Westfalen
Die Bezeichnung Westfalen (West-Falen= Westmenschen, gemeint Westsachsen) geht zurück auf den westlichen Teil des Siedlungsgebietes der Sachsen. Die Sprache der Westfalen ist das westfälische Niedersächsisch, eine niederdeutsche Mundart (Sprache), die von seinen Sprechern auch als Plattdüütsch bezeichnet wird.
Westfalen war eine preußische Provinz; heute nordöstlicher Teil des Bundeslandes Nordrhein-Westfalen, deckungsgleich mit den drei Regierungsbezirken Arnsberg, Detmold und Münster.
Zu Westfalen gehören das Münsterland, Ostwestfalen-Lippe, das Sauerland (ohne das Hessische "Upland") und große Teile des Siegerlandes (Südwestfalen) sowie der östliche Teil des Ruhrgebietes. Historisch gehört auch das heute in Niedersachsen gelegene Osnabrücker Land sowie das Oldenburger Münsterland zu Westfalen.
Wichtige Städte sind Arnsberg, Bielefeld, Bochum, Bottrop, Dortmund, Gelsenkirchen, Gütersloh, Hagen, Herford, Herne, Iserlohn, Lippstadt, Lüdenscheid, Lünen, Minden, Münster, Paderborn, Recklinghausen, Rheine, Siegen und Soest. Westfalen hat Anteil an den Ballungsgebieten Ruhrgebiet, Siegerland und Ostwestfalen-Lippe.
Geschichte
Mittelalter
Frühmittelalter
Im 8. Jh. befanden sich wichtige Zentren der Sachsen in Westfalen. In Marklo bei Porta Westfalica wurden die zentralen Stammesversammlungen abgehalten. Die heilige Irminsul war ein bedeutende kultische Stätte.
Entscheidende Ereignisse des 30 Jahre dauernden Sachsenkrieges der Franken Ende des 8. Jh. wurden auf westfälischem Boden ausgetragen. In den Annalen Karls des Großen wird unter anderem von der Eroberung der Syburg über der Ruhr im Süden des heutigen Dortmunder Stadtgebiets berichtet. 794 fand die wahrscheinlich bedeutendste Schlacht dieses grausamen Fränkischen Eroberungszuges auf dem Sindfeld bei Bad Wünnenberg in der Gegend von Paderborn statt.
Beim demonstrativen Reichstag der siegreichen Franken von 799 im westfälischen Paderborn Treffen von Karl und Papst Leo III. Vereinbarung der römischen Kaiserkrönung.
Es folgte die gewaltsame Christianisierung Westfalens. Wer am alten Glauben festhalten wollte wurde brutal verfolgt. Erster Bischof von Münster wurde Liudger, der dort in einer Domburg residierte. Weitere Bischofsitze wurden Minden und Paderborn. Corvey entwickelte sich zu einem der mächtigsten Klöster und wichtigem religiösem Zentrum.
Politisch wurde Westfalen Teil des dem Fränkischen Reich eingegliederten Herzogtums Sachsen mit Grafenverwaltung. Die Zahl der Thinge (Gerichtstage) wurde erheblich eingeschränkt. Doch blieb ein eigens Recht in der Karolingerzeit: Lex Saxonum.
Mit dem Hellweg durchzog einer der wichtigsten Wege des Reisekaisertums der Ottonischen Zeit Westfalen in West-Ost-Richtung. Dortmund, am Hellweg gelegen, war eine der bedeutendsten Kaiserpfalzen, in der die Könige und Kaiser wiederholt Ostern, als höchstes christliches Fest, verbrachten.
Hochmittelalter
Nach der Entmachtung des Sachsenherzogs Heinrich der Löwe durch Barabarossa wurde die Herzogswürde in Sachsen geteilt. Herzog von Westfalen und Engern wurde der Erzbischof von Köln.
Zwar übten die Erzbischöfe die herzogliche Gewalt für ganz Westfalen aus, doch die politische Macht der einzelnen Territorien war zwischen Grafen und Bischöfen aufgeteilt. Eine besondere Entwicklung erfuhr die Grafschaft Mark, mit ihrem Territorium in Süd-Westfalen, die nach der Schlacht von Worringen 1288 zu weitgehender politischer Unabhängigkeit gelangte. Das als Herzogtum Westfalen bezeichnete Territorium war zunächst ein relativ kleines Gebilde von Besitzungen um Werl, Rüthen und Brilon vom Hellweg entlang der Möhne, sowie Winterberg und Attendorn im Sauerland. Sie gelangten seit 1102 in den unmittelbaren Besitz der Kölnischen Erzbischöfe und waren zum großen Teil 1180 aus Besitzungen Heinrichs des Löwen übertragen worden.
