Zum Inhalt springen

Wrangel

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 9. März 2019 um 08:07 Uhr durch Lorenz Ernst (Diskussion | Beiträge) (Bekannte Familienmitglieder: diese also auch gefunden, Nachweise ausgeblendet hinterlegt). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Wappen derer von Wrangel

Wrangel auch Wrangell ist der Name eines deutschbaltischen Adelsgeschlechts. Die Herren, Freiherren und Grafen von Wrangel zählen zu den namhaftesten Geschlechtern des baltischen Uradels. Zweige der Familie bestehen bis heute in Deutschland und im Baltikum.

Geschichte

Das Geschlecht erscheint erstmals im 13. Jahrhundert in dem damals dänischen Wierland, einer historischen Landschaft im Nordosten des heutigen Estland, und ist vermutlich deutsch-dänischer Herkunft. Die Wrangel sind stammesverwandt mit den Herren von Engdes († 18. Jahrhundert), sowie stammes- und wappenverwandt mit den Freiherren und Grafen von Löwenwolde († 19. Jahrhundert).[1] Als gemeinsamer Stammvater der Engdes und Wrangel wird dominus Eilardus († 1241), begütert auf Wrangalæ, dem späteren Wrangelshof (heute Varangu bei Haljala) angesehen.[2] Von diesem Besitz jedenfalls führt das Geschlecht seinen Namen. Als ältester gesicherter Angehöriger gilt der 1277 als Vasall des Erzstifts Riga genannte dominus Henricus de Wrangele († 1279).[3] Fast zeitgleich, 1282 trat dominus Johannes de Wrangelæ als königlich dänischer Vasall urkundlich in Erscheinung.[3]

Das Geschlecht hatte stets großen Anteil an den Geschicken seiner Heimatländer genommen und sich besonders auf militärischem Gebiet ausgezeichnet. Neben einer großen Anzahl bedeutender Staatsmänner kann es sieben Feldmarschälle, sieben Admirale und mehr als 30 Generäle vorweisen. Andererseits sind allein am 27. Juni 1709 vor Poltawa 22 Söhne des Geschlechts gefallen.

Ausbreitung und Persönlichkeiten

Eine zusammenhängende Filiation des mittelalterlichen Geschlechts war bisher nicht zweifelsfrei darstellbar. Bereits im 14. Jahrhundert waren fünf Stämme bekannt, von denen die drei nachstehend angerissenen Hauptstämme hervorzuheben sind. Am Anfang des 20. Jahrhunderts bestand das Geschlecht aus 16 Häusern. Die Nachkommen haben sich nicht nur in den Gebieten Livlands, sondern auch in den Nachbarländern und anderen europäischen Staaten verbreitet und erheblichen Besitz und Einfluss erworben. Im Laufe der Zeit sind verschiedene Standeserhöhungen an das Geschlecht gekommen. Den baltischen und russischen Häusern, ebenso dem preußischen Haus wurde der Barons- bzw. Freiherrentitel zuerkannt. Andere Glieder des Geschlechts erlangten 1653 den schwedischen Freiherrenstand, sowie 1651 den schwedischen, 1709 den spanischen und 1864 den preußischen Grafenstand.

Jeß–Itfer

Der Hauptstamm JeßItfer nimmt mit Thidericus Wrangele, der im Jahre 1346 urkundlich genannt wurde, seinen Anfang.[4] Dieser Stamm verzweigt in zahlreiche Linien, Äste und Häuser, aus denen sich viele Angehörige vor der Historie hervorgetan haben. Ebenfalls konnte dieser Stamm zahlreiche, vor allem schwedische Standeshebungen, auf sich ziehen.

Aus der Linie Ellistfer wurde die jüngere Linie mit dem schwedischen Feldmarschall und Generalgouverneur von Livland, Hermann von Wrangel (1587–1643), als Wrangel af Ellistfer im Jahre 1625 in die Knappenklasse (Nr. 11) des schwedischen Ritterhaus aufgenommen. 1634 erfolgte dann die Introduzierung in die Ritterklasse (Nr. 24). Seit 1611 war er Herr auf Skokloster (ehemaliges Kloster Sko). Sein Sohn, Feldmarschall Carl Gustav Wrangel (1613–1676), erfuhr als Wrangel af Salmis (nach Salmi, heute in der Republik Karelien) die Hebung in den schwedischen Grafenstand (Nr. 13). Er erbaute um 1550 das Schloss Spycker auf Rügen, ab 1652 Schloss Wrangelsburg in Vorpommern, ab 1660 das Wrangelsche Palais in Stralsund und um 1670 das heutige Schloss Skokloster in der Provinz Uppland in Schweden. Seine Geschwister, darunter die königlich schwedischen Generäle Johann Moritz Wrangel (1616–1665) und Wolmar Hermann Wrangel (1641–1675), wurden dann 1653 als Wrangel af Lindeberg in den schwedischen Freiherrenstand gehoben und in die Freiherrenklasse introduziert (Nr. 41).[1]

