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Rimowa

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RIMOWA GmbH

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Rechtsform GmbH
Gründung 1898
Sitz Köln, Nordrhein-Westfalen Nordrhein-Westfalen
Leitung Jérôme Dandrieux (Geschäftsführer)
Mitarbeiterzahl 1578 (2015)[1]
Umsatz 350 Mio. (2015)[1]
Branche Gepäckproduktion
Website www.rimowa.com
Die Ju 52 aus dem Onlinewerbefilm
Gründungsplakette: „Paul Morszeck Kofferfabrik Gegründet 1898 in Cöln
Rimowa Topas Koffersatz
TSA-Schloss

Die Kofferfabrik Rimowa GmbH („Richard Morszeck Warenzeichen“, Eigenschreibweise RIMOWA) mit Sitz in Köln ist ein Hersteller von Koffern aus Aluminium sowie Polycarbonat. Ende 2016 übernahm der französische Luxusgüterkonzern LVMH 80 Prozent der Firmenanteile.[2] Charakteristisches Merkmal des Rimowa-Reisegepäcks ist die parallel gefalzte Rillenstruktur der Kofferschalen, die an die Aluminiumaußenhaut von Junkers-Flugzeugen erinnert.

Geschichte

Seit 1898 betrieb Paul Morszeck gemeinsam mit Heinrich Görtz in der Bechergasse und später im Filzengraben 18 in Cöln die Sattlerei Görtz & Morszeck. Seit 1900 war Morszeck Alleininhaber einer Musterkofferfabrik in der Röhrergasse 30 in Köln. Er fertigte neben Reisekoffern und Hutschachteln auch Koffer für Automobile, zumeist aus Sperrholz, Pappe und Leder. Im Jahr 1904 wurde die Produktion in die Gilbachstraße verlegt, und in der Röhrergasse verblieben noch bis 1913 das Lager des Unternehmens und eine Reparaturwerkstatt. 1908 wandelte Paul Morszeck sein Unternehmen in eine GmbH um und erwarb von dem Motorenfabrikanten Karl Eberhard Hagen ein Firmengebäude samt Wohnhaus an der Aachener Straße in Köln-Junkersdorf.

Im Jahr 1931 meldete der Sohn des Firmengründers, Richard Morszeck, die Marke RIMOWA beim Reichspatentamt in Berlin an. Richard Morszeck experimentierte in den 1930er Jahren mit unterschiedlichen Materialien mit dem Ziel, den Koffer leichter und stabiler zu machen. 1937 entwickelte er einen Überseekoffer aus Aluminium. Im Zweiten Weltkrieg wurden die Fabrikgebäude an der Aachener Straße zerstört und alle brennbaren Werkstoffe vernichtet – übrig blieb nur das Aluminium. Fortan fertigte Rimowa ausschließlich Koffer aus Leichtmetall. Die Firmengebäude wurden 1946 wieder aufgebaut und blieben bis zum Umzug 1986 nach Köln-Ossendorf, in die Mathias-Brüggen-Straße, die Unternehmenszentrale.

1950 wurde erstmals das heute bekannte „Rillen-Design“ eingeführt. Ursprünglich diente die parallel gefalzte Aluminiumstruktur zur Stabilisierung der dünnen Aluminiumaußenhaut von Junkers-Flugzeugen und ist heute als Wiedererkennungsmerkmal markenrechtlich geschützt.

Im Jahr 1972 trat Richard Morszecks Sohn Dieter mit 19 Jahren in die Firma ein. Dieter Morszeck, selbst Hobbyfotograf, entwickelte 1976 den ersten wasser- und staubdichten Foto-Koffer, der sowohl wüsten- als auch tropentauglich war. 1981 übernahm Dieter Morszeck die Geschäftsführung der Firma.[3] Ende der 1990er Jahre setzte er das Polycarbonat erfolgreich beim Kofferbau ein. Polycarbonat erhöhte die Stabilität der Koffer und sparte im Vergleich zum Aluminium etwa ein Viertel des Gewichts. Im Jahr 2000 wurden die ersten Rimowa-Koffer aus Polycarbonat vorgestellt.

