Universität Complutense Madrid
Universität Complutense Madrid | |
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Gründung | 1499 |
Trägerschaft | staatlich |
Ort | Madrid, Spanien |
Präsident | Carlos Berzosa Alonso-Martínez |
Studierende | 91.598 |
Mitarbeiter | 10.506 |
davon Professoren | 819 Lehrstuhlinhaber (Catedráticos) 5.385 sonst. Professoren u. wiss. Mitarbeiter |
Jahresetat | 569,821 Mio. Euro (2007) |
Website | www.ucm.es |
Die Universität Complutense Madrid (spanisch Universidad Complutense de Madrid) ist die größte spanische Präsenz-Universität. Sie befindet sich in Madrid. Ursprünglich im Jahre 1499 wurde sie in Alcalá de Henares als historische Universität gegründet und dann im Jahre 1836 nach Madrid verlegt.
Geschichte

Die Ursprünge der Universität finden sich im Mittelalter, als der König Sancho IV. von Kastilien am 20. Mai 1293 in einer Lehranstalt der Franziskaner das Studium Generale erlaubte. Im Jahr 1499 entsprach Papst Alexander VI. der Bitte eines der ehemaligen Schüler, Kardinal Francisco Jiménez de Cisneros, das Studium Generale in eine Universität umzuwandeln. Diese wurde Universitas Complutensis genannt, da ursprünglich der Name der Stadt Complutum war. Sie war auch als Universität von Alcalá de Henares bekannt.
Dabei wurde die Stadt Alcalá de Henares als Einheit mit den Universitätsgebäuden völlig neu geplant, um als ein Originalmodell einer Civitas Dei (Stadt Gottes) die Idealstadt für die spanischen Missionare in Amerika realiter anzuzeigen. Dieses sollte das erste Konzept einer Idealstadt darstellen.
Aufgabe der neuen Universität sollte es nach de Cisneros sein, kompetente Kleriker auszubilden, die eine Gegenbewegung zu Reformern darstellen sollten. Daneben war die Aufgabe der Universität neue und sachkundige Reichsbeamte für die verschiedenen Königreiche Spaniens auszubilden.
Im Jahr 1836 wurde die Universität nach Madrid verlegt und in Universidad Central umbenannt. Ab 1857 besaß sie das Monopol für die Verleihung von Doktortiteln in Spanien. Dieses Monopol endete 1954, als die Universität Salamanca ihr historisches Privileg, den Doktortitel zu verleihen, wiedererlangte. Damit entfiel auch die Begründung für den Namen „Zentraluniversität“ und die Universidad wurde in Universität Madrid umbenannt.
Durch die Universitäts- und Studienreform von 1970 wurde die Universität Madrid in zwei Teile geteilt: Die natur-, sozial-, geistes- und sprachwissenschaftlichen sowie die medizinischen Studiengänge verblieben bei der Universität, die nun Universidad Complutense de Madrid genannt wurde, während die Zentren für technische Studiengänge gemeinsam mit Institutionen anderer bisheriger Träger wie dem Heer oder dem Industrieministerium in der Universidad Politécnica de Madrid (Polytechnische Universität Madrid) zusammengefasst wurden. Als 1977 in Alcalá wieder eine Universität eröffnet wurde, erhielt diese den Namen Universität Alcalá.
Die Universität heute
Die Universität Complutense befindet sich auf zwei Hochschulgeländen (Campus), der Ciudad Universitaria im Stadtteil Moncloa, die sich die Complutense mit der Universidad Politécnica de Madrid und der Nationalen Fernuniversität Universidad Nacional de Educación a Distancia teilt, und dem Campus in Somosaguas. Die Ciudad Universitaria bildete im spanischen Bürgerkrieg mehrere Monate lang die Front bei der Verteidigung bzw. Eroberung Madrids durch republikanische bzw. nationalistische Truppen (s. Belagerung von Madrid). Hierbei wurden nicht nur Gebäude zerstört, sondern auch ein bedeutender Teil wissenschaftlicher Präparate und der Bibliotheken, die zum Teil noch aus der alten Complutense stammten. Auch ein Großteil der Professoren stand durch Exil und Absetzung nach 1939 nicht mehr zur Verfügung.
Mit 88.177 eingeschriebenen Studenten im Studienjahr 2006/2007 ist die Universidad Complutense die größte Präsenz-Universität (die Nationale Fernuniversität hat mehr eingeschriebene Studenten) in Spanien und die zweitgrößte in Europa.
