth Jama'ath) als Verdächtige.[13] Die Spannungen zwischen den verschiedenen Religionsgemeinschaften hatten in Sri Lanka zuletzt zugenommen. Im Jahr 2018 gab es 86 bestätigte Vorfälle von Übergriffen gegen Christen,[14] im Jahr 2019 wurden bislang 26 derartige Zwischenfälle registriert.[3] Am Palmsonntag 2019 war eine methodistische Kirche in Anuradhapura zum Ziel eines Anschlags geworden.[15]
Die Behörden verhängten eine Ausgangssperre (18:00 bis 06:00 Uhr Ortszeit, 12:30 bis 00:30 Uhr GMT).[9] In Colombo meldeten sich zahlreiche Menschen am National Blood Centre, um Blut für die Opfer der Anschläge zu spenden.[9]
Einzelnachweise
- ↑ Attacks on Sri Lanka churches and hotels. In: BBC News. 21. April 2019, abgerufen am 21. April 2019 (englisch).
- ↑ Easter Sunday blasts across Sri Lanka -- live updates. In: CNN. 21. April 2019, abgerufen am 21. April 2019 (englisch).
- ↑ a b c d e f g Sri Lanka imposes curfew after at least 207 killed in attacks. In: The Guardian. 21. April 2019, abgerufen am 21. April 2019 (englisch).
- ↑ a b c d Sri Lanka explosions: More than 200 killed as churches and hotels targeted. In: BBC News. 21. April 2019, abgerufen am 21. April 2019 (englisch).
- ↑ Sri Lanka blasts: More than 200 dead in church and hotel bombings across country. In: CNN. 21. April 2019, abgerufen am 21. April 2019 (englisch).
- ↑ a b c Mehr als 180 Tote bei Anschlägen in Kirchen und Hotels in Sri Lanka. In: derstandard.at. 21. April 2019, abgerufen am 21. April 2019.
- ↑ Mehr als 200 Tote bei Anschlagsserie in Sri Lanka. In: Stuttgarter Nachrichten. 21. April 2019, abgerufen am 21. April 2019.
- ↑ Easter Sunday blasts across Sri Lanka. In: CNN. 21. April 2019, abgerufen am 21. April 2019 (englisch).
- ↑ a b c d e f Sri Lanka explosions: More than 200 killed as churches and hotels targeted. In: BBC News. 21. April 2019, abgerufen am 21. April 2019 (englisch).
- ↑ Three Danes, 'several' US citizens among dead. In: BBC News. 21. April 2019, abgerufen am 21. April 2019 (englisch).
- ↑ Five British citizens killed in Sri Lankan bombings. In: The Guardian. 21. April 2019, abgerufen am 21. April 2019 (englisch).
- ↑ Mehr als 180 Tote nach Anschlägen auf Kirchen und Hotels. In: Zeit Online. 21. April 2019, abgerufen am 21. April 2019.
- ↑ Scores dead in bomb attacks in Sri Lanka. In: Arab News. 21. April 2019, abgerufen am 21. April 2019 (englisch).
- ↑ Blutige Ostern in Sri Lanka: Anschlagsserie fordert über 200 Todesopfer. In: NZZ. 21. April 2019, abgerufen am 21. April 2019.
- ↑ Explosions hit churches, hotels in Sri Lanka at Easter Sunday Mass. In: Newshub. 21. April 2019, abgerufen am 21. April 2019 (englisch).