I Will Follow Him
I Will Follow Him Chariot / Cheerio | |
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Little Peggy March | |
Veröffentlichung | 1962 |
Länge | 2:25 |
Genre(s) | Pop |
Text | Norman Gimbel |
Musik | Franck Pourcel, Paul Mauriat |
Album | I Will Follow Him |
Coverversionen | |
1996 | Claudja Barry |
2006 | André Rieu |
2017 | Sergio Sylvestre |
… und viele andere |
I Will Follow Him ist ein Pop-Lied aus dem Jahr 1962, das in verschiedenen Versionen ein weltweiter Erfolg wurde.
Entstehung
Ursprünglich von Franck Pourcel als Instrumental komponiert, wurde das Musikstück 1959 unter dem Titel Chariot mit dem Zusatz Mambo-Twist veröffentlicht. Pourcel, der als Vertreter des Musikgenres Easy Listening einzuordnen war, hatte zuvor schon eine Reihe anderer Platten, akribisch durchnummeriert, als „Amour, Danse Et Violons“ Vol. 1–16 (Liebe, Tanz und Geigen), allesamt im Label La Voix de Son Maître in Frankreich herausgebracht. Diese Ausgabe war die laufende Nummer 17.[1] Ebenfalls in Frankreich und wieder als „Chariot“ erschien 1962 die erste Vokalversion, die von Petula Clark gesungen wurde und für mehr als eine Million verkaufter Exemplare eine Goldene Schallplatte erhielt.
Nach dem französischen Erfolg bat der Komponist seinen Freud Paul Mauriat um Hilfe, das musikalische Material auch für den US-amerikanischen Markt tauglich zu machen. Beide Musiker, Pourcel unter dem Pseudonym J.W. Stole, Mauriat als Del Roma, bearbeiteten das Stück und verliehen ihm den Stil eines Doo Wop-Songs, wie er Anfang der 60er-Jahren Mode war.

Die Wurzeln dieses Stils liegen im Gospel, im Jazz, im Blues und im Barbershop-Gesang, alles typisch US-Musikstile. Überhaupt taten sie vieles, um das Lied möglichst amerikanisch wirken zu lassen. Petulas sehr „gemächlich fahrendes Chariot“ wurde regelrecht aufgebohrt. Sie verwendeten dazu eine charakteristische Akkordfortschreitung, die sogenannte 50er-Progression, in Verbindung mit Synkopierungen. Diese Mittel sind typisch für den Doo-Wop-Stil und verleihen ihm seinen vorwärtstreibenden Groove.
Die künstlerische Betreuung des Projekts übernahmen Hugo Peretti und Luigi Creatore, die als Team zu den wichtigsten Musikproduzenten der Ostküste gerechnet wurden. Sie hatten bereits etlichen Hits den Weg geebnet, darunter etwa Can’t Help Falling in Love von Elvis oder den Millionenseller The Lion Sleeps Tonight der Tokens. Peretti engagierte den Arrangeur Arthur Altman, mit dem sie bereits bei den Aufnahmen mit Sam Cooke zusammengearbeitet hatten. Das Arrangement der Studioaufnahme übernahm der Orchesterleiter und Dirigent Sammy Lowe.