Unter anderem können in den 21 Fakultäten derzeit folgende Studiengänge belegt werden: Biologie, Umweltwissenschaften, Volkswirtschaftslehre, Betriebswirtschaftslehre, Rechtswissenschaften, Tourismus, Soziologie, Journalistik, Dokumentationswesen, Pharmazie, Philosophie, Philologie, Psychologie, Medizin, Krankenpflege, Zahnmedizin, Physiotherapie, Lehramt, Mathematik, Physik, Chemie, Informatik, Geographie, Schöne Künste, Geologie, Chemieingenieurwesen (keine abschließende Liste).
Auf dem Universitätsgelände befindet sich das Estadio Nacional Universidad Complutense, das vor allem für Rugby-Spiele verwendet wird.
Verbundene Zentren [1]
- Cardenal Cisneros-Hochschulzentrum
- Universitätskolleg für Finanzwissenschaft (CUNEF)
- Zentrum für Hochschulbildung in den Geistes- und Bildungswissenschaften Don Bosco
- Universitätslehrzentrum (ESCUNI)
- Fakultät für Lehrkräfte an der Universität zur Förderung von Lehrzentren
- Institut für Börsenforschung (IEB)
- Höheres Institut für Recht und Wirtschaft (ISDE)
- María Cristina de El Escorial Königliches Universitätszentrum
- Universitätszentrum Villanueva
Bachelor-Programme
Im akademischen Jahr 2015-2016 bot die Universidad Complutense de Madrid 71 Bachelor-Abschlüsse und 10 Doppelabschlüsse an.
Das Grundstudium dauert vier Jahre und jedes Studienjahr ist in zwei Semester gegliedert, das erste von September bzw. Oktober bis Februar und das zweite von Februar bis Mai bzw. Juni.
Die Unterrichtssprache ist in der Regel Spanisch. Das Studium der Psychologie, der Volkswirtschaftslehre, der Informatik, der Verwaltung und der Betriebswirtschaftslehre kann jedoch vollständig in englischer Sprache durchgeführt werden.[2]
Postgraduiertenprogramm
Master
Im akademischen Jahr 2015-2016 wurden 169 Master-Abschlüsse angeboten. 43% der Abschlüsse sind in den Sozial- und Rechtswissenschaften, 22% in den Geisteswissenschaften, 18% in den Naturwissenschaften, 14% in den Gesundheitswissenschaften und 4% in den Ingenieurwissenschaften.
Die Dauer des Studiums unterscheidet sich je nach Studiengang, wobei die Master-Abschlüsse grundsätzlich ein Jahr, eineinhalb Jahre oder zwei Jahre dauern.
Die Unterrichtssprache ist in den meisten Fächern Spanisch, obwohl einige auf Englisch unterrichtet werden.[3]
Doktorat
Im akademischen Jahr 2015-2016 wurden 58 Promotionen angeboten.Das Promotionsstudienprogramm weist eine ähnliche Struktur von Wissenszweigen auf wie die Master-Abschlüsse, jedoch mit einem etwas geringeren Anteil an Geistes- und Sozialwissenschaften und einem höheren Anteil der Natur- und Gesundheitswissenschaften. 28% der Studien sind in den Sozial- und Rechtswissenschaften, weitere 26% entfallen auf Geisteswissenschaften, 22% auf Naturwissenschaften, 19% auf Gesundheitswissenschaften und 5% auf Ingenieurwissenschaften. Wie im Masterstudium ist die Unterrichtssprache Spanisch, mit der Möglichkeit, einige Studien in englischer Sprache zu absolvieren. [4]
Andere Lehren
Eigene Titel
Neben den offiziellen Bachelor- und Postgraduierten-Abschlüssen bietet die Complutense-Universität Madrid zahlreiche eigene Abschlüsse (eigener UCM-Masterstudiengang, Spezialist und Experte) sowie Weiterbildungskurse an.
Complutense Lateinamerikanische Schule
Es besteht eine akademische Beziehung mit der Universität von Guadalajara (Jalisco, Mexiko) für den Abschluss von Aufbaustudiengängen dank der Gründung der Latin American Complutense School, deren letzte Ausgabe in Guadalajara, Jalisco, von 16 bis 27 Oktober 2017 stattfand (mit einem Programm in dieser Ausgabe von 10 multidisziplinären Kursen von großem akademischem und internationalem Interesse).
