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Tiertransport

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Unter Tiertransport (auch: Viehtransport) versteht man den Transport von lebendigen Tieren per LKW, Bahn, Schiff oder Flugzeug. Weltweit werden jährlich rund 50 Milliarden Tiere lebendig transportiert. Zwischen Herkunfts- und Bestimmungsort liegen dabei oft Tausende von Kilometern.

Gesetzliche Bestimmungen

Innerhalb der EU gilt die Richtlinie zum Schutz von Tieren beim Transport. Diese Richtlinie sieht eine Höchstdauer je Transport von acht Stunden vor, die jedoch unter bestimmten Bedingungen (Spezialfahrzeuge, Pausen-/Versorgungsintervalle) unbegrenzt verlängert werden kann. 1997 wurde die EU-Richtlinie in Deutschland als Tierschutztransport-Verordnung umgesetzt. Je nach Tierart dürfen die Fahrzeuge ein bis vier Ladeebenen beinhalten: z.B. Pferde einstöckig, Rinder zweistöckig, Schafe und Kälber dreistöckig und Jungtiere (Lämmer, Kälber, Ferkel) vierstöckig.

Allgemeine Situation

Die Anlässe für den Transport lebender Tiere sind unterschiedlicher Art. Es handelt sich sowohl um Zucht-, Mast- oder Schlachttiere, aber auch um solche, die für Tierversuche bestimmt sind, oder um Zoo- und Zirkustiere. Betroffen sind Rinder, Kälber, Pferde, Esel, Schafe, Lämmer, Schweine, Ferkel, Kaninchen, Hühner, Puten, Enten, Gänse, Meerestiere, Hunde, Exoten. Allein in Deutschland werden jährlich rund 450 Millionen Tiere geschlachtet, wozu jedes mindestens einmal transportiert werden muss.

Warum Lebendtransporte?

Die Gründe, warum Lebendtransporte stark zugenommen haben bzw. von den Erzeugern gegenüber dem Transport von Kühlfleisch favorisiert werden, sind unterschiedlicher Art.

  • EU-Agrarsubventionen
    Die Agrarsubventionen führen zu einer Überproduktion von Tieren, die dann in Länder mit größerer Nachfrage transportiert werden.
  • Importzölle
    Durch den Erlass von Importzöllen wird die Einfuhr von Kälbern in die EU gefördert.
  • Spezialisierung
    So wie allgemein in der Wirtschaft Arbeitsplätze oft in sog. Billiglohnländer verlegt werden, so werden in der Agrarwirtschaft die Tierzucht und -haltung häufig in die Regionen Europas verlagert, in denen Futter- und Lohnkosten gering und die Tierschutzstandards niedrig sind.
  • Zentralisierung
    Immer mehr Großschlachthöfe entstehen, gegen die kleinere Betriebe in den jeweiligen Regionen nicht konkurrieren können und geschlossen werden. Dadurch verlängern sich die Transportstrecken.
  • Sonstige Gründe
    Es werden z.B. lebende Tiere in Länder transportiert, damit sie dort gemäß den religiösen oder traditionellen Riten (Schächten) des Landes getötet werden. Es werden auch Masttiere in Länder transportiert (z.B. Spanien), in denen Haltungsformen erlaubt sind, die in Ländern mit strengeren Vorschriften verboten sind (z.B. Deutschland).
  • Ehemalige Gründe
    Bis 2005 wurden bei Rindern der Export in Drittländer zur „Entlastung“ des EU-Rindfleischmarktes aus Steuermitteln subventioniert (ca. 200 € pro Tier).

Dauer der Transporte

Laut EU-Richtlinie soll die Transporthöchstdauer acht Stunden betragen. Abweichungen von dieser Richtlinie sind möglich und eigentlich die Regel. Während Transporte von bis zu acht Stunden in Normalfahrzeugen erlaubt sind, sind für längere Transportzeiten Spezialfahrzeuge mit Tränkesystem und Ventilatoren vorgeschrieben. Die Teams der Tierschutzorganisation Animals Angels haben Beispiele für Transportzeiten dokumentiert:

Es handelt sich bei den dokumentierten Zeiten um Durchschnittswerte, Verzögerungen z.B. durch Staus, Grenzkontrollen oder Unfälle sind nicht berücksichtigt.

Probleme und Kritik

Tierschützer beklagen seit langem, dass selbst bei Einhaltung der geltenden gesetzlichen Bestimmungen die Tiere während der Transporte große Qualen ertragen müssten. Sie leiden während der Transporte an Erschöpfung, Dehydrierung und Stress.

Oftmals werden aber aus Kostengründen selbst diese Bestimmungen missachtet. Deshalb sind die Transporte häufig völlig überladen und es herrscht drangvolle Enge in den Fahrzeugen. Entgegen der Bestimmungen werden oft auch kranke oder verletzte Tiere mittransportiert. Die vorgeschriebenen Versorgungsintervalle werden nicht eingehalten, so dass die Tiere nicht regelmäßig mit Wasser und Futter versorgt werden.

Auch die zum Einsatz kommenden Fahrzeuge entsprechen nicht immer den Bestimmungen. So sind z.B. die bei längeren Transporten vorgeschriebenen Tränkevorrichtungen nicht vorhanden, zu wenig für die Anzahl der Tiere oder auch völlig sinnlos, weil sie von den Tieren nicht bedient werden können. Staatliche Kontrollen zur Einhaltung der Bestimmungen finden kaum statt.