Seit Mitte des 13. Jh. bildeten sich in Westfalen Städtebünde heraus. Mit Dortmund und Soest befanden sich, nach Köln, in Westfalen die beiden größten Städte des Hochmittelalters auf dem Gebiet der heutigen Bundesrepublik. Dortmund entwickelte sich zur (einzigen) Reichsstadt in Westfalen. Sein Großes Turm-Siegel des 13. Jh. verkündete stolz: Sigillum Tremonie Civitatis Westfalie.
Beiden Städten, Soest wie Dortmund, kam eine wichtige Rolle bei der Vermittlung von Stadtrechten zu. Dortmund war darüber hinaus Vorort für alle Westfälischen Städte im Hanseverbund.
Spätmittelalter
In der zweiten Hälfte des 14. Jh. bildete das Herzogtum Westfalen ein vollständig geschlossenes Territorium. Der Ankauf der Grafschaft Arnsberg 1368 fügte die bis dahin getrennten nördlichen und südlichen Besitzungen der Erzbischöfe im Sauerland zusammen. Arnsberg entwickelte sich zum Hauptort des Herrschaftsgebietes.
Dortmund konnte sich Ende des 14. Jahrhunderts in der Großen Dortmunder Fehde gegen kriegerische Angriffe der benachbarten Grafschaft Mark und des Erzbistums Köln durchsetzen. Die Souveränität als Reichstadt konnte verteidigt werden. Ende des 15. Jh. löste sich Soest, ebenfalls in Fehde, vom Erzbistum Köln. Zeitgleich gewann innerhalb der Hanse die Stadt Münster an Bedeutung.
Frühe Neuzeit und Glaubenskriege
Reformation in den Städten
Bereits 1525 faste die Reformation in Dortmund Fuß. Bald folgte Soest. Protestantische Bildethik fand hier ihren Ausdruck in den Kupferstichen Heinrich Aldegrevers.
Wiedertäufer
Eine eigenartige Entwicklung nahm Münster mit der Herrschaft der Wiedertäufer. Wiedertäufer sind eigentlich keine rein münstersche Erscheinung. Im Gegenteil, die reformatorische religiöse Bewegung war von einem Schwaben gegründet worden und hatte in den Niederlanden eine breite Anhängerschaft gefunden. Von dort erreichten sie 1534 Münster, dass sich bereits zwei Jahre zuvor der Reformation geöffnet hatte. Die Wiedertäufer erlangten solche Macht, dass schließlich der Bischof von Münster vertrieben werden konnte. Erst nach Ablauf eines ganzen Jahres der Belagerung gelang den Truppen des Kirchenfürsten die Rückeroberung der Stadt nach Verrat. Es folgten grausige Hinrichtungen der Anführer der Täuferbewegung um Jan van Leyden. In der Folge war der Katholizismus im Bistum Münster gefestigt.
Auch in anderen Städten Westfalens waren Wiedertäufer aktiv. Doch begnügte man sich im allgemeinen mit deren Vertreibung, wenn sie nach politischer Macht strebten. In Dortmund wurde 1538 der Wiedertäufer Peter von Rulsem hingerichtet
Dreißigjähriger Krieg
folgt
Westfälischer Friede
Siehe: Westfälischer Friede
Königreich Westphalen
Siehe: Königreich Westphalen
Geschichte der ehemaligen Preußischen Provinz Westfalen
Die Provinz Westfalen wurde 1815 gebildet, Provinzhauptstadt wurde Münster (Westfalen). Sie umfasste im Wesentlichen die bereits vor 1800 zu Preußen gehörigen Gebietsteile Minden, Grafschaft Mark, Ravensberg und Tecklenburg sowie die nach 1803 an Preußen gelangten Fürstbistümer Münster und Paderborn und einige kleinere Herrschaften, darunter Nassau-Siegen und Limburg/Lenne. Vor 1815 waren Großteile dieses Gebiets Bestandteil des von Napoleon 1808 gebildeten Königreichs Westfalen (Hauptstadt Kassel), das bis ins heutige Sachsen-Anhalt reichte.
Die Provinz Westfalen bestand aus einem nahezu geschlossenen Gebiet und war verwaltungsmäßig in die Regierungsbezirke Arnsberg, Minden und Münster gegliedert. 1816 (Essen geht an die Rheinprovinz über) und 1851 und auch während der Weimarer Republik wurden die Grenzen der Provinz geringfügig verändert.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Provinz Westfalen mit dem Land Lippe und dem nördlichen Teil der Rheinprovinz zum Land Nordrhein-Westfalen vereinigt und der Sitz des Regierungsbezirks Minden nach Detmold verlegt. Die beiden anderen Regierungsbezirke wurden unverändert beibehalten. Bei der Kreisreform der 1970er Jahre wurden die Grenzen erneut verändert.
