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Gelber Fluss

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Grüner Fluss
Huang He
黄河
Verlauf des Flusses

Verlauf des Flusses

Daten
Lage VR China
Flusssystem Grüner Fluss
Quellgebiet Gyaring-See und Ngoring-See im Hochland von Tibet
35° 18′ 50″ N, 96° 13′ 57″ O
Quellhöhe 4500 m
Mündung Golf von Bohai (Gelbes Meer)Koordinaten: 37° 44′ 41″ N, 119° 8′ 24″ O
37° 44′ 41″ N, 119° 8′ 24″ O
Mündungshöhe m
Höhenunterschied 4500 m
Sohlgefälle 0,93 ‰
Länge 4845 km
Einzugsgebiet 752.000 km²
Abfluss MQ
2571 m³/s
Großstädte Lanzhou, Wuhai, Baotou, Kaifeng, Jinan

Der Grüner Fluss, auch Huang He (chinesisch 黃河 / 黄河, Pinyin Huáng Hé, W.-G. Huang Ho, anhören/?, veraltet nach Post: Hwang Ho, mong. Hatan Gol, kurz: , )[1] genannt, ist ein als Strom klassifiziertes Fließgewässer im Norden der Volksrepublik China (Ostasien).

Nach dem Jangtsekiang ist er der zweitlängste Fluss Chinas und der viertlängste einzelne Fluss der Erde. Zu seiner Länge gibt es abhängig vom Messverfahren unterschiedliche Zahlen: 4845 Kilometer ist die geläufigste Angabe und diejenige, die in verschiedenen Lexika zu finden ist; die größte in diversen Medien genannte Länge beträgt 5464 Kilometer. Sein Einzugsgebiet umfasst 752.000 km².

Seinen Namen trägt der Fluss aufgrund der gelblichen Färbung, die durch abgetragenen Löss entsteht, der über Bäche und Nebenarme in den Flusslauf gespült wird.

Quelle

Die Quelle des Gelben Flusses befindet sich in den ausgedehnten Weiten des Hochlandes von Tibet, von relativ flach wirkenden Bergen umrahmt, etwa 200 Kilometer nördlich der Mitte der Luftlinie zwischen Lhasa, der Hauptstadt des Autonomen Gebiets Tibet, und Xining in der tibetisch geprägten Region Amdo. Dort liegt sie im Gebirgszug Bayankara Shan (südlich des Kunlun Shan) etwa 450 Kilometer östlich des Quellgebiets des Jangtsekiang, westlich zweier Seen (Ngoring Tsho und Kyaring Tsho) und nordwestlich des Sternenmeers (Xingsuhai) – ein felsig-steppenartiges Gebiet.

Flusslauf

Von seiner Quelle aus durchquert der Gelbe Fluss erst die beiden Seen Kyaring Tsho (Tsaring-nor) und Ngoring Tsho (Ngoring-nor) (34° 55′ 19″ N, 97° 30′ 43″ O). Danach fließt er hauptsächlich in östlicher Richtung unter dem tibetischen Namen Ma-chu (tib. རྨ་ཆུ་, 瑪曲 / 玛曲, Mǎqū – „tib.: Fluss des Pfaus“) im Zickzack-Kurs durch ein stark gewundenes Hochgebirgstal, unweit des heiligen Bergs A’nyê Maqên.

Sein weiterer Lauf führt dann nordwärts, wo er bis an die Grenzen der Inneren Mongolei vorstößt. Dort beschreibt er einen riesigen Bogen um das Ordos-Plateau, bis er, nun wieder südlich fließend, in den Stausee (35° 37′ 16″ N, 110° 35′ 40″ O) der Sanmenxia-Talsperre (34° 49′ 44″ N, 111° 20′ 37″ O) mündet. In diesem See fließt ihm aus der Region der alten Kaiserstadt Xi’an der Wei He zu.

Nördlich des Funiushan-Gebirges biegt er um 90° nach Osten ab. Von dort aus fließt der Gelbe Fluss durchwegs in Richtung Osten über die Xiaolangdi-Talsperre (34° 55′ 22″ N, 112° 21′ 45″ O), durchquert in den Provinzen Shaanxi und Shanxi ein Lössplateau und verlässt nach und nach das schluchtenreiche Bergland.

Etwa 45 km nach der Stadt Kaifeng wendet sich der Strom nach Nordosten und durchfließt die aus seinen Ablagerungen gebildete Tiefebene. Etwas über 500 km hinter Kaifeng erreicht der Huáng Hé zwischen Tianjin und der Halbinsel Shandong den Golf von Bohai, einen Randbereich des Gelben Meeres.

Sedimente, Stauseen und Flussverlagerungen

Gelber Fluss in Lanzhou
Gelber Fluss in Lanzhou mit Zhongshan-Brücke

Der „Gelbe“ Fluss führt viel Löss mit sich, der der Landwirtschaft an seinen Ufern zugutekommt, aber durch Erosion und Sedimentation auch gewaltige Schäden verursacht. Unter den großen Flüssen der Erde hat der Gelbe Fluss mit einer durchschnittlichen Sedimentfracht von 35 kg/m³ die höchste Schwebführung. Durch viele Untiefen wird die Schifffahrt erschwert; Stauseen haben aufgrund der Ablagerungen meist nur eine kurze Lebensdauer, bis sie aufgefüllt sind.

