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Walmart

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Wal-Mart Logo
Ein Wal-Mart von außen

Wal-Mart Stores Inc. ist ein weltweit tätiger US-amerikanischer Einzelhandelskonzern. Wal-Mart beherrscht einen großen Teil des US-Markts und wurde dadurch zum umsatzstärksten Einzelhandelsunternehmen der Welt.

Geschichte

Der Name leitet sich von seinem Gründer Sam Walton ab (Walton's Mart). Im Jahre 1962 eröffnete Sam Walton seinen ersten Wal-Mart in Rogers (Arkansas), nachdem er bereits 1950 seinen ersten Laden, einen Dime & Nickle Store am Town Square der Kleinstadt Bentonville, Arkansas, eröffnet hatte. Hier befindet sich heute neben der Firmenzentrale auch ein Museum über die Geschichte des Unternehmens. Schon 10 Jahre später, 1972, ging das Unternehmen an die Börse, was ihm das zur Expansion nötige Kapital gab. Der große Aufstieg begann aber erst im Jahre 1987, als Wal-Mart seine ersten Supermärkte unter dem Namen Hypermarket USA aufmachte, mit einer gegenüber dem damaligen Kaufhausdurchschnitt zehnmal größeren Handelsfläche. Die erste Filiale außerhalb der USA wurde 1991 in Polenco, einem Vorort von Mexiko-Stadt, in Mexiko eröffnet. Während der Konzern in Kanada erfolgreich agiert, in Mexiko mittlerweile zum Marktführer geworden und in Großbritannien zum zweitgrößten Konzern nach Tesco aufstieg, ist seine Lage in den anderen Auslandsmärkten schwieriger.

Wal-Mart beherrscht mittlerweile einen großen Teil des US-Einzelhandels und ist mit einem Umsatz von etwa 305 Milliarden US-Dollar (2005) das umsatzstärkste Einzelhandelunternehmen der Welt und das drittgrößte Unternehmen weltweit überhaupt. In einer Analyse eines US-amerikanischen Wirtschaftsmagazins wurde 2004 vorausgesagt, dass Wal-Mart bis zum Jahr 2010 einen Jahresumsatz von 500 Mrd. Dollar erwirtschaften könnte. Der Konzern ist auch der mit Abstand größte private Arbeitgeber der Welt mit über 1,6 Millionen Beschäftigten (2004).

In Deutschland spielt Wal-Mart 2004 auch 8 Jahre nach der Markteinführung fast keine Rolle. Der Marktführer Edeka setzt mit gut 29 Milliarden Euro mehr als 10-mal so viel um wie Wal-Mart. Auch Aldi (gut 24 Mrd.) und Lidl (gut 21 Mrd.) setzen wesentlich mehr um (Quelle: Frankfurter Rundschau vom 27. Mai 2005). Deutschland ist, anders als die USA, seit Jahrzehnten ein Lebensmittelbilligland mit Margen im Discountbereich von nur 2% (vgl. USA 5%).

Wal-Mart besitzt in den USA 3.702 Filialen und ist ebenfalls mit größeren Investments in Mexiko, Großbritannien (ASDA), Japan, Kanada, Deutschland und der Volksrepublik China vertreten. Der größte Konkurrent, die französische Carrefour-Gruppe ist nicht einmal halb so groß wie Wal-Mart. Acht von zehn US-amerikanischen Haushalten kaufen mindestens einmal im Jahr bei Wal-Mart ein, jede Woche betreten weltweit 138 Millionen Kunden ein Geschäft des Konzerns. Allerdings kontrolliert der Konzern nur acht Prozent des US-amerikanischen Einzelhandelsmarktes; in vielen anderen Ländern haben die Marktführer in dem Bereich einen Marktanteil von über 30%.

