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Peter der Große

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Peter I. oder Peter der Große, (russisch Пётр I bzw. Пётр Великий), * 30. Mai/9. Juni 1672 in Moskau; † 28. Januar/8. Februar 1725 in Sankt Petersburg, war russischer Zar von 1682 (praktisch von 1689) bis 1725. Er gilt als einer der bedeutendsten Zaren Russlands.

Er selbst nannte sich jedoch nicht Пётр (Pjotr), sondern niederländisch Pieter (russische Umschreibung: Питeръ);

Leben

Peter der Große, Gemälde von Paul Delaroche

Peters Mutter war Alexei I.s zweite Gemahlin Natalja Naryschkina. Da sein Geburtstag auf den Feiertag des Isaak von Dalmatien fiel, wurde dieser zu seinem Schutzheiligen (siehe Isaakskathedrale).

Schon als Kind unterhielt er Beziehungen zu in Moskau lebenden Deutschen (siehe Nemezkaja sloboda), bereiste inkognito verschiedene Länder Westeuropas und ließ Bücher aus dem Französischen, Englischen, Niederländischen und Deutschen übersetzen.

1682 wurde er zusammen mit seinem älteren Halbbruder Iwan V. zum Zaren ernannt. Regentin wurde jedoch zunächst Iwans Schwester Sophia, die ihre Macht wesentlich auf die Strelitzen stützte. Sophias Sturz im Jahre 1689 ist Peters eigentlicher Regierungsantritt. Formal bleibt Iwan bis zu seinem Tode im Jahre 1696 noch Zar neben Peter.

Er war in erster Ehe mit Jewdokija Lopuchina verheiratet, mit der er drei Kinder hatte, die jedoch alle vor ihm selbst starben:

Im August 1697 wollte Peter im holländischen Zaandam Erfahrungen im Schiffbau sammeln. Er verbrachte dazu einige Tage im kleinen Holzhaus des Schmiedes Gerrit Kist. Wegen des großen Andrangs soll er jedoch das Haus kaum verlassen haben können.

In zweiter Ehe heiratete er 1712 Martha Skavronska, die spätere Katharina I.. Zusammen hatten sie 11 Kinder, von denen jedoch nur drei länger als Peter I. lebten, eines davon nur um wenige Tage:

Der junge Peter der Große

In der Oper "Zar und Zimmermann" von Albert Lortzing wird seine „Inkognito“-Reise in die Niederlande besungen.

Begleiter auf dieser Reise und fast lebenslang ein enger Vertrauter Peters war Alexander Menschikow. Ein weiterer enger Freund und Zechkumpan war der Schweizer Franz Jakob Lefort.

Um sein Ableben ranken sich viele Mythen. Eine weit verbreitete Theorie ist die, dass er an einer Lungenentzündung verstarb, die er sich bei der Errettung mehrerer Seeleute aus dem kalten Wasser der Ostsee zuzog. Dabei wird oft auf seine persönliche Zuneigung zur Marine hingewiesen. Es ist jedoch gewiss, dass er am 8. Februar 1725 in Sankt-Petersburg (höchstwahrscheinlich an den Folgen seiner Erkrankung) verstarb.

Der Beiname "der Große" bezieht sich zum einen auf sein Lebenswerk, zum anderen aber auch auf seine Körpergröße, die bei 2,04 m lag.

Regierungszeit

Peter orientierte sich stark am Westen. Er leitete zahlreiche Reformen in Russland ein, die zum Ziel hatten, die russische Kultur der europäischen ähnlicher zu machen. Dazu gehörten die Einführung mittel-westeuropäischer Kleidung, die traditionell langen Bärte wurden mit einer Bartsteuer belegt. Der julianische Kalender wurde in Russland eingeführt, obgleich in Europa in dieser Zeit bereits langsam der gregorianische Kalender übernommen wurde. Auch gründete er die Akademie der Wissenschaften und führte eine Schriftreform durch. Sankt Petersburg wurde bewusst als eine europäische Stadt gegründet und gefördert. Auch im Hinblick auf Technik und Wissenschaft orientierte sich Peter I. an westlichen Vorbildern.