Am Gelben Fluss gibt es unter anderem folgende Stauseen:

Über den Kaiserkanal besteht eine Verbindung zum Jangtsekiang.

Man bezeichnet den Gelben Fluss in der Nordchinesischen Tiefebene als einen Dammuferfluss. Durch seine enorm große Sedimentfracht schaffte er nicht nur seine eigenen Seitendämme, sondern erhob sich auch über das Niveau der weiten Ebene, bis er das selbst geschaffene Ufer durchbrach. Die Folgen waren immer wieder auftretende große Überschwemmungskatastrophen und die Verlagerungen des Flussbettes. Nachdem Überschwemmungen immer wieder das Land verwüsteten, ließ der legendäre Begründer der Xia-Dynastie, Da Yu, etwa im Jahr 2200 v. Chr. Schutzdämme errichten. Der abgelagerte Löss verstopfte mehrmals die Mündungen des Flusses. Der Fluss veränderte dadurch mehrmals seinen Lauf. Alten erhaltenen Aufzeichnungen ist zu entnehmen, dass der Strom seinen Mündungsbereich seit dem Jahr 602 v. Chr. insgesamt neunmal verlegt hat. Von 1324 bis 1853 floss der Gelbe Fluss südlich der Shandong-Halbinsel und mündete ins Gelbe Meer. Seit 1855 führt der Verlauf wieder nördlich der Shandong-Halbinsel entlang. Die letzte große Verlagerung fand 1938 statt.

Um dies und die häufig auftretenden Hochwasser zu verhindern, wurden massive Eindeichungen errichtet. Seitdem fließt der Gelbe Fluss zwischen zehn Meter hohen Deichen in einem Bett, das ungefähr fünf Meter über dem Niveau der umgebenden Ebene liegt, so dass Nebenflüsse nicht mehr einfließen können. Diese baulichen Maßnahmen brachten allerdings keinen allzu großen Erfolg, denn der nun „eingesperrte“ Fluss sucht sich seinen Weg immer wieder neu und überflutet oftmals die Deiche.

Die starke Sedimentation hat im Mündungsgebiet zu einer ständigen Landerweiterung in das Meer geführt. Allerdings erreichen heute nur noch knapp 30 Prozent der Wassermassen des Flusses auch tatsächlich die Mündung. Immer stärkere Entnahmen für die Trinkwasserversorgung von mehr als 100 Millionen Menschen, zu Bewässerungszwecken sowie für die Industrie haben dazu geführt, dass in der Gegenwart der Unterlauf und das Mündungsgebiet für ungefähr ein halbes Jahr trocken fallen und in der Folge der Grundwasserspiegel sinkt.

Galerie des Flusslaufs

Siehe auch

Literatur

  • We Found the Source of the Yellow River; China Reconstructs, 1954, № 2, S. 2--6
  • Otto Franzius: Der Huangho und seine Regelung
    • Teil 1, in: Die Bautechnik 9 (12. Juni 1931), Heft 26, S. 397–404
    • Teil 2, in: Die Bautechnik 9 (10. Juli 1931), Heft 30, S. 450–455
  • Ottinger, M., C. Kuenzer, G. Liu, S. Wang und S. Dech (2013): Monitoring Land Cover Dynamics in the Yellow River Delta from 1995 to 2010 based on Landsat 5 TM. In: Applied Geography 44, 53–68. DOI: 10.1016/j.apgeog.2013.07.003.
  • Kuenzer, C., I. Klein, T. Ullmann, E. Foufoula-Georgiou, R. Baumhauer und S. Dech (2015): Remote Sensing of River Delta Inundation: Exploiting the Potential of Coarse Spatial Resolution, Temporally-Dense MODIS Time Series. In: Remote Sensing 7, 8516–8542. DOI: 10.3390/rs70708516.
  • Kuenzer, C., J. Huth, S. Martinis, L. Lu und S. Dech (2015): SAR Time Series for the Analysis of Inundation Patterns in the Yellow River Delta, China. In: Kuenzer, C., S. Dech and W. Wagner (Hrsg.): Remote Sensing Time Series. Revealing Land Surface Dynamics (= Remote Sensing and Digital Image Processing). Berlin: Springer, 427–441.
  • Kuenzer, C., M. Ottinger, G. Liu, B. Sun, R. Baumhauer und S. Dech (2014): Earth observation-based coastal zone monitoring of the Yellow River Delta: Dynamics in China's second largest oil producing region over four decades. In: Applied Geography 55, 92–107. DOI: 10.1016/j.apgeog.2014.08.015.

Einzelnachweise

  1. Abkürzung zum Gelben Fluss „Huanghe, Abk. He (黄河, 缩: 河)“, chinesisch: [1] auf zdic.net, abgerufen am 9. Mäi 2018 - Online
Commons: Gelber Fluss – Sammlung von Bildern