2008 verkaufte Rimowa etwa 400.000 Koffer, davon etwa zwei Drittel aus Polycarbonat, ebenfalls mit der typischen Rillenstruktur und mit einem TSA-Schloss. In den letzten Jahren nahm die Nachfrage an Gepäckstücken aus Aluminium wieder zu. Im Jahr 2013 betrug der Anteil an Aluminiumkoffern am Gesamtumsatz rund 45 Prozent. Rimowa produziert in eigenen Fabriken in Köln (Deutschland), Pelhřimov (Tschechische Republik), Cambridge (Kanada) und Indaiatuba (Brasilien). Im Jahr 2013 wurden täglich 5800 Koffer hergestellt. Um die steigende Nachfrage zu decken und die Wartezeiten auf zehn bis zwölf Wochen zu reduzieren, wurde ab 2013 zeitweilig im Dreischichtbetrieb an sechs Tagen in der Woche produziert.[4]

Im Jahr 2018 wurde anlässlich des 120. Firmenjubiläums der charakteristische Rimowa-Schriftzug und das Firmenlogo vom Grafikbüro Mirko Borsche in Kooperation mit dem britischen Commission Studio redesignt.[5]

Konzernstruktur und Eigentumsverhältnisse

Im Jahr 2013 bestanden neben der Rimowa GmbH als Mutterunternehmen noch weitere sechs ausländische und ein inländisches Tochterunternehmen. Den meisten Umsatz konnte das Unternehmen 2013 in Asien mit 87 Millionen Euro erzielen, gefolgt von Deutschland mit knapp 75 Millionen Euro und Europa (ohne Deutschland) mit knapp 56 Millionen Euro.[1]

Im Oktober 2016 wurde bekannt, dass der französische Luxusgüterkonzern LVMH zum Januar 2017 Rimowa übernehmen wird. LVMH erwarb einen Anteil von 80 Prozent für 640 Millionen Euro. Ein wesentlicher Teil der Erlöse aus dem Verkauf soll in eine gemeinnützige Stiftung fließen.[6] Mit der Übernahme ging die Geschäftsführung in die Hände von Dieter Morszeck und von Alexandre Arnault, einem Sohn des LVMH-Konzernchefs Bernhard Arnault, über.[7] Im Zuge der Neuausrichtung des Vertriebskonzeptes kündigte Alexandre Arnault im März 2018 europaweit allen Rimowa-Händlern. Die Vertriebskonzessionen sollen anschließend auf der Grundlage geänderter Kriterien neu vergeben werden.[2] Mitte Mai 2018 ist Dieter Morszeck aus der Unternehmensleitung von Rimowa ausgeschieden.[8]

Kooperationen

Sowohl für die Lufthansa als auch für Porsche stellt Rimowa regelmäßig Sonderserien auf Wunsch auch in Wagenfarbe her, die sich primär in der Gestaltung von den übrigen Produkten abheben.[9] Im Jahr 2008 wurde für das Einzelhandelsunternehmen Manufactum eine Sonderedition auf Basis der seit 1950 hergestellten Serie Topas aufgelegt, die um Elemente der Classic Flight– Serie ergänzt wurde.

Rimowa entwickelte zusammen mit Lufthansa das Bag2Go-Koffersystem, mit dem das Einchecken am Flughafen erheblich beschleunigt werden kann.[10] Das System, bei dem ein E-Ink Display den Gepäckanhänger aus Papier ersetzt, ist seit März 2016 unter dem Namen Rimowa Electronic Tag erhältlich.

Der japanische Designer Naoto Fukasawa entwarf 2007 für Vitra einen Stuhl aus Rimowa-Aluminium.[11]

Werbung und Verkaufsstrategie

Als Werbestrategie setzt Rimowa hauptsächlich auf Produktplatzierung. In etwa 250 Fernseh- und Leinwandproduktionen waren die Rillenkoffer aus Köln zu sehen. Darüber hinaus stattet die Firma Sportler wie die Fußballer des 1. FC Köln oder der deutschen Fußballnationalmannschaft (2014 Serie: Victory red) sowie Künstler wie David Garrett (Sonderanfertigung für eine Stradivari-Geige) aus.[12][13]

