Gesellschaft für Pädiatrische Radiologie
Gesellschaft Pädiatrische Radiologie (GPR) | |
---|---|
Zweck: | deutschsprachige wissenschaftliche Gesellschaft für Kinderradiologie |
Vorsitz: | Prof. Dr. med. Hans-Joachim Mentzel |
Gründungsdatum: | 1968 |
Mitgliederzahl: | 333 (2018) |
Sitz: | Köln |
Website: | https://www.kinder-radiologie.org/de-DE/182/startseite/ |
Die Gesellschaft Pädiatrische Radiologie e.V. (GPR) ist die wissenschaftliche Gesellschaft für die diagnostische Bildgebung bei Kindern und Jugendlichen und hat ihren Sitz in Köln. Sie ging aus der am 6. Juni 1968 in Bonn ins Leben gerufenen „Arbeitsgemeinschaft für Pädiatrische Radiologie e. V.“ hervor. Zu den Gründungsmitgliedern gehörten 48 Ärztinnen und Ärzte aus deutschsprachigen Ländern.[1]
Zweck des Vereins
Ziele der Gesellschaft sind gemäß der Satzung vom 15. September 2008[2] eine qualifizierte, dem Neugeborenen-, Säuglingsalter sowie dem Kindes- und Jugendalter angepasste diagnostische Versorgung unter besonderer Berücksichtigung der Qualitätssicherung aller bildgebenden Methoden einschließlich der Sonographie, der Magnetresonanztomographie, der Computertomographie, der interventionellen Radiologie und des Strahlenschutzes. Zudem soll die wissenschaftliche Tätigkeit ihrer Mitglieder gefördert werden.
Durch enge Zusammenarbeit und Erfahrungsaustausch mit anderen medizinisch-wissenschaftlichen Gesellschaften und ärztlichen Organisationen, besonders mit den nationalen Röntgengesellschaften und pädiatrischen Gesellschaften sowie mit den Gesellschaften für Neuroradiologie und Nuklearmedizin soll die pädiatrische Radiologie gefördert und nutzbar gemacht werden. Die Gesellschaft soll allen kinderradiologisch tätigen Kolleginnen und Kollegen die aktuellen Fortschritte der diagnostischen Radiologie vermitteln. Hierzu führt die Gesellschaft für Pädiatrische Radiologie regelmäßig eine Jahrestagung in Verbindung mit einem Fortbildungskurs durch. Darüber hinaus wird jedes Jahr im Frühling ein weiterer Fortbildungskurs veranstaltet.
Geschichte der Pädiatrischen Radiologie
Knapp zwei Jahre nach Entdeckung der Röntgenstrahlung durch Wilhelm Conrad Röntgen wurde 1897 im Anna-Kinderspital Graz die erste Röntgeneinrichtung in einem Kinderspital installiert. Weitere Einrichtungen an Kinderkliniken folgten 1901 in Basel und Rotterdam, 1902 in Wien, 1903 an der Charité in Berlin und Leipzig sowie 1904 in Zürich.[1] Diese Röntgeneinrichtungen an Kinderkrankenhäusern belegen, dass der unschätzbare Wert des neuen bildgebenden Verfahrens Röntgen für die Diagnostik im Kindesalter bereits früh erkannt wurde.
Sehr früh erhoben sich jedoch auch warnende Stimmen, die auf den sachgemäßen und verantwortungsvollen Umgang mit der ionisierenden Strahlung hinwiesen, da die potentiell auch schädigende Wirkung der Röntgenstrahlung bereits bekannt war.[3][4] Hieraus leitete sich ab, dass Röntgenuntersuchungen besonders im Kindesalter einem geschulten ärztlichen Personal vorbehalten sein sollten. In Ermangelung eines radiologischen Facharztes heutiger Prägung wurden die Röntgenuntersuchungen von Kinderärztinnen und Kinderärzten angefertigt.
Dies hatte bis nach dem Zweiten Weltkrieg Bestand und so rekrutierte sich die erste Generation Kinderradiologen zunächst aus Kinderärzten, die sich zur Ausübung der Kinderradiologie einer zweiten Facharztweiterbildung im In- oder Ausland zum Radiologen unterzogen.[1] Deutsche Kinderradiologen gehörten demzufolge bereits 1963 zu den Gründungsmitgliedern der Europan Society of Pediatric Radiology (ESPR). Erst 1988 wurde die Kinderradiologie neben der Neuroradiologie als Teilgebiet der Diagnostischen Radiologie in der Bundesrepublik Deutschland anerkannt.[5][6] Diese Anerkennung als eigenständiges Fachgebiet vollzog sich in Europa und erst recht weltweit in sehr unterschiedlichen Zeitskalen.