Profil

Bei Wal-Mart herrscht offiziell eine Unternehmenskultur, die Arbeitnehmer als gleichberechtigte Partner des Unternehmens bezeichnet. Diese geht, insbesondere in den USA, mit einer starken Anti-Gewerkschafts-Politik des Unternehmens einher. Nur von 10 Angestellten einer Fleischereiabteilung im Osten der USA ist bekannt, dass sie in einer Gewerkschaft organisiert sind. In Kanada hingegen schloss man gleich ein ganzes Supercenter, nachdem sich alle Angestellten dort zu einer Gewerkschaft zusammen geschlossen hatten. In den USA verdienen neue Angestellte bei Wal-Mart im Schnitt nur zwei Drittel eines gewerkschaftlich organisierten Kollegen bei einem anderen Supermarkt. Ebenso gibt es keine Zusatzleistungen wie zum Beispiel eine durch den Betrieb getragene Krankenkasse. Im Schnitt muss der Konzern 44% seiner Arbeitskräfte jährlich ersetzen, das bedeutet für ihn jedes Jahr 600.000 Neueinstellungen. Im Schnitt laufen zu jedem gegebenen Zeitpunkt etwa 1.500 Klagen gegen Wal-Mart, die sich hauptsächlich gegen Verletzungen des US-amerikanischen Arbeitsrechts wenden.

Der Konzern erwirtschaftet sein Geld durch sehr niedrige Preise bei niedrigen Gewinnmargen, die allerdings durch den riesigen Umsatz und die gegenüber anderen Ketten deutlich niedrigeren Löhne und Gehälter trotzdem Profit abwerfen. Entscheidend ist auch, dass Wal-Mart nahezu kein Lager an Waren unterhält - eine ausgefeilte Logistik sorgt dafür, dass die Produkte vom LKW direkt in das Warenhaus geliefert werden und nicht zwischengelagert werden müssen. Wal-Marts Logistikzentrum umfasst eine Datenbank, die 35 Mal so groß wie diejenige von Amazon ist (The Economist, 25. Februar 2006). Analysten bemängeln allerdings die zu geringe Kapitalrendite im Ausland. Die Netto-Ertragskraft beträgt etwa 16 Milliarden US-Dollar.

Es gab immer wieder Demonstrationen gegen die Eröffnung von Wal-Mart-Filialen. Die Demonstranten werfen Wal-Mart Preiskrieg vor, mit dem sie kleine Geschäfte vernichten und dadurch Arbeitsplätze und die Vielfalt einschränken. Außerdem werden die Arbeitsbedingungen der Angestellten kritisiert. Wal-Mart selbst sieht sich als „Hecht im Karpfenteich“, der andere Wettbewerber „dazu zwingen würde, ihre Geschäftspolitik zu ändern und so erfolgreicher zu werden“.

Im Dezember 2005 wurde Wal Mart zu einer Rekordstrafe von 115 Mio. Dollar verurteilt, weil 116.000 Mitarbeitern keine Mittagspause zugestanden wurde. Diese Mitarbeiter sind nun zusätzlich mit 57,2 Mio. Dollar zu entschädigen.

Immer wieder kam es zu Kritik, da Wal-Mart indirekt Druck auf Anbieter von Zeitschriften ausübte, ihre Inhalte an die sehr konservative Unternehmensphilosophie anzupassen, um sie weiterhin bei Wal-Mart anbieten zu können. Kritiker betrachteten das als Einflussnahme auf die Pressefreiheit, zumal Zeitschriften, die sich dem Druck nicht beugten (wie z. B. Maxims) aus den Regalen genommen oder zumindest in neutrale Umschläge gesteckt wurden. Wal-Mart weigerte sich auch, bestimmte CDs in seinen Regalen anzubieten, weil diese dem „familienfreundlichen“ Bild, mit dem sich Wal-Mart gerne selbst vermarktet, entgegenstehen würden.

Ähnlich den beiden Albrecht-Brüdern, den Eigentümern des Aldi-Konzerns, zählt auch die Walton-Familie zu den reichsten der Welt. Auf der Forbes-Liste der reichsten Menschen der Welt nehmen Sam Waltons Erben mit einem Vermögen von je 20 Milliarden US-Dollar im Jahre 2004 die Plätze 6 bis 10 ein.

Hausmarken bei Wal-Mart

Walmart unterstützt direkt und indirekt die Verbreitung von Sweatshops in denen die Wal-Mart eigenen Marken unter Niedriglohn und ausbeuterischen Arbeitsbedingungen hergestellt werden. Die positiven Effekte auf die Wirtschaft der Dritten Welt, wie erhöhtes Steueraufkommen, sind umstritten.