Der königlich schwedische Rittmeister Hermann Wrangel († 1675), Erbherr auf Ellistfer und Kayafer u. a. in Livland, sowie Tolsburg, Nömküll und Jerwakant in Estland wurde 1653 als Wrangel af Ludenhof in den schwedischen Freiherrenstand gehoben und in die Freiherrenklasse der schwedischen Ritterschaft introduziert (Nr. 55). Sein Enkel, der livländische Landrat, Hofgerichtsassessor und Generalökonomiedirektor Carl Johann von Wrangell, Erbherr auf Ellistfer, Luhde (heute Lugaži in der Gemeinde Valka, Lettland) und Warrol (heute Vara, Tartumaa – ehemals Kreis Dorpat) wurde 1747 bei der Livländischen Ritterschaft immatrikuliert. Aus dieser Linie erhielten die Brüder Johann Gustav Wrangel († 1787), Fredrik Göran Wrangel (1724–1810), Henrik Herman Wrangel († 1788) und Carl Erik Wrangel († 1802), sämtlich königlich schwedische Offiziere, 1772 die schwedische Adelsnaturalisation und 1776 die Introduktion in die schwedische Adelklasse (Nr. 2092). Ebenfalls 1653 wurde Hans Wrangel, Erbherr auf Luhde in Livland, Allo in Estland und Kymmenegård in Finnland als Wrangel af Ludenhof in den schwedischen Freiherrenstand gehoben und in die Freiherrenklasse der schwedische Ritterschaft introduziert (Nr. 55).[1]

Aus der Linie Itfer erhielt 1731 der königlich schwedische Major und nachmalige Kommandant von Kalmar Otto Wilhelm Wrangel (1688–1747) die Aufnahme in die Adelsklasse der schwedischen Ritterschaft (Nr. 1850). Sein Sohn, der königlich schwedische Oberleutnant Johann Wilhelm Wrangel af Sage och Waschel (1724–1786) wurde bei gleichzeitiger Namens- und Wappenvereinigung mit den von Brehmer als Wrangel von Brehmer 1765 in den schwedischen Freiherrenstand erhoben und 1776 in die dortige Freiherrenklasse (Nr. 268) introduziert.[1]

Ebenfalls aus der Linie Itfer erfolgte für den königlich schwedischen Kapitän Wilhelm Gustav Wrangel (1695–1774)[5] als Wrangel af Fall 1734 die Adelsnaturalisation. Späterhin im Rang eines Majors wurde er in die Adelsklasse der schwedischen Ritterschaft (Nr. 1859) introduziert.[1]

Der Linie Itfer gehörte auch der kaiserlich russische Stabsrittmeister und Ordnungsrichter in Walk, Baron Anton Otto von Wrangell (1779–1863) an. Er war Erbherr auf Maidel in Estland und durch Heirat auf Lude in Livland und wurde 1818 in die livländischen Adelmatrikel (Nr. 346) aufgenommen, 1855 wurde in Sankt Petersburg der Freiherrentitel anerkannt (Nr. 7867, Nr. 9643).[1]

Die Brüder Anton Johan Wrangel (1679–1763), königlich schwedischer Kapitän und Kommandant des Kriegsschiffes Wrangel, nachmaliger Vizeadmiral, Admiralitäts- und Reichsrat, und Otto Reinhold Wrangel (1681–1747), späterer königlich schwedischer Generalmajor der Infanterie, welche ebenfalls der Linie Itfer entstammten, wurden 1723 in die schwedische Adelsklasse der schwedischen Ritterschaft als Wrangel af Sauss introduziert (Nr. 1770). (Nach Sauß benannt, heute Sauste, Estland). 1747 wurde Anton Johann Wrangel in den schwedischen Freiherrenstand, 1751 in den schwedischen Grafenstand gehoben. 1752 erfolgte für Ihn die Aufnahme bei der Freiherrenklasse der schwedischen Ritterschaft (Nr. 219).[1] Seine Söhne, der königlich schwedische Oberst Johann Reinhold Wrangel (1717–1794) und der königlich schwedische Admiral und Oberkommandant von Karlskrona, sowie Oberbefehlshaber der schwedischen Flotte Anton Johann Wrangel (1724–1799) wurden 1776 in die schwedische Grafenklasse introduziert (Nr. 93).[1] Des obigen Otto Reinhold Wrangels Söhne, der königlich schwedische Generalmajor Fredrik Ulrik Wrangel. (1719–1793) und der königlich schwedische Generalfeldzeugmeister Andreas Reinhold Wrangel, wurden 1771 in den schwedischen Freiherrenstand gehoben, sowie 1776 in die Freiherrenklasse der schwedischen Ritterschaft introduziert (Nr. 279). Der letztgenannte, mittlerweile Reichsrat, wurde 1778 in den schwedischen Grafenstand erhoben und 1779 in der Grafenklasse der schwedischen Ritterschaft immatrikuliert (Nr. 99). Seine Nachfahren, die Geschwister Erik, königlich preußischer Leutnant im Füsilier-Regiment 80, Gabriele und Rutger Wrangel erhielten 1911 die badische Anerkennung des Grafenstandes.[1]