Inzwischen wurde diskutiert, die westfälischen Teile des Ruhrgebietes von den Regierungsbezirken Arnsberg und Münster zu lösen und als eigenen Landesteil mit dem rheinischen Teil der Städtelandschaft zu vereinigen. Weiter würden die Regierungsbezirke Münster und Detmold verbunden. Die Verwaltungsfunktion des Regierungspräsidiums, aus der preußischen und lippischen Tradition noch in Münster und Detmold lokalisiert, würde nach Bielefeld verlagert, um dem Zuschnitt des neuen Regierungsbezirkes Rechnung zu tragen.
Detmold gehörte ursprünglich nicht zur preußischen Provinz Westfalen, sondern gehörte zum Fürstentum Lippe, welches nach 1945 aufgelöst wurde. Die lippische Rose findet man noch im Wappenfuß von NRW.
Verwaltungsgliederung der Provinz Westfalen (Stand: 1946)
Regierungsbezirk Arnsberg
(Heute noch existierende Kreise / Stadtkreise sind fett dargestellt)
Stadtkreise:
- Stadtkreis Bochum (seit 1876)
- Stadtkreis Castrop-Rauxel (1928-1975; jetzt im Kreis Recklinghausen)
- Stadtkreis Dortmund (seit 1875)
- Stadtkreis Hagen
- Stadtkreis Hamm (seit 1901)
- Stadtkreis Herne (seit 1906)
- Stadtkreis Hörde (1911-1928; jetzt Stadtteil von Dortmund)
- Stadtkreis Iserlohn (1907-1975; jetzt im Märkischen Kreis)
- Stadtkreis Lüdenscheid (1907-1969; danach Kreis Lüdenscheid)
- Stadtkreis Lünen (1928-1975; jetzt im Kreis Unna)
- Stadtkreis Siegen (1923-1975; danach Kreis Siegen)
- Stadtkreis Wanne-Eickel (1926-1975; jetzt Stadtteil von Herne)
- Stadtkreis Wattenscheid (1926-1975, jetzt Stadtteil von Bochum)
- Stadtkreis Witten (bis 1975; jetzt im Ennepe-Ruhr-Kreis)
Landkreise:
- Landkreis Altena (bis 1969; danach Kreis Lüdenscheid)
- Landkreis Arnsberg (bis 1975; Dann Zu Hochsauerlandkreis, Märkischer Kreis und Kreis Soest)
- Landkreis Bochum (1929 aufgelöst; alle Gemeinden wurden Stadtteile von Bochum)
- Landkreis Brilon (bis 1975; jetzt im Hochsauerlandkreis)
- Landkreis Dortmund (1929 aufgelöst; fast alle Gemeinden wurden Stadtteile von Dortmund)
- Ennepe-Ruhr-Kreis (1929 aus den Kreisen Hagen, Hattingen und Schwelm gebildet)
- Landkreis Hagen (1929 aufgelöst; Dann zu Stadt Hagen und Ennepe-Ruhr-Kreis)
- Landkreis Hattingen (1929 aufgelöst; Dann zu Stadt Bochum und zu Ennepe-Ruhr-Kreis)
- Landkreis Hörde (1929 aufgelöst; Dann zu Stadt Dortmund und Kreis Iserlohn)
- Landkreis Iserlohn (bis 1975; Dann zum Märkischem Kreis, Kreis Unna und Stadt Hagen)
- Landkreis Lippstadt (bis 1975; jetzt im Kreis Soest)
- Landkreis Lüdenscheid (1969 bis 1975; jetzt im Märkischen Kreis)
- Landkreis Meschede (bis 1975; jetzt im Hochsauerlandkreis)
- Landkreis Olpe
- Landkreis Schwelm (1929 aufgelöst; Dann zu Ennepe-Ruhr-Kreis und Stadt Wuppertal)
- Landkreis Siegen (bis 1975; danach' Kreis Siegen-Wittgenstein
- Landkreis Soest (inkl. Lippstadt)
- Landkreis Unna (bis 1930 als Landkreis Hamm)
- Landkreis Wittgenstein (bis 1975; danach Kreis Siegen)
1975 wurden durch die Kommunalreform größere Landkreise gebildet:
Regierungsbezirk Minden
(Heute noch existierende Kreise / Stadtkreise sind fett dargestellt)
Stadtkreise:
- Stadtkreis Bielefeld
- Stadtkreis Herford (1911-1975; jetzt im Kreis Herford)
- Stadtkreis Minden (1816-1817; danach Kreis Minden)