Sommerkurse
In den letzten Juni- und Juli-Wochen bietet die Complutense-Universität in Madrid Sommerkurse in San Lorenzo de El Escorial an, 50 Kilometer von Madrid entfernt. In der Regel dauern die Kurse fünf Tage, obwohl es auch Kurse von nur zwei oder drei Tagen gibt. Das Programm ist allgemeiner Natur und umfasst Kurse zu verschiedenen Wissenszweigen. Diese werden in Form von Vorlesungen und runden Tischen (round tables) entwickelt, an denen Teilnehmer teilnehmen können, die am Ende des Kurses ein Zertifikat erhalten. Neben den Kursen umfassen die Tage künstlerische Aktivitäten wie Theateraufführungen, Musikkonzerte und Filmpräsentationen.
Die Zahl der Teilnehmer an jeder Ausgabe der Sommerkurse liegt bei rund 4000. Die meisten Teilnehmer sind im dritten oder vierten Jahr des Grundstudiums, aber es gibt auch eine signifikante Vertretung von Absolventen und aktiven Fachleuten.. Etwa ein Drittel der Teilnehmer erhält ein Stipendium, das die Kosten für Unterkunft und Verpflegung deckt.
Bedeutende Persönlichkeiten der historischen Universität
- Antonio de Nebrija, 1513–1522 Professor für Rhetorik, Humanist und Philologe
- Tomás de Villanueva, nach 1500 Studium und Professor, Theologe und Schriftsteller
- Juan Ginés de Sepúlveda, Philosoph und Theologe
- Pedro de Lerma, erster Kanzler der Universität
- Ignatius von Loyola, 1526–1527 Studium und 8 Wochen Karzer, Theologe und Mitbegründer des Jesuitenordens
- Domingo de Soto, frühes 16. Jahrhundert Studium, Theologe und Beichtvater des Kaisers
- Ambrosio de Morales, etwa 1530er Jahre Studium, Humanist, Historiker und Archäologe
- Benedictus Arias Montanus, Mitte des 16. Jahrhunderts Studium, Theologe und Orientalist
- Juan de Mariana, Mitte des 16. Jahrhunderts Studium, Historiker
- Francisco Vallés de Covarrubias
- Francisco Suárez, 1585–1592, Theologe und Philosoph
- Juan de la Cruz, Dichter, Mystiker und Kirchenlehrer
- Mateo Alemán, 16. Jahrhundert Studium, Schriftsteller
- Lope de Vega, 1577–1581 Studium, Dichter
- Francisco de Quevedo y Villegas, 1596–1600 Studium, Schriftsteller
- Jules Mazarin, 17. Jahrhundert Studium, französischer Diplomat und Kardinal italienischer Abstammung.
- Pedro Calderón de la Barca, 17. Jahrhundert Studium, Dramatiker und Poet
- Gaspar Melchor de Jovellanos, 18. Jahrhundert Studium, Staatsmann und Schriftsteller
- Andrés Manuel del Río, 18. Jahrhundert Studium, Mineraloge und Chemiker
Bedeutende Lehrende und Absolventen (Auswahl)
Mediziner und Naturwissenschaftler
- Gregorio Marañón (1887–1960), Arzt, Forscher, Historiker, Schriftsteller (seit 1931 Professor für Endokrinologie)
- Santiago Ramón y Cajal (1852–1934), Arzt, erhielt 1906 den Nobelpreis für Medizin (seit 1892 Professor für Histologie und Pathologie)
Theologen und Philosophen
- José Ortega y Gasset (1883–1955), Philosoph, Soziologe und Essayist (Professor für Metaphysik 1910–1936)
- Fernando Savater (* 1947), Philosoph und Schriftsteller, derzeit Professor für Philosophie
- Domingo de Soto (1494–1560), Dominikaner, Theologe und Philosoph, Beichtvater Karls V.
- Luis Ladaria (* 1944), seit 2. Juli 2017 Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre
Künstler
- Alejandro Amenábar (* 1972), chilenischer Filmregisseur (u. a. Das Meer in mir)
- Lope de Vega (1562–1635), Dichter
- Javier Marías (* 1951), Schriftsteller
- Erich Hackl (* 1954), österreichischer Schriftsteller
- Francisco de Quevedo (1580–1645), Dichter und Schriftsteller
- Mario Vargas Llosa (* 1936), peruanischer Schriftsteller und Politiker (promovierte 1959 an der Complutense)
- Julio Iglesias (* 1943), spanischer Sänger beendete 2001, nach 33-jähriger Pause, sein Rechtswissenschaftsstudium.
