Flatrate
Als Flatrate (engl. Pauschaltarif) bezeichnet man im Deutschen Pauschaltarife für Telekommunikationsdienstleistungen wie Telefonie und Internet-Zugang. Mittlerweile wird der Begriff Flatrate auch werbewirksam auf viele Festpreisangebote aus anderen Branchen angewendet (z.B. "Sauf-Flatrate" in Discotheken)
Herkunft und Bedeutung
Der Begriff stammt aus dem Englischen, wo der Begriff Flat Fee ausdrückt, dass ein Produkt oder eine Dienstleistung unabhängig von der Abnahmemenge zu einem Pauschalpreis verfügbar ist.
Der Begriff "Flatrate" wird fast ausschließlich im Deutschen verwendet.
Flatrates basieren naturgemäß auf einer Mischkalkulation, bei der die Kunden, die das Angebot verhältnismäßig wenig nutzen, einen Anteil zur Finanzierung von Vielnutzern mit leisten und rechnen sich somit tendenziell eher für große Anbieter, die aufgrund der hohen Kundenzahlen besser mit statistischen Methoden kalkulieren können als ein kleiner Anbieter, bei dem ein einziger Ausreißer die ganze Kalkulation kippen lassen kann.
Sprachtelefonie
Festnetz
Besonders in den USA ist es seit Jahrzehnten üblich, dass lokale Gespräche für einen relativ kleinen monatlichen Grundpreis flat abgerechnet werden (unmetered local calls). Dieses Tarifmodell ist so weit verbreitet, dass sich Amerikaner kaum vorstellen können, dass in anderen Teilen der Erde ein zeitabhängiger Tarif für Telefongespräche existiert.
In Deutschland sind solche Tarife erst seit Mitte 2003 im Angebot der "alternativen" – von der Deutschen Telekom unabhängigen – Anbieter, die Tarifmodelle nach dem "alle Gespräche ins deutsche Festnetz inklusive"-Prinzip vor allen Dingen als Instrument zur Gewinnung privater Vieltelefonierer als Neukunden einsetzen. Die Deutsche Telekom reagierte darauf mit "Quasi-Flatrates" z.B. zwischen 18 und 7 Uhr oder nur im Ortsnetzbereich (bis 20 km Umkreis seit Oktober 2005 auch für Geschäftskunden). Seit dem 6.Oktober 2005 bietet die Deutsche Telekom auch eine echte Flatrate für sämtliche Gespräche ins Festnetz der Telekom in Deutschland an. Diese Tarifmodelle sind üblicherweise für Geschäftskunden nicht verfügbar und rechnen sich gegenüber Call-by-Call-Angeboten erst bei einem hohen täglichen Gesprächsaufkommen.
Die Firma Hansenet bietet mit dem Produkt Alice seit dem Sommer 2005 die erste europaweite Festnetz-Flat an.
Mobilfunk
Seit August 2005 gibt es auch flatrate-ähnliche Angebote im Mobilfunkbereich.
Während E-Plus mit seinem Angebot BASE einen zeitunabhängigen Tarif in das eigene Netz sowie zu Festnetzrufnummern anbietet, stellen die anderen Marktteilnehmer Tarife mit hohem Inklusivminutenkontingent bereit oder bieten auf bestimmte Tageszeiten oder Wochentage beschränkte Flatrates an.
Seit September 2005 bietet der Mobilfunkanbieter o2 (Germany) ebenfalls eine Sprachflatrate aus der Homezone an, die ins Festnetz und netzintern gilt.
Internetzugang
Wählleitung
Im Jahr 1999 versuchte der Anbieter Mobilcom, eine Flatrate für den Internet-Zugang über Wählleitung/Dial-Up für einen damals sensationellen monatlichen Preis von unter DM 80,00 anzubieten. Damit ging Mobilcom unter anderem deswegen ein hohes Risiko ein, weil an die Teilnehmernetzbetreiber für jede Verbindung zeitabhängige Entgelte zu entrichten sind.
Es zeigte sich, dass die Kalkulation nicht aufging: Die Kunden blieben dauerhaft eingewählt, auch wenn die Verbindung gerade nicht genutzt wurde. Durch diese Mentalität der Benutzer, die der Anbieter in diesem Extrem nicht vorhergesehen hatte, waren die Einwahlknoten aufgrund der branchenüblichen Überbuchung oft wegen Überlastung nicht erreichbar. Durch die hohen Kosten war das Angebot für Mobilcom wirtschaftlich nicht rentabel.
In den Folgemonaten gab es noch einige weitere Anläufe anderer Internet-Provider, eine Dialup-Flatrate anzubieten. Diesen Angeboten war jedoch ebenfalls keine längere Existenz beschert.
