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Wald ZH

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ZH ist das Kürzel für den Kanton Zürich in der Schweiz. Es wird verwendet, um Verwechslungen mit anderen Einträgen des Namens Waldf zu vermeiden.
Wald
Wappen von Wald
Staat: Schweiz Schweiz
Kanton: Kanton Zürich Zürich (ZH)
Bezirk: Hinwilw
BFS-Nr.: 0120i1f3f4
Postleitzahl: 8636
UN/LOCODE: CH WLD
Koordinaten: 711663 / 237123Koordinaten: 47° 16′ 32″ N, 8° 54′ 52″ O; CH1903: 711663 / 237123
Höhe: 619 m ü. M.
Höhenbereich: 558–1242 m ü. M.[1]
Fläche: 25,27 km²[2]
Einwohner: i10'562 (31. Dezember 2023)[3]
Einwohnerdichte: 418 Einw. pro km²
Ausländeranteil:
(Einwohner ohne
Schweizer Bürgerrecht)
27,4 %
(31. Dezember 2023)[4]
Website: www.wald-zh.ch
Blick von Vorderwald nach Osten in Richtung Ortskern (im Hintergrund der Zürichsee und der Albis)
Blick von Vorderwald nach Osten in Richtung Ortskern (im Hintergrund der Zürichsee und der Albis)
Lage der Gemeinde
Karte von WaldPfäffikerseeGreifenseeUfenauLützelauZürichseeKanton SchwyzKanton St. GallenKanton ThurgauBezirk HorgenBezirk MeilenBezirk PfäffikonBezirk UsterBezirk WinterthurBäretswilBubikonDürntenFischenthalGossau ZHGrüningen ZHHinwilRüti ZHSeegräbenWald ZHWetzikon
Karte von Wald
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Wald ist eine politische Gemeinde im Bezirk Hinwil des Schweizer Kantons Zürich.

Geographie

Wald (früher auch Wald an der Jona, Wald an der Jonen) liegt im Zürcher Oberland, im oberen Tal der Jona, dem Einschnitt zwischen Scheidegg, Batzberg und Bachtel. Nachbargemeinden von Wald sind Fischenthal im Norden, Hinwil, Dürnten und Rüti im Westen sowie Eschenbach (Kanton St. Gallen) im Osten und Süden.

Von der Gesamtfläche von 25.28 km2 sind 51.5% Landwirtschaftsfläche, 29.4% Wald, 13.3% Siedlungsfläche, 4.1% Verkehrsfläche und 1.1% Gewässerfläche.[5]

Topographie

Der höchste Punkt der Gemeinde befindet sich bei der Brandegg auf 1243 m ü. M., der tiefste beim Grundtal auf 565 m ü. M.[6] Die Wasserscheide zwischen Töss- und Jonatal einige Meter nördlich der Gemeindegrenze, in Gibswil (Fischenthal), auf 757 m ü. M.. Im Gemeindegebiet von Wald überwindet die Jona ein Gefälle von 180 m, bevor sie ab Tüfentobel die Gemeindegrenze zu Rüti ZH bildet. Ganz im Nordosten beinhaltet das Gemeindegebiet von Wald auch einen Teil des Oberlaufs der Töss (Vordertöss, bis Tössscheidi).

Anhöhen innerhalb des Gemeindegebiets sind: Brandegg (1243 m ü. M.) mit Dürrspitz (1202 m ü. M.), Oberegg (1107 m ü. M.) und Scheidegg (1196 m ü. M.); Josenberg (1085 m ü. M.); Bachtelhörnli (968 m ü. M.); Chrattenholz (934 m ü. M.) und Förbüül (857 m ü. M., mit vermuteter Burgstelle); Haltberg (807 m ü. M.). Auf der Gemeindegrenze liegen die Gipfel von Hüttchopf (1231 m ü. M.), Tössstock (1153 m ü. M.) und Auenberg (1050 m ü. M.). Die Gipfel des Bachtel (Hinwil) und Batzberg (Rüti) liegen knapp ausserhalb der Gemeindegrenzen.