Wal-Mart ist der erste Discounter, der in den USA neben den üblichen PCs mit dem Betriebssystem Windows auch Computer mit Linux (Linspire) verkauft.

Wal-Mart in Deutschland

Seit Mitte der 1990er Jahre versucht Wal-Mart mit großem finanziellem Aufwand auch in Deutschland Fuß zu fassen. 1997 übernahm Wal-Mart 21 Wertkauf-SB-Warenhäuser, 1998 74 Interspar-Häuser für einen Preis von 1,6 Milliarden US-Dollar. Der Konzern hat bisher in Deutschland ausschließlich Verlust gemacht. Wal-Marts Deutschland-Zentrale ist in Wuppertal auf dem Gelände der früheren JVA Bendahl (neben der ehemaligen Wicküler-Brauerei) angesiedelt. Die Logistik wird von der Tochtergesellschaft Supply Chain Management abgewickelt, die in Bingen-Büdesheim und in Kempen zwei Logistikzentralen unterhält.

Wal-Mart traf hier auf einen etablierten Einzelhandelsmarkt. Aldi oder Lidl sind wie Wal-Mart Konzerne mit engen Gewinnmargen pro Produkt, die ihren Profit hauptsächlich über die Masse des Erlöses machen. Zudem gehört Aldi ebenfalls wie Wal-Mart einer Familie: der Konzern kann sich auch eine längere Auseinandersetzung leisten und dabei kurzfristig den Aktionärsnutzen vernachlässigen. Zudem waren die entscheidenden Vorteile, die Wal-Mart in den USA besitzt, in Deutschland nicht umsetzbar: Die hiesigen Preisgesetze verhindern den in den USA betriebenen Preiskampf zum Teil, Bebauungspläne verhindern in Deutschland zumeist die in den USA vorherrschenden Märkte riesigen Ausmaßes, und nicht nur auf Grund der Gewerkschaften ist die, aus den gesellschaftlichen Zusammenhängen der USA stammende, konservative Wal-Mart-Unternehmenskultur in Deutschland kaum durchzusetzen.

Die intern herausgegebene Richtlinie „Statement of Ethics“ gab Anlass für öffentliche Diskussionen. Bei Herausgabe der Richtlinie wurde laut Wal-Mart darauf hingewiesen, dass die Landesgesetze Vorrang vor dem Leitfaden haben. Entgegen der Darstellung in der Presse seien Beziehungen unter Wal-Mart-Mitarbeitern nicht verboten, solange sie nicht das Arbeitsverhältnis negativ beeinflussen. Allein die Einmischung in persönliche Beziehungen von Mitarbeitern ist jedoch ein schwerwiegender Eingriff in die Privatsphäre und mit dem deutschem Recht nicht vereinbar, wie das Wuppertaler Arbeitsgericht feststellte. In der zweiten Instanz scheiterte Wal-Mart ebenfalls, der zuständige Richter des Düsseldorfer Landesarbeitsgericht Lothar Beseler sagte: Dies greift tief in die Persönlichkeitsrechte ein und verstößt gegen die Paragrafen 1 und zwei des Grundgesetzes.

Kritik

Mit dem Dokumentarfilm „WAL-MART: The High Cost of Low Price“ von Robert Greenwald wird die Arbeitsatmosphäre bei Wal-Mart kritisiert. Dazu nutzt Greenwald alltägliche Geschichten und Geschehnisse, die Wal-Mart Mitarbeiter erleben.

Im Dezember 2005 wurde Wal-Mart von einem Gericht in Kalifornien zu einer Zahlung in Höhe von 57 Millionen Dollar verurteilt. Das Geld geht an 116.000 frühere und derzeitige Mitarbeiter, denen Wal-Mart eine vorgeschriebene 30minütige Pause verwehrte. Des Weiteren wurde Wal-Mart zu einer Strafzahlung in Höhe von 115 Million Dollar verurteilt.

Derzeit laufen noch weitere 40 Verfahren gegen die Kette wegen Verstössen gegen das Arbeitsschutzrecht.

JibJab hat die Kritik an Wal-Mart in der Flash-Animation Big Box Mart verarbeitet.

Die Trickfilm-Serie Southpark kritisiert Wal-Mart in einer Episode.

Literatur

Filme

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