Mit der Einführung moderner Schnittbildverfahren wie Ultraschall und Magnetresonanztomografie in die medizinische Diagnostik, besteht ein besonderer wissenschaftlicher Forschungsschwerpunkt der Kinderradiologen darin, strahlenexponierende Röntgenverfahren durch Dosisminderung oder nicht, bzw. wenig invasive Untersuchungstechniken zu ersetzen.[7] Im Gegensatz zu der radiologischen Diagnostik Erwachsener wurde die Ultraschalldiagnostik des Kindes sehr früh wesentlicher Bestandteil der kinderradiologischen Tätigkeit.[8][9] Darüber hinaus eröffneten sich mit Etablierung der Magnetresonanztomografie in die Kinderradiologie Einblicke in Entwicklung, Morphologie und Funktion des kindlichen Körpers, wie dies zuvor nicht möglich war.[10][11] Ein relativ junges Forschungsgebiet der Kinderradiologie stellt die fetale Magnetresonanztomografie dar.[12]
Literatur
- Heinrich E. Albers-Schönberg: Über eine bisher unbekannte Wirkung der Röntgenstrahlen auf den Organismus der Tiere. In: Münchener medizinische Wochenschrift. Band 50, 1903, S. 1859–1860
- Henri Becquerel: Sur quelques effets chimiques produits par le rayonnement du radium. In: Comptes rendus de l’Académie des sciences. Band 133, 1901, S. 709–712
- Jean-Alban Bergonié, Louis Tribondeau: Actions des rayons X sur le testicule du rat blanc. In: Comptes rendus de l’Académie des sciences. Band 57, 1904, S. 400–402
- G. Burckhard: Über den Einfluß der Röntgenstrahlen auf den tierischen Organismus, insbesondere auf die Gravidität. In: Volkmanns Klein Vorträge. Nr. 404, 1905, Gyn 150, S. 469–480
- Franz Albert Frieben: Demonstration eines Carcinoids des rechten Handrückens, das sich nach lang dauernder Einwirkung von Röntgenstrahlen entwickelt hat. In: RöFo. Band 6, 1902, S. 106
- H. Heineke: Experimentelle Untersuchungen über die Entwicklung der Röntgenstrahlen auf innere Organe. In: Mitteilungen aus den Grenzgebieten der Medizin und Chirurgie. Band 14, 1904, S. 21–94
- T. G. Lyon: The roentgen rays as a cure for disease. In: The Lancet. Band 74, 1896, S. 326; 1896, 147 (3782) S. 513–514
- W. Marcuse: Dermatitis ans Alopeciew nach Durchleuchtungsversuchen mit Röntgenstrahlen. In: Deutsche Medizinische Wochenschrift. Band 30, 1896, S. 481–483, 23. Juli 1896!
Weblinks
- Offizielle Webseite der GPR
- ESPR Home
- Bundesärztekammer (Muster-)Weiterbildungsordnung 2003 in der Fassung vom 23. Oktober 2015 (S.130-133)
- Kleine Menschen, großer Anspruch – Faszination Kinderradiologie
Einzelnachweise
- ↑ a b c Gabriele Benz-Bohm, Ernst Richter: Chronik der Kinderradiologie: Deutschland, Niederlande, Österreich und Schweiz. 2012, ISBN 978-3-642-25580-9, ISBN 978-3-642-25581-6 (eBook)
- ↑ Satzung
- ↑ Friedrich H. F. Heuck, Eckard Macherauch: Forschung mit Röntenstrahlen – Bilkanz eines Jahrhunderts 1895–1995. 1995, ISBN 3-540-57718-1
- ↑ Georg Clemens Perthes: Versuche über den Einfluß der Röntgenstrahlen auf die Zellteilung. In: Deutsche Medizinische Wochenschrift. Band 30, 1904, S. 668–670
- ↑ Bundesaerztekammer
- ↑ Faszination Kinderradiologie
- ↑ Michael Seidenbusch, Veronika Rösenberger, Karl Schneider: Imaging Practice and Radiation Protection in Pediatric Radiology. 2019, ISBN 978-3-030-18504-6
- ↑ Dieter Weitzel, Jochen Tröger: Morphologische Abdominal-Diagnostik: Ultraschall – Röntgen-Nuklearmedizin – Computertomographie. 1982
- ↑ Dieter Weitzel, Ernst Dinkel, Matthias Dittrich, Helmut Peters: Pädiatrische Ultraschalldiagnostik. 1984
- ↑ Gundula Staatz, Heike Elisabeth Daldrup-Link, Jochen Herrmann, Franz Wolfgang Hirsch, Jürgen F. Schäfer, Anna Seehofnerova, Erich Sorantin, Ashok Joseph Theruvath, André Lollert:Vom Röntgen zum PET/MRT, und dann? – Zukunftsweisende Bildgebung in der Kinderradiologie. 191:351-3 RöFo(2019)
- ↑ Gundula Staatz, Martin Stenzel, Hans-Joachim Mentzel: Moderne Bildgebungstechniken in der pädiatrischen Radiologie. Pädiatrie up2date 1(2014)[1]
- ↑ Catherine Garel: MRI of the Fetal Brain - Normal Development and Cerebral Pathologies. 2004, ISBN 978-3-642-18747-6