Es entstand während dieser Zeit ein erheblicher Druck auf die Bundesnetzagentur, die Deutsche Telekom zum Anbieten eines Großhandelsprodukts für die Realisierung von Dialup-Flatrates zu zwingen. Dies tat sie dann auch und bot den Internetprovidern an, Primärmultiplexanschlüsse direkt in den Vermittlungsstellen zu buchen. Verbindungen zu diesen Anschlüssen wären dann nicht zeitabhängig abgerechnet worden. Der Haken an diesem Angebot ist, dass ein Internetprovider, der seinen Dienst bundesweit anbieten möchte, in fast 2000 Vermittlungsstellen hätte mit eigener Hardware präsent sein müssen und diese Vermittlungsstellen mit eigener Technik hätte verbinden müssen. Diese Hürde war – sicher nicht ohne Absicht – so hoch, dass sich kein Provider darauf eingelassen hat. Die zunehmende Verbreitung von DSL hat die Notwendigkeit einer Dialup-Flatrate auch stark verringert.
Heute existieren einige wenige Dialup-Flatrate-Angebote von Anbietern mit eigenem Netz, die Kunden an Standorten ohne DSL-Verfügbarkeit angeboten werden. Diese Angebote sind jedoch am Markt fast vollständig ohne Bedeutung.
DSL
Die weite Verbreitung von DSL als Standleitungstechnik hat in den frühen 2000er-Jahren den Markt des Internet-Zugangs für Endkunden revolutioniert. Die verwendete, wählleitungsähnliche Einwahltechnik über PPP over Ethernet oder PPTP erlaubt vielfältige Abrechnungsmöglichkeiten.
Der deutsche Markt stürzte sich dankbar auf die DSL-Technik, und es entbrannte schnell ein Preiskampf. Dabei wurde das Schlagwort Flat in verschiedenen Formen missbraucht. Es wird von vielen Marketingabteilungen inzwischen als Synonym für "Verbindung wird nicht zeitabhängig abgerechnet" verwendet.
Eine Flatrate im Sinne dieses Artikels ist jedoch natürlich nur ein Tarif, der einen wirklichen Pauschalpreis bietet – völlig unabhängig von Nutzungsdauer und übertragener Datenmenge.
Im Frühjahr 2005 wurde in Deutschland eine neue Preisrunde eingeläutet, die aufgrund des ruinösen Wettbewerbs sicher den einen oder anderen Anbieter in die Pleite drücken wird.
DSL-Flatrates werden üblicherweise von Vielnutzern als Tarifmodell gewählt. In der aktuellen Marktlage ist eine Flatrate aber auch für Nutzer interessant, die sich keine Gedanken über eventuelle Kostenfallen machen wollen und kalkulierbare Kosten wünschen.
Während früher die Preise für DSL-Flatrates üblicherweise nach der Anschlussbandbreite gestaffelt waren, kommen solche Tarife zunehmend aus der Mode und werden durch standortabhängige Preise ersetzt. Damit können die Anbieter in den Ballungsgebieten, wo Internetconnectivity und Leitungskapazität mehr als ausreichend vorhanden ist, attraktive Preise anbieten, ohne auf dem flachen Land draufzahlen zu müssen.
Standleitung
Konventionelle Standleitungen haben nicht die Möglichkeit der zeitbasierten Abrechnung und werden üblicherweise mit Volumentarifen vertrieben. In diesem Kontext bedeutet der Begriff Flat, dass die Anbindung unabhängig vom übertragenen Datenvolumen pauschal abgerechnet wird. Alternativ dazu gibt es einige Anbieter, die nach Peak abrechnen. Ebenso wird eine Abrechnung mittels MRTG durchgeführt. Hier wird die benötigte Bandbreite ständig gemessen und zur Abrechnung zusammengezählt, daraus resultiert dann der Preis. Alternativ wird eine 95% Messung vorgenommen, die 5% aller Trafficspitzen entfernt und den überbleibenden Wert berechnet.
Mobilfunk
Im September 2005 startete E-Plus einen Pauschaltarif für den paketvermittelten Internet-Zugang über sein UMTS- bzw. GSM/GPRS-Netz. Der Netzabetreiber bündelte mit dem Angebot die VoIP-Anwendung; Skype untersagte aber die Verwendung von SIP-fähigen Anwendungen.
Bereits seit 2003 bietet E-Plus in fester Verbindung mit dem Hiptop eine "Internet-Flatrate" an. Dabei werden die normalen Internet-Seiten auf den Servern des Herstellers speziell für diese Endgeräte aufbereitet. Es können E-Mails verschickt und Instant-Messaging genutzt werden. Downloads sind nicht möglich.
Alternativ finden sich in Italien oder Österreich auch Flatrates für GPRS/ UMTS, die einen unbegrenzten Datentransfer ermöglichen, mitunter sogar im Prepaidbereich. Ein Problem dabei ist, dass die Betreiber selbst sehr hohe Lizenzgebühren für UMTS gezahlt haben und daher versuchen wollen, diese an den Kunden weiterzugeben. {Deutschlandlastig}
Links
Teltarif.de - Anbieterübersicht und Preisvergleich
Regioflatrate.de - Flatrates und Provider nach Bundesländern sortiert