Aussenwachten

Das Gemeindegebiet umfasst die Dörfer Wald und Laupen, sowie gegen 125 Weiler und Einzelhöfe. Der Begriff Aussenwacht (Ussenwacht) ist ein spezifisch im Zürcher Oberland gebräuchlicher Ausdruck für Weiler, die (im Gegensatz zu Zivilgemeinden) keine eigene Autonomie besitzen und administrativ einer Muttergemeinde zugeordnet sind.[7]

In der zweiten Hälfte des 19. Jh. war die politische Gemeinde in sechs Schulgemeinden eingeteilt, neben Wald und Laupen noch Güntisberg, Ried, Hübli und Hittenberg.[8]

Laupen gilt historisch nicht als Aussenwacht Walds sondern als eigenständiges Dorf, im 19. Jh. eine eigene Zivilgemeinde.

Ried, die nördlichste Wacht, liegt auf einer Endmoräne der letzten Vergletscherung, welche die Wasserscheide zwischen Töss und Jona bildet. Ried war schon früh dicht besiedelt, da der Pilgerweg nach Einsiedeln dort vorbeiführt.[9]

Hittenberg, eine Geländestrasse in rund 900 Metern Höhe, ist einwohnermässig die kleinste Walder Wacht. Hier befindet sich die Zürcher Höhenklinik (neu Zürcher RehaZentrum), das einstige Sanatorium für Lungenkranke.[9]

Güntisberg-Mettlen liegt auf dem Batzberg, der Wald nach Südwesten abgrenzt. Hier befinden sich viele stattliche Bauernbetriebe, welche die topographischen und klimatischen Verhältnisse nutzen.[9]

Hüebli thront über dem Sagenraintobel. Der Weiler umfasst viele Gehöfte, die zwischen Hischwil und Fälmis am steilen Abhang der Scheidegg angesiedelt sind.[9]

Blattenbach, das keine eigene Schule hat, ist historisch bedeutungsvoll mit dem Hof Rickenbach (erste Erwähnung um 820) und der Pilgerherberge zum roten Schwert (1530 erbaut).[9]

Die folgenden Liste der Aussenwachten, Höfe und Ortsteile Walds ist geordnet nach den sechs historischen Schulgemeinden:[8]

Wald: Bartstock, Blatten, Brüglen, Elba, Grütacker, Haltberg, Haselstaud, Hefern, Kühweid, Langboden, Lindenhof, Mettlen, Mählenrüti, Neuholz, Oberwies, Oberhaltberg, Riedtwies, Sagenrain, Spittel, Schlipf, Steig, Steigewid, Strickenberg, Stuck, Tobel, Tonacker, Unterbund, Borderwaid, Windegg, Blattenbach, Bachtel, Boden, Binzholz, Dieterswil, Dändler, Feld, Finsterbach, Ferracker, Grund, Haberrüti, Halden, Hinterdändler, Hirschlen, Oberfeld, Rickenbach, Scheuerli, Stockenmatt, Vorhalden, Weissgass.
Laupen: Altweid, Au, am Bach, Bär, Bebikon, Diezikon, Hinternord, Hubwies, Kefa, Morgen, Narren, Neuhaus, Oberdienberg, Oberlaupen, Töbeli, Windlen, Winkel.
Güntisberg: Batzenberg, Dachsegg, Gart, Hagenacher, Hiltisberg (Hilisberg), Mettlen, Schäbe (Schebi), Weyen (Grossweiher), Wiederriet (Widenriet).
Ried: Aatal, Amseln, Beizi, Breiten, Bühl, Ebnat, Grosswies, Hinterberg, Hubhausen, Kloster, Loch, Nasen, Oberbühl, Oberegg, Raad, Rüti, Scheuerli, Sennenberg, Tanneck, Überzütt, Vorderberg.
Hüebli: Aa, Boden, Fälmis (Felmis), Gheist, Haltbergholz, Hessen, Hintererli (Ehrlen), Hinterwald, Hirschacker, Hischwil, Hundsruggen (Hundrücken), Luget, Scheidegg, Steingass, Steinweid, Tiefe, Vordererli (Vorder-Ehrlen), Zelg.
Hittenberg: Krinnen, Niederholz.

Geschichte

Ehemalige Pilgerherberge Zum roten Schwert in Blattenbach (erbaut 1621, KGS-Nr.: 7724)
Wald (ZH), historisches Luftbild von 1919, aufgenommen aus 100 Metern Höhe von Walter Mittelholzer

Die alemannische Besiedlung des oberen Jonatals beginnt im 9. Jh., als Streusiedlung von Einzelhöfen. Die früheste Erwähnung finden die Höfe Rickenbach (Richinbach), westlich des Dorfkerns auf 710 m ü. M., um 819/820. Der Siedlungskern von Wald bildet sich um die Pfarrkirche, erstmals erwähnt 1208, zusammen mit dem Herkunftsnamen de Walde (Corrado decano de Walde, "Konrad, Diakon von Wald").[10] Um 1200 entstanden einige kleine Höhenburgen oder Wohntürme, darunter die Burg Baliken bei Blattenbach, an der damaligen Hauptstrasse (Schwabenweg). Ebenfalls aus dem 13. Jh. stammte die Burg Windegg bei der Pfarrkirche von Wald (um 1709 überbaut durch den Herrensitz Windegg[11]).