Für die Lyrics wurde der Liedtexter Norman Gimbel gewonnen, dessen Text die gängige Moralvorstellung der damaligen Zeit widerspiegelt, wonach sich Frauen den Männern unterzuordnen hatten.[Anm. 1] Nahezu jeder Song, der Anfang der 1960er Jahre für Frauenstimmen geschrieben wurde, besaß einen inhaltlich unterwürfigen Tonfall und spielte auf das traditionelle Frauenbild an. „He's So Fine“ turtelten beispielsweise die vier Teenies der Girlgroup The Chiffons, die unmittelbar zuvor den Nummer-eins-Hit in den Billboard Hot 100 belegt hatten. Jede der jungen Frauen befand sich zu diesem Zeitpunkt noch im damals sogenannten Backfischalter.[2] In dieses Schema passte es, wenn Little Peggy March, wie sich die Künstlerin damals noch nannte, in diesem Lied nun davon sang, ihrem Liebsten überall hin folgen zu wollen und damit das Mädchen auf ein bloßes Anhängsel eines Jungen reduziert wurde.[3]
Die englische Fassung von Chariot wurde am 22. Januar bei RCA Victor als Single veröffentlicht und war bereits am 27. April auf den ersten Platz der „Top of the Pops“ geklettert, wo sie sich drei Wochen lang halten konnte.[2]
Peggy March, die damals erst 15 Jahre und einen Monat alt war, verdrängte damit Brenda Lee als jüngste Pop-Sängerin, die je die Nummer Eins der Billboard-Rangliste erreicht hatte und gehört zu den wenigen Künstlerinnen, denen das bereits mit der Debüt-Single gelang. Sowohl künstlerisch als auch kommerziell wurde das Lied zu einem großen internationalen Erfolg und die Popularität des Jungstars verbreitete sich auf der ganzen Welt.
Die Platte wurde über zwei Millionen Mal verkauft und Peggy erhielt eine Goldene Schallplatte dafür.[4] Sie gelangte ebenso auf die Nummer Eins der Charts von Australien, Neuseeland, Japan und den skandinavischen Ländern. In Deutschland landete der Schlager am 20. Juli auf dem sechsten Rang, blieb vier Wochen in den Top 10 und wurde insgesamt 13 Wochen in der Hitparade geführt,[5] „I Will Follow Him“ wurde neben RCA von weiteren Labels, wie z. B. CBS oder Mocambo in Brasilien vertrieben und konnte weltweit in nahezu sechs Millionen Exemplaren abgesetzt werden.
Text und Arrangement
Die folgende Beschreibung bezieht sich ausschließlich auf die bekannteste Version des Lieds in der Interpretation von Peggy March.
Der Song beginnt mit dem Intro einiger Takte mit Nonsens-Text, der mit einer einprägsamen Basslinie, nahezu a cappella den Rhythmus des Stücks vorgibt:
„du-du-dob, du-du-dob, du-du-dob, du-du-du-du-du-du-dob, du-du-dob, du-du-dob, du-du-du-du-du-du-dob …“
… bevor die weibliche Begleitgruppe mit Background Vocals einsteigt:
„I Love him, I love him, I love him. And where he goes I'll follow, I'll follow, I'll follow.“
Daraufhin setzt die Solostimme mit der ersten Strophe ein. Dies geschieht mit einer, für die Jugend der Sängerin bemerkenswerten Festigkeit der Stimme, die im Sinne von Stimmlage voll ausgebildet ist und der einer Erwachsenen entspricht. (vergleiche folgendes Tonbeispiel auf YouTube)[6]
„I will follow him
Follow him wherever he may go
There isn't an ocean too deep
A mountain so high it can keep me away.“
Mit dem Schluss der ersten Strophe beginnt erneut das treibende Ostinato im Bass (du-du-dob, du-du-dob, du-du …).[Anm. 2]
(Der vollständige Text zu dieser Version und anderen ist über die Weblinks am Ende des Artikels aufrufbar.)
Andere Versionen
Chariot

Als erste Liedversion genießt Petula Clarks „Chariot“ eine Sonderstellung. Den französischen Text schrieb Jacques Plante,[Anm. 3] der von einer Frau erzählt, die auf dem Kutschbock eines alten Planwagens eine Ebene durchquert. Während sie dabei ordentlich durchgerüttelt wird, hat sich ihr Liebster offenbar unter dem Verdeck zum Schlafen lang hingestreckt. Sie möchte bei ihm sein und dass er sich zu ihrer Liebe bekennt. Der etwas holprige Inhalt passt zu dieser Vorstellung und kam bei Weitem nicht an den Eindruck hingebungsvoller Euphorie heran, wie ihn Peggys Version jeden verliebten Teenager nachempfinden ließ. Der Rhythmus des französischen Originals ist im Vergleich mit dem US-Pendant entsprechend auch sehr viel weniger pochend und wird fast allein von den Streichern vorangetrieben, die, ähnlich wie der Chor in „I Will Follow Him“, einzelne musikalische Phrasen wiederholen. Insgesamt lässt das Arrangement daher auch mehr an den Score zu einem Western denken. Tatsächlich scheint Pourcel, als er die Melodie komponierte, den Soundtrack für einen neuen Westernfilm im Sinn gehabt zu haben, der vielleicht von 20th Century Fox hätte produziert werden sollen.[7]
Auch in dieser Bearbeitung wird das Vorwärtsdrängen der Musik durch Wiederholung der Worte im Refrain verdeutlicht.
