Chesapeake Bay
Karte der Chesapeake Bay |
Die Chesapeake Bay ist die größte Flussmündung in den USA und eine der bedeutendsten Naturlandschaften Nordamerikas. Sie ist quasi ein Teil des Atlantiks, der von Virginia und Maryland umgeben ist.
Der Name Chesepiooc der Algonkin sprechenden Indianerstämme der Powhatan und Nanticok bedeutete Mächtiger Fluss, reich an Fisch mit harter Schale. Kapitän John Smith, der den meisten aus der Pocahontas-Legende bekannt ist, erkundete die Bucht als erster Weißer 1608 und empfand die Bucht überwältigt als einen Siedlungsplatz für Menschen, auf den sich Menschen und Himmel noch nie besser geeinigt hätten.
Lage
Die Wasseroberfläche der Bucht bedeckt 12.000 km2 und grenzt an den District of Columbia sowie an sechs weitere Bundesstaaten der USA bzw. deren Einzugsgebiet: New York, Pennsylvania, Delaware, Maryland, Virginia und West Virginia.
Mehr als 150 Flüsse und Bäche münden in die Bucht, die selbst vom Susquehanna River im Norden bis zum Atlantischen Ozean im Süden 311 km lang ist. Im geologischen Sinne ist die Bucht eigentlich das ursprüngliche Tal des Susquehannas, in das sich der Fluss vor 15.000 Jahren während der letzten Eiszeit eingegraben hatte, als der Meeresspiegel ca. 100 m niedriger lag.
An ihrem engsten Punkt, in der Nähe von Annapolis, Maryland, ist die Bay nur 6,5 km breit und wird von der Bay Bridge überspannt. Nahe bei der Mündung stellen die Chesaspeake Bay Bridge und Tunnel die Verkehrsverbindungen her.
Charakteristik
Über weite Strecken hinweg bildet das Ufer als Steilküste gleichsam die Falllinie von höher gelegenem Piedmont Plateau zur eigentlichen Küstenebene. In der Nähe des westlichen Ufers liegen die größten Städte und Häfen: Annapolis, Baltimore, Washington, D.C. sowie der städtische Knotenpunkt um die Hampton Roads. An der zerklüfteten Ostküste gibt es nur kleinere Orte, malerische Fischerdörfer oder pittoreske Kleinstädte, in deren Marinas unzählige Jachten und die Boote der Fischer dümpeln. Auf der sich anschließenden und weitestgehend unter Naturschutz stehenden Delmarva-Halbinsel bildeten sich ausgedehnte Marschlandschaften, Sümpfe, Wälder und Weidegebiete aus.
Die Marschen werden regelmäßig von den Gezeiten überflutet, wobei ihre Gräser gegen das Salzwasser resistent sind. Diese besondere Landschaft bietet einen nährstoffreichen Schutz für diverse Vogelarten (Blaureiher, Seeadler, kanadische Wildgänse, Störche, Tundraschwäne und etliche Zugvögel)auf dem Weg in die Karibik) und für Fische (Flundern, Barsche, Alsen, Elritzen) sowie für Krebse und Austern.
Ansicht der Bay Bridge |
Mündungsflüsse
- Susquehanna River
- Potomac River
- James River
- Appomattox River
- Rappahannock River
- Patuxent River
- Choptank River
- York River
- Pamunkey River
Fischgründe im Wandel der Zeit
Die Bucht war lange Zeit berühmt für ihre großartigen Fanggründe, insbesondere Meeresfrüchte wie Krabben, Venusmuscheln und Austern. Der Journalist H. L. Mencken aus Baltimore bezeichnete Anfang des 20. Jahrhunderts die Chesaspeake Bay als natürliche Proteinfabrik. In jener Ära waren die wohlschmeckenden Austern (Crassotrea virginia) derart zahlreich, dass die Austernbänke als gefährliche Hindernisse bei dem oft nur zwei bis sechs Meter tiefen Wassers für die Schifffahrt in den Seekarten vermerkt wurden. Auf dem Zenit des Austernfangs Mitte des 19. Jahrhunderts lebten 7.000 Fischer von den Erträgen.
Heute sind aufgrund der jahrhundertelangen Überfischung, der Überdüngung durch die Landwirtschaft gerade an der Ostküste und die Umweltverschmutzung im Zuge der Urbanisierung speziell an der Westküste der Bucht die Bestände signifikant zurückgegangen.
Dennoch ist sie zum heutigen Zeitpunkt immer noch die Schalentierreichste Flussmündung der USA, was allerdings den amerikanischen Bemühungen kein gutes Zeugnis ausstellen sollte. Denn unter dem Strich hat das so genannte Chesaspeake Bay Agreement von 1987, in dem sich die Anrainerstaaten auf höhere Richtwerte zur Rettung der Bucht einigten, keine besondere Wirkung gezeigt, wenn man den ursprünglichen Bestand berücksichtigt. Zur Zeit werden jährlich immer noch 45.000 Tonnen Krabbenfleisch aus der Chesapeake Bay gefischt, was die USA nach wie vor zum größten Krabbenfleisch-Exporteur der Welt macht.
Der Gouverneur Marylands Robert L. Ehrlich hatte seinen Wahlkampf in jüngster Zeit auch mit dem Thema Umweltschutz im Dienste der Chesaspeake Bay gewonnen. Für einen Republikaner war es ein ungewöhnliches Wahlkampfmotiv - aber Ehrlich zeigte sich damit seinem Heimatstadt instinktiv verbunden, was seine Wähler honorierten.
Sonstiges
Die Bucht war Schauplatz der gleichnamigen Seeschlacht von Chesaspeake Bay 1781, in der die Französische Flotte die Royal Navy schlug, sodass die Landtruppen des britischen General Cornwallis keine Unterstützung bekamen und letztendlich die USA ihre Unabhängigkeit von England erreichten.
Literatur
- James A. Michener: Die Bucht, zahlreiche Auflagen (belletristischer, aber kenntnisreicher Einblick in die ereignisreiche Geschichte der Chesaspeake Bay).