Die Johanniterkomturei Bubikon erwarb 1320 das Kirchenpatronat. Die Gerichtsbarkeit lag bei der Herrschaft Grüningen, und fiel mit dieser 1408 an die Stadt Zürich. Einzelhöfe des heutigen Gemeindegebiets unterstanden auch der Grundherrschaft des Kloster Schänis und des Kloster Rüti.

Im Jahr 1621 erhielt die Gemeinde das Marktrecht. In der Zeit der Industrialisierung war Wald ZH ein bedeutender Wirtschaftsstandort mit zahlreichen Spinnereien und Webereien. Die Tösstalstrasse wird 1836 gebaut, die Strasse nach Rüti folgt 1846. Der Anschluss an die Eisenbahn erfolgt 1876. Die Höhenklinik Faltigberg ("Sanatorium Wald") wird 1898 gegründet. Als erste Zürcher Landgemeinde führt Wald 1851 Waffenübungen für Sekundarschüler ein.[8] Im Brauchtum überlebt diese Tradition in der Form von "Knabenumzügen" (Umezug) mit Vorderlader-Schiessen zur Fasnachtszeit.[12]

Während der Jahrhundertwende des 19. und 20. Jahrhunderts befanden sich 16 Fabrikunternehmen, die alle ihr Geld mit Textilien verdient haben. Wald wurde in dieser Zeit auch als das «Manchester des Kanton Zürich» bezeichnet. Die Fabrikantenfamilie Oberholzer förderte in de 1860er Jahren die soziale Wohlfahrt durch die Begründung von Arbeiterwohnungen und Kinderhorten. Dieselbe Familie war auch unter den Gründern der Freikirche "Freie Gemeinschaft Wald", für die sie 1874 eine Kapelle bauten.[13]

Das Gemeindewappen ist redend (Blasonierung: In Silber auf grünem Boden drei grüne Tannen mit roten Stämmen); es findet seit 1814 als Gemeindewappen Verwendung, und hat Ähnlichkeiten mit einem Wappen, das im 14. Jh. von einem Geschlecht von Laupen bei Wald verwendet wurde. Als offizielles Gemeindewappen wurde es vom Gemeinderat am 29. Dezember 1926 eingeführt, allerdings mit "schwebendem Rasen"; die Änderung des offiziellen Wappens zur heute gültigen Form mit grünem Rasenboden datiert auf den 7. Oktober 1940.[14]

Das Heimatmuseum Wald wird 1944 eröffnet.

Bevölkerung

Auf Ende 2018 zählte Wald 9'926 Einwohner (Bevölkerungsdichte 393 Einw./km2) in insgesamt ca. 4'700 Haushalten. Der Ausländeranteil lag bei 26.4%.[15] Leichte Bevölkerungsabnahme war in den 1970er Jahren (Stand 1980: 7,540) und in den 1990er Jahren (Stand 1999: 8'263) zu verzeichnen. Seit den 2000er Jahren wuchs die Bevölkerung stetig (durchschnittliches Wachstum in der Periode 2000–2018 von jährlich 1.0%).[5]

Jahr 1800 1850 1900 1950 1970 1980 1990 2000 2010
Einwohner 3'083 3'808 6'677 7'163 8'185 7'540 8'251 8'421 8'961

30.6% der Bevölkerung gehören der evangelisch-reformierten Kirche und 29.8% der römisch-katholischen Kirche an (Stand 31. 12. 2018).[16] In Wald sind auch die evangelische Freikirche Chrischona[17] und die Evangelisch-methodistische Kirche[18] vertreten.