Anlässlich des 80. Jahrestags zur Einführung des Aluminiumkoffers brachte Rimowa im November 2017 eine Sonderedition mit dem italienischen Modelabel Fendi auf den Markt und inszenierte eine PR-Aktion, bei der zahlreiche prominente Besitzer von Rimowa-Reisegepäck ihre Koffer präsentierten.[14][15] Zum 140. Gründungsjubiläum des Hotels Mandarin Oriental in Bangkok entwarf Rimowa 2018 eine Reisegepäck-Sonderedition für das Hotel.[16]

Seit einigen Jahren investiert Rimowa zudem in Monobrandstores, Pop-up-Stores und eigene Flagship-Stores in 65 Ländern, neben dem Hauptgeschäft in Köln und dem unmittelbar nach der Übernahme neu eröffneten Flagship-Stores in Paris[17] zum Beispiel in den Top-Lagen von Hamburg, München, Rom, Peking, Macau, Shanghai, New York City oder Seoul.[18][19] Nach der Übernahme durch den französischen Luxuskonzern modifizierte Rimowa seine Verkaufsstrategie und bietet seit März 2017 seine Produkte auch in einem Online-Shop an.[20]

In der 1. Etage des ehemaligen Flagshipstores in Köln betrieb Rimowa bis 2018 ein firmeneigenes Museum, mit dem Umzug in die neuen Geschäftsräume auf der Hohe Straße wurde der Museumsbetrieb eingestellt.

Ehemaliger Flagshipstore in Köln mit Museum

Rimowa F13

Seit 2013 verfolgt Rimowa das Ziel, die Junkers F 13, die ihren Erstflug 1919 absolvierte, wieder in Serie zu produzieren.[21] Das ursprünglich aus Duraluminium hergestellte einmotorige Flugzeug wurde im Luftfahrtbaubetrieb Kaelin Aero Technologies GmbH in Oberndorf am Neckar nach Originalplänen von Hugo Junkers hergestellt. Das Flugzeug ist mit einem 331 kW (450 PS) starken Sternmotor von Pratt & Whitney R-985 Wasp Junior ausgerüstet.[22] Die Rimowa F 13 Anneliese 2 geht 2016 in Serie und wird in den JUNKERS Flugzeugwerke AG in Dübendorf gefertigt.[23][24] Ende März 2018 erhielt die Junkers F13 2.0 von der Schweizer Aufsichtsbehörde, dem Bundesamt für Zivilluftfahrt die Verkehrszulassung in der Flugzeugkategorie "Historic".[25]

Auszeichnungen

  • 2014: Red Dot Design Award – Kategorie Communication Design für den Internetauftritt[26]
  • 2015: Top 100 – Ranking des Mittelstands der Munich Strategy Group[27]
  • 2016: Innovations-Champions 2016: Ranking der innovativsten Mittelständler in Deutschland, Munich Strategy Group[28]

Die 1986 errichtete Firmenzentrale in Köln-Ossendorf wurde nach Plänen von Gatermann & Schossig sowie dem Architekturbüro Dahlbender mit einer charakteristischen Außenfassade in Rillenoptik versehen.[29] Das modular als Zug mit erweiterbaren „Waggons“ geplante Firmengebäude wurde mit zahlreichen Architekturpreisen ausgezeichnet.[30]