„La plaine, la plaine, la plaine
N'aura plus de frontière
La terre, la terre, sera notre domaine
Que j'aime, que j'aime“
Bereits im selben Jahr wie in Frankreich, brachte Clark Platten in Belgien heraus, wo sie in der Wallonie den ersten Platz der Hitparade sichern konnte. In Italien kamen kurz darauf drei weitere Versionen in die Charts. Clark veröffentlichte eine Single mit dem Aufdruck „Sul mio carro“ (übersetzt: Auf meinem Wagen) und erreichte den vierten Platz der italienischen Classifica musicale, dem nationalen Gegenstück zur Hitparade. Eine andere Ausgabe, übersetzt von Vito Pallavicini, arrangiert von Bruno Pallesi und gesungen von Betty Curtis belegte 1963 als höchste Position sogar Rang drei in diesem Klassement. In Argentinien, Spanien und Uruguay wurden ähnliche Ausgaben gleichfalls zu Top‑10‑Hits. Es folgten Dänemark und die Niederlande, wo das Lied in der englischen Übersetzung reüssieren konnte. In Westdeutschland wollte man von der Wildwest-Romantik weniger wissen und man änderte den Namen in „Cheerio“, das soviel wie „Auf Wiedersehen“ bedeutet. In diesem Song beklagte sie den Verlust ihres Geliebten, der sie verlassen hat.
„Wunderbare Zeit,
Leider morgen schon Vergangenheit.
Warum muss der Abschied denn sein?
Warum lässt du mich nun allein, so allein?“

Zweitverwertung
Die meisten anderen Bearbeitungen beziehen sich auf die englischsprachige Fassung und wurden als dessen Coverversionen eher mehr als weniger erfolgreich. Peggy March selbst coverte 1970 die Cheerio-Version von Petula unter dem Titel „Adio, Adio“ und ihren eigenen Hit noch zwei Mal 1979 und 2013, 50 Jahre nach ihrem großen Triumph, immerhin schon 65-jährig.
Ein großes Comeback feierte der Titel 1992 im Filmklassiker Sister Act mit Whoopie Goldberg in der Hauptrolle. Die Neugestaltung des Stücks, das im Schlusskonzert des Nonnenchors den Höhepunkt der filmischen Erzählung darstellt, orientiert sich im Wesentlichen an Peggy Marchs Vorlage. Mit dem Gegensatz zweier stark unterschiedlicher Tempoangaben wird außerdem ein zusätzliches expressives Gestaltungselement in den Vortrag gebracht. Der Anfang ist in der Form eines Kirchenlieds sehr langsam und getragen gehalten. Danach beginnt der als Gospel arrangierte Hauptteil, der durch ein kadenzhaftes Solo der Zweiten Stimme unterbrochen, gegenüber der Strenge des quasi Choralvorspiels als sehr befreiend empfunden werden kann.
Die Aufführung im kirchlichen Kontext bringt den männlich-chauvinistischen Originaltext in einen komplett anderen Sinnzusammenhang.[8] Die ursprünglich bedingungslose Selbstaufopferung kann nun als Hingabe an Jesus verstanden werden. Die Chorgemeinschaft verkörpert ein kollektives Bild himmlischer Liebe. Seither wurde das Werk von vielen Laien- und Kirchenchören aufgeführt. Kurz nach Erscheinen des Films kam Sister Act auch als Adaption im gleichnamigen Musical heraus.
