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Gesine Schwan

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Prof. Dr. phil. Gesine Schwan (* 22. Mai 1943 in Berlin) ist eine deutsche Politikwissenschaftlerin. Sie ist SPD-Mitglied und Präsidentin der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder). Der breiten Öffentlichkeit wurde sie bekannt durch ihre Kandidatur für das Amt des Bundespräsidenten 2004.


Lebenslauf

Gesine Schwan wuchs als Tochter eines späteren Oberschulrats in Berlin auf. Sie stammt aus einem sozial engagierten Elternhaus, das im Nationalsozialismus zu protestantischen und sozialistischen Widerstandskreisen gehörte; so hatten ihre Eltern im letzten Kriegsjahr ein jüdisches Mädchen versteckt. Die Familie setzte sich nach dem Krieg für die Freundschaft mit Polen ein.

Schwan ist verwitwet und Mutter zweier Kinder. Seit dem 22. Mai 2004 ist sie verlobt mit Peter Eigen, dem Gründer der Anti-Korruptions-Organisation Transparency International. Ihre Hobbys gab sie 1999 mit Theater, Musik und Skilaufen an.

Akademische Karriere

Sie besuchte bis zu ihrem Abitur das Französische Gymnasium im westlichen Teil von Berlin, um ab 1962 Romanistik, Geschichte, Philosophie und Politikwissenschaft in Berlin und Freiburg im Breisgau zu studieren. Ihre Studienaufenthalte waren Warschau und Krakau mit einer Promotion als Abschluss. Beeinflusst durch die Studentenbewegung Ende der 60er-Jahre trat sie 1970 in die SPD ein.

Ab 1977 lehrte sie als Professorin für Politikwissenschaft am Otto-Suhr-Institut der Freien Universität Berlin. Ihre Schwerpunkte sind politische Theorien von Sozialismus und Marxismus sowie Philosophie. Zur selben Zeit wirkte sie als Mitglied der SPD-Grundwertekommission an der Ausarbeitung von Grundsatzpapieren mit. Im Zuge ihrer Lehrtätigkeit war sie im Jahr 1980 ein Jahr in Washington, D.C., USA, tätig. Weitere Dozententätigkeiten in New York und Cambridge folgten.

Im Jahr 1989 verstarb ihr Ehemann, der Politikwissenschafter Alexander Schwan, mit dem sie teilweise gemeinsam publizierte.

Politische Laufbahn

Zu Beginn der 80er Jahre trat sie für den NATO-Doppelbeschluss ein. Im September 1984 wurde sie aus der SPD-Grundwertekommission abgewählt, da sie die laxe Art und Weise kritisierte, wie die SPD mit kommunistischen Regimen umging. Sie vertrat damals auch eine andere Position als Willy Brandt, der ihrer Meinung nach nicht dem damaligen Trend entgegentrat, den Gegensatz zwischen Demokratie und Diktatur als reine Theorie zu bagatellisieren. 1996, also erst zwölf Jahre später, wurde sie von der SPD rehabilitiert und wieder in das Gremium aufgenommen. Von 1985 bis 1987 war sie Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Politikwissenschaft.

Im Jahre 1993 wurde ihr das Verdienstkreuz 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland verliehen. Am 13. September 1999 verlieh ihr der Regierende Bürgermeister von Berlin, Eberhard Diepgen die Urania-Medaille für ihre Verdienste um die Volks- und Erwachsenenbildung.

Seit 1. Oktober 1999 ist sie Präsidentin der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder). Ihre Wahl fand gut zwei Monate vorher am 22. Juli 1999 durch den Akademischen Senat des Hochschulrats Brandenburg statt, nachdem sie einige Monate zuvor bei den Präsidentschaftswahlen der Freien Universität Berlin ihrem Gegenkandidaten Peter Gaehtgens unterlag.

Am 16. Januar 2004 bezeichnete sie die aktuelle Diskussion zum Thema Elite-Universitäten in Deutschland in einem Interview mit dem DeutschlandRadio Berlin als kurzsichtig.

Kandidatur für das Amt des Bundespräsidenten 2004

Am 4. März 2004 wurde sie gemeinsam von SPD und Bündnis 90/Die Grünen für das Amt des Bundespräsidenten vorgeschlagen. Sie trat damit am 23. Mai gegen Horst Köhler, den Kandidaten von CDU, CSU und FDP an. Mit 589 Stimmen unterlag sie Horst Köhler jedoch knapp (s. Bundespräsidentenwahl 2004).

Wichtige politische Aussagen der Kandidatin

Gegenüber 3sat sprach sich Schwan dagegen aus, das Staatsoberhaupt politisch aufzuwerten. Der Unterschied zwischen Kanzler und Kabinett einerseits und dem Präsidenten andererseits sei sehr gut durchdacht. Der Amtsinhaber habe vor allem über moralische Fragen nachzudenken und Vorschläge zu machen.

Themenschwerpunkte im Fall ihrer Wahl

Gesine Schwan wollte sich im Falle ihrer Wahl vorrangig für Bildung und Erziehung einsetzen. In einer immer unübersichtlicher werdenden Welt müssten die Menschen mehr Fähigkeiten entwickeln, diese Welt zu verstehen. Sie hob als Schwerpunkt auch hervor, dass sie wieder mehr Vertrauen schaffen wolle.

Bundespräsidentenwahl am 23. Mai 2004

Schwan unterlag bei Wahl zum Bundespräsidenten Horst Köhler wie erwartet bereits im ersten Wahlgang. Sie erhielt 589 Stimmen und erzielte damit einen Achtungserfolg. Horst Köhler erhielt mit 604 auf ihn abgegebenen Stimmen nur eine Stimme mehr als für die absolute Mehrheit erforderlich.

Gesine Schwan hat mit ihrer Kandidatur an Profil und Beachtung gewonnen. Alle Parteien lobten geschlossen ihre intelligent und rhetorisch überzeugend geführte Bewerbung.