Höbbet–Addinal

Der Hauptstamm HöbbetAddinal nimmt mit Hermannus van Wranghele der in den Jahren 1342 bis 1382 urkundlich genannt wurde seinen Anfang.[4]

Die Linie Abellen erhielt 1771 die herzoglich kurländische Anerkennung zur Berechtigung der Führung des Wappens der schwedischen Freiherren Wrangel af Lindberg ohne von diesen abzustammen. Die Söhne des königlich preußischen Generalmajors Friedrich Ernst von Wrangel (1720–1805), der königlich preußische Generalleutnant und Erbherr auf Kurkenfeld in Ostpreußen Ludwig von Wrangel (1774–1851) und der preußische Generalleutnant Friedrich von Wrangel (1784–1877), wurden 1841 bei der Piltenschen Ritterschaft immatrikuliert. 1853 erfolgte die preußische Anerkennung des erblichen Freiherrenstandes für des erstgenannten, 1864 die Hebung in den erblichen Grafenstand für den zugletztgenannten.[1]

Aus der Linie Addinal erfuhr der königlich schwedische Admiralleutnant und Landeshauptmann von Österbotten, sowie Erbherr auf Addinal, Dietrich Wrangell (1637–1706) im Jahre 1680 eine Hebung in den Freiherrenstand als Wrangel af Adinal mit Introduktion in die schwedische Freiherrenklasse der schwedischen Ritterschaft (Nr. 81). 1693 wurde derselbe, mittlerweile königlicher Rat, als Wrangel af Adinal. in den schwedischen Grafenstand gehoben und bei der schwedischen Grafenklasse (Nr. 37) introduziert. Sein Neffe, der königlich schwedische Oberst und nachmalige Feldmarschall Carl Heinrich Wrangell (1681–1755) wurde 1731 ebenfalls als Wrangel af Adinal. schwedischen Freiherrenklasse (Nr. 199) introduziert, 1747 erfolgte für ihn die Immatrikulation bei der Livländischen Ritterschaft.[1]

Rojel–Jensel

Der Hauptstamm RojelJensel nahm mit dem Stiftsvogt von Dorpat Eilard von Wranghele der in den Jahren 1374 und 1376 urkundlich genannt wurde seinen Anfang.[4] Neben anderen gehörten Heinrich II. 1400–1410 Bischof von Dorpat und Moritz, 1558–1560 Bischof von Reval und der 1709 in den spanischen Grafenstand gehobenen Generalfeldmarschall Fabian von Wrangel († 1737) diesem Stamm an. Mit dem letztgenannten ist dieser Stamm erloschen.[4]

Wappen

Das Stammwappen zeigt auf silbernem Schild einen dreimal gezinnten schwarzen Balken (Mauer). Auf dem Helm mit schwarz-silbernen Decken der dreimal gezinnte schwarze Balken zwischen einem offenen silbernen Flug.

Bekannte Familienmitglieder

Nach Ferdinand Petrowitsch Baron von Wrangel sind benannt:

Nach Friedrich von Wrangel ist benannt:

Nach Carl Gustav Wrangel (1613–1676) ist benannt:

Literatur

Commons: Wrangel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h i j k GHdA Adelslexikon Band XVI, Band 137 der Gesamtreihe, Limburg (Lahn) 2005, S. 375–383.
  2. Paul Johansen: Die Estlandliste des Liber Census Daniae. Reval 1933, S. 775–778, 828.
  3. a b Liv-, Esth- und Curländ. Urkundenbuch 1, Reval 1853, Nr. 449, 478
  4. a b c d GHdBR, Teil 2, 1.2: Estland. Görlitz 1930, S. 534–603.
  5. Genealogisches Handbuch der baltischen Ritterschaften