- Vicente Aleixandre, (1898–1994) Lyriker und Träger Nobelpreises für Literatur 1977
- Jacinto Benavente, escritor (1866–1954), Dramatiker, Nobelpreises für Literatur 1922
- Camilo José Cela (1916–2002) Schriftsteller, Nobelpreises für Literatur 1989
- José Echegaray (1832–1916) Dramatiker, Nobelpreises für Literatur 1904
- Pío Baroja (1872–1956) Schriftsteller,
- Federico García Lorca, (1898–1936), Lyriker, Dramatiker
- Antonio Machado (1875–1939)Lyriker
- Dámaso Alonso (1898–1990), Lyriker, Romanist und Hispanist.
- Concepción Arenal (1820–1893), Schriftstellerinund Feministin.
- Francisco Ayala (1906–2009) Schriftsteller und Soziologe.
- Gerardo Diego, (1896–1987)Schriftsteller
- Torcuato Luca de Tena (1923–1999) Schriftsteller
- Álvaro Pombo (* 1939)Schriftsteller
- Luis Buñuel, (1900–1983), Filmemacher
- Jaime de Armiñán (* 1923), Filmregisseur
Politiker
- José María Aznar (* 1953), Ehemaliger spanischer Ministerpräsident (1996–2004)
- Manuel Azaña y Díaz (1880–1940), Zweiter und letzter Staatspräsident der Zweiten Republik (1936–1939), promovierte 1900 an der Universidad Central.
- María Teresa Fernández de la Vega (* 1949), seit 2004 spanische Vize-Ministerpräsidentin
- Gaspar Melchor de Jovellanos y Ramírez (1744–1811), Politiker und Schriftsteller
- Juan Negrín (1891–1956), Politiker, während des spanischen Bürgerkriegs Ministerpräsident (1937–1939)
- Loyola de Palacio (1950–2006), Ehemalige Vizepräsidentin der EU-Kommission und Kommissarin für Verkehr und Energie (1999–2004)
- Nicolás Salmerón (1838–1908), Professor für Philosophie bzw. Metaphysik, von Juli bis September 1873 Präsident der Ersten Republik in Spanien.
- Javier Solana (* 1942), ehemaliger NATO-Generalsekretär (1995–1999) und Generalsekretär des Europäischen Rates und Hoher Vertreter für die Gemeinsame Außen- und Sicherheitspolitik (seit 1999); ehemaliger Professor für Festkörperphysik
- Pedro Solbes, derzeitiger spanischer Wirtschaftsminister und EU-Kommissar für Wirtschafts- und Währungsangelegenheiten der EU-Kommission Prodi
- Adolfo Suárez (1932–2014), Erster Ministerpräsident nach Ende der Franco-Ära (1976–1981)
- Pablo Iglesias Turrión (* 1978), Generalsekretär linkssozialistischen Partei Podemos
Andere
- Letizia Ortiz (* 1972), Ehefrau von Felipe von Spanien und ehemalige Fernseh-Moderatorin
- Javier Pradera (1934–2011), Journalist und Verleger, Mitbegründer der Tageszeitung El País
- Pedro Paterno (1857–1911), Rechtsanwalt, Schriftsteller und stellvertretender Premierminister der ersten philippinischen Republik
- José Rizal (1861–1896), Arzt, Schriftsteller und philippinischer Nationalheld
- José Luis Sampedro (1917–2013), Wirtschaftswissenschaftler und Schriftsteller (1955–1969 Lehrstuhlinhaber für Wirtschaftsstruktur)
- Anselm Glücksmann (1913–1999), deutscher Volkswirt und Jurist, Spezialist für Urheberrecht
- Marianela Szymanowski (* 1990), argentinische Fußballspielerin
Bilder
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Juristische Fakultät
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Pharmazieschule
-
Fakultät Informatik
Siehe auch
Weblinks
Koordinaten: 40° 26′ 57″ N, 3° 43′ 41″ W
- ↑ Universidad Complutense de Madrid. Abgerufen am 17. April 2019.
- ↑ https://www.ucm.es/grado
- ↑ Universidad Complutense de Madrid. Abgerufen am 17. April 2019.
- ↑ Universidad Complutense de Madrid. Abgerufen am 17. April 2019.