Wirtschaft

Peter baute eine merkantilistische Wirtschaft auf. Dazu zählt besonders, dass er Manufakturen stark gefördert hat. Beim Amtsantritt Peters existierten in Russland nur 10 Manufakturen.

Kirche

Peter richtete 1721 den heiligen Synod ein, durch den er sich die Gewalt über die russisch-orthodoxe Kirche sicherte. Dadurch übernahm der Zar die gesamte kirchliche Gewalt in Russland, die vorher der Patriarch inne hatte. Das Patriarchat von Moskau wurde abgeschafft.

Außenpolitik

Der eherne Reiter in Sankt Petersburg

Durch die Umgestaltung der Armee und die Gründung der russischen Flotte konnte Peter der Große im Großen Nordischen Krieg nach anfänglichen Misserfolgen die Schweden zurückdrängen. An der Stelle einer schwedischen Festung (Nyenschanz) gründete er 1703 Sankt Petersburg, die spätere Hauptstadt. In der Schlacht bei Poltawa konnte er am 8. Juli 1709 die Schweden vernichtend schlagen. Damit hatte Russland wieder einen Zugang zur Ostsee (Fenster nach Europa) im Norden - der Weg zu den Weltmeeren schien frei und Peter gründete die Kaiserlich-Russische Marine. Der Schlacht vorausgegangen war ein Tauschgeschäft zwischen Peter I. und Friedrich Wilhelm I. 1716 kam das Bernsteinzimmer auf die Geschenkliste des Zaren. Nach der gewonnenen Schlacht, das Preußen einen Gebietszuwachs bescherte, "schenkte" Peter I. 55 Leihsoldaten an Friedrich Wilhelm I., der sie seiner Elitetruppe hinzufügte.

Sonstiges

1721 änderte er seinen offiziellen Titel von Zar in Imperator (diesen Titel trugen die Zaren offiziell bis 1917). Schon kränkelnd, befahl er in seinem Bemühen, Russland zu modernisieren, am 8. Februar 1724 die Errichtung einer Russischen Akademie der Wissenschaften in Sankt Petersburg. Seine Sommerresidenz war der Peterhof (siehe auch Neptunbrunnen).

Im Sommer 1712 blühte im Park des Schlosses Köpenick eine Wunderaloe. Auch Peter bewunderte sie dort.

Peter wurde sogar auf mehreren modernen russischen Münzen (in Silber, Gold und Palladium) verewigt.

Literatur

  • Jörg-Peter Findeisen: Das Ringen um die Ostseeherrschaft. Duncker & Humblot, Berlin 1992, ISBN 3-428-07495-5
  • Guido Knopp: Das Bernsteinzimmer. Dem Mythos auf der Spur; das Buch zur großen Serie im ZDF. Hoffmann & Campe, Hamburg 2003, ISBN 3-455-09396-5
  • Robert K. Massie: Peter der Große. Sein Leben und seine Zeit. Fischer, Frankfurt/M. 1992, ISBN 3-596-25632-1
  • Alexander Moutchnik: Der "Strelitzen-Aufstand" von 1698, in: Volksaufstände in Russland. Von der Zeit der Wirren bis zur "Grünen Revolution" gegen die Sowjetherrschaft, hrsg. von Heinz-Dietrich Löwe. Forschungen zur osteuropäischen Geschichte, Bd. 65, Harrassowitz Verlag, Wiesbaden, 2006, S. 163-196. ISBN 3-447-05292-9
  • Reinhold Neumann-Hoditz: Peter der Große. In Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Rowohlt, Reinbek 2000, ISBN 3-499-50314-X
  • Alexej Tolstoi: Peter der Erste. Roman. Rowohlt, Reinbek 1987, ISBN 3-499-40012-X
  • Voltaire: Geschichte des russischen Reiches unter Peter des Großen. Frohberger, Leipzig 1840
  • Reinhard Wittram: Peter der Große, Czar und Kaiser. Zur Geschichte Peter des Großen in seiner Zeit. Verlag Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen 1954
Commons: Peter I of Russia – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien


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