1999 verwendete der Rapper Eminem das markante „I'll follow, I'll follow …“ des Refrains in einem Sample, um den Rhythmus seines Sprechgesangs „Guilty Conscience“ (zu deutsch Schlechtes Gewissen) im Album The Slim Shady LP zu unterlegen. Eine ähnlichen Konstruktion nutzte David Bowie im Jahr 2003 für den Gitarrenriff seines Hits „New Killer Star“, einer Single-Auskopplung seines Albums „Reality“. Das Plagiat ist auf Anhieb erkennbar, auch wenn es dort heißt:
„Don't ever say I'm ready, I'm ready, I'm ready
I never said I'm better, I'm better, I'm better“
Resümee
Peggy March konnte an ihren Sensationshit nicht anknüpfen. Dennoch war es nicht das, was üblicherweise als „One-Hit-Wonder“ bezeichnet werden müsste. Nach dem ziemlich abrupten Ende der Doo-Wop-Ära, das spätestens 1964 mit den Beatles und der British Invasion eingeleitet wurde, war zumindest in US-Amerika die Zeit für diese Art von Musik abgelaufen. Peggy zog nach Europa und konnte dort ihre Karriere dank ihres Welthits fortsetzen.
Der anhaltende Erfolg der Komposition, der sich selbst in vergleichbar kurzen Zeiträumen nacheinander wiederholte, dürfte nicht zuletzt mit ihren eindeutigen Ohrwurm-Qualitäten erklärbar sein. Besonders für „I will follow him“ kommen weitere Aspekte hinzu. Da ist zum einen die rhythmische Intensität, die man auch als Drive bezeichnen kann. Zum anderen ist die schlüssige Aussage, die Bestimmtheit und Glaubwürdigkeit des leidenschaftlichen Vortrags zu nennen. „Chariot“ und erst recht das deutsche „Cheerio“ wirken dagegen konstruiert und viel weniger authentisch.
Weblinks
- I will follow him von Little Peggy March
- Chariot von Petula Clark (französische Version)
- Cheerio von Petula Clark (deutsche Version)
- I will follow him im Film Sister Act
- Guilty Conscience von Eminem
- New Killer Star von David Bowie
Einzelnachweise und Anmerkungen
- ↑ Will Stos: Bouffants, Beehives, and Breaking Gender Norms: Rethinking “Girl Group” Music of the 1950s and 1960s. In: Journal of Popular Music Studies, Jg. 24, Nr. 2, S. 117–154, hier: S. 123. Natürlich können aus einem einzelnen Liedtext keine Rückschlüsse auf den Zeitgeist bei seiner Entstehung gezogen werden. Der textliche Inhalt von „I Will Follow Him“ steht aber neben dem anderer Songs dieser Ära, wie etwa den Titeln „He’s So Fine“ oder „Johnny Angel“, exemplarisch für ein sehr einseitiges und männlich dominiertes Verständnis der Geschlechterrollen.
- ↑ Anmerkung: Nach den fett ausgezeichneten Silben folgt eine kurze Pause (Synkope)
- ↑ Anmerkung: Vermutlich weder identisch mit dem Schachspieler und Filmproduzent Jacques Planté noch dem kanadischen Eishockeyspieler Jacques Plante
- ↑ Franck Pourcel Et Son Grand Orchestre – Amour, Danse Et Violons No 17
- ↑ a b Billboard Hot 100 - 1963 Archive
- ↑ Richard Aquila: That Old-Time Rock & Roll: A Chronicle of an Era, 1954–1963. University of Illinois Press, Urbana und Chicago 2000, S. 271. Vorschau auf Google Books. Aquila schreibt dort: „Her first record, ‚I Will Follow Him‘ …, reflected the traditional belief that males should dominate females.“
- ↑ Artikel der Lima News
- ↑ 1963 – Autobiografie von Peggy March
- ↑ Tonbeispiel auf YouTube
- ↑ Franck Pourcel – Biography (englisch)
- ↑ Steven Mintz, Huck's Raft: A History of American Childhood