Lager-, Verwaltungs- und Produktionsgebäude

Commons: Rimowa – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c Elektronischer Bundesanzeiger, 9. März 2018, Konzernabschluss zum Geschäftsjahr vom 1. Januar 2015 bis zum 31. Dezember 2015.
  2. a b Alexandre Arnault: Rimowa-Eigentümer kündigt allen Händlern in Europa. (handelsblatt.com [abgerufen am 30. März 2018]).
  3. Interview mit dem Rimowa-Chef: D. Morszeck: „Ich habe schon tausend Ohrfeigen kassiert“". (handelsblatt.com [abgerufen am 30. März 2018]).
  4. lederwarenreport.de Rimowa-unglaubliche Entwicklung, 7. Januar 2014 (Memento des Originals vom 5. Oktober 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.lederwarenreport.de, abgerufen am 6. August 2015.
  5. Design: RIMOWA - oder wie man mit einem Redesign die Identität einer Marke auslöscht. In: HORIZONT. (horizont.net [abgerufen am 7. März 2018]).
  6. Rimowa wird französisch. Abgerufen am 9. März 2018.
  7. Inga Griese: Rimowa-Chef Alexandre Arnault im Interview. In: DIE WELT. 3. April 2017 (welt.de [abgerufen am 9. März 2018]).
  8. rundschau-online.de (vom 23. August 2018): Rimowa Kölner Traditionsunternehmen stellt hohe Anforderungen an Verkäufer, abgerufen am 6. April 2019
  9. welt.de: Warum der Rimowa der Porsche unter den Koffern ist, 19. Oktober 2010, abgerufen am 6. August 2015.
  10. faz.net: Vom Alu-Koffer zum Statussymbol, 12. April 2015, abgerufen am 6. August 2015.
  11. altcateianews.com architonic-newsletter 0607, abgerufen am 6. August 2015.
  12. rimowa.com: News, abgerufen am 6. August 2015.
  13. Sebastian A. Reichert: 111 Kölner Geschäfte, die man gesehen haben muss. emons, Köln 2012, ISBN 978-3-9545100-2-3, S. 184.
  14. rimowa.com: Fendi x Rimowa | RIMOWA. Abgerufen am 9. März 2018 (deutsch).
  15. Barry Samaha: Rimowa Displays the Lasting Power of Its Iconic Aluminum Suitcases. In: Forbes. (forbes.com [abgerufen am 16. März 2018]).
  16. John Oseid: Mandarin Oriental, Bangkok: A Landmark Hotel Anchors A New Creative District. In: Forbes. (forbes.com [abgerufen am 30. März 2018]).
  17. RIMOWA opens first flagship store in Paris - LVMH. In: LVMH. (lvmh.com [abgerufen am 30. März 2018]).
  18. BrandEins Artikel (07/2008) über Rimowa. Das Geheimnis der Rillen (Memento des Originals vom 15. August 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.brandeins.de. abgerufen am 6. August 2015.
  19. Jürgen Weise: RIMOWA Der Koffer mit den Rillen. in: Mario Kramp, Ulrich Soénius (Hrsg.): Made in Cologne – Marken für die Welt. J.P. Bachem-Verlag, Köln 2. Auflage 2015. ISBN 978-3-7616-2750-1, S. 159–161.
  20. Rimowa: Eröffnung des Online-Shops. Abgerufen am 30. März 2018 (deutsch).
  21. Rückkehr: Rimowa baut Junkers F 13. In: Klassiker der Luftfahrt. Abgerufen am 1. Mai 2016.
  22. RIMOWA F13. In: www.rimowa-f13.com. Abgerufen am 1. Mai 2016.
  23. flugrevue.de: Rimowa baut die Junkers F13 wieder in Serie, abgerufen am 1. Mai 2016.
  24. faz.net: Nachbau der Junkers F13 – Tochter Ju, abgerufen am 1. Mai 2016.
  25. Nachbau des ersten Ganzmetall-Passagierflugzeugs: Junkers F 13 ist wieder verkehrszugelassen. In: FLUG REVUE. (flugrevue.de [abgerufen am 30. März 2018]).
  26. red-dot.de Winner Red Dot Award 2014, abgerufen am 6. August 2015.
  27. Carsten Dierig: Das sind die wahren Stars der deutschen Wirtschaft. In: welt.de. Axel Springer SE, 13. Dezember 2015, abgerufen am 22. März 2018.
  28. Innovations-Champions 2016: Exklusives Ranking der innovativsten Mittelständler in Deutschland. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 20. Dezember 2016; abgerufen am 8. Dezember 2016.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.munich-strategy.com
  29. gatermann-schossig.de: Rimowa-Kofferfabrik, Köln, abgerufen am 6. August 2015.
  30. baukunst-nrw.de: Rimowa-Kofferfabrik, abgerufen am 6. August 2015.

Koordinaten: 50° 59′ 5″ N, 6° 53′ 3″ O