Der Durchschnitt des steuerbaren Einkommens natürlicher Personen lag 2015 bei CHF 50200 (Median: CHF 43000). Die Sozialhilfequote lag bei 2.1%, die Arbeitslosenquote bei 3.0%.[5]

Politik

In den Nationalratswahlen 2015 (Wahlbeteiligung 41.1%) erzielte die SVP 38.3% der Wählerstimmen (Durchschnitt Kanton Zürich: 30.7%), die SP 18.1% (ZH: 21.4%), die FDP 11.1% (ZH: 15.3%), die Grünen 8.9% (ZH: 6.9%), die GLP 6.3% (ZH: 8.2%), die CVP 4.5% (ZH: 4.2%), die BDP 3.6% (ZH: 3.6%), die EDU 3.2% (ZH: 2.1%), und die EVP 2.8% (ZH: 3.1%).[5] Gemeindepräsident ist seit 2014 Ernst Kocher von der SVP.

Mitglieder des Walder Gemeinderats (2018–2022)[19]
Name Amtsantritt Funktion Partei
Ernst Kocher 2002 / 2014 Gemeindepräsident SVP
Albert Hess-Wittwer 2006 Infrastruktur SVP
Rico Croci-Geiger 2006 Raumentwicklung und Bau Grüne
Rosaria Peter 2014 Sicherheit und Gesundheit FDP
Urs Cathrein 2014 Finanzen FDP
Andreas Odermatt 2015 Soziales SVP

Wirtschaft

Den topografischen Gegebenheiten verdankte die mechanisierte Industrie ursprünglich ihre Entwicklung in den Pionierzeiten. Auf dem Gemeindegebiet fliessen wasserreiche Bäche und Flüsse, deren Wasserkraft ab der Mitte des 19. Jahrhunderts genutzt wurde: Entlang Walds Gewässern siedelten sich zuerst mechanische Spinnereien an. Mit der Errichtung von Stauweihern konnte bald Elektrizität produziert und genutzt werden. In grosser Zahl entstanden Webereien und machten Wald zur Textilmetropole des Zürcher Oberlandes. Von der einstigen Vielzahl der Fabriken sind heute nur noch wenige mit der Textilverarbeitung beschäftigt. Der rasanten technologischen Entwicklung und dem weltweiten Konkurrenzdruck versuchen diese mit Kreativität, Qualitätsdenken, Innovation und Spezialisierung zu begegnen. Andere Fabrikanten haben auf die Produktion von Lebensmitteln umgestellt, Gebäulichkeiten veräussert oder vermieten als Immobilienfirmen ihre Räumlichkeiten. In den Gebäuden haben sich neue, zukunftsorientierte Firmen niedergelassen: Metall- und Kunststoffverarbeitungsbetriebe, Hersteller von Apparaten für die Nahrungsmittel- und Pharma-Industrie, Verkaufsgeschäfte und verschiedene kleinere Betriebe. Ebenso vermietet oder verkauft sind die markanten «Kosthäuser» (Mehrfamilienhäuser für seinerzeitige Fabrikarbeiter).[20] Aktuell sind etwa 480 Unternehmen in den verschiedensten Grössen in der Gemeinde Wald tätig, über Industrie, Gewerbe, Dienstleistungen bis zum Detailhandel.[21]

Bleiche

Panorama Bleiche
Baumwolle für Wald ZH: Wie der exotische Rohstoff aus Nordamerika zu den Webstühlen der Bleiche Wald kam. Gespräch mit Jakob Kunz, ehemaliger Webereileiter der Bleiche, Wald

Die Bleiche ist der Name für ein Quartier rund um die ehemalige Weberei Bleiche. Das Bleicheareal ist ein Ort, an dem in den letzten 200 Jahren Tücher gebleicht und gewoben, Fabriken gegründet und Streiks gebrochen wurden. Der Name «Bleiche» stammt aus der Zeit zu Beginn des 19. Jahrhunderts, als in der Nähe des heutigen Fabrikstandortes Baumwolltücher an der Sonne gebleicht wurden. Das Bleicheareal wurde zum grössten Textilareal von Wald, und zeitweise einem der grössten der Schweiz. Wald ist in vieler Hinsicht ein Musterbeispiel für die Geschichte der Industrialisierung in der Schweiz.