Landkreise:
- Landkreis Bielefeld (bis 1975; Dann zu Stadt Bielefeld, und Kreis Gütersloh)
- Landkreis Büren (bis 1975; jetzt im Kreis Paderborn)
- Landkreis Halle in Westfalen (bis 1975; jetzt Kreis Gütersloh)
- Landkreis Herford
- Landkreis Höxter
- Landkreis Lübbecke (bis 1975; jetzt im Kreis Minden-Lübbecke)
- Landkreis Minden (bis 1975; jetzt im Kreis Minden-Lübbecke)
- Landkreis Paderborn
- Landkreis Warburg (bis 1975; jetzt im Kreis Höxter)
- Landkreis Wiedenbrück (bis 1975; jetzt im Kreis Gütersloh)
1975 wurden durch die Kommunalreform größere Landkreise gebildet:
(Heute noch existierende Kreise / Stadtkreise sind fett dargestellt)
Stadtkreise:
- Stadtkreis Bocholt (1923-1975; jetzt im Kreis Borken)
- Stadtkreis Bottrop (seit 1921)
- Stadtkreis Buer (1921-1928; jetzt Stadtteil von Gelsenkirchen)
- Stadtkreis Gelsenkirchen
- Stadtkreis Gladbeck (1921-1975; danach Stadtteil von Bottrop, ab 1976 wieder selbständige Stadt im Kreis Recklinghausen)
- Stadtkreis Münster
- Stadtkreis Recklinghausen (1901-1975; jetzt im Kreis Recklinghausen)
Landkreise:
- Landkreis Ahaus (bis 1975; jetzt im Kreis Borken)
- Landkreis Beckum (bis 1975; jetzt im Kreis Warendorf)
- Landkreis Borken
- Landkreis Coesfeld
- Landkreis Lüdinghausen (bis 1975; jetzt im Kreis Coesfeld)
- Landkreis Münster (bis 1975; Dann zu Stadt Münster, Kreis Steinfurt und Kreis Warendorf)
- Landkreis Recklinghausen
- Landkreis Steinfurt
- Landkreis Tecklenburg (bis 1975; jetzt im Kreis Steinfurt)
- Landkreis Warendorf
Verwaltungsgliederung des Landes Lippe
(Nach der Auflösung des Landes Lippe 1946 mit dem Regierungsbezirk Minden zum Regierungsbezirk Detmold vereinigt)
(Heute noch existierende Kreise / Stadtkreise sind fett dargestellt)
Stadtkreise:
- Stadtkreis Bad Salzuflen (bis 1934; danach Kreis Lemgo)
- Stadt Barntrup (bis 1932; danach Kreis Lemgo)
- Stadt Blomberg (bis 1932; danach Kreis Detmold)
- Stadtkreis Detmold (bis 1934; danach Kreis Detmold)
- Stadt Horn (bis 1932; danach Kreis Detmold)
- Stadtkreis Lemgo (bis 1934; danach Kreis Lemgo)
- Stadt Lage (bis 1932; danach Kreis Lemgo)
- Stadt Schötmar (bis 1932; danach Stadtteil von Bad Salzuflen, Kreis Lemgo)
- Stadt Schwalenberg (bis 1932; danach Kreis Detmold)
Landkreise: Diese vier Amtsbezirke wurden 1932 mit den kleineren Städten zu Landkreisen vereinigt.
- Amtsbezirk Blomberg (bis 1932)
- Amtsbezirk Brake (bis 1932)
- Amtsbezirk Detmold (bis 1932)
- Amtsbezirk Schötmar (bis 1932)
- Landkreis Lemgo (1932-1975; jetzt Kreis Lippe)
- Landkreis Detmold (1932-1975; jetzt Kreis Lippe und Kreis Paderborn)
1975 wurden durch die Kommunalreform alle ehemaligen Amtsbezirke und Städte des Landes Lippe im Kreis Lippe zusammengefasst.
Wissenswert
Eine Westfälische Symbolfigur ist der Kiepenkerl, ausgestattet mit weitem, blauem Hemd, rotem Halstuch, Holzschuhen und seiner Kiepe, einem Tragkorb. Mit ihrer Kiepe auf dem Rücken zogen früher Krämer über Land und boten auf den Höfen ihre Waren an. In Münster hat man dem Kiepenkerl ein Denkmal aufgestellt.
Ebenfalls symbolbeladen ist das Westfalenlied.
Weblinks
Siehe auch: Königreich Westfalen, Ostfalen, Femgericht, Nordwestdeutschland