Das Dorf war schon lange ein Zentrum der Heimindustrie, als die Gebrüder Kaspar und Johannes Honegger Mitte des 19. Jahrhunderts ihre eigene Weberei gründeten. Nach einem Brand der Fabrik gingen die Brüder ab 1860 getrennte Wege, und so gilt dieses Datum als Beginn der Firma Otto & Johannes Honegger. 1873 baute Johannes Honegger die Fabrik «Bleiche», die lange Zeit grösste Weberei der Schweiz. Die vom «Gründervater» Johannes Honegger [22] auch errichteten Gebäude – die wuchtigen Fabriken, die behäbigen Fabrikantenvillen und die turmförmigen Kosthäuser für die Arbeiterfamilien – prägen bis heute das architektonische Bild und die räumliche Aufteilung des Bleicheareals. Das Bleicheareal und die umliegenden Gebäude sind teil der Otto & Joh. Honegger AG.[23]

Spezialisiert war diese auf die Produktion von Kunstseiden- und feinen Baumwollgeweben. In der Weberei Bleiche waren nicht nur diverse Websäle, sondern auch fast alle Vorwerke des gesamten Betriebes untergebracht, jene Abteilungen also, in welchen die Garne umgespult, auf die Zettel gebracht, geschlichtet und für die Webstühle vorbereitet wurden. Die Textilproduktion wurde 1988 eingestellt, daraufhin wurden die Fabrikgebäude zu Wohn- und Gewerberäumen umgenutzt.[24]

Weberei Hueb

Bei der Weberei Hueb handelt es sich vermutlich um das Gründerhaus der Industriellendynastie Honegger. Die Anlage ist in mehreren Etappen entstanden. 1813 befand sich an dieser Stelle eine Wassersäge – ein 13 Fuss hohes Wasserrad mit eisernem Kolben und einem Schwungrad aus Holz. 1853 richtete Caspar Honegger[25] hier eine Nagelschmitte ein. Vier Jahre später fügte er dem bestehenden Bau ein neues Webereigebäude an und nahm die Textilproduktion auf. Die kleine Fabrik gedieh, und als sie 1860 niederbrannte, baute der Industriepionier sie sogleich – grösser als zuvor – wieder auf. Dabei erhielt sie ihre heutige monolithische Form.

Gegen Mitte des 20. Jahrhunderts wurde die Hueb hangseits mit einem markanten Anbau unter einem Quergiebel vollendet. Während der Wirtschaftskrise von 1929 bis 1935 wurden in der honeggerschen Weberei Streikposten aufgezogen und die Fabrik drei Monate lang bestreikt. Im Jahr 1939, als die Gegend ein katastrophales Unwetter erlebte, schwoll der Huebbach zu einem Sturzbach an, riss Bäume und Felsbrocken mit, die sich an den Brücken bei der Fabrik derart stauten, dass der Bach durch die unteren Geschosse der Fabrik schoss und diese mannshoch mit Geröll und Geschiebe eindeckte. Weil zu dieser Zeit die wehrfähigen Männer mobilisiert wurden und an den Landesgrenzen standen, lag es an Frauen, die Schäden des Unwetters zu beheben und die Fabrik wieder in Gang zu bringen. Später verlegte man den Bach mit grossem Aufwand in ein gemauertes Bachbett, wo er auch bei Jahrhundertunwettern keinen Schaden mehr anrichten kann. Die Baumwollweberei, nun mit modernen mechanischen Webstühlen ausgerüstet, war bis zu ihrer Stilllegung im Jahr 1988 in Betrieb.[26]

2008 kaufte der Architekt Hannes Strebel die Weberei Hueb und baut sie zu einem Wohn- und Gewerbe-Ensemble aus. Der Landschaftsarchitekt Jürg Altherr gestaltet die Umgebung. Teil dieser Landschaftsgestaltung sollte ein 18 Meter hoher Turm werden, der eine kontroverse Diskussion auslöste.[27]

Verkehr

Wald liegt an der Hauptstrasse 15 RapperswilSchaffhausen (Rütistrasse; Tösstalstrasse) Die nächsten Autobahnanschlüsse sind in Rüti, Dürnten und Eschenbach (Oberlandautobahn A53).

Auf dem Schienennetz wird es von der S 26 WinterthurBaumaRüti ZH der S-Bahn Zürich bedient. Im Weiteren existieren folgende Buslinien, die durch die Verkehrsbetriebe Zürichsee und Oberland (VZO) bedient werden:

Sehenswürdigkeiten

  • reformierte Kirche (1686/87)
  • katholische Kirche St. Margarethen (1926/27)
  • ehemalige Pilgerherberge zum Roten Schwert (16. Jahrhundert)
  • Herrensitz Windegg (17. Jahrhundert)
  • mehrere Fabrikantenvillen (19. Jahrhundert)
  • mehrere ehemalige Fabrikgebäude (19./20. Jahrhundert)
  • Ruine Oberes Baliken

Persönlichkeiten

Bilder

Einzelnachweise

  1. Generalisierte Grenzen 2024. Bei späteren Gemeindefusionen Höhenbereich aufgrund Stand 1. Januar 2024 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024.
  2. Generalisierte Grenzen 2024. Bei späteren Gemeindefusionen Flächen aufgrund Stand 1. Januar 2024 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024.
  3. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2024 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024
  4. Ständige Wohnbevölkerung nach Staatsangehörigkeitskategorie, Geschlecht und Gemeinde, definitive Jahresergebnisse, 2023. Bei späteren Gemeindefusionen Einwohnerzahlen aufgrund Stand 2024 zusammengefasst. Abruf am 22. August 2024
  5. a b c d statistik.zh.ch (Gemeindeporträts)
  6. map.geo.admin.ch (abgerufen am 28. März 2016)
  7. Schweizerisches Idiotikon 15.382.
  8. a b c F. Schulthess, Memorabilia Tigurina; oder, Chronik der Denkwürdigkeiten des Kantons Zürich 1850 bis 1860 (1870), S. 684.
  9. a b c d e Vgl. Zingg, Urs-Peter: Wald im Zürcher Oberland 1994, S. 6
  10. Lexikon der schweizerischen Gemeindenamen. Hrsg. vom Centre de Dialectologie an der Universität Neuenburg unter der Leitung von Andres Kristol. Frauenfeld/Lausanne 2005, S. 949.
  11. "Der majestätische Riegelbau wure 1709 vom Gerber Hans Krauer und seiner Frau Maria Brändli erbaut. In seiner Stattlichkeit ist es einer der wenigen Zeugen eines gesteigerten Selbstbewusstseins des Landpatriziats im sonst eher bescheidenen Zürcher Oberland. Im Erdgeschoss befindet sich seit 1937 ein historisches Zimmer, das als Teil des Heimatmuseums unverändert zugänglich ist." wald360.ch (abgerufen 16. Februar 2019).
  12. wald-zh.ch (Brauchtum)
  13. Helmut Meyer, Bernhard Schneider, Mission und Diakonie: die Geschichte der Evangelischen Gesellschaft des Kantons Zürich, Chronos (2011), S. 85. Patrick Zehnder: Jakob Oberholzer. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 2011.
  14. Die Bereinigung der zürcher Gemeindewappen. In: Mitteilungen der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich 49 (1977), S. 103.
  15. https://www.wald-zh.ch/waldzhinzahlen (abgerufen am 16. Februar 2019)
  16. statistik.zh.ch (Konfession) (abgerufen am 16. Februar 2019).
  17. Historisch die "Freie Gemeinschaft Wald", die sich später dem Schweizer Chrischona-Verband anschloss. chrischona-wald.ch.
  18. emk-wald.ch "Unsere Gemeinde in Wald geht auf die frühen 1880er Jahre zurück und ist seit 1908 in der Kapelle an der Gartenstrasse 6 zu Hause."
  19. Erneuerungswahl des Gemeinderates Amtsdauer 2018-2022, Protokoll der Wahlergebnisse 22. April 2018
  20. Vgl. Urs-Peter Zingg: Wald im Zürcher Oberland. 1994, S. 11.
  21. http://www.wald.zh.ch/de/portrait/geschichte/welcome.php?action=showinfo&info_id=5817
  22. Martin Illi: Johannes Honegger. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 2006.
  23. Otto & Joh. Honegger AG
  24. http://www.bleiche.ch/location/history/geschichte.asp
  25. Caspar Honegger im HLS
  26. Hannes Strebel: Weberei Hueb - Wohnen in luftiger Höhe. 2009.
  27. Ein Turm geht auf Reisen. In: Tages-Anzeiger.

Literatur

  • Martin Illi: Wald (ZH). In: Historisches Lexikon der Schweiz. 2014.
  • Toby Matthiesen: Die Bleiche der Zeit : ein Zürcher Oberländer Textilareal im Wandel. Chronos, Zürich 2010, ISBN 978-3-0340-1035-1.
  • Hermann Fietz: Die Kunstdenkmäler des Kantons Zürich, Band II: Die Bezirke Bülach, Dielsdorf, Hinwil, Horgen und Meilen. (= Kunstdenkmäler der Schweiz. Band 15). Hrsg. von der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK. Bern 1943. DNB 365803049.
